Erstbeschreibungen sind wertvolle Quellen für Lebewesenartikel. In der Regel enthalten sie sehr detaillierte Beschreibungen und Diagnosen von Arten, Gattungen oder höheren Taxa. Auf jeden Fall haben sie aber wissenschaftsgeschichtlichen Wert und stellen den Anfangspunkt für die Auseinandersetzung der modernen Biologie mit einer bestimmten Gruppe dar. Erstbeschreibungen sollten daher auf jeden Fall für einen guten Artikel über ein Taxon konsultiert werden. Ihre Beschaffung und Auswertung ist aber nicht immer trivial. Diese Seite soll den Umgang mit Erstbeschreibungen erleichtern.

Wie finde ich Erstbeschreibungen?

Bearbeiten

In den meisten Fachartikeln wird der Autor eines Taxons hinter dem wissenschaftlichen Namen genannt, beispielsweise Corvus cryptoleucus Couch, 1854 (Zoologie) oder Allodus podophylli (Schwein.) Arthur (Botanik). Ein guter Fachartikel nennt die entsprechenden Publikationen dann auch in seiner Literaturliste. Ist die Erstbeschreibung nicht auf diesem Weg zu finden, bieten sich für viele Taxa Datenbanken an. Index Fungorum etwa gibt für jeden Namen den Autor und die Erstbeschreibung mit an, oft findet sich sogar ein digitalisiertes Abbild der Diagnose. Ähnlich bei MycoBank, hier sind in aller Regel Merkmalsbeschreibungen aus der Erstbeschreibung kopiert und die Quelle angegeben. Einige Datenbanken lassen sich auch auf die Namen von Autoren hin durchsuchen, was vor allem in der Botanik mit ihren Autorenkürzeln hilfreich ist.

Wo finde ich Erstbeschreibungen?

Bearbeiten

Erstbeschreibungen von Carl von Linné und anderen frühen Naturhistorikern (18. bis Mitte 19. Jahrhundert) finden sich in deren Schlüsselwerken, die in aller Regel von großen National- und Staatsbibliotheken digitalisiert sind. Auch das Internet Archive (http://web.archive.org) oder Project Gutenberg haben für gewöhnlich Digitalisate dieser Werke. Spätere Erstbeschreibungen (Mitte 19. Jahrhundert bis ca. 1930) sind meist in Periodika naturwissenschaftlicher Gesellschaften publiziert worden. Die Biodiversity Heritage Library (http://www.biodiversitylibrary.org) hat die große Mehrheit dieser Zeitschriften digitalisiert und bietet sie frei zugänglich an. Da diese Erstbeschreibungen meist sehr detailliert sind (im Gegensatz zu denen früherer Jahrzehnte), ist dieser Zeitraum mit einer der dankbarsten für die Recherche der Originalbeschreibungen. Schwieriger ist es bei Werken ab etwa 1930 bis ca. 1980. Hier wurden die Zeitschriften aus Urheberrechtsgründen entweder nicht digitalisiert oder sind nicht frei zugänglich. Lizenzen von Bibliotheken und Universitäten für JSTOR und andere Aggregatoren reichen meist nicht so weit zurück, also hilft nur, das Werk in der örtlichen Bibliothek (notfalls per Fernleihekopie) zu bestellen. Ähnliches gilt für viele Zeitschriften in Spanisch, Italienisch oder Französisch. Ob eine Zeitschrift digital verfügbar ist und wenn ja bei welcher Bibliothek lässt sich über die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB, http://rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit/) herausfinden. Erstbeschreibungen nach 1980 sollten in aller Regel bei mindestens einer Bibliothek im Verbund der EZB abrufbar sein. In diesen Fällen hilft die Bibliotheksrecherche der Wikipedia.