Die Oberösterreichischen Clusterinitiativen sind eine Maßnahme der Technologie- und Standortpolitik und der Wirtschaftsförderung des Land Oberösterreich.
Gegenstand oberösterreichischer Clusterpolitik
BearbeitenDie Initiative Strategisches Programm OÖ 2000+, von der Oberösterreichischen Landesregierung im November 1998 und vom Oberösterreichischen Landtag im Januar 1999 beschlossen, hatte das Ziel, eine mit 72,7 Mio. Euro (1 Mrd. ATS, Technologiemilliarde) dotierte fünfjährige Technologieoffensive (1998–2003) zu starten. Der Plan sah vor, vier Instrumente einzusetzen: Förderung von Kompetenzzentren, von Clustern (betrieblichen facheinschlägigen Netzwerken), von Technologie-, Innovations- und Gründerzentren (Impulszentren) und Ausbau von Fachhochschul-Studiengängen.[1] Beauftragt mit der Umsetzung wurde die 1991 gegründete Oberösterreichischen Technologie- und Marketinggesellschaft m. b. H. (TMG),[2][3] je zur Hälfte finanziert von Wirtschaftsressort des Landes und vom Bundesministerium für Wissenschaft, Verkehr und Kunst. Ein Fortsetzung findet die Initiative im Aktionsfeld 3 Netzwerk-Kooperationen (RNK) des Programms Regionale Wettbewerbsfähigkeit OÖ 2007-2013 (Regio 13),[4][5] in dem weitere 600 Mio. Euro investiert werden.[6]
Die österreichische Wirtschaft ist traditionell auf Klein- und Mittelbetrieben (KMU) aufgebaut, daher war die Cluster-Methodik – die vom amerikanischen Wissenschaftler Michael Porter entwickelt wurde – Mittel der Wahl. Sie bietet die Möglichkeit, kooperative Zusammenarbeit voneinander unabhängiger Betriebe entlang von Wertschöpfungsketten zu bilden. Um sich auf florierende Wirtschaftszweige (regionale Stärkefelder) zu konzentrieren, wurden Cluster und Netzwerke dort angesetzt, für die der Raum Öberösterreich einen Spitzenstandort mit breiter Basis bildet. Zur Strategie gehört auch, technologische Forschung und Bildung enger mit der regionalen Wirtschaft zu vernetzen.
Die Clusterinitiativen dienen als branchensspezifische Service-Organisationen, daneben wurden branchenübergreifende Netzwerkinitiativen erstellt. Ein weiteres Maßnahme ist die Einrichtung von Clusterbeiräten, die Unterstützung in der strategischen Ausrichtung bieten. Für einen optimalen Start wird eine Cluster- bzw. Netzwerkinitiative zu Beginn durch die öffentliche Hand initiiert und gefördert. Schrittweise erhöht sich im Lauf der Jahre der Selbstfinanzierungsgrad. Zusätzliche Einnahmen werden durch Partnerbeiträge, Teilnahmebeiträge bei Veranstaltungen, Sponsoring oder durch die Teilnahme an EU-Projekten lukriert. Die öffentliche Hand unterstützt auch volkswirtschaftliche Projekte der Cluster-und Netzwerkinitiativen, die der gesamten Region zugute kommen.
Clusterinitiativen
BearbeitenAnfang der 90er Jahre wurde beim Forschungszentrum Seibersdorf eine Studie in Auftrag geben, um die Spezialisierungen der oberösterreichischen Industrie als Basis der Clusterpolitik zu ermitteln.[7] Dabei wurden als bestehende oder entstehende Cluster wurden identifiziert:
- Stahl-, Aluminium-, Metallprodukte
- Maschinen, Anlagen, Umwelttechnik
- Fahrzeuge, Motoren, Komponenten
- Kunststoffprodukte
- Möbel, Fenster, Türen
- Papier, Zellstoff
- sowie chemische Produkte und Nahrungs- und Genussmittel als „latente Cluster“
Sechs der Bereiche wurden mit hohe Priorität gestuft, zwei weitere befanden sich vorerst auf der Reserveliste. Darauf basierend wurden dann folgende Clusterinitiativen initiiert.
