Ergänzung zu Zond
BearbeitenNominierungen
BearbeitenIm April 1967 einigten sich Kamanin und Mishin nach heftigen Debatten und unter dem Einfluß des zuständigen Ministers für Verteidigungsindustrie Iwan Serbin und des Sekretärs des ZK der KPdSU Dmitri Ustinow auf die Nominierung von vorerst 12 Kosmonauten, welche für die bemannten Vorbeiflüge am Mond im Rahmen des seit Ende 1965 von OKB-1 und OKB-52 forciert betriebenen Crashprogramms UR-500K/Block-D/7K-L1 eingesetzt werden sollten, um der NASA zumindest mit diesem erhofften Teilerfolg, wenn nicht auf dem so doch um den Mond zuvor zu kommen. In den ursprünglich gebildeten Mannschaften
- Alexei Leonow – Oleg Makarov
- Waleri Bykowski – Nikolai Rukawischnikow
- Pawel Popowitsch – Witali Sewastjanow
- Andrijan Nikolajew – Georgi Gretschko
- Pjotr Klimuk – Anatoli Woronow
- Waleri Woloschin – Juri Artjuchin
befanden sich neben Leonow mit Bykowski, Popowitsch und Nikolajew insgesamt vier Kosmonauten mit Raumflugerfahrung. Leonow wurde der Kommandeur der gesamten Gruppe und galt als aussichtreichster Anwärter für den ersten bemannten Flug um den Mond. Nach dem Tod Wladimir Komarows beim Absturz von Sojus 1 wurden Gagarin alle weiteren Raumflüge untersagt. German Titow hatte für Kamanin überraschend alle Angebote zur Teilnahme an den Mondprojekten abgelehnt. Als Kandidaten für die Bordingenieure wurden überwiegend Ingenieure des ZKBEM nominiert. Nur die beiden Luftwaffenpiloten Woronow und Artjuchin erhielten Nominierungen als Bordingenieur. Diese Gruppe war häufigen Veränderungen unterworfen. Zeitweilig gehörten ihr auch Georgi Dobrowolski, Walentin Jerschow und Anatoli Kuklin an. Am 28. September 1968 legten Kamanin und Mishin gemeinsam die endgültigen Zuweisungen fest, wobei die Gruppe auf nur noch drei Mannschaften geschrumpft war
- Leonow – Makarow (Ersatz: Kuklin)
- Bykowski – Rukawischnikow (Klimuk)
- Popowitsch – Sewastjanow (Woloschin)
Leonow verschuldete drei Tage später zum wiederholten Male einen Verkehrsunfall. Kamanin verwarnte ihn und ließ die endgültige Entscheidung zwischen den Crews von Leonow und Bykowski wieder offen. Daneben wurde zeitweilig auch erwogen, an Leonows Stelle Kuklin in die Prime-Crew aufrücken zu lassen.[1]
Schwanengesang: Späte Einsatzreife und Programmabbruch
BearbeitenTatsächlich fand kein bemannter circumlunarer Flug seitens der Sowjetunion statt. Die mit hohem Propagandewert motivierten Missionen wurden als überaus riskant eingeschätzt, da sie im Gegensatz zu dem noch komplexeren Mondlandungsprogramm N1-L3 praktisch kaum Redundanzen bei sicherheitsrelevanten Ausstattungen aufwiesen. So entfiel durch den Zwang zur Masseersparnis neben dem Orbitalteil des ursprünglichen Entwurfes von Sojus-A z.B. der Reservefallschirm der Kommando– und Rückkehrkapsel. Auch Raumanzüge fielen den Restriktionen zum Opfer. Dies blieb nicht ohne heftige Gegenwehr Kamanins, der die Sicherheit der ihm unterstellten Kosmonauten gefährdet sah. Letztlich musste er sich dem vom ZKBEM und der Akadamie der Wissenschaften über das ZK der KPdSU und den zuständigen Ministerialbeamten ausgeübten Druck beugen. Die politische Führung der Sowjetunion sah allerdings nach den erfolgreichen Apollo-Missionen am und auf dem Mond den ursprünglichen propagandistischen Erfolg nicht mehr als erfüllbar an und verweigerte nach den beiden erfolgreich verlaufenden Flügen von Zond-7 und Zond-8 und trotz des energischen Engagements durch Mischin, Kamanin und die vorgesehenen Besatzungen ihre Zustimmung zu bemannten Flügen.
Erst 1970 erreichte das von vielen Pannen und Unfällen geplagte Programm mit den zwar nicht perfekt, aber dennoch sicher und für die Öffentlichkeit beeindruckend ablaufenden Missionen Zond-7 und Zond-8 seine Einsatzreife. Trotz der noch vorhandenen zwei Exemplare des nun flugqualifizierten Systems UR-500K/Block-D/7K-L1 trat nie ein sowjetischer Kosmonaut einen Flug um den Mond an. Auf Grund der begrenzten Nutzlast der Trägerrakete sind die beiden erfolgreichen Missionen entgegen der üblicherweise verbreiteten negativen Einschätzungen des Programms als beachtenswerte technologische und organisatorische Leistungen einzuschätzen, die eine effiziente Nutzung der auf nur etwa 10 bis 12 t begrenzten lunaren Trägerkapazität der Proton darstellte. Insbesondere das kooperative Zusammenwirken der eigentlich konkurierenden OKBs ZKBEM und ZKBM machte diesen Erfolg möglich. Später erfolgte dann auch in den Programmen Saljut/Almas eine enge Kooperation beider Unternehmen.
Weblinks
Bearbeiten- russianspaceweb.com: 7K-L1: Soyuz for circumlunar mission (von Anatoli Zak; engl.)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Harro Zimmer: Der Rote Orbit, Franckh-Kosmos Stuttgart 1996, S. ??. ISBN: 978-3440072264