Wolfgang Steinke (*6. November 1927 in Potsdam; † 31. Januar 1998) war in den Anfangsjahren der Freien Deutschen Jugend in der DDR einer ihrer führenden Funktionäre. Von 1950 bis 1963 war er zudem Kandidat des ZK der SED.
Leben
BearbeitenSteinke wurde 1927 in Potsdam als Sohn eines Malergehilfen geboren und besuchte zunächst die Mittelschule. 1944 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet dabei zum Kriegsende hin in Kriegsgefangenschaft. Aus dieser wurde er bereits nach kurzer Zeit entlassen, so dass er sich noch 1945 aktiv als Mitglied des Antifa-Jugendausschusses von Groß-Berlin betätigen konnte. Zudem trat er noch im gleichen Jahr in die KPD ein und wurde 1946 dementsprechend Mitglied der SED. Nach Bildung der SED-Kreisleitung Berlin-Prenzlauer Berg war Steinke bis 1947 deren hauptamtlicher Jugendsekretär. Noch im gleichen Jahr wurde der erst 20jährige für ein Lehrgangsjahr an die noch junge FDJ-Hochschule am Bogensee als Lehrer geschickt. Anschließend übernahm er bis 1950 eine hauptamtliche Tätigkeit als Abteilungsleiter im Zentralrat der FDJ und befand sich damit im Umfeld des damaligen FDJ-Vorsitzenden Erich Honecker. Auf dem III. Parlament der FDJ im Juni 1949 in Leipzig wurde Steinke auch als Mitglied in den Zentralrat der FDJ gewählt, in dem er bis 1962 verblieb. 1950 wählte die SED auf ihrem III. Parteitag neben den FDJ-Funktionären Erich Honecker und Heinz Keßler als ZK-Mitglieder auch die FDJ-Funktionäre Helmuth Hartwig, Gerhard Heidenreich, Gerhard Neukranz, die wenig ältere Margot Feist und den damals erst 22jährigen Wolfgang Steinke zu Kandidaten des ZK der SED. In der Folge wurde er innerhalb der FDJ 1951 in das Büro und Sekretariat des Zentralrates zunächst kooptiert, 1952 auf dem IV. Parlament der FDJ per Akklamation in diesen Funktionen auch bestätigt, in denen er bis 1960 tätig war. Innerhalb dieser Tätigkeitsphase im Zentralrat absolvierte Steinke auch ein Studium an der Komsomolhochschule in Moskau. Sein bis dahin sehr steiler Karriereaufstieg wurde allerdings 1955 jäh gebremst. Vor dem V. Parlament der FDJ im Mai 1955 in Erfurt hatte die ZK-Abteilung Leitende Organe der Partei und der Massenorganisationen in ihrem Kadervorschlag Steinke als neuen 1. Sekretär des FDJ-Zentralrates in der Nachfolge des scheidenden Erich Honecker vorgeschlagen. Als Steinke am 24. Mai 1955 diese Nachricht unmittelbar aus der noch laufenden Politbürositzung erfuhr, offenbarte er sich einen Tag vor Beginn des FDJ-Parlaments der SED-Führung und gestand, einen früheren SED-kaderfragebogen gefälscht zu haben. Steinke hatte verschwiegen, 1944 aus der Hitlerjugend in die NSDAP als Anwärter aufgenommen worden zu sein. Nunmehr war Steinke für den Posten des FDJ-Chefs untragbar, er wurde aber erneut als Sekretär des Zentralrates gewählt, wohl auch, um unnötige Aufregung zu vermeiden. Dadurch kam der bis dahin weitgehend unbekannte Rostocker Bezirksfunktionär Karl Namokel eher überraschend zum Posten des 1. Sekretärs des FDJ-Zentralrats. Steinke erhielt im Nachgang eine strenge Rüge durch die Zentrale Parteikontrollkommission der SED. Er blieb allerdings weiterhin innerhalb des Zentralrates ein kritischer Geist, zumal die FDJ unter Namokel und Karl Schirdewan, dem zuständigen Politbüromitglied für die FDJ, eine schwere Krise durchlitt. Steinke gehörte daher auch von Seiten der Jugendorganisation im Rahmen der Entmachtung Schirdewans im Februar 1958 zu den größten Kritikern, wenngleich seine Kritik mit dem Politbüro der SED abgestimmt war. Zur Ironie der Geschichte gehört allerdings auch, das Steinke am Vorabend des V. Parteitages der SED auf der 37. Tagung des ZK der SED am 8. Juli 1958 erneut eine Parteistrafe erhielt. Dennoch wurde der 30-jährige auf dem Parteitag wiederum als Kandidat des ZK der SED bestätigt. Auf dem VI. FDJ-Parlament in Rostock im Mai 1959 wurde Steinke erneut ins Sekretariat des FDJ-Zentralrats gewählt und war dort für Landwirtschaftsfragen zuständig. So koordinierte er unter anderem die FDJ-Initiative Jugend aufs Land. Darüber hinaus gehörte er ab 1960 als Vertreter der FDJ-Zentralvorstand der GST an. 1962 endete Steinkes FDJ-Karriere und wohl auch durch seine entstandenen Kontakte im GST-Zentralvorstand wechselte er als Offizier zur NVA. Dort war 1962 mit der Einführung der Wehrpflicht und der Unterstellung der Deutschen Grenzpolizei unter die NVA ein erheblicher Offiziersbedarf entstanden. Steinke war in der 1. Grenzbrigade mit ihrem Stab in Berlin-Treptow der Berliner Stadtkommandantur unterstellt und brachte es dort bis zum Oberstleutnant. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär war Steinke zunächst als Mitarbeiter an der Deutschen Akademie der Wissenschaften tätig. Im Anschluß daran wirkte er einige Zeit als stellvertretender Abteilungsleiter im ZK der SED. Danach war er las Abteilungsleiter beim NAtionalrat der Nationalen Front tätig, bis er schließlich bis zu politischen Wende ind er DDR die Bildungsstätte der Akademie der Wissenschaften der DDR leitete.
Ausz.: u.a. Verdienstmedaille der DDR (1959); VVO in Bronze (1970)
Literatur
Bearbeiten- Dieter Hebig, Gabriele Baumgartner (Hrsg.) Biographisches Handbuch der SBZ/DDR, Band 2, Saur Verlag, München 1997, ISBN 3-598-11177-0