Hahlen (niederdeutsch: Haohlen, Haohl’n) ist ein westlich des Stadtzentrums gelegener Stadtteil von Minden im Kreis Minden-Lübbecke. Ende 2008 hatte der Stadtteil ca. 3.800 Einwohner.
Hahlen hat einen dörflichen Ursprung mit auch heute noch zahlreichen landwirtschaftlichen Anwesen. Die Siedlungsform kann als Reihendorf bezeichnet werden, die Bauernhäuser entlang der Hahler Dorfstraße sind teilweise typische Fachhallenhäuser in Fachwerkbauweise wie sie im ganzen norddeutschen Raum und in Westfalen üblich sind. Dies nimmt den westlichen Teil des Stadtteils ein. Im östlichen Teil entstanden seit den 1950er Jahren zahlreiche Neubauten in Siedlungsform.
Heute herrscht weitgehend Wohnbebauung vor, die Einwohner pendeln oft zu ihren Arbeitsorten. Bekannt ist Hahlen auch für das jährlich im Juli stattfindende Kranzreiten.
Der Stadtteil wird im Süden durch den Verlauf des Mittellandkanals geprägt. Im nördlichen Teil des Stadtteils verläuft eine Eisenbahnstrecke der Mindener Kreisbahnen GmbH (MKB).
Territoriale Zugehörigkeit von Hahlen (D. = Departement der Weser K. = Kaiserreich Frankreich)
Formel nach Reilly zur Umsatzpotentialverteilung
BearbeitenChristian Frederking (* 5. April 1860 in Hahlen; † 20. Juli 1945 in Halle (Westf.)) war Rektor der Höheren Privatschule in Halle/Westfalen und Autor.
Oskar Heinrich Christian Waltke (* 9. November 1910 in Hahlen; † unbekannt) war ein SS-Hauptscharführer.
Waltke war der Sohn eines Zimmermeisters, besuchte acht Jahre lang die Volksschule in Hahlen und erlernte anschließend drei Jahre lang den Kaufmannsberuf in Minden. Nach seinem Ausbildungsende ging er nach Hannover und war dort als kaufmännischer Angestellter bei verschiedenen Firmen tätig.
Am 1. September 1930 trat Waltke in die NSDAP und gleichzeitig in die SA ein. Nachdem er kurzzeitig auch in der Wehrmacht gedient hatte, wurde er aufgrund seiner Bewerbung am 1. März 1937 bei der Geheimen Staatspolizei in Hannover als Kriminalangestellter eingestellt. Gleichzeitig trat er zur SS über.
Nach dem Beginn des 2. Weltkrieges kam er zur Dienststelle des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (KdS) nach Kattowitz und später nach Krakau. Im April 1942 wurde er zur Dienststelle des KdS in Lemberg versetzt und gehörte dieser bis zum Juli 1944 an. Er war hier im Judenreferat in der Abteilung IV (Gestapo) des KdS tätig, das von Erich Engels geleitet wurde. Anschließend war er noch einige Zeit bei den KdS Dienststellen in Krakau und Kopenhagen eingesetzt, bevor er nach Hannover zurückkehrte.
Nachdem er seit 1945 einige Jahre „stark im Hintergrund“ gelebt und als Vertreter für Möbel gearbeitet hatte, gründete er 1953 ein eigenes Möbelgeschäft in Hannover. Er geriet immer wieder in Konflikt mit der Polizei und wurde wegen verschiedener Vergehen insgesamt zehn Mal bestraft. Am 7. Oktober 1960 wurde er Festgenommen und kam in Untersuchungshaft.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenBedingt durch die geographischen Gegebenheiten verlaufen die Hauptverkehrswege in Ost-West-Richtung. Die Königstraße (L 766), die Verbindung zwischen Minden und Hille, hat als nördliche Umgehungsstraße dazu beigetragen dass der Hahler Dorfkern weitgehend in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben ist. Als wichtiger Verkehrsweg und Bundeswasserstraße durchquert der bis 1915 gebaute Mittellandkanal den Stadtteil südlich des Dorfkerns. Hier befindet sich seit 1996 der Yachthafen Hahlen. 1903 wurde die über Hahlen führende Strecke Minden – Eickhorst der Mindener Kreisbahn in Betrieb genommen. Ursprünglich wurde die Strecke auch für Personenverkehr genutzt, heute verkehren aber nur noch Güterzüge und die Mindener Museums-Eisenbahn auf der bis zum Hiller Hafen verkürzten Strecke.
