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Mannerheim (Diskussion • Beiträge • hochgeladene Dateien • SBL-Log • Sperr-Logbuch • globale Beiträge • SUL • Logbuch)

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2019 Version

Deutsche

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War das Deutsche Reich von 1871 Nationalstaat, Großmacht oder Weltmacht? Die Antwort auf eine solche Frage enthält den Schlüssel zur Lösung des Rätsels der zu-tiefst problematischen deutschen Identität. Die Diskussion dieser Tagung hat bedeu-tende Aufschlüsse zur Frage der Nationalstaatlichkeit des Reiches gegeben, aber die Frage nur begrenzt bejahen können. Zweifelsohne war es kein Nationalstaat im mo-dernen Sinn, wie er zu dieser Zeit in England, Frankreich oder auch in Belgien, den Niederlanden und in Spanien bereits in seinen Grundzügen bestand. Innerhalb der deutschen Grenzen wohnten zu viele Nicht-Deutschsprachige: Franzosen, Polen, Dä-nen, usw. Und außerhalb der Grenzen des Reiches ertönte noch die deutsche Sprache unter anderen nicht nationalen Staatsordnungen: in der Eidgenossenschaft, im Zaren-reich und in der Habsburger Doppelmonarchie. Diese Tatsache beeinflußte das Urteil der anderen Mächte: Gerade weil bei den Nachbarn vielfach das Urteil über den Staat „Deutsches Reich" mit dem Urteil über das Benehmen Deutschsprachiger im eigenen Land untrennbar verbunden war, konnte man das Deutsche Reich nicht als normal-staatlichen Akteur im internationalen System betrachten.[1]

Es war eine zwanghafte neue Staatsidentität geschaffen worden - aus Zwängen des realpolitischen Kalküls, der militärischen Lage und nicht zuletzt der wirtschaftlichen Notwendigkeit. Das Deutsche Reich in den Grenzen von 1871 hatte eine Logik, nicht nur die des Schutz- und Trutz-Bündnisses, sondern auch der durch den Zollverein er-weckten wirtschaftlichen Dynamik. Bismarck liebte es, die „materiellen Kräfte" im Lauf der Geschichte zu beschwören. Damit stand er keineswegs allein: In der realpoli-tisch denkenden Zeit der 1860er Jahre war dies die gängige und zwingende Argumentation. So schrieb 1869 der Vater der Realpolitik, August Ludwig Rochau: „Die deutsche Einheit ist keineswegs eine Sache des Herzensdranges der Nation. Die Einheit ist für die Deutschen im Grunde genommen eine reine Geschäftssache, bei welcher niemand einbüßen, jedermann hingegen so viel wie irgend möglich für sich herausschlagen will.[2]


For all it's nationalistic bombast, imperial Germany operated from the start with a deficit of national symbols. As Jost Hermand describes in this volume, it never even settled on a national anthem. Potential candidates for the honor, as in the case of Hoffmann von Fallersleben's "Lied der Deutschen," could not serve precisely because they celebrated a different German nation from the one achieved in 1871.[3]


"Ihr glaubt, ihr habt ein Reich geboren, und habt doch nur ein Volk zerstört" drückte pointiert aus, was viele Deutsche nach 1866 fühlten.[4]


Soweit man es aus der Distanz überhaupt noch beurteilen kann, dürften sich die meisten Deutschösterreicher, auch wenn sie sich nicht in irgendeiner Form als "Großdeutsche" deklarierten oder überhaupt kein politisches Interesse zeigten, weiterhin der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft zugehörig gefühlt haben. Dieses hartnäckige Festhalten an einer deutschen Kulturgemeinschaft wurde 1867 von Franz Grillparzer auf den Punkt gebracht: "Als Deutscher ward ich geboren, bin ich noch einer? Nur was ich Deutsches geschrieben, das nimmet mir keiner."[5]


The greater importance of education and scholarship also came from attemps to use them as tools for the inculcation of the German identity that needed to be created after 1871.[6]


The majority of Alsatians had no problem with lviign within the borders of France, many of them "subjectively" identifying with the grande nation. As a result of the Franco-Prussian war of 1870-1, Alsace became part of the newly founded German Empire. German nationalists justified the annexation by referring to "objective" cultural factors. The Alsatians spoke a German dialect and had belonged for centuries to the Holy Roman Empire. Even if they felt "subjectively" French, they had to be "re-educated" to discover their "true" sense of nationhood. (...) It was in those forty-seven years that a strong Alsatian identity emerged in Alsace as a direct response to German policies in the so-called Reichsland. (...) After 1871 the Alsatians basically could choose between three rival and overlapping identity constructions. First, they could identify strongly with France and perceive themselves as living in some kind of exile. Second, they could identify strongly with German and seek to integrate themselves as much as possible into the German Reich. Finally – and this was, as we shall see, the most popular choice − they could develop an identification with Alsace as a border region between France and Germany. [7]


In fact, while the founding of the Empire is referred to in English as the 'unification' of Germany, 'unified' Germany was deeply divided from the start. Not only did some 2.4 million Prussian Poles have scan cause to rejoice at their inclusion in the Empire, but other internal minoritites such as the Danes of North Schleswig, Alsatians, Masurians and Sorbs also felt little affinity with the new 'superstate'. Such minorities, numbering over 4 million by 1914, were predictably perceived as a laten threat to imperial unity, but even amongs the ethnic German population there were many who viewed its foundation with deep misgivings. It is important to remember that the dramatic events of 1866-71 had represented a partition of the German lands as well as their unification, with more than 9 million ethnic Germans left beyond the Empire's borders in Austria, Bohemia, Moravia and throughout eastern Europe. Small wonder then that the Reichsgründung is often viewed as the beginning of German unifcation, rather than its climax.[8]

1. Inden eersten verclaert den voors. Heer Coninck ende erkent, dat de voors. Heeren Staten Generael vande Vereenichde Nederlanden, en de respective Provincien vande selve, met alle haer geassocieerde Landschappen, Steden en aenhorige Landen, sijn vrije ende Souveraine Staten, Provincien en Landen, opde welcke, noch op haer geassocieerde Landschappen, Steden en Landen voors. hij heer Coninck niet en pretendeert, noch nu, ofte namaels, voor hem selven, sijne successeurs en nacomelingen immermeer ijets sal pretenderen, ende dienvolgens te vreden te sijn met deselve Heeren Staten te tracteren, gelijck hij doet by dese jegenwoordige, een eeuwige Vrede, opde conditien hier naer beschreven en verclaert.

