Retrokausalität beschreibt ein hypothetisches Phänomen, welches die Kausalität umkehrt und somit das Geschehen eines Ereignisses vor seiner Ursache ermöglicht.

Retrokausalität ist primär ein Gedankenexperiment der Philosophie basierend auf Elementen der Physik, bei dem der Frage nachgegangen wird, ob die Zukunft die Gegenwart, oder die Gegenwart die Vergangenheit beeinflussen kann[1]. Philosophische Überlegungen zur Zeitreise befassen sich zwar oft mit denselben oder ähnlichen Fragen wie die Retrokausalität, allerdings können die Begriffe nicht als Synonym gesehen werden.

Philosophie

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Philosophische Versuche die Kausalität zu verstehen reichen zurück bis zu den vier Ursachen von Aristoteles. Lange Zeit wurde angenommen, dass ein Ereignis, welches vor seiner Ursache stattfindet ein natürlicher Widerspruch ist, denn wenn zwei sich ähnelnde Ereignisse untersucht werden ist die Ursache per Definition vor dem Ereignis.

In den 1950er Jahren schrieb Michael Dummett, dass es keinen philosophischen Einwand gegen Ereignisse welche vor ihrer Ursache stattfinden gibt. Dieses Argument wurde von Antony Flew und später von Max Black widerlegt. Black erklärte die Retrokausalität für unmöglich, da der Beobachter eines Ereignisses gegen die zukünftige Ursache agieren könnte, so dass das Ereignis nicht stattfinden kann.

Eine komplexere Diskussion darüber, wie der freie Wille mit den Problemen welche Black aufzeigte zusammenhängt, wird in Newcombs Problem beschrieben.

Die Möglichkeit die Vergangenheit zu beeinflussen kann suggerieren, dass Ursachen von ihren Ereignissen verhindert werden können, wodurch ein Paradoxon wie das Großvaterparadoxon entstehen kann. Dieser Widerspruch ist allerdings nicht zwingend der Retrokausalität oder Zeitreise zuzuschreiben; durch Beschränken der Bedingungen der Zeitreise können solche und andere Paradoxa verhindert werden.

Aspekte der modernen Physik, wie das hypothetische Tachyon und bestimmte Zeit-unabhängige Bereiche der Quantenmechanik, können es Teilchen oder Information ermöglichen in der Zeit zurückzureisen. Jan Faye von der Universität Kopenhagen erklärte, dass logische Einwände gegen diese makroskopische Zeitreise nicht zwingend die Retrokausalität in anderen Maßstäben verhindert. Selbst wenn diese Effekte möglich sind wären sie nicht dazu in der Lage andere Ereignisse zu erzeugen als die der normalen Kausalität.

Moderne Teilchenphysik

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Die Zeit verläuft von links nach rechts in diesem Feynman-Diagramm der Elektron-Positron Annihilation. Wenn es mit der Retrokausalität interpretiert wird, wird das Elektron (e-) nicht zerstört, sondern wird zum Positron (e+) und bewegt sich rückwärts in der Zeit.

Als sich das moderne Verständnis der Teilchenphysik entwickelte, wurde die Retrokausalität als Werkzeug zur Darstellung damals unbekannter oder ungewöhnlicher Zustände, wie Elektromagnetismus und Antimaterie, genutzt.

Einzelnachweise

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  1. What’s done is done… or is it? In: New Scientist. (newscientist.com [abgerufen am 7. Oktober 2017]).