Das Lager wurde 1939 in Arnswalde (poln.: Choszczno) in Kasernen des deutschen 3. Bataillons des 25. motorisierten Infanterie-Regiments und der 3. Division des 2. motorisierten Artillerie-Regiments eingerichtet. Die Infrastruktur des Lagers bestand aus vier zweistöckigen Blöcken, einer Turnhalle, zwei Verwaltungsgebäuden, vier Garagen und einem großen Versammlungsplatz. Das Gelände war mit einem Doppelstacheldrahtzaun, 2,5 m hoch und 1,5 m breit, eingezäunt.

Es erhielt den Namen Arnswalde II B, was im Einzelnen aussagte:

  • Arnswalde - Name der Stadt, in der sich das Lager befand - Choszczno,
  • II - Nummer des Wehrkreises, in diesem Fall Szczecin (Pommern, Mecklenburg),
  • B - Reihenfolge des Lagers im Bezirk - zweites Lager.

Der erste Transport mit 2.254 Personen (1.618 Offiziere und 636 Soldaten) traf am 6. November 1939 aus Dulag in Stargard im Lager ein. Die polnischen Kriegsgefangenen kamen von der Armee "Krakau", der SGO "Polesie" und den Verteidigern der Küste. Am 21. November wurden mehrere Hundert verwundete Häftlinge aus Feldlazaretten gebracht. Der nächste größere Transport (1067 Häftlinge) traf am 7. Dezember 1939 ebenfalls aus Stargard ein.

Das Lager wurde vom Kommandanten und der Kommandantur geführt, die aus selbständigen Einheiten bestand:

Kommandantur

Spionageabwehr-Offizier

Gerichtsbeamter

Verwaltung

Wacheinheit

sanitäre, kulturelle und pädagogische Dienstleistungen


Die Häftlinge lebten in Soldatenzimmern, die mit 1-2 Tischen, mehreren Hockern, Schränken (einer für zwei Personen), Matratzen mit Kopfkissen ausgestattet waren. Die Betten waren für ältere und kranke Offiziere bestimmt. Der Gefangene erhielt: 1 Decke, Handtuch, Tasse, Löffel und ein Stück Seife. Auf jeder Etage gab es Toiletten und Waschbecken mit fließend kaltem Wasser, es gab keine Badewanne.

Die Beleuchtung war schwach und die Heizung symbolisch. Die Wäsche wurde einmal im Monat außerhalb des Lagers organisiert. Gewaschen wurde zunächst allein, dann gemeinsam in einer deutschen Militärwäscherei. Die Behandlung wurde auf Basis des polnischen Gesundheitsdienstes organisiert, aber alle Entscheidungen eines polnischen Arztes mussten vom Deutschen genehmigt werden. Es gab 8 Sanitäter im Lager. Schwerstkranke wurden im Kriegsgefangenenkrankenhaus in Stargard behandelt.

Das tägliche Essen wurde auf 850 cal ausgerichtet. das heißt, es war ziemlich knapp. Offiziere erhielten monatliche Gehälter. Die Höhe der Gehälter richtete sich nach dem militärischen Dienstgrad und betrug: Oberst 150 (z. B. Brigadegeneral 180), Oberstleutnant 120, Major 108, Hauptmann 98, Leutnant 81, Leutnant 72.

Ein Teil des verdienten Geldes wurde an den Selbsthilfefonds überwiesen. Zu den Aktivitäten des Fonds gehörten die Hilfe für Witwen und Waisen gefallener Kollegen im Land, Honorare für Anwälte, die Kriegsgefangene vor deutschen Gerichten verteidigten, Zahlung von Sold für Kadetten und Gefreite sowie für kulturelle und pädagogische Aktivitäten. Auch der Teachers' Club führte eine Kampagne zur Unterstützung der Familien durch.


Die Lagerkapelle wurde in der Turnhalle eingerichtet. Der Altar wurde von 2nd Lt. Rybicki gestaltet. Er wurde von Gefangenen gemacht - Pionieren. Der Künstlermaler Kazimierz Piotrowski hat in den Fenstern über dem Altar Buntglasfenster angefertigt. Auf dem Altar befand sich ein Gemälde der Muttergottes von Tschenstochau. Der Tabernakel wurde von Kowalczyk mit einem gewöhnlichen Messer aus Holz geschnitzt. Kirchengewänder und liturgische Gefäße waren Eigentum der Marienkirche in Krakau. Sie wurden von Fr. Mieczysław Szablewski entworfen. Die Kapelle wurde vom Kirchenkomitee unter der Leitung von Oberstleutnant Mieczysław Raczyński betreut. Morgens und abends versammelten sich die Soldaten, um gemeinsam zu beten. Sie begannen den Tag mit dem Lied „When the morning dawns rise“ und endeten mit einem Chorlied „All our daily Affairs“.