1. Zuallererst erklärt und erkennt der Herr König, dass die Generalstaaten der Republik der Vereinigten Niederlande, und ihre jeweiligen Provinzen, mit allen ihren assozierten Landschaften, Städten und zugehörigen Ländern freie und souveräne Staaten, Provinzen und Länder sind; einschließlich der mit ihr assozierten Landschaften, Städten und Ländern, worauf er, Herr König, weder jetzt noch in der Zukunft, weder für sich noch seine Nachfolger und Nachkommen, Anspruch erheben wird, und deswegen erklärt zuzustimmen mit denselben Herrn Staaten zu verhandeln, wie er jetzt macht mittels diesem heutigen ewigen Friede, unter den hiernach beschriebenen und erklärten Bedingungen.


Philipp IV. (Spanien)

  • Andreas Englisch: Benedikt XVI.: Der deutsche Papst, C. Bertelsmann Verlag, 2011: In Der Thron des Simon: «Den Niederländer Adriaan Florisz. Boeyens (...) als letzten deutschen Papst zu rechnen, (...), habe ich immer für vermessen gehalten.»
  • Peter Seewald: Benedikt XVI.: Ein Leben, Droemer H., 2020: «Der Mann aus Bayern ist damit der erste Deutsche auf dem Stuhl Petri seit 480 Jahren. Genau genommen seit 900 Jahren, denn der letzte, Hadrian VI., war im strengeren Sinne ein Niederländer, der nur im Jurisdiktionsbereich des Heiligen Römischen Reichs gelebt und gewirkt hatte.»
  • Klaus-Rüdiger Mai: Benedikt XVI.: Joseph Ratzinger: sein Leben - sein Glaube - seine Ziele, Bastei Lübbe, 2013: «Das Undenkbare ist geschehen, ein deutscher Kardinal wurde zum ersten Mal seit 500 Jahren zum Papst gewählt, genau genommen seit 900 Jahren, denn jener Hadrian VI. war im strengen Sinne ein Niederländer, der nur im Jurisdiktionsbereich des Heiligen Römischen Reichs gelebt und gewirkt hatte.»
  • Heinz-Joachim Fischer: Vom Theologen zum Papst - Joseph Ratzinger - Benedikt XVI., LIT Verlag Münster, 2010, S. 66: «Seit Hadrian VI. (...) aus Utrecht, war kein Deutscher mehr zum Papst gewählt worden. Und selbst den würden die Niederländer nicht unbedingt als Deutschen gelten lassen, nur weil Utrecht damals im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation lag. Für einen „richtigen“ Deutschen mußte man bis ins Mittelalter, bis ins 11. Jahrhundert zurückgehen.»
  • Hans Cools, Catrien Santing, Hans de Valk: Adrian VI: A Dutch Pope in a Roman context. Fragmenta. Journal of the Royal Netherlands Institute in Rome, 4, 2012.
  • Michiel Verweij: Adrianus VI (1459-1523): de tragische paus uit de Nederlanden, Maklu, 2011:
Die Beanspruchung Hadrians VI. habe mit Constantin von Höfler (1872) angefangen, würde von Ludwig von Pastor übernommen und 1907 dank seines Werks „Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters“ im Vorkriegsdeutschland allgemein akzeptiert. Dieser Anspruch sei eng mit der Übernahme der Santa Maria dell’Anima (Grabstätte von Hadrian VI.) vom Deutsch-Österreichische National-Stiftung im Jahr 1859 verbunden.
  • Constantin von Höfler: Wahl und Thronbesteigung des letzten deutschen Papstes Adrian's VI. 1522, Gerold, Wien, 1872.
  • Constantin von Höfler: Der deutsche Kaiser und der letzte deutsche Papst: Kaiser Karl V. und Papst Adrian VI., Gerold, Wien, 1876.
  • Else Hocks: Der letzte deutsche Papst. Adrian VI. 1522-1523 (Freiburg im Breisgau, 1939); in den Niederlanden aber übersetzt und veröffentlicht unter den Titeln „Paus Adriaan VI: Een Utrechtsche timmermanszoon op den heiligen stoel van St. Petrus“ (Brussel/Amsterdam, 1942) und „Paus Adriaan VI. De Paus uit de Nederlanden“ (Brussel/Amsterdam, 1944)

Definition

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Wenn das Deutschsein im Sinne der Staatsangehörigkeit verstanden wird, ist Benedikt XVI. der einzige deutsche Papst in der gesamten Geschichte der katholischen Kirche.[9] Definiert man Deutschsein anhand Sprache, Abstammung und Kultur oder Geburtsort hat es im Mittelalter vier bis sieben Päpste gegeben, die man, auf unterschiedlichen Ebenen, aus diesem Sicht als Deutsche einordnen könnte.[10] Vier dieser wurden im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland geboren: Gregor V., Clemens II., Damasus II. und Benedikt XVI..[11][12] Mit mehr als sieben Jahren, war Benedikt XVI. der am längsten regierende deutsche Papst aller Zeiten.[13]

Im Rahmen der traditionellen Kirchen- und Papstgeschichtsschreibung werden die fünf von den Saliern eingesetzten Reformpäpste der ottonisch-salischen Reichskirche des 11. Jahrhunderts manchmal insgesamt als die „deutsche Päpste“ bezeichnet.[14][15][16]

Die nachstehenden Tabelle stellt einige weitere Daten und Fakten über die Päpste, die irgendwie mit der deutschen Nationalität, Sprache, Staatsgebiet oder Vorgängerstaaten des heutigen Deutschlands verbunden sind. Die „deutsche Päpste“ der traditionellen Kirchen- und Papstgeschichtsschreibung sind fett geschrieben.

