Richard Réti, geb. in Pezinok nahe Pressburg, gest. in Prag, war ein berühmter deutschsprachiger österreichisch-ungarischer Schachmeister, nach dem Zerfall der Donaumonarchie tschechoslowakischer Schachgrossmeister; Rétis Vater Dr. Samuel Réti (1853-1904) war ein jüdischer Arzt, der sich auf die Behandlung von Geschlechtskrankheiten spezialisiert hatte; 1890 kam die Familie von Pezinok nach Wien, wo Réti nach seinem Abschluss am Gymnasium ein Mathematikstudium begann; bald widmete er jedoch dem Schachspiel mehr Zeit als dem Studium; als er im Wiener Café Central seine Seminararbeit vergass und nicht mehr wiederfand, gab er die Mathematik endgültig auf und wurde professioneller Schachspieler; Tartakower sagte über diese Zeit: Réti studiert Mathematik ohne trockener Mathematiker zu sein, vertritt Wien ohne Wiener zu sein, ist gebürtiger Alt-Ungar ohne Ungarisch zu können, redet ungemein rasch, um desto bedächtiger zu handeln und wird noch der beste Schachspieler, ohne Weltmeister zu sein. Er ist eben ein forschender Künstler, der sich mehr mit dem "Warum" der Dinge als mit deren Wesen beschäftigt... Im Gegensatz zu anderen Schachmeistern war Réti trotz unbestrittenen Talents kein "Wunderkind", sondern musste für seine späteren Ergebnisse sehr viel arbeiten; durch Selbststudium und Praxis steigerte er seine Spielstärke von 1908 bis 1912 beträchtlich; in seinem ersten internationalen Turnier (Wien 1908) erreichte er lediglich 3 Remis aus 19 Partien, im zweiten waren es 5,5 Punkte von 10; in den folgenden Jahren schloss er eine enge Freundschaft mit dem sehr begabten Gyula Breyer, einem der späteren "Mitstreiter" der Hypermodernen Schachschule; während des Ersten Weltkrieges stand das internationale Schachleben still, Réti war nur bei lokalen Turnieren aktiv. Ende des Krieges zog er nach Prag und wurde 1920 in Göteborg 1. Preisträger. Réti kritisierte ähnlich wie sein Zeitgenosse Aaron Nimzowitsch die dogmatische Spielweise der älteren Meister; dabei ging Réti allerdings nicht so aggressiv vor wie Nimzowitsch, der sich publizistische Fehden mit Siegbert Tarrasch, dem Verfechter des alten, dogmatischen Stils, lieferte; Rétis Sieg gegen Weltmeister Capablanca in New York 1924 - er spielte die heute nach ihm benannte Eröffnung (1. Sg1-f3 d7-d5 2.c2-c4) - war ein wichtiger Schritt in der Propagierung der Hypermodernen Ideen im Schach; die Réti-Eröffnung ist seitdem viel gespielt worden, und die ihr zugrunde liegenden Ideen der indirekten Kontrolle des Zentrums gehören heute zum Wissen jedes guten Schachspielers; im Jahr 1925 stellte Réti einen Weltrekord im Blindsimultan an 29 Brettern auf; er gewann 21 Partien, hielt 6 Remis und verlor nur 2. Réti leistete beachtliche Beiträge zur Schachtheorie und war Autor von mehreren Schachbüchern: Die neuen Ideen im Schachspiel (1922) und Die Meister des Schachspiels (1930) sind Klassiker. Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2710. Diese erreichte er im Dezember 1920. Im Alter von nur 40 Jahren starb Réti in Prag an Scharlach. |
Richard Réti (* 28. Mai 1889 in Pezinok nahe Pressburg; † 6. Juni 1929 in Prag) war ein berühmter deutschsprachiger österreichisch-ungarischer Schachmeister, nach dem Zerfall der Donaumonarchie tschechoslowakischer Schachgroßmeister. Sein älterer Bruder war der Pianist und Komponist Rudolph Reti (* 1885; † 1957). Rétis Vater Dr. Samuel Réti (1853-1904) war ein jüdischer Arzt, der sich auf die Behandlung von Geschlechtskrankheiten spezialisierte. 1890 kam die Familie von Pezinok nach Wien, wo Réti nach seinem Abschluss am Gymnasium ein Mathematikstudium begann. Bald widmete er jedoch dem Schachspiel mehr Zeit als dem Studium. Als er im Wiener Café Central seine Seminararbeit vergaß und nicht mehr wiederfand, gab er die Mathematik endgültig auf und wurde professioneller Schachspieler. Savielly Tartakower sagte über diese Zeit: Réti studiert Mathematik, ohne trockener Mathematiker zu sein, vertritt Wien ohne Wiener zu sein, ist gebürtiger Alt-Ungar ohne Ungarisch zu können, redet ungemein rasch, um desto bedächtiger zu handeln, und wird noch der beste Schachspieler, ohne Weltmeister zu sein. Er ist eben ein forschender Künstler, der sich mehr mit dem „Warum“ der Dinge als mit deren Wesen beschäftigt... Im Gegensatz zu anderen Schachmeistern war Réti trotz unbestrittenen Talents kein „Wunderkind“, sondern musste für seine späteren Ergebnisse sehr viel arbeiten. Durch Selbststudium und Praxis steigerte er seine Spielstärke von 1908 bis 1912 beträchtlich. In seinem ersten internationalen Turnier (Wien 1908) erreichte er lediglich 3 Remis aus 19 Partien, im zweiten waren es 5,5 Punkte von 10. In den folgenden Jahren schloss er eine enge Freundschaft mit dem sehr begabten Gyula Breyer, einem der späteren „Mitstreiter“ der Hypermodernen Schachschule. Während des Ersten Weltkrieges stand das internationale Schachleben still, Réti war nur bei lokalen Turnieren aktiv. Ende des Krieges zog er nach Prag. Réti kritisierte ähnlich wie sein Zeitgenosse Aaron Nimzowitsch die dogmatische Spielweise der älteren Meister. Dabei ging Réti allerdings nicht so aggressiv vor wie Nimzowitsch, der sich publizistische Fehden mit Siegbert Tarrasch, dem Verfechter des alten, dogmatischen Stils lieferte. Rétis Sieg gegen Weltmeister José Raúl Capablanca in New York 1924 war ein wichtiger Schritt in der Propagierung der Hypermodernen Ideen im Schach. Die Réti-Eröffnung - (1.Sg1-f3 d7-d5 2.c2-c4) - ist viel gespielt worden, und die ihr zugrunde liegenden Ideen der indirekten Kontrolle des Zentrums gehören heute zum Wissen jedes guten Schachspielers. Selbige Partie beendete gleichzeitig Capablancas seit 1916 bestehende Serie der Ungeschlagenheit. Im Jahr 1925 stellte Réti einen Weltrekord im Blindsimultan an 29 Brettern auf. Er gewann 21 Partien, hielt 6 remis und verlor nur 2. Réti leistete beachtliche Beiträge zur Schachtheorie und war Autor von mehreren Schachbüchern: Die neuen Ideen im Schachspiel (1922) und Die Meister des Schachbretts (1930) sind Klassiker. Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2710. Diese erreichte er im Dezember 1920. Im Alter von nur 40 Jahren starb Réti in Prag an Scharlach. Begraben ist er auf dem Wiener Zentralfriedhof.
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