Landwirtschaft
BearbeitenVon Beginn an war Ackerbau und Viehzucht, später auch der Torfstich die Haupterwerbsquelle und Lebensgrundlage der Einwohner von Hahlen. Auf den fruchtbaren Böden nördlich des Dorfes wurden hauptsächlich Roggen, Hafer und Flachs angebaut.[1] Zur Düngung wurde oft Plaggenerde eingesetzt, woran noch heute der Straßenname „Hahler Plaggenweg“ erinnert. Bis 18?? Gab es in Hahlen, eine Windmühle, wie sie in vielen anderen Dörfern des Kreises noch erhalten ist. Korn sowie auch aus dem Flachs hergestelltes Garn wurden meist in Minden verkauft. Durch den im Moor, südlich des Dorfes, gestochenen Torf wurde die Stadt Minden mit Brennmaterial versorgt.
Heute wird überwiegend Gerste, Weizen, Triticale, Raps und Mais angebaut. Heute gibt es in Hahlen nur noch wenige Vollerwerbsbetriebe, aber noch einige Bauern die ihren Hof als Nebenerwerb betreiben. Entlang der Hahler Dorfstraße gab es früher viele Milchviehbetriebe, heute gibt es in Hahlen auch zwei Schweinemastbetriebe. Einige Milchviehbetriebe gab es früher entlang des Verlaufes der Hahler Dorfstraße.
Industrie und Gewerbe
BearbeitenSeit dem 17. Jahrhundert haben sich die Bewohner von Hahlen, neben der Landwirtschaft, mit Fuhren für Mindener Kaufleute nach Osnabrück, in die Grafschaft Ravensberg und ins Hannöversche noch etwas verdient. Bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts verdiente ein großer Teil der Bevölkerung durch den Verkauf von Leinen, das in Heimarbeit auf Webstühlen hergestellt wurde. Anfang der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts begann die Zigarrenindustrie im Minden-Ravensberger Raum Fuß zu fassen. Der Übergang von der proto-industriellen Handleinenweberei zur Zigarrenindustrie brauchte jedoch einige Zeit. In dem im Jahr 1852 in Hahlen gegründeten Zweigbetrieb der Mindener Firma v. d. Heyde waren zu Anfang 56, später bis zu 200 Arbeiter beschäftigt.[2] Der Betrieb wurde um 1920 geschlossen, noch bis in die 1960er Jahre wurden aber Zigarren in Heimarbeit produziert.
Größter Industriebetrieb ist heute der Produktionsstandort der Berentzen-Gruppe AG mit 100 Mitarbeitern.[3] Weitere Produktionsstandorte sind UWA (Abwasser- und Umwelttechnik) und a.p. microelectronic GmbH (Elektronische Baugruppen). Mit der Droste GmbH hat sich ein auf (Brand-) Schadenbeseitigung spezialisiertes Unternehmen angesiedelt. Ansonsten gibt es in Hahlen noch mehrere kleine Geschäfte, Verbrauchermärkte und alteingesessene Handwerksbetriebe, zum Beispiel Dachdeckereien und Zimmereien. Die meisten Hahler pendeln heute jedoch zu ihren Arbeitsorten in andere Stadtteile von Minden oder in andere Orte.
Öffentliche Einrichtungen
BearbeitenSchulen
BearbeitenDas älteste erhaltene Schulgebäude steht im Dorfkern neben der Marienkapelle und stammt aus dem Jahr 1821. Der zweigeschossige Ziegelbau an der heutigen Königstraße gegenüber dem Friedhof konnte 1886 nach zweijähriger Bauzeit bezogen werden und wurde neben der alten Schule im Dorfkern benutzt. Da die Schülerzahl weiter wuchs – bis auf 425 im Jahr 1918 – wurde ein weiterer Neubau geplant, der an der Einmündung des Kampweges (Vorm Kamp) in die Königstraße entstehen sollte. Im November 1927 wurde der Neubau eingeweiht, dafür wurde die alte Schule an der Marienkapelle aufgegeben. Es sollte noch bis zum Jahr 1962 dauern, bis die bis dahin auf mehrere Gebäude zersplitterte Volksschule endlich unter einem Dach vereinigt werden konnte. In diesem Jahr wurde an dem Schulbau von 1927 ein Klassentrakt mit sechs weiteren Unterrichtsräumen in Betrieb genommen. Im Jahr 2005 wurde eine komplett neu gebaute Schule an der Königstraße gegenüber der bisherigen Grundschule gegründet, die den Namen Michael-Ende-Schule erhielt. Mit der Gründung dieser dreizügigen offenen Ganztagsgrundschule wurden die ehemaligen Grundschulen Hahlen und Rodenbeck zusammengeführt. Die Freiherr-von-Vincke Realschule der Stadt Minden im „Hahler Feld“ liegt seit 1991 am Rande des Stadtteils.
