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Wilhelm Werle (* 10. Mai 1907; † 1966[1]) war Mitglied der SS und letzter Kommandant des KZ Klooga.seit 1927 NSDAP-Gauleiter in Thüringen und von 1942 bis 1945 Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz, d. h. für die Zwangsarbeit, unter Adolf Hitler.
Die Ermittlungen gegen Werle wurden von der Staatsanwaltschaft eingestellt, er verstarb in den 1960er Jahren.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Glossar zum Roman Als die Tauben verschwanden, abgerufen am 31. Juli 2018 (PDF)
Kategorie:NSDAP-Mitglied
Kategorie:SS-Obergruppenführer
Kategorie:Gauleiter (NSDAP)
Kategorie:Landtagsabgeordneter (Land Thüringen)
Kategorie:Ministerpräsident (Thüringen)
Kategorie:Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich, 1933–1945)
Kategorie:Mitglied im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund
Kategorie:NS-Zwangsarbeit
Kategorie:Hingerichtete Person (Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess)
Kategorie:Verurteilte Person (NS-Kriegsverbrechen)
Kategorie:Täter des Holocaust
---Quellen--- 10. mai 1907 Camp leader (Kiviõli) http://www.mnemosyne.ee/hc.ee/pdf/tables/722.pdf
SS-Nummer 110,648 Wilhelm WERLE SS-Sturmmann ausgeschlossen von SS - vorübergehend oder dauerhaft im Jahr der Veröffentlichung des Dokuments
SS Befehlsblatt August 1940. www.dws-xip.pl/reich/biografie/numery/numer110.html
---Steinburch---
Sauckel gehörte zu den 24 angeklagten Personen im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof und wurde am 1. Oktober 1946 in zwei von vier Anklagepunkten schuldig gesprochen, zum Tod durch den Strang verurteilt und hingerichtet.
Leben
BearbeitenSauckel kam 1894 in Haßfurt am Main als einziger Sohn eines Postbeamten und einer Näherin zur Welt. Mit 15 Jahren verließ er das Gymnasium ohne Abschluss und fuhr zur See bei der norwegischen, schwedischen und deutschen Handelsmarine. Beim Beginn des Ersten Weltkriegs befand er sich auf einem deutschen Schiff auf dem Weg nach Australien, wurde gefangengenommen und war bis 1919 in einem französischen Internierungslager zusammen mit Offizieren der kaiserlichen Kriegsmarine. Dort begann er, sich politisch und insbesondere antisemitisch zu orientieren. Nach dem Krieg lebte Sauckel zunächst sehr ärmlich als Hilfsarbeiter. Er übernahm die NS-Ideologie, wonach die Juden an seiner Lage schuld seien, und glaubte an die Notwendigkeit der Bekämpfung des „Weltjudentums“. In den frühen 1920er Jahren war Sauckel Kreisleiter von Unterfranken im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund.[1] 1923 wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, wenig später wurde er zum Ortsgruppenleiter in Ilmenau sowie zum Bezirksleiter der Partei in Thüringen gewählt. Nach dem gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 versuchte er die Parteigefolgschaft in Thüringen zusammenzuhalten. 1924 gründete er die völkische Kampfzeitung Der Deutsche Aar, 1925 wurde er Geschäftsführer im Landesverband Thüringen der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.395) und 1927, nach dem von ihm organisierten Sturz des bisherigen Amtsinhabers Artur Dinter, Gauleiter des NSDAP-Gaues Thüringen.[2] Der Gau entwickelte sich in dieser Zeit zum sogenannten „Trutzgau“ des Reiches.
Mit den Wahlerfolgen der NSDAP 1929 zog Sauckel in den Thüringer Landtag ein und wurde Fraktionsvorsitzender unter der Baum-Frick-Regierung, in der die NSDAP zum ersten Mal an einer deutschen Landesregierung beteiligt war, aus der sie am 1. April 1931 jedoch durch ein Misstrauensvotum ausgeschlossen wurde. Nach dem Wahlsieg im Juli 1932 stellte die NSDAP mit 42,5 % der Stimmen zusammen mit dem Thüringer Landbund die Regierung, und der VI. Thüringer Landtag wählte Sauckel am 26. August 1932 zum Staatsminister des Inneren. Er übernahm auch den Vorsitz der Landesregierung. Nach der Reichstagswahl März 1933 wurde er am 5. Mai Reichsstatthalter in Thüringen; am 8. Mai folgte ihm der unter seiner Abhängigkeit stehende Willy Marschler als Ministerpräsident von Thüringen. Am 12. November 1933 wurde Sauckel Mitglied des Reichstages und 1934 zum SS-Gruppenführer (SS-Nr. 254.890)[3] ehrenhalber und 1942 zum SS-Obergruppenführer ernannt.
Verheiratet war er seit 1924 mit seiner Jugendliebe Elisabeth Wetzel, mit der er zehn Kinder hatte. In Weimar bewohnte er die Villa Sauckel.
Am 27. Mai 1936 gründete er die Wilhelm-Gustloff-Stiftung in Weimar und wurde durch Adolf Hitler zum Stiftungsführer dieses Rüstungskonzerns ernannt. Am 1. September 1939 wurde er Reichsverteidigungskommissar für den Wehrkreis IX in Kassel.
Am 21. März 1942 wurde Sauckel Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (GBA). Als solcher war er für die Deportation und Organisation etwa 7,5 Millionen ausländischer Arbeitskräfte nach Deutschland verantwortlich, die für die deutsche Industrie und Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten mussten. Die große Masse dieser Menschen stammte aus Polen und der Sowjetunion, die gewaltsam in das Reich verbracht wurden.