Papst Im (heutigen) Deutschland geboren Im Heiligen Römischen Reich geboren deutscher Herkunft deutsche Muttersprache Bemerkung(en)
Benedikt XVI. (1927-) ja nein ja ja 1927 in Marktl im Deutschen Reich geboren. Einziger Papst mit deutscher Staatsbürgerschaft.
Hadrian VI. (1459-1523) nein ja nein nein Im Heiligen Römischen Reich (Utrecht) geboren.
Innozenz V. (1225-1276) nein ja nein nein Im Heiligen Römischen Reich (Moûtiers) geboren.
Urban III. (1120-1187) nein ja nein nein Im Heiligen Römischen Reich (Mailand) geboren.
Calixt II. (?-1124) nein ja nein nein Im Heiligen Römischen Reich (Quingey) geboren.
Gregor VII. (?-1085) nein ja nein nein Im Heiligen Römischen Reich (Sovana) geboren.
Alexander II. (1010/1015-1073) nein ja nein nein Im Heiligen Römischen Reich (Mailand) geboren.
Nikolaus II. (990/995-1061) nein ja nein nein Im Heiligen Römischen Reich (Savoyen) geboren.
Stephan IX. (1020-1058) nein ja teils vielleicht Letzte der fünf „deutschen“ Reformpäpste.[17] Eingeborene des zweisprachigen Herzogtums Oberlothringen.
Viktor II. (1020-1057) ja ja ja ja Vierte der fünf „deutschen“ Reformpäpste.[17]
Leo IX. (1002-1054) nein ja teils vielleicht Dritte der fünf „deutschen“ Reformpäpste.[17] Eingeborene des zweisprachigen Herzogtums Oberlothringen.
Damasus II. (?-1048) ja ja ja ja Zweite der fünf „deutschen“ Reformpäpste.[17]
Clemens II. (1005-1047) ja ja ja ja In manchen Veröffentlichungen als erster deutscher Papst bezeichnet.[18]

Gilt innerhalb der traditionellen Papstgeschichtsschreibung als der Erste der fünf „deutschen“ Reformpäpste.[17]

Gregor V. (972-999) ja ja ja[19] ja In manchen Veröffentlichungen als erster deutscher Papst oder der erste und einige österreichische Papst bezeichnet.[18][20][21]
Johannes XIV. (?-984) nein ja nein nein Erster Papst aus dem Heiligen Römischen Reich.

