Sollte ich in die Jury des Schreibwettbewerbs gewählt werden, bewerte ich Wettbewerbsartikel nach folgenden Kriterien:
- Grundvoraussetzungen: Die Kenntnis von WP:REF, WP:QUELLEN, WP:NPOV, WP:WSIGA, WP:WWNI, etc. setze ich als bekannt voraus. Diese Kriterien gelten für jeden, in die Wikipedia neu eingestellten Artikel Sollte ein Artikel nicht belegt, nicht neutral geschrieben oder essayistisch sein, dann hat er keine Chance auf eine gute Platzierung.
- Neutralität: Für mich besonders wichtig, und deshalb auch als eigener Punkt aufgelistet, ist die Neutralität der Artikel. Vor allem von Artikeln, die politische/religiöse Themen oder Politiker/umstrittene Persönlichkeiten behandeln, erwarte ich mir eine neutrale Darstellung. Dabei sollten auch die Quellen politisch ausgewogen gewählt werden!
- Informationsdichte: Positiv bewerte ich eine detailreiche und gut ausschöpfende Beschreibung des Themas. Wichtig ist mir, dass das Thema alle Perspektiven berücksichtigt und somit das jeweilige Interesse der unterschiedlichen Rezipienten bedient. Wichtig ist deshalb eine ausgewogene Berücksichtigung aller möglichen Aspekte. Es soll nicht ein Teilaspekt ganz genau und ein weiterer ganz oberflächlich behandelt werden oder sogar ganz ausgelassen werden.
- Visualisierung: Ebenfalls positiv bewerte ich eine gute Visualisierung. Beispielsweise eine Bebilderung, die abstrakte Dinge durch gut ausgewählte Beispiele konkretisiert. Der Text und die Bilder sollen miteinander „funktionieren“. Also keine Bilder die ein wenig den Text schmücken, sondern den beschriebenen Inhalt gleichzeitig visualisieren können. (Bsp. positiv ist eine Übersichtskarte, oder ein Bild des Kunstwerk, das gerade besprochen wird. Negativ ist beispielsweise ein Bild einer Statue eines griechischen Gottes, nur weil der Gott kurz mal im Text erwähnt wird.) Die Bilder sollen also als eine echte Hilfestellung und/oder Ergänzung des Inhalts dienen. Dabei muss aber auf ein ausgewogenes Text-Bild-Verhältnis Rücksicht genommen werden. Die Artikel sollen weder Bilderbücher noch Textwüsten werden. Da es sich beim Schreibwettbewerb jedoch mehr um Artikelarbeit, als um das fotografische Können dreht, verlange ich keine großartigen Bilder - Bilder werden bei mir nicht so stark gewertet.
- Sprache: Die Sprache soll dem Thema gerecht werden. Es darf aber keine Sprache sein, die dem Sprachniveau eines Fachjournals entspricht. Der Text soll an einen Leser bzw. eine Leserin gerichtet werden, der/die sich zwar interessehalber mit dem Fach auseinandergesetzt hat, aber dennoch Laie geblieben ist. Je allgemeiner das Thema wird, desto eher müssen Fachbegriffe direkt erklärt werden. Bei einem spezifischen Lemma dürfen dagegen einige Kenntnisse von Fachbegriffen vorausgesetzt werden. Die Sprache soll nüchtern gehalten werden, eine farbige und blumige Sprache ist fehl am Platz. Die Korrektheit des Inhalts und die Informationsvermittlung stehen im Vordergrund und nicht die Unterhaltung des/der sonst möglicherweise gelangweilten Lesers/Leserin. Auch das übermäßige Verwenden von Füllwörtern sollte vermieden werden.
- Gliederung: Umfangreiche Artikel sollen so gegliedert sein, dass ein Leser/eine Leserin sich schnell zurecht findet und so auch problemlos ein Teilkapitel lesen kann, um sein spezifisches Interesse zu befriedigen. Ein Artikel, der nur funktioniert, wenn er als ganzes gelesen werden muss, gibt eher Abzüge. Die Artikel sollen klar als Informationsvermittlung dienen, um die verschiedenen Fragestellungen der Leser/innen zum nachgeschlagenen Lemma gezielt beantworten zu können.
- Rechtschreibung: Der Wettbewerbsartikel sollte keine Tipp- und Flüchtigkeitsfehler enthalten. Wichtig ist auch die Orientierung an den Regeln der aktuellen Rechtschreibung!
- Quellen: Der Artikel sollte, wenn möglich, aus mehr als einer Quelle zitiert werden. Literatur hat bei mir Vorzug vor Weblinks.
Last but not least, ein paar generelle Bemerkungen: Natürlich beachte ich auch den Schwierigkeitgrad des Themas. Ein gut gelöstes schwieriges Thema stufe ich höher ein, als ein gut gelöstes relativ einfaches Thema. Die Länge des Artikels spielt für mich dagegen keine Rolle - wenn ein Artikel anwächst, braucht er nicht am Ende künstlich gekürzt zu werden. Der Artikel soll aufgrund der Bedürfnisse der interessierten Leser/innen geschrieben werden und nicht aufgrund der Bedürfnisse der SW-Jury. Umgekehrt soll ein Artikel auch nicht künstlich aufgebläht werden, wenn seine Würze eigentlich in der Kürze liegt. Bei sämtlichen Kriterien berücksichtige ich natürlich das Thema. Es lassen sich nicht alle Kriterien gleich gut auf alle Artikel anwenden. Sie dienen für mich als Leitfaden und nicht als harter Bewertungskatalog.
Für offene Fragen stehe ich auf meiner Diskussionsseite gerne zur Verfügung!
CC-Hinweis: mit freundlicher Genehmigung von Austriantraveler.