1930 - 2019

Der Zahnarzt und SPD - Bezirksabgeordnete war neben seiner Arbeit als Zahnmediziner ein kreativer Freigeist. Neben seinem politischen Engagement im Kulturausschuss der Bezirksversammlung Hamburg Mitte widmete er sich dem Go-Spiel und der Literatur. Daneben gründete er 3 Lokalitäten, die in den 60-er Jahren zu legendären Kommunikationszentren wurden. In dieser Zeit war er ein bedeutender Kulturimpuls in Hamburg.

1965 eröffnete Lehwald im Hamburger Uni-Viertel das "Cosinus", dass sich schnell zu einem Studenten- und Künstlertreffpunkt entwickelte. In der politischen und kulturellen Aufbruchstimmung der "68er" wurde das "Cosinus" ein Hotspot der unterschiedlichsten Gruppierungen wie SDS,Cruizin 4, CO-OP Künstlercooperative Hamburg, Film-Coop usw. Bekannte Zeitgenossen wie Stefan Aust, Ernst Klee, Helmut Costard, Nathias Neutert, Werner Nöfer, Uwe Wandrey, Kief Stingel, Holger Meins u.a. gehörten zu den Stammgästen. Im "Cosinus" fand 1967 die "Erste Weltmeisterschaft im Dauermalen", eine Performance der Künstlergruppe Cruizin 4 unter medizinischer sowie speziell auch psychiatrischer Beträuung von Ärzten des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf statt. Das "Cosinus" existierte bis in die 80er Jahre.

1968 übernahm Lehwald mit seinem Freund und Partner Dervis Börü ein ehemaliges Kino an der Große Freiheit 58 in St. Pauli, einen "heruntergekommenen Schuppen" und machte daraus das "Grünspan" (heute Gruenspan geschrieben), den international bekannten Musikclub. Zum raschen Bekanntwerden und zur späteren Weltberühmtheit dieses Musikclubs trug nicht zuletzt die großformatige Wandmalerei an der 70 Meter langen Seitenfront und dem Eingangsbereich des Gebäudes bei. Karl Lehwald kannte die beiden Künstler Werner Nöfer und Dieter Glasmacher als befreundete Stammgäste aus dem "Cosinus". Da er auch ihre bilnerischen Arbeiten sammelte, gab er Ihnen den Auftrag für das damals erste und mit ca. 800 qm größten Wallpainting in Europa. 1969 war es fertig gestellt und wurde zum Vorbild der ab 2000 beginnenden internationalen "Streetart" - Bewegung. Karl Lehwald bekam den "Bauherren-Preis" der Stadt Hamburg.

1968 eröffnete Lehwald das "Oblomov", ein uriges Kellerlokal schräg gegenüber des Hamburger Hauptbahnhofs mit ähnlicher Klientel wie dem "Cosinus".

Nach einem Schlaganfall lebte er in einem Pflegeheim. Der Wegbegleiter und Fotograf Günter Zint erinnert: "Ich habe ihm im Pflegeheim von den Feiern zu 50-jährigen Betehen des "Gruenspan" erzählt ... da hat er nochmal die Faust geballt, er konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei sein. Er wollte 1968 neben Live-Musik auch Dichterlesungen veranstalten". Der benachbarte Star-Club schloss 1969. das nebenan sich befindende "Indra" (Erstauftritt der Beatles) und das "Gruenspan" gibt`s noch immer.


Literatur (u.a)

  • "Malen, malen, malen - Weltrekord hinter der Staffelei - Geschlafen wird nicht" Horst Kalbus, DIE ZEIT 18.11.1967
  • "Wehe einer schläft" Jörn Voss in Abendecho Hamburg 9.11.1967
  • Malschlacht um Weltrekord unter ärztlicher Aufsicht" Wolfgang Feucht, Bremer Nachrichten 10.11.1967
  • Jörgen Bracker "Die Veränderung der Republik oder eine Theorie der Baukunst" Monografie über Werner Nöfer, Hrsg.: Museum füt Hamburgische Geschichte 1998 S. 27-28 ISBN 3-00-002497-2
  • Lukas M. Heger "Zahnarzt und Clubvisionär - Gruenspangründer Karl Lehwald gestorben" Morgenpost 25.1.2019
  • Pop-Art-Wandgemälde "Eine solche Vintage-Version grenzt an Realsatire" Welt am Sonntag 27.7.2020
  • Wandbild an der Großen Freiheit bröckelt "Irrer Streit um Kultgemälde vom Kitz" Morgenpost 18.8.2020