Dutch / Almayne

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  • Bernard Mees: The Science of the Swastika, Central European University Press, 2008, S. 35.: (...), the distinction between the ancient Germans and ancient Germany that in German today is reserved to the terms Germanen and Germanien has no unambigious counterpart in English.
  • Emperor of Almayne (das Gedicht Sir Gowther, Mittelenglisch, um 1400[22])
  • Henry of Almain
  • Andrew Boorde (um 1490 – April 1549): The Fyrst Boke of the Introduction of Knowledge:
    • "A man may see the mountaynes fyftene myle of, at a cyte called Ulmes (...). In Hyghe Almayn be good cities and towns as Oxburdg, Wormes, Spyres, Gyppyng, Gestynge and Memmyng. Man kann die Berge ab 15 Meilen sehen, in einer Stadt namens Ulm (...). (In Hyghe Almayn gibt es schöne Städte wie Augsburg, Worms, Speyer, (?), (?) und Memmingen.)
    • The Fyrst Boke of the Introduction of Knowledge (Link)
  • England is a kingdom perpetuel, and so is Fraunce. Our masters, their children, their succesion may royne foreuer; we be undir one clyme and of one complexion, we be at hande one to another. The empereur is but one, and whenne he is dead sum Almayne [some German] may be empereur, I wote [know] not who. Truth it is Spayne is a kingdome, but what is that alone? ... And as for Italy, when the empereur is dead who shal be master? (1541[23])
  • Edward Lacey: Dangers of Dutchland: A Tale for Youth, Descriptive of that Interesting Country (1850, London) (Dutch-Land = die Niederlande)
  • The Emperor lately called the Fowker to him in Almayn and devised how to have 1,800,000 cr . to be laid equally in Almayn , Italy and these Low Countries. (1531-1546[24])
  • It cannot be known when the great Teutonic race was split up into High Germans, Low Germans, and Scandinavians. Hard is it to explain why each of them stuck to peculiar old forms; (...) why the Low Germans (this term includes the Goths and the English) should in general have clung closer to the old inflections then their brethren did, (...). (1878[25])
  • Thereafter Alphonsus is repeatedly referred to as the King of Castile and the point is reinforced by the introduction of the other half of the polarity by which the Spain of this period was so often characterised, the Netherlands, when on of the seven Electors is addressed as "Brave Duke of Saxon, Dutchlands greatest hope". "Dutchland" seems a pointed variation from the more usual and certainly available terms "Germany" or "Almain" and acts as a pointer to the warn-torn Spanish Netherlands. (Lisa Hopkins: Greeks and Trojans on the Early Modern English Stage, Walter de Gruyter, 2020.)
  • It [Almain] survived until the 17th century, when it came to be replaced by „German“. (Patrick Hanks, Richard Coates und Peter McClure: The Oxford Dictionary of Family Names in Britain and Ireland, Oxford University Press, 2016, Allman)
  • Many were described generically, sometimes by vernacular words such as 'Almain' (which carry the general connotation of 'German') and 'Easterling' (which often denoted people from the Hanseatic cities, whether in Germany or in other parts of the Baltic shore.) Most common of all was the catch-all term 'Dutch'. 'Dutch' (...) was primarily a linguistic descriptor, referring to the dialects now known as Middle Dutch and Middle Low German. It was this also widely used to describe the languages and people of the whole of the Low Countries and the west and north of Germany. ( W. Mark Ormrod, Bart Lambert und Jonathan Mackman: Immigrant England, 1300–1550, Manchester University Press, 2019)
    • Beispiel: Im Jahr 1436, gab es in Kent insgesamt 151 „Dutchmen“, 133 (88%) kamen aus den Niederlanden.
    • Beispiel: Im Jahr 1436, gab es in London insgesamt 324 „Dutchmen“, 283 (87%) kamen aus den Niederlanden.
    • Beispiel: Im Jahr 1436, gab es in Surrey insgesamt 217 „Dutchmen“, 169 (79%) kamen aus den Niederlanden.
    • Beispiel: Im Jahr 1436, gab es England insgesamt 1858 „Dutchmen“, 1.588 (85%) kamen aus den Niederlanden. (Link; Karte?)
  • Alexander Bergs und Laurel J. Brinton: English Historical Linguistics, Band 2, Walter de Gruyter, 2012, S. 1664: On the nature of context between London and the Low Countries Harding (1995:153) claims that the connections were „so close that [some of London's basic food needs (fish, beer, fruit and vegetables) were met from the produce of Holland and Zeeland“.
  • Alexander Bergs und Laurel J. Brinton: English Historical Linguistics, Band 2, Walter de Gruyter, 2012, S. 1667: Den Otter's search generated 1254 "once-Dutch" words spanning eight centuries. Furthermore, she was able to get a sense of the periods of greatest influence by comparing the percentage of once-Dutch loans with the percentage of OED words for the same period. Viewed in this way, the period of greatest influence was the 15th century, followed by the 16th, 18th and 17th centuries respectively.
  • Alexander Bergs und Laurel J. Brinton: English Historical Linguistics, Band 2, Walter de Gruyter, 2012, S. 1667: The 16th century is frequently noted as the starting point for lexical influence from High German (Sergeantson 1961:179; Viereck 1993:70; Nielsen 2005:182). (...) Regarding German influence on English dialects, Wakelin (1977:23) states: There has been contact with Germany since the Middle Ages, but from a dialectal point of view it is not until the seventeenth century that there is much to note.
  • Alexander Bergs und Laurel J. Brinton: English Historical Linguistics, Band 2, Walter de Gruyter, 2012, S. 1665: In the 15th centry, however, Dutch-speaking immigrants are said to have comprised the majority of the immigrants in London (an estimated 90% in 1436) though their numbers decreased after this to about 55% by the close of the century.
  • Peter Brown: A New Companion to Chaucer, John Wiley & Sons, 2019: At times, Flanders refered to a specific region and political entity in the Low Countries (the county of Flanders), and Flemish tot the dialect of Netherlandish spoken there. More commonly, however, the English used these terms "to designate by synecdoche the collective Netherlands and their Germanic vernacular" (Armstrong 1965:386).
  • Peter Brown: A New Companion to Chaucer, John Wiley & Sons, 2019: Chauchers contemporaries typically characterized Flemish women as prostitutes, and the socalled Doche, men and women from the Low Countries, frequently kept and were often accused of keeping brotherls (Karras 1989:415; Carlin 1996:150).
  • Leonard Reilly und Geoff Marshall: The Story of Bankside: From the River Thames to St. George's Circus, London Borough of Southwark, 2001, S. 13: The immigrants came largely from the Low Countries (modern Belgium, the Netherlands and western Germany) and were collectively known as "Flemings" or "the Doche".
  • Christopher Joby: The Dutch Language in Britain (1550-1702): A Social History of the Use of Dutch in Early Modern Britain, BRILL, 2015, S. 4: (...) However, precisely what is meant by 'Germans' in this context is notoriously difficult to determine, as Germans, Dutch and even Scandinavians were often identified by this umbrella term (cf. Burke 2004:161).

Im 15. Jahrhundert wurde im Mittelniederländischen zum ersten Mal von einem Kontrast zwischen neder duutsche (Niederländisch) und hoghen duutsche (die Varietäten der Mittel- und Oberrhein, bzw. Deutsch) gesprochen.[26] Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts machten niederländische Sprachforscher einen klaren Unterschied zwischen Nederduytsch und Duytsch (Niederländisch) und Hooghduytsch (Deutsch) in ihren Grammatiken.[27]


Im Mittelenglischen wurde „duche“ benutzt für Personen deren Sprachen heute als Niederländisch, Deutsch oder Skandinavisch eingeordnet würden. An erster Stelle war „duche“ aber weitaus synonym mit „flämisch“, derzeit eine Synekdoche für Sprachvarietäten der Niederlanden.[28][29] Hauptgründe dieser verstärkerten sprachlichen und geografischen Assoziation mit den Niederlanden, waren die enge wirtschaftliche Beziehungen (u. a. Wollhandel), die Anwesenheit zahlreicher niederländischer Händler in England und die geografische Nähe der niederländischsprachigen Städte.[30] Im 15. Jahrhundert kamen 85% der „duche“ Händler aus den Niederlanden, nur 15% kamen aus den übrigen Gebieten des Heiligen Römischen Reiches, Skandinavien oder dem Baltikum.[31] In London, das wichtigste Kultur- und Handelszentrum Englands, bildeten niederländische Einwanderer 1437 sogar 90% der gesamten ausländischen Bevölkerung.[32] Trotzdem wurde der Begriff „duche“ (oder „doche“) während des gesamten Mittelalters üblicherweise aber auch für die mittelniederdeutsche Sprache, die hochdeutsche Varietäten und Skandinavier benutzt.[33] Neben „duche“ gab es alternative Benennungen wie „Hansarde“ und „Easterling“ für die Einwohner Norddeutschlands und das Ostseegebiet sowie „Almain“ (oder „Almayne“) für die Angehörigen des Heiligen Römischen Reiches im Allgemeinen. Im 17. Jahrhundert wurde „Almain“ durch „German“, das anfangs neben der Bedeutung „deutsch“ auch in einem sehr breiten Sinne (bzw. „germanisch“) benutzt wurde, ersetzt.[34][35] Gleichzeitig wurde der schon im Mittelalter angefangene Prozess der Bedeutungsverengung von „Dutch“ abgeschlossen, das im Englischen eindeutig die Bedeutung „Niederländisch“ bekam. Im amerikanischen Englisch blieb „Dutch“, wegen der großen Zahl der Einwanderer aus deutschsprachigen Gebiete in den Vereinigten Staaten, im populären Diskurs länger zweideutig als in Europa. Im Fall der Pennsylvania Dutch, ist es aber unklar ob „Dutch“ eine sprachökonomische Verballhornung der pennsylvaniadeutschen Eigenbezeichnung „deitsch“ (bzw. deutsch) oder eine koloniale Vorsetzung einer früheren Bedeutung betrifft.[36][37][38][39][40]


