Waldemar von Fischer (* 28. September 1889 in Hannover; † 6. Juni 1974 in Hamburg) war ein deutscher Kapitän zur See der Kriegsmarine und U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg.

Waldemar von Fischer trat am 1. April 1909 in die Kaiserliche Marine ein.[1] 1912 war er als Fähnrich zur See (Beförderung am 12. April 1910) auf der Scharnhorst.[2] Später war er bis Mai 1915 auf der Medusa Adjutant und Funken–Telegraphie–Offizier. Am 2. Mai 1915 wurde er zum Oberleutnant zur See befördert.[1] Anschließend war er zur Ausbildung bis Oktober 1915 an der U-Boots–Schule. Bis Dezember 1915 war er Kommandant des Torpedobootes T 99 und dann für ein Jahr Wachoffizier auf U 22, bevor er als U-Boot-Kommandant eingesetzt wurde. Von Dezember 1916 bis Januar 1917 war er kurz Kommandant von UB 2, einem Boot der U-Boots-Schule, und anschließend bis Juni 1917 von UB 33. UB 33 war der U-Flottille Kurland eingesetzt. Von der Indienststellung Ende Juni 1917[3] bis November 1917 führte er, ebenfalls bei der U-Flottille Kurland, UC 60 und konnte bei der einzigen Feindfahrt von UC 60 ein Schiff mit knapp 1.500 BRT versenken. Er übernahm mit UB 38 erneut für eine kurze Zeit ein U-Boot der U-Boots-Schule. Bei einer Feindfahrt konnte er Mitte Dezember 1917 mit UC 38 einen Dampfer mit knapp 1.000 BRT versenken. Ab der Indienststellung Ende April 1918 war er bis Kriegsende Kommandant von UB 126. Bei drei Einsatzfahrten mit UB 126 konnten zwei Schiffe mit 3.078 BRT versenkt werden.[4]

Nach dem Krieg wurde er in die Reichsmarine übernommen und hier am 21. Januar 1920 Kapitänleutnant. Am 31. Dezember 1922 wurde er aus der Marine verabschiedet.

In die Kriegsmarine kam er als E-Offizier und war als Korvettenkapitän (E) (Beförderung am 1. Oktober 1934) 1936 als Assistent des Direktors des Artillerieressorts der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven, Kapitän zur See Hans-Hubertus von Stosch.[5] Als Fregattenkapitän war er hier von September 1936 bis September 1939 militärischer Artillerie-Betriebsdirektor.[6] Anschließend war er mit der Einrichtung im Oktober 1939 bis Dezember 1940 Kommandant des Marinewaffen- und Ausrüstungsbetriebs (Maureb) Hamburg-Tollerort.[6] Als im Januar 1941 aus der Marineausrüstungsstelle St. Nazaire die Kriegsmarinewerft St. Nazaire unter der Aufbauleitung von Konteradmiral Walter Matthiae gebildet wurde, wechselte von Fischer nach St. Nazaire.[7] Von Januar 1941 bis Juni 1941 war er hier Chef des Stabes. Am 1. Juli 1941 wurde er zum Kapitän zur See befördert und kam an die neu eingerichtete Kriegsmarinewerft nach La Rochelle. Vom 10. Juli 1941 bis 18. September 1942 war er Chef des Stabes der Kriegsmarinewerft La Rochelle.[8] Von August 1941 bis Dezember 1941 war er zusätzlich in Vertretung für Vizeadmiral Franz Wieting und Konteradmiral Herbert Goehle Oberwerftdirektor der Kriegsmarinewerft in La Pallice.[9] Ab November 1942 war er bis März 1943 als Hafenkommandant Marseille eingesetzt.[10] Sein Nachfolger war Alfred Stoß. Als Nachfolger von Vizeadmiral Eduard Eichel war er von April 1943 bis September 1943 Oberwerftdirektor der Kriegsmarinewerft Drontheim, welche ab September 1943 als Kriegsmarinearsenal Drontheim weitergeführt wurde. Von Fischer blieb bis Februar 1944 Arsenalkommandant und übergab die Position an Konteradmiral (Ing.) Wilhelm Johannsen.[8] Anschließend war er bis August 1944 Chef der Militärischen Abteilung für Werften und Stützpunkte und Allgemeine Angelegenheiten des Hauptamtes Kriegsschiffbau (K III A) im OKM. Von August 1944 bis zur Auflösung der Dienststelle zu Kriegsende war er Kommandant der Seeverteidigung dänische Inseln.

Am 7. Mai 1945 traf er mit Vizeadmiral Leo Kreisch, Führer der Zerstörer, und Kapitän zur See Max Freymadl, Chef des Stabes des Kommandierender Admiral Skagerrak Vizeadmiral Hans-Heinrich Wurmbach, zusammen, um die Kapitulationsbedingungen zu diskutieren, da die deutschen Verantwortlichen der Kriegsmarine in diesem Bereich sich nicht den Dänen, sondern den Briten ergeben wollten.[11] Nach der Kapitulation kam er in Kriegsgefangenschaft, aus welcher er am 16. Februar 1946 entlassen wurde.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marine für das Jahr ... E.S. Mittler und Sohn, 1918, S. 54.
  2. Rangliste der Kaiserlich-Deutschen Marine. Mittler, 1912, S. 163
  3. Stefan Lipsky, Florian Lipsky: Deutsche U-Boote: hundert Jahre Technik und Entwicklung. Mittler, 2006, ISBN 978-3-8132-0868-9, S. 92.
  4. Stefan Lipsky, Florian Lipsky: Deutsche U-Boote: hundert Jahre Technik und Entwicklung. Mittler, 2006, ISBN 978-3-8132-0868-9, S. 97.
  5. Kriegsmarine Oberkommando: Rangliste der Deutschen Kriegsmarine. E.S. Mittler., 1936, S. 157.
  6. a b Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 1939-1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 2. Podzun, 1956, S. 2.
  7. Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 19391945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 2. Podzun, 1956, S. 10.
  8. a b Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 1939–1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 2. Podzun, 1956, S. 4.
  9. Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 19391945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 2. Podzun, 1956, S. 11.
  10. Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 19391945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 2. Podzun, 1956, S. 3.
  11. Chris Madsen: The Royal Navy and German Naval Disarmament 1942–1947. Routledge, 2020, ISBN 978-1-135-22365-6, S. 54.