Siegfried R. H. Hartmeyer
Nach meiner beruflichen Laufbahn als Cheflaborant und Leiter analytischer Laborgruppen bei einem großen Chemiekonzern in der Schweiz bin ich inzwischen Rentner. Im Rahmen unseres gemeinsamen Hobbys, der Kultur und dem Studium karnivorer Pflanzen, besuchten meine Frau Irmgard und ich seit 1990 zahlreiche Naturstandorte in Asien, Australien, den USA und Europa mit dem Ziel, das Wissen über Karnivoren auf unterhaltsame und informative Weise durch private Filmdokumentationen zu mehren. Zudem veröffentlichten wir in verschiedenen internationalen Fachzeitschriften zahlreiche Artikel über unsere privaten oder in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten durchgeführten Projekte. Das Hauptinteresse lag dabei auf der funktionellen Morphologie schnellbeweglicher Tentakel. Während dieser Forschungen beschrieben wir 2012 in Zusammenarbeit mit der Plant Biomechanics Group der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bei PLOS ONE (Poppinga et al, 2012) einen neuartigen zweistufigen Fallentyp: die Katapult-Leimfalle (D. glanduligera). Vor zwei Jahren konnten meine Frau und ich mit der Publikation unserer privaten Untersuchungen an Zwergdrosea (Sektion Bryastrum) in Carnivorous Plant Newsletter (CPN) weitere Katapult-Leimfallen, D. microscapa, D. occidentalis und D. pygmaea nachweisen (S.R.H. Hartmeyer & I. Hartmeyer, 2015).
Außerdem führten wir, teilweise in Zusammenarbeit mit Prof. Stephen Williams am Lebanon Valley Collage (Pennsylvania, USA), Untersuchungen über die Struktur, Verteilung und Relevanz von speziellen Emergenzen in der Droserasektion Arachnopus und deren Systematik durch (I. Hartmeyer & S.R.H. Hartmeyer, CPN 2010/4). Letzteren gilt unser Interesse, seit Irmgard und ich 1995 auf einer Tour im tropischen Australien eine Pflanze mit zuvor nie erwähnten gelben lichtreflektierenden Emergenzen entdeckten, die wir als artspezifisch einschätzten. Als die Pflanze auch in Kultur erhältlich war, informierten wir den international anerkannten Experten für Systematik, Dr. Jan Schlauer, der diese Art aufgrund ihrer einzigartigen Emergenzen von D. indica abtrennte und im CPN als Drosera hartmeyerorum Schlauer beschrieb (J. Schlauer, 2001).
Hier nur ein paar Beispiele, warum ich von den Fleischfressenden Pflanzen, deren deutschen Eigennamen - analog zu "Lebenden Steinen" oder "Fliegenden Fischen" - ich hier verwende und daher groß schreibe, seit ziemlich genau 40 Jahren unvermindert fasziniert bin und ihnen meine Freizeit widme. Auf unserem YouTube-Kanal finden sich inzwischen 111 Filme, fast ausschließlich über pflanzliche Karnivoren und es würde mich freuen, auch auf Wikipedia zur Förderung des Wissens über dieses spannende Thema beitragen zu können.