“Want tkerstenheit es gedeelt in tween, die Walsche tongen die es een, Dandre die Dietsche al geheel”

„Denn die Christenheit ist in zwei Teile geteilt: die welsche Sprachen sind ein (Teil), das Dietsche das andere Teil.“

Jan van Boendale: Brabantsche Yeesten[41]


(...) Zunächst sei festgestellt, dass es niemals ein Heiliges deutsches Reich gegeben hat. Die Geschichte kennt nur ein Heiliges Römisches Reich. Der Zusatz 'deutscher Nation' wurde ... erst in späteren Jahrhunderten hinzugefügt und bedeutete, dass das ursprüngliche RÖmische Reich auf den von der deutschen Nation beherrschten Raum zusammengeschrumpft war.

Nationen

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  • Bereits ein flüchtiger Blick auf einschlägige Forschungsarbeiten zur Mentalitätgeschichte macht deutlich, dass der Begriff Nationalität für das politische Bewusstseins des Mittelalters allenfalls unter Einschränkungen verwendet werden kann. Die Nationen als klar definierte geistig-politische Einheiten sind in dieser Epoche allenfalls im Entstehen, größenteils aber weit jenseits des geschichtlichen Horizonts. [1]
  • Die "Überzeugung eine gemeinsame Geschichte zu haben", gehöre, so Joachim Ehlers, neben den politisch-staatlichen Faktoren, jedoch unabhängig von der im 19. Jahrhundert emphatisch postulierten Sprachgemeinschaft, zu den konstitutiven Elementen des mittelalterlichen, strikt schichtenspezifischen Selbstverständnisses von gentes oder parallel dazu von Nationen und ihrer Formierung als solche. ([2])
  • "[...] Moderne Vorstellungen von Nationalität wären in diesem Zusammenhang anachronistisch , denn es ist bei weitem noch nicht geklärt , wie in dieser Zeit die Verhaltensmuster gegenüber anderen definiert gewesen sind , obwohl seit kurzem Forschungen zur Bildung und zum Ausdruck von Identität im Mittelalter betrieben werden. (Joachim Ehlers: Deutschland und der Westen Europas im Mittelalter, S. 145)
  • Zur Geschichte der Gleichung "germanisch-deutsch": Sprache und Namen, Geschichte und Institutionen ([3]
  • Erstmals für 1486 beobachte er [Karl Zeumer, red.] die Genitivverbindung "Römisches Reich Teutscher Nation" ; das sei nicht als "Herrschaft der deutschen Nation über das Römische Reich" zu verstehen, sondern meine das römische Reich, „soweit und insofern es deutscher Nation, d. h. deutscher Nationalität ist“ Ein solcher Begriff setzt die Nationalisierung des Reiches im politischen Bewusstsein breiter Schichten evenso voraus wie die Unterscheidung kaiserlicher Prärogativen von tatsächlichen Herrschaftsrechten, die "Entkoppelung von universalen Weltkaiservorstellungen und dem Kaiserrecht im deutsch-italienisch-burgundischen regnum"
  • Der römische Charakter des Reiches als Imperium begann also auf die Auffasung von Königtum zurückzuwirken, (...). Die Gefahr zeitgenössischer Missverständnisse in dem Sinne, dass "Rom" nicht das antike und heilsgeschichtlich definierte Weltreich, sondern die aktuelle Stadt sei, deren Bewohner mithin das Reichsvolk, retardierte die Rezeption des römischen Königstitels solange, bis die Teutonicus-Terminologie Gregors VII. sie als Reaktion empfahl. Wir dürfen beim gegenwärtigen Forschungsstand davon ausgehen, dass es zu einer supragentilen, historisch fundierten und politisch legitimierten Bezeichnung des Reiches als "deutsch" deshalb nicht gekommen ist, weil das Selbstverständnis der Völker in diesem Reich die Namensgebung nach der seit 919 führenden gens nicht erlaubte und ein supragentiles Bewusstsein noch in weiter Ferne lag. (...) Die ottonische Monarchie war infolgedessen ethnogenetisch unproduktiv und musste es bleiben, weil karolingische Tradition und Rombezug als politische Intergrationsfaktoren nahezu absolut im Vordergrund standen. (Walter de Gruyter: Die Entstehung des Deutschen Reiches, S. 98-99)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
„Deutsche“ (0)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutschsprachige Schweizer
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutsche 1871
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutsche Minderheit in Dänemark
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutsche 18
 
 
Deutschsprachige Elsässer
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutsche 37/45
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutsche 45/49
 
 
 
 
 