- Automobil-Cluster (AC), gegründet 1999
- Kunststoff-Cluster (KC), gegründet 1999
- Cluster Drive Technology (CDT, früher Cluster Diesel-Technologie genannt), gegründet 1999, heute Teil des Automobil-Clusters
- Möbel- und Holzbau-Cluster (MAC), gegründet 2000
- Lebensmittel-Cluster (LC), gegründet 2000, wird heute komplett von der Wirtschaftskammer Oberösterreich betrieben
- Ökoenergie-Cluster (OEC), gegründet 2000, dessen Trägerorganisation der O.Ö. Energiesparverband ist
- Gesundheits-Cluster (GC), gegründet 2002
- Mechatronik-Cluster (MC), gegründet 2003
Die anderen fünf sind heute (2009) Teil von Clusterland Oberösterreich, bis Ende 2005 waren die Clusterinitiativen der TMG direkt unterstellt.
Netzwerkinitiativen
Bearbeiten- Netzwerk Logistik, wird vom Verein Netzwerk Logistik, gegründet 1995, betreut[8]
- Netzwerk Humanressourcen, gegründet 2004
- Netzwerk Design & Medien, gegründet 2004
- Netzwerk Umwelttechnik, gegründet 2006
- Netzwerk Energieeffizienz, gegründet 2009
Letzere vier branchenübergreifende Netzwerkinitiativen sind ebenfalls Teil von Clusterland Oberösterreich.
Clusterland Oberösterreich
BearbeitenAls Trägerorganisation der Cluster- und Netzwerkinitiatven wurde die Clusterland Oberösterreich GmbH mit Sitz in Linz seit 1. Januar 2006 tätig. Eigentümer der Gesellschaft sind die Technologie- und Marketinggesellschaft des Landes Oberösterreich (TMG) mit 61 %, sowie die Wirtschaftskammer Oberösterreich und die Industriellenvereinigung Oberösterreich mit je 19,5 %. Zum Geschäftsführer wurde DI (FH) Werner Pamminger, MBA bestellt.[9]
In den Clustern und Netzwerken sind über 1.600 Unternehmen und F&E-Einrichtungen beteiligt (Stand: August 2009), von denen 86 % Klein- und Mittelbetriebe sind. Etwa 28 % sind aus anderen Bundesländern oder dem Ausland. Von Clusterland Oberösterreich wurden seit der Gründung über 250 verschiednene Kooperationsprojekte begonnen und betreut, die vom Land Oberösterreich mit 11,68 Millionen Euro gefördert wurden, das gesamte Innovationsvolumen liegt über 70 Millionen Euro.[10]
Automobil-Cluster
BearbeitenDie Sparte der Automobilzulieferer gehört zu den wichtigsten gewerblichen und industriellen Branchen Oberösterreich, das liegt sowohl in der Geschichte der VÖEST, der Steyr-Puch-Gruppe, KTM und der Porsche-Gruppe, wie auch der verkehrstechnischen Nähe zu den bayrischen Automobilzentren um München (BMW) und Stuttgart (Porsche) begründet.
Der Automobil-Cluster (AC) wurde 1998 gegründet. Er hat 236 Partnerunternehmen (Stand: August 2009), mit 88.000 Mitarbeitern, davon 164 Klein- und Mittelbetriebe und 150 produzierende Betriebe. 59 % der Partnerunternehmen haben ihren Standort in Oberösterreich, je zwischen 14 und 23 in Niederösterreich, Wien, Salzburg, und Bayern, der Rest in den anderen Bundesländern und der Schweiz. Der Gesamtumsatz des Clusters liegt bei 20 Mrd. €.[11]
Die Exportquote beträgt 79,37 %, was den Fokus auf Außenhandel dieser Branche in Österreich zeigt. 8 der Betriebe – bei Mehrfachnennung – sind Hersteller (OEMs), 140 der Betriebe sind Zulieferer (1,2,3-Tier-Supplier, Engineering), 45 periphäres Segment (Maschinen-, Anlagen-, Werkzeug-, Formenbau), 89 Dienstleister und sonstige Unternehmen (Logistik, Technische Büros, EDV-Dienstleister).[11]
Zu den wichtigsten Partnern gehören:[12]
