Hengst, Karlheinz geb. 2.3.1934 Marienberg Slawist

H. wurde als Sohn eines Angestellten geboren; er besuchte die Oberschule und legte das Abitur ab. 1950 wurde er Mitgl. der FDJ. 1952 bis 1956 studierte er an der KMU Leipzig mit dem Abschluß als Diplomslawist. 1956 trat er in den FDGB ein. 1956 bis 1959 unterrichtete er als Lehrer in Stollberg/Erzgebirge. 1959 wurde er Mitgl. der NDPD. 1959 bis 1963 wirkte H. als Lektor und Assistent am Pädagogischen Institut Karl-Marx-Stadt. 1963 promovierte er zum Dr. phil., wurde Wahrnehmungsdozent und 1968 Hochschuldozent. 1972 verteidigte er seine Promotion B zum Dr. sc. phil. 1973 wurde er zum außerord. Professor berufen. Ab 1963 leitete er die Abteilung Fremdsprachen der PH Zwickau. 1962 bis 1969 fungierte er als stellv. Direktor und 1969 bis 1973 als 1. Prorektor der HS. 1985 erfolgte die Berufung zum ord. Professor. Ab 1972 gehörte H. dem Wiss. Beirat für Fremdsprachen beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen an und war ab 1971 Vors. der Zentralen Fachkommission Fachsprachliche Ausbildung der Lehrerstudenten beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen und beim Ministerium für Volksbildung. 1964 wurde er Mitgl. des Kreisvorstandes Hohenstein-Ernstthal bzw. Zwickau der NDPD, 1974 Mitgl. des Friedensrates der DDR und 1976 Mitgl. des Präs. der Gesellschaft Neue Heimat der Liga für Völkerfreundschaft der DDR. 1971 bis März 1990 gehörte H. der Volkskammer an.

Ausz.: u.a. VVO in Bronze und Silber

Lit.: Volkskammer 6 (1972), 7 (1977), 8 (1982), 9 (1987); Buch 3 (1982), 4 (1987); Stroynowski (1989) [Biographisches Handbuch der SBZ/DDR: Hengst, Karlheinz, S. 2. Digitale Bibliothek Band 32: Enzyklopädie der DDR, S. 12590 (vgl. DDR-Biogr. HB, S. 300) (c) 1996 by K.G.Saur Verlag]

[Biographisches Handbuch der SBZ/DDR: Hengst, Karlheinz, S. 1. Digitale Bibliothek Band 32: Enzyklopädie der DDR, S. 12589 (vgl. DDR-Biogr. HB, S. 300) (c) 1996 by K.G.Saur Verlag]

Ein Wissenschaftler wie aus dem Bilderbuch

Prof. Dr. Karlheinz HengstKarlheinz Hengst ist ein Wissenschaftler wie aus dem Bilderbuch. Freundlich, aber trotzdem bestimmt und klar formuliert er seine Sätze. Ganz besonders dann, wenn es um sein ebenso außergewöhnliches wie interessantes Forschungsgebiet geht – die Onomastik. Nie gehört - werden sich die meisten sagen. Obwohl doch dieser Wissenschaftszweig mit etwas typisch menschlichem zu tun hat – den Namen. Der Begriff Onomastik ist vom griechischen "Onoma" - "Name" - abgeleitet.


Bodenständig und grenzüberschreitend Die Namenkunde ist als Teildiziplin der Sprachwissenschaft grenzüberschreitend und gleichzeitig bodenständig – genau so wie der 1934 in Marienberg im Erzgebirge geborene Karlheinz Hengst. In seinem wissenschaftlichen Schaffen blieb er dieser Landschaft immer eng verbunden. Schon während des Studiums von Slawistik, Lituanistik, Pädagogik und Psychologie an der Universität Leipzig Anfang der 50er Jahre begann Karlheinz Hengst, sich in der "namenkundlichen Arbeitsgruppe" zu engagieren. Die Faszination dieses Forschungsgebiets ließ ihn auch nach dem Abschluss des Studiums 1956 als Diplomslavist und Pädagoge nicht mehr los.

Parallel zur Arbeit als Gymnasiallehrer, Fremdsprachenlektor und wissenschaftlicher Assistent promovierte er 1963 an der Universität Leipzig mit einer Doktorarbeit zu den Ortsnamen der Kreise Glauchau, Hohenstein-Ernstthal und Stollberg. 1972 folgte, ebenfalls in Leipzig, die Habilitation mit einer Arbeit zur deutsch – slawischen Sprachkontaktlinguistik. Von 1963 bis 1993 war Karlheinz Hengst in leitenden Funktionen sowie in Lehre und Forschung am Bereich Fremdsprachen (später Institut für Fremdsprachen) an der Pädagogischen Hochschule Zwickau tätig. 1973 wurde der engagierte Wissenschaftler dort zum außerordentlichen und 1985 zum ordentlichen Professor für angewandte Sprachwissenschaft berufen.

Als Gutachter und "Doktorvater" betreute er über 40 Promotionen und Habilitationen. Im von ihm 1984 aufgebauten und geleiteten "Zentrum für fachsprachliche Lehre und Forschung in der Lehrerbildung" prägte er Generationen von Pädagogikstudenten. Bei seinen fremd- und fachsprachlichen Forschungen kam es ihm immer auf die großen Zusammenhänge an - ohne Rücksicht auf die dicht geschlossenen Grenzen eines engstirnigen Staates, dem die Linguistik lange Zeit als "bürgerlicher Objektivismus" galt.

Dabei geriet dem wissenschaftlichen Grenzgänger die historische Wort- und Sprachkontaktforschung niemals aus dem Blickfeld. So wurde er 1984 zum Mitglied des renommierten "International Comitee of Onomastic Sciences" berufen.


Hochschulpolitische Karriere gipfelt in der Professur für Onomastik in Leipzig Anfang der 90er Jahre bekleidete Karlheinz Hengst als Senatsmitglied der Pädagogischen Hochschule Zwickau über drei Jahre das Amt des Dekans der Philosophischen Fakultät. In dieser Zeit des Neubeginns gestaltete er hochschulpolitisch den Neuaufbau der philologischen Fakultäten und die Zusammenführung der PH Zwickau mit der TU Chemnitz aktiv mit.

1993 wurde Karlheinz Hengst zum Professor für Onomastik an der Universität Leipzig berufen. Damit kehrte er an den Ort zurück, an dem seine wissenschaftliche Laufbahn begann. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1999 nutzte er all seine wissenschaftlichen und pädagogischen Erfahrungen, um Studenten verschiedenster Fächer für die Sprachwissenschaft zu begeistern und die Leipziger Namenforschung deutschlandweit und international zu profilieren. Stellvertretend dafür seien der Aufbau des deutschlandweit ersten Magisterstudienganges für Onomastik und die enge Wissenschaftskooperation mit vielen osteuropäischen Ländern genannt.


Im "Unruhestand" Doch auch im "Unruhestand" ist sein Terminkalender voll. Dafür sorgen seine zahlreichen Mitgliedschaften in nationalen und internationalen Fachverbänden. Auch in zahlreichen Fachzeitschriften ist der Vollblut–Wissenschaftler als Redaktionsmitglied bzw. Mitherausgeber aktiv. Und auch in einer neuen MDR–Sendereihe tut Karlheinz Hengst das, was er einfach nicht lassen kann - den "Namen auf der Spur" zu sein.