Österreicher
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Westdeutsche
 
Ostdeutsche
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Deutsche 90
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ostgebiete des Deutschen Reiches
Text von B: Die Konferenzteilnehmer stimmten daher überein, diese Gebiete einer Sonderregelung zu unterwerfen, die von der im übrigen Reichsgebiet eingerichteten Besatzungsherrschaft deutlich abwich, wobei der vorläufige Charakter der gebietsbezogenen Regelungen wegen fehlender deutscher Mitwirkung sowohl von der Sowjetunion wie auch von der Volksrepublik Polen kurz nach Abschluss der Konferenz in völkerrechtlich bindender Weise dokumentiert wurde. (1. Dezember 2021)

Quelle: Auf der Potsdamer Konferenz (Juli/August 1945) kamen Großbritannien, die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten von Amerika überein, die deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße einer Sonderregelung zu unterwerfen, die von der im übrigen Reichsgebiet eingerichteten Besatzungsherrschaft deutlich abwich. Nach den Ziffern VI und IX des als „Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin" bezeichneten Protokolls vom 2. August 1945 (sog. Potsdamer Abkommen) wurden die deutschen Ostgebiete „vorbehaltlich der endgültigen Bestimmung der territorialen Fragen bei der Friedensregelung" teilweise unter sowjetische und teilweise unter polnische „Verwaltung" gestellt. Die sich aus dem Friedensvertragsvorbehalt ergebende Vorläufigkeit dieser Gebietszuweisungen wurde nach Abschluß der Potsdamer Konferenz von der östlichen Seite immer wieder mit politischen Argumenten bestritten. Daß die in Potsdam ohne die Mitwirkung der deutschen Seite erzielten gebietsbezogenen Regelungen nur vorläufigen Charakter haben konnten, ist aber sowohl von der UdSSR wie auch von Polen kurz nach Abschluß der Konferenz in völkerrechtlich bindender Weise dokumentiert worden. Erst später hat sich, wie die UdSSR, auch die Volksrepublik Polen einseitig und in einer weder die drei Westmächte, noch die Bundesrepublik Deutschland, noch Deutschland als Ganzes bindenden Form über die in Potsdam geregelte Vorläufigkeit der gebietsbezogenen Regelungen faktisch hinweggesetz. (Dieter Blumenwitz: Der deutsche Inlandsbegriff im Lichte des Staats- und Völkerrechts, in: Ingo von Münch (Hrsg.): Staatsrecht – Völkerrecht – Europarecht, de Gruyter, 1981, S. 32)

Diskussionsseite Liste der deutschen Kardinäle

Frage1: Was ist im Zusammenhang mit diesem Konglomerat die Definition von Deutsch?

B: Das bezieht sich augenscheinlich auf jene, die Bewohner des Regnum Teutonicum waren.

Frage2: Und wo genau ist dieser vorgebliche Augenschein definiert?

B: In der Fachliteratur, z. B. Heiko F. Marten, Sprachenpolitik. Eine Einführung, Narr Francke Attempto, Tübingen 2016, ISBN 978-3-8233-6493-1. [...].

Frage3: Auf welcher Seite könnte ich diese Aussage Sprachenpolitik. Eine Einführung finden? Denn der Begriff „Regnum Teutonicum“ scheint nicht im Buch zu sein.

B: Ich habe das auch nicht behauptet [...] ich schrieb, dass in dem Buch dargestellt wird, dass die Bewohner des HRRDN als sprachlich und ethnisch Deutsche angesehen wurden. Um diese Tatsache zu belegen, muss man nicht zwingend den Ausdruck Regnum Teutonicum verwenden, zumal ab dem 16. Jh. ohnehin häufig nur von Deutschland die Rede war. Die Luxemburger beispielsweise galten nach der deutschen Wahrnehmung als Deutsche in diesem Sinne (S. 168). [...].

Aus dem tatsächlichen Buch, Seite 168:

Im kollektiven Bewusstseins Luxemburgs ist etwa der nach der Annexion Luxemburgs durch die Nazis durchgeführte Zensus von Bedeutung, in dem die Luxemburger auf die Fragen nach Staatsbürgerschaft, Volkszugehörigkeit und Muttersprachen drei Mal mit "Luxemburgisch antworteten. Dadurch wurde die Wahrnehmung des Luxemburgischen als eigener Sprach maßgeblich befördert, im Gegensatz zur damaligen deutschen Wahrnehmung, nach der Luxemburger sprachlich und ethnisch Deutsche waren.

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If one hears Dutch being referred to as a German dialect, either the speaker is using the word German as a synonym for Continental West Germanic, as is sometimes done, or he is mistaken - the relationship of Dutch to German is fraternal, not filial. [8]


Goossens, Jan, et al. Ausgewählte Schriften zur niederländischen und deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. Deutschland, Waxmann, 2000:

  • Sind die Mundarten der Niederlande und Flandern deutsch? Die Antwort kann nur 'nein' lauten, weil eben nicht das Deutsche, sondern eine andere Hochsprache diese Dialekte überdacht. Wenn wir sie deutsch nennen wollen, könnten die Niederländer und Flamen mit gleichem Recht die Dialekte Deutschlands, Österreichs und der Schweiz niederländisch nennen. Ein prinzipieller Underschied zwischen beiden Fehlauffassungen besteht nicht, es sei denn, man lässt die Macht der Zalhen gelten: Es gibt etwa 90 Millionnen deutsch Sprechende und nur gut 18 Millionen niederländisch Sprechende. (S. 341.)
  • Wer weiß, was das Deutsche ist, weiß auch, dass das Niederländische kein Deutsch ist. Die im deutschem Sprachraum weit verbreitete Auffassung, das Niederländische sei eine Art Deutsch oder wenigstens irgendwie aus dem Deutschen entstanden, beruht nicht auf einer tieferen Einsicht in die sprachlichen Verhältnisse, die die Anhänger dieser verschwommenen Idee durch Beobachtung und Reflextion gewonnen hätten. Ich glaube auch nicht, dass sie irgendetwas mit einem deutschen Sprachimperialismus zu tun hat, wie irritierte niederländische Linguisten mehrmals behauptet haben. Vielmehr handelt es sich um die popularisierte Spielart unwissenschaftlichen Darstellungen der deutsche Sprache. Diese Fehlauffassung konnte nur entstehen, weil die deutsche Sprachwissenschaft es bisher versäumt hat, den Gegenstand ihrer Diziplin zu bestimmen, und sich deshalb über die Doppeldeutigkeit des Wortes „Deutsch“ in ihren Untersuchen nicht ausreichend im klaren war. Über die geschichte des Wortes „Deutsch“ wurden Hunderte und Aberhunderte von Seiten vollgeschrieben, doch sucht man in den Handbüchern vergebens eine Definition dessen, was Deutsch ist. (S. 349)