- Oberösterreich: Banner GmbH (Linz-Leonding), BMW Motoren GmbH (Steyr), FACC AG (Ried i.I.), KTM-Sportmotorcycle AG (Mattighofen), Lenzing Plastics GmbH, MAN Nutzfahrzeuge Österreich AG (Steyr), Rosenbauer International Aktiengesellschaft (Leonding), SKF Österreich Aktiengesellschaft (Steyr), STEYR MOTORS GmbH (Steyr-Gleink), TRUMPF Maschinen Austria GmbH & Co. KG (Pasching, Trumpf-Gruppe), voestalpine Europlatinen GmbH, voestalpine Stahl GmbH, voestalpine Stahl Service Center GmbH (alle Linz)
- Ausserhalb: BASF SE (Ludwigshafen RP), Gebrüder Weiss GmbH (Lauterach Vbg), Kässbohrer Transport Technik GmbH (Eugendorf Sbg), MB-technology GmbH (Sindelfingen BY), Palfinger Service- und Beteiligungs GmbH (Bergheim Sbg), Parametric Technology GmbH (Unterschleißheim BY), Senoplast Klepsch & Co GmbH (Piesendorf Sbg), Siemens AG Österreich (Wien)
- Bildung: Höhere Technische Bundeslehranstalt Steyr, Fachhochschul-Studiengänge Globales Sales Management, Internationales Logistikmanagement, Produktion und Management (Campus Steyr), Automatisierungstechnik, Studienzweig Sensorik und Mikrosysteme (Campus Wels), alle FH Oberösterreich, Studiengang Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering TU Graz, Technische Universität Wien - Ausseninstitut (Wien, Gußhausstraße)
- sowie der ÖAMTC Oberösterreich
Die anderen wichtigen Automobilcluster Österreichs sind:
Literatur
Bearbeiten- Fritz Ohler; Claudia Gamsjäger, Jörg Mahlich (Mitarb.): Evaluierung der oberösterreichischen Clusterinitiativen. im Auftrag des Amtes der OÖ. Landesregierung, Abteilung Gewerbe. Hrsg.: Technopolis Forschungs- und Beratungsgesellschaft. November 2001 (pdf, tmg.at).
Weblinks
Bearbeiten- www.clusterland.at – Website Clusterland Oberösterreich GmbH
- www.automobil-cluster.at
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Strategisches Programm OÖ 2000+. Land Oberösterreich, abgerufen am 17. August 2009.
- ↑ www.tmg.at Oberösterreichische Technologie- und Marketinggesellschaft
- ↑ Die TMG ist Standort- und Innovationsagentur des Landes Oberösterreich. Oberösterreichische Technologie- und Marketinggesellschaft, abgerufen am 17. August 2009.
- ↑ Regio 13 - Impulse für OÖ: Programm Regionale Wettbewerbsfähigkeit OÖ 2007-2013 (Regio 13). Land Oberösterreich, abgerufen am 17. August 2009.
- ↑ Amt der Oö. Landesregierung, Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung, Abteilung Wirtschaft (Hrsg.): Richtlinien für die Förderung von innovativen Kooperationsprojekten im Rahmen des Strukturfonds-Programms Regionale Wettbewerbsfähigkeit OÖ 2007-2013. Aktionsfeld 1.3 "Netzwerke". (pdf).
- ↑ Innovatives Oberösterreich 2010. Land Oberösterreich, abgerufen am 17. August 2009.
- ↑ W. Hesina, H. Gassler, N. Böck, E. Buchinger: Industriekomplexe der oberösterreichischen Wirtschaft. Studie des Österreichischen Forschungszentrums Seibersdorf im Auftrag der OÖ Technologie- und Marketing Gesellschaft. November 1992.
- ↑ Wirtschaftskammer Oberösterreich (Hrsg.): Daten & Fakten - Positionen & Aktivitäten. Logistikkompetenz ist gebündelt im Verein Netzwerk Logistik. Informationsbroschüre. (pdf, wko.at [abgerufen am 2009]).
- ↑ über uns. Clusterland Oberösterreich, abgerufen am 17. August 2009.
- ↑ Cluster und Netzwerke. In: Innovationsnetzwerk OÖ > Das Innovationsnetzwerk. Clusterland Oberösterreich, abgerufen am 17. August 2009.
- ↑ a b Ziele: Aktuelle Kennzahlen der AC-Partner. Automobil-Cluster, abgerufen am 19. August 2009.
- ↑ Unternehmen > 100 Mio. EUR Umsatz. Partnerdatenbank. Automobil-Cluster, abgerufen am 19. August 2009.
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