In Belgien waren bis 1942 über 300.000 Arbeitskräfte für den Einsatz im Reich auf freiwilliger Basis angeworben worden; Sauckel setzte gegen den Widerstand von General Alexander von Falkenhausen (Militärbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich) durch, dass sie ab dann zwangsrekrutiert wurden. Falkenhausen lehnte Anfang 1944 den von Sauckel verlangten geschlossenen Einsatz des Jahrganges 1925 entschieden ab; Sauckel erklärte Falkenhausen zu seinem persönlichen Feind und bewirkte, dass er vier Tage später seiner Stellung enthoben wurde.[4]
Sauckel und der Nürnberger Prozess
BearbeitenIm Nürnberger Kriegsverbrecherprozess fiel Sauckel durch seinen starken fränkischen Akzent auf,[5] so dass er oft sowohl von den Dolmetschern als auch von den Richtern aufgefordert wurde, verständlicher zu sprechen. Sauckels Verteidiger Robert Servatius versuchte nachzuweisen, dass die Verschleppung von mehr als fünf Millionen Fremdarbeitern in das Reich unter häufig entsetzlichen Bedingungen weder illegal noch unmenschlich gewesen sei. Es wurde behauptet, Sauckel habe keine absolute Vollmacht bei der Abwicklung dieses Programms gehabt, er sei von Natur aus keineswegs grausam und habe „nur seine Pflicht getan“.
In der Vorberatung plädierten die Vertreter der Sowjetunion auf schuldig in allen vier Anklagepunkten. Bei zwei Gegenstimmen wurde Sauckel für schuldlos nach Punkt I und II (Gemeinsamer Plan oder Verschwörung und Verbrechen gegen den Frieden) befunden, einstimmig hingegen für schuldig nach III und IV (Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit wegen der Verschleppung von Millionen Menschen) und deshalb zum Tode durch den Strang verurteilt. Sauckel hatte ein Todesurteil nicht erwartet, brach in Tränen aus und hielt Übersetzungsfehler seiner Aussagen für ursächlich. Er selbst sei nie ein grausamer Mensch gewesen. Ein völliges Unverständnis gegenüber dem Todesurteil zeigt auch sein letztes Schriftzeugnis, betitelt „Mein Vermächtnis für das deutsche Volk“.[6]
Sauckel konnte nicht fassen, dass der mitangeklagte Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion Albert Speer, auf dessen Anforderung Sauckel immer neue Schübe von Zwangsarbeitern geliefert hatte, lediglich mit einer Gefängnisstrafe davonkam. Von Sauckel sind aus der Haftzeit zwei längere biografische Rechtfertigungsschreiben erhalten. In einem davon bestreitet Sauckel eine antisemitische Gesinnung, obwohl „zahlreiche Einsprengsel in seinen Ausführungen dies ad absurdum führen“.[7] In seiner Selbstdarstellung zeichnet er von sich ein Bild als nationaler Sozialist und vaterlandsliebender Idealist; die gute Idee sei von wenigen Fehlgeleiteten schlecht ausgeführt worden. Sein Glaube an seinen „Führer“ war ungebrochen: Ohne Goebbels, Himmler und Bormann wäre Hitler die „lichtvollste Gestalt der deutschen Geschichte“ geworden.[8]
Sauckel wurde am 16. Oktober 1946 in Nürnberg hingerichtet, der Leichnam einen Tag später im Krematorium des Münchener Ostfriedhofs eingeäschert und die Asche in einen Seitenarm der Isar gestreut.[9][10]
- ↑ Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus. Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919–1923. Leibniz-Verlag, Hamburg 1970, S. 311, ISBN 3-87473-000-X.
- ↑ Frank Boblenz: Zur Gaueinteilung Thüringens in der NS-Zeit. In: Frank Boblenz, Bernhard Post: Die Machtübernahme in Thüringen 1932/32. In: Thüringen gestern & heute. 37, Landeszentrale für politische Bildung Thüringens, Erfurt 2013, S. 55–109, ISBN 978-3-943588-19-4.
- ↑ SS-Personalamt: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, Stand vom 1. Dezember 1937, lfd. Nr. 36
- ↑ Alexander von Falkenhausen: Was ich dachte und was ich tat. In: Die Zeit. 4. Mai 1950 (letzter Absatz).
- ↑ Vgl. Adam Tooze Wages of Destruction: The Making and Breaking of the Nazi Economy. Penguin, London/New York 2006, S. 515. Deutsch: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Siedler Verlag, München 2007, 927 S., ISBN 978-3-88680-857-1.
- ↑ Stephan und Kurt Lehnstaedt: Fritz Sauckels Nürnberger Aufzeichnungen – Dokumente. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 57 (2009), S. 128.
- ↑ Stephan und Kurt Lehnstaedt: Fritz Sauckels Nürnberger Aufzeichnungen – Dokumente. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 57 (2009), S. 123; siehe auch Steffen Raßloff: Fritz Sauckel. Hitlers „Muster-Gauleiter“ und „Sklavenhalter“. 3. Auflage, Erfurt 2008. S. 119–133. Online siehe Literatur.
- ↑ Stephan und Kurt Lehnstaedt: Fritz Sauckels Nürnberger Aufzeichnungen. Dokumente. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 57 (2009), S. 126.
- ↑ Thomas Darnstädt: Ein Glücksfall der Geschichte. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2005, S. 128 (online).
- ↑ Steffen Raßloff: Fritz Sauckel. Hitlers „Muster-Gauleiter“ und „Sklavenhalter“. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2008, S. 117. Online siehe Literatur.