Das Verhältnis der Niederländer zu ihren östlichen Nachbarn, insbesondere den Norddeutschen, war schon vor der Reichsgründung nie besonders herzlich gewesen. Als „gleichsam frühreifes Kind der europäischen Staatenwelt, als eine Staatsnation, die ihre Formierung aus protestantisch-rationalem Geist und aus eigener wirtschaftlicher und politischer Kraft schon Jahrhunderte früher erfahren hatte, standen die Niederländer der romantischen Aufbruchstimmung des deutschen Nationalismus im 19. Jahrhundert mißtrauisch und ablehnend gegenüber. Sie vergaßen nicht, daß Ernst Moritz Arndt und nicht wenige seiner geistigen Nachfahren das Land an der Rheinmündung unter Berufung auf Deutschlands natürliche Grenzen aus historischen wie aus Gründen der Sprachverwandtschaft immer wieder als einen Teil der deutschen Nation eingefordert und damit das ausgeprägte politische Selbstbewußtsein der Holländer mißachtet hatten, das auf der historischen und kulturellen Bedeutung ihres Landes im 16. und 17. Jahrhundert beruhte. Hinzu kam häufig ein moralisches Uberlegenheits- oder gar Auserwähltheitsbewußtsein der Niederländer, übrigens nicht nur gegenüber dem deutschen Nachbarn, das sich vor allem aus religiösen Quellen wie der Prädestinationslehre des holländischen Kalvinismus speiste. In der Geringschätzung ihrer Sprache als einer „Unsprache", eines verkommenen deutschen „Provinzialdialekts" oder gar Schlimmerem, wie sich schon Herder oder August Wilhelm von Schlegel geäußert hatten, oder in ihrer Einschätzung als „geiziges Krämervolk", „Chinesen Europas" erblickten die Niederländer einen als typisch deutsch empfundenen Mangel an Toleranz, gepaart mit unangebrachter deutscher Überheblichkeit. Denn der durchschnittliche Holländer war über die geistige Entwicklung Deutschlands im 19. Jahrhundert nur wenig informiert und kannte leibhaftige Deutsche meist nur in Gestalt der sogenannten „Hollandgänger", deutscher Saisonarbeiter und Torfstecher, Hausknechte und Dienstboten, die nun wirklich nicht geeignet waren, ihn an der Überlegenheit niederländischer Frömmigkeit, Kultur und Lebensart über die deutsche zweifeln zu lassen. Solche Vorstellungen prägten wohl auch das schon im 17. Jahrhundert nachweisbare niederländische Stereotyp vom „mof" wesentlich mit, jenes muffigen, schlecht erzogenen, dabei aber arroganten, brutalen und eigensüchtigen Deutschen, das wie ein roter Faden die letzten 200 Jahre deutsch-niederländischer Beziehungen durchzieht und bis heute immer dann wieder hervorgeholt wird, wenn sich die Niederländer von ihren östlichen Nachbarn bedroht, beiseite gedrängt oder in ihren kalvinistisch strengen moralisch-humanitären Vorstellungen verletzt fühlen. In seiner pejorativen Bedeutung ist der „mof" dem französischen „boche" sehr ähnlich. Die Vorstellung, daß es im deutschen Charakter liege, entweder als Sklave oder als Tyrann aufzutreten, verband sich folgerichtig schon vor der Reichsgründung mit einem tiefen Mißtrauen gegenüber jedem Zuwachs an deutscher Machtstellung, das sich etwa in jenem Reim des 17. Jahrhunderts ausdrückt, in dem es heißt:

„Indien de mof is arm end' kael So sprecht hij zeer bescheyden tael; Dog als hij compt tot groeten staet, So doet hij God en menschen quaedt."

(Solange der ,mof arm und kahl ist, führt er eine sehr bescheidene Sprache; doch wenn er zu großer Macht gelangt, fügt er Gott und Menschen Schlimmes zu.)

Den Staat, diese zutiefst bürgerliche Zweckinstitution, etwa mit Hegel als Inkarnation des Weltgeistes anzusehen, wie es in Deutschland so häufig geschah, mußte niederländischem Denken immer unverständlich und daher bedrohlich erscheinen. Eine Minderheit von Holländern, unter ihnen der Orientalist Pieter Johannes Veth, befürwortete 1848 trotzdem einen engeren Anschluß an Deutschland, selbst unter Aufgabe der eigenen Sprache, da ihr der niederländische Kleinstaat im Zeitalter der neuen Nationalstaaten nicht mehr überlebensfähig schien. Insgesamt genoß der preußische Nachbar mehr noch als der hannoversche - die süddeutschen Staaten blieben ohnehin außerhalb des niederländischen Blickfeldes - bis 1866 zwar Respekt wegen seiner aufgeklärten Toleranz und effizienten Verwaltung, doch blieb er den Holländern auch als europäischer Machtkonkurrent immer etwas unheimlich und wurde niemals populär

Doch waren dies eher unterschwellige Vorbehalte, denn in seiner konkreten Politik hatte Preußen den Niederländern vor Bismarck niemals Anlaß zu Annexionsfurcht oder überhaupt zu nachhaltigen Beschwerden gegeben. Die Limburger Los-von-Holland-Bewegung des Jahres 1848 ging nicht auf das Konto Preußens, sondern der Paulskirchenversammlung und war auch mehr eine Folge regionaler Unzufriedenheit mit der Regierung in Den Haag.