Kindergarten
BearbeitenDen ersten Kindergarten in Hahlen, der natürlich unter dem Einfluss der Ideologie stand, gab es während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Jahr 1971 wurde der evangelische Kindergarten Hahlen gegründet, dazu wurde ein Neubau mit Platz für 120 Kinder errichtet. Die Trägerschaft übernahm die Kirchengemeinde. 2003 wurde ein moderner Neubau anstelle des Gebäudes von 1971 fertig gestellt, die Trägerschaft übernahm ab 2006 die Stadt Minden, jetzt unter dem Namen Kindertagesstätte Hahlen.[4]
Feuerwehr
BearbeitenAm 26. März 1913 wurde die Freiwillige Feuerwehr Hahlen gegründet, 20 Personen erklärten sich zum Eintritt bereit. 1928 wird das neu errichtete Gerätehaus eingeweiht. Seit der Eingemeindung 1973 gehört die Löschgruppe Hahlen zur Freiwilligen Feuerwehr Minden. Die Löschgruppe ist heute mit einem LF 8, einem TSF und zwei MTWs ausgerüstet.
Kultur
BearbeitenHausinschriften
BearbeitenIn Hahlen sind, besonders entlang der Dorfstraße, noch viele alte Bauernhäuser erhalten von denen auch einige in die Liste der Baudenkmäler in Minden eingetragen sind. Gebaut wurden sie überwiegend als typische Fachhallenhäuser in Fachwerkbauweise wie sie im ganzen norddeutschen Raum und in Westfalen üblich sind. An einigen der alten Bauernhäuser kann man auf den Balken über dem Eingangstor Hausinschriften sehen, auf denen oft Sprüche und Angaben zum Baujahr und den Bauherren zu lesen sind.
Bilder
Bearbeiten-
altes Bauernhaus an der Hahler Dorfstraße
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altes Backhaus auf dem Drögen
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am Kapellenweg
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Mindener Museumseisenbahn in Hahlen
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1296 oder vorher | 1648 | Vogtei auf der Börde | Amt Petershagen | Hochstift Minden | Westfälischer Reichskreis des HRR | |
1648 | 1701 | Vogtei auf der Börde | Amt Petershagen | Fürstentum Minden | Kurfürstentum Brandenburg | |
1701 | 1807 | Vogtei auf der Börde | Amt Petershagen | Fürstentum Minden | Königreich Preußen | |
1807 | 1815 | Distrikt Minden | Departement der Weser | Königreich Westfalen | ||
1815 | Kirchspiel Hartum | Kreis Minden | Regierungsbezirk Minden | Provinz Westfalen | Königreich Preußen | |
1945 | Amt Hartum | Kreis Minden | Regierungsbezirk Minden | Provinz Westfalen | Königreich Preußen / Deutsches Reich | |
1949 | 1973 | Amt Hartum | Kreis Minden | Regierungsbezirk Detmold | Land Nordrhein-Westfalen | Bundesrepublik Deutschland |
1973 | heute | Stadt Minden | Kreis Minden-Lübbecke | Regierungsbezirk Detmold | Land Nordrhein-Westfalen | Bundesrepublik Deutschland |
- ↑ P. F. Weddigen: Neues westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik Dritter Band Heft 9 – 12, Lemgo u. a., 1792, S. 128 abgerufen September 2010 (Digitalsat)
- ↑ Rolf Momburg: Die Zigarrenmacher, Verlag Kurt Meyer, Hüllhorst 1996, S. 30
- ↑ Artikel im Mindener Tageblatt vom 14.08.2010 abgerufen September 2010
- ↑ http://www.minden.de/internet/page.php?site=17&id=7000188