Klaus Pabst: Der übermächtige Nachbar. Belgische, niederländische und luxemburgische Urteile über das Deutsche Reich

  1. James, Harold. "Deutschland und die deutsche Identität 1871-1945". Das Deutsche Reich im Urteil der Großen Mächte und europäischen Nachbarn (1871–1945), edited by Klaus Hildebrand, München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1995, pp. 220
  2. James, Harold. "Deutschland und die deutsche Identität 1871-1945". Das Deutsche Reich im Urteil der Großen Mächte und europäischen Nachbarn (1871–1945), edited by Klaus Hildebrand, München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1995, pp. 220
  3. Celia Applegate und Pamela Potter: Music and German National Identity, University of Chicago Press, 2002, pp. 16
  4. Thomas R. Grischany: Der Ostmark treue Alpensöhne: die Integration der Österreicher in die Großdeutsche Wehrmacht, 1938-45, V&R unipress GmbH, 2015, pp. 37,
  5. Thomas R. Grischany: Der Ostmark treue Alpensöhne: die Integration der Österreicher in die Grossdeutsche Wehrmacht, 1938-45, V&R unipress GmbH, 2015, pp. 41.
  6. Rebecca Ayako Bennette: Fighting for the Soul of Germany, Harvard University Press, 2012, pp. 128.
  7. Stefan Berger in: The Many Faces of Clio: Cross-cultural Approaches to Historiography, Essays in Honor of Georg G. Iggers, Berghahn Books, 2006, pp. 370
  8. Matthew Jefferies:Imperial Culture in Germany, 1871-1918, Bloomsbury Publishing, 2020, pp. 12
  9. Harald Haarmann: Deutsche. In: derselbe: Kleines Lexikon der Völker. Von Aborigines bis Zapoteken (= Beck’sche Reihe, Band 1593). München 2004, S. 110–113.
  10. Ingo von Münch: Die deutsche Staatsangehörigkeit. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. De Gruyter Recht, Berlin 2007, ISBN 978-3-89949-433-4, S. 116 (abgerufen über De Gruyter Online).
  11. Tilman Struve: Gregor V. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 4. Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 1668.
  12. Ein deutscher Papst? In: FAZ, 13. April 2005, abgerufen am 14. Oktober 2017.
  13. Benedikt XVI. am längsten amtierender deutscher Papst. In: kirchensite.de (Online-Angebot für das Bistum Münster), KNA-Meldung vom 27. Juni 2010 (beruhend auf dem damaligen Stand dieses Wikipediaartikels), abgerufen am 15. Oktober 2017.
  14. Thomas Frenz: Das Papsttum im Mittelalter. Böhlau, Köln 2010, S. 28.
  15. Joachim Dahlhaus: Leo IX., Papst. In: Bruno Steimer (Red.): Herders Lexikon der Heiligen. Herder, Freiburg 2011, S. 191.
  16. Klaus Herbers: Geschichte des Papsttums im Mittelalter. WBG, Darmstadt 2012, S. 117.
  17. a b c d e Thomas Frenz: Das Papsttum im Mittelalter. Böhlau, Köln 2010, S. 28. Joachim Dahlhaus: Leo IX., Papst. In: Bruno Steimer (Red.): Herders Lexikon der Heiligen. Herder, Freiburg 2011, S. 191. Klaus Herbers: Geschichte des Papsttums im Mittelalter. WBG, Darmstadt 2012, S. 117.
  18. a b Ulf Dirlmeier, Andreas Gestrich, Ulrich Herrmann, Ernst Hinrichs, Konrad H. Jarausch, Christoph Kleßmann, Jürgen Reulecke: Deutsche Geschichte. Aktualisierte und ergänzte Ausgabe 2013 (Reclam Sachbuch), Kindle Edition, Reclam, Stuttgart 2014, Zeitleiste zu den Jahren 1046–1059.
  19. xxx
  20. Gerhard Jelinek: Mutiger, klüger, verrückter: Frauen, die Geschichte machten, Amalthea Signum Verlag, 2020.
  21. Stephan Vajda: Die Babenberger: Aufstieg einer Dynastie, Orac, 1986, S. 26.
  22. David Matthews:The Invention of Middle English: An Anthology of Primary Sources, Pennsylvania Press, 2000, S. 135.
  23. Geoffrey Parker: Emperor: A new life of Charles V, Yale University Press, 2019, S. 531.
  24. Public Record Officeof Great Britain: Letters and Papers, Foreign and Domestic, of the Reign of Henry VIII, Britisches Museum, 1965, S. 614.
  25. Kington Oliphant: Old and Middle English, Macmillan, 1878, S. 13.
  26. Raphael Berthele (Hrsg.): Die Deutsche Schriftsprache und die Regionen. Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017497-9, S. 137.
  27. Christopher Joby: The Dutch Language in Britain (1550-1702): A Social History of the Use of Dutch in Early Modern Britain, BRILL, 2015, S. 4.
  28. Leonard Reilly und Geoff Marshall: The Story of Bankside: From the River Thames to St. George's Circus, London Borough of Southwark, 2001, S. 13.
  29. Peter Brown: A New Companion to Chaucer, John Wiley & Sons, 2019: Chauchers contemporaries typically characterized Flemish women as prostitutes, and the socalled Doche, men and women from the Low Countries, frequently kept and were often accused of keeping brotherls (Karras 1989:415; Carlin 1996:150).
  30. Alexander Bergs und Laurel J. Brinton: English Historical Linguistics, Band 2, Walter de Gruyter, 2012, S. 1664
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  36. Mark L. Louden: Pennsylvania Dutch: The Story of an American Language. JHU Press, 2006, S. 2 (online bei Google Books)
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