Die Menschen beteten gemeinsam für ihre gefallenen Kollegen. Anfänglich kümmerten sich vier Kapläne in Choszczno um die Seelsorge. Im Frühjahr 1940 wurden die Kapläne „aus der Gefangenschaft entlassen“ und in die Zuständigkeit der SS überstellt. Sie wurden in ein Konzentrationslager gebracht. Dieses Schicksal wurde von Fr. Kap. Drechny, der in den USA geboren wurde und die Staatsbürgerschaft dieses Landes besaß. Er durfte keine Gottesdienste abhalten und wurde wie ein gewöhnlicher Kriegsgefangener behandelt. In Choszczno gab es eine deutsche katholische Pfarrei, deren Pfarrer P. Jordanien als Ergebnis der Bemühungen des "Ältesten" des Lagers begann, Gottesdienste im Oflag durchzuführen. Dank seiner Kenntnisse der polnischen Sprache und seiner persönlichen Qualitäten gewann er das volle Vertrauen der Häftlinge. Nach der Niederlage Frankreichs kam eine Gruppe französischer Kriegsgefangener ins Lager, darunter ein Jesuit, P. Brue. Er übernahm die Aufgaben des Lagerseelsorgers. Als Dank für die Freundlichkeit und Seelsorge stellten die Häftlinge einen wunderbaren Kelch für die Kirche in Arnswalde her und übergaben ihn P. Jordanien. Anfang 1942 wurde Fr. Brue und französische Kriegsgefangene aus Choszczno deportiert. Damals war Fr. Kap. Drechny erhielt die Erlaubnis und durfte Gottesdienste feiern, jedoch nur an Sonn- und Feiertagen, ohne Predigtrecht. Auch Anhänger anderer christlicher Religionen hatten eigene Gemeinden und beteten in derselben Lagerkapelle.


Die Belegung des Lagers

in den Jahren 1939-1942 war der Status der polnischen Kriegsgefangenen wie folgt:

13. Dezember 1939 - 2073 Offiziere und 323 Gefreite

2. Januar 1940 - 2.078 Offiziere und 323 Gefreite

30. Juni 1940 - 2405 Offiziere und 363 Gefreite

28. Februar 1941 - 2213 Offiziere und 345 Gefreite

1. Januar 1942 - 2.191 Offiziere und 332 Gefreite

1. April 1942 - 2.184 Offiziere und 268 Gefreite

Das Lager war maßgeblich an der Organisation des Kriegsgefangenenlebens im später errichteten Oflag II C Woldenberg (Dobiegniew) beteiligt. Am 17. September 1940 wurde ein Transport von 1.963 polnischen Offizieren nach Woldenberg geschickt.


Die erste Gruppe französischer Kriegsgefangener wurde kurz nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 nach Choszczno gebracht. Der älteste der Franzosen war Oberst Gonnard. Die gegenseitige Begrüßung war zunächst kühl aufgrund der negativen Meinungen der Deutschen über die Polen und des nichtmilitärischen Auftretens der Franzosen selbst. Nach gegenseitigem Abtasten verflog das Misstrauen. Die Franzosen schlossen sich dem von Polen organisierten Lagerleben an und nahmen an Theateraufführungen, Veranstaltungen und Konzerten teil. Einige spielten in einem Sinfonieorchester, zum Beispiel: Major Vilmet (Cello), Major Hadangve (Flöte), Leutnant Gaundry.

Der bereits erwähnte Colonel Gonnard wurde als Mann und Offizier hoch angesehen. Er schätzte auch die Hilfe der Polen bei der Anpassung der kriegsgefangenen Franzosen an das Lagerleben, wofür er sich in der Zeitung "Za wiami" bei "polnischen Kollegen" bedankte. P. Bru, ein französischer Jesuit, erwies sich als sehr hilfreich. Der Aufenthalt der Franzosen war 1940 relativ kurz. Nach Angaben vom 15. August 1940 befanden sich im Oflag 356 Offiziere und 140 französische Gefreite. Am 8. November desselben Jahres wurden sie alle in das Lager Prenzlau transportiert. Am 14. Mai 1942 tauchten die Franzosen erneut im Oflag II B auf, es war das Ergebnis eines Gefangenenaustausches zwischen den beiden Lagern. Die Polen wurden in das Oflag II D in Bornem Sulinów deportiert, wo sich zuvor die Franzosen aufgehalten hatten. Oflag Arnswalde II B wurde zu einem rein französischen Lager. Die Überstellung von Kriegsgefangenen hatte zwei Hauptziele, nämlich die Zusammenführung möglichst vieler gefangener Polen in zwei Lagern im Kreis Stettin und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Franzosen sowie von Bürgern westlicher Länder, mit denen eine politische Zusammenarbeit erwartet wurde. Die Kommandeure des Oflag II B in der "französischen Zeit" waren:

Oberst Neumann 15. Mai - 31. Juli 1942

Col. Euler 1 VII - 05 IX 1942

Major Berndt 6. September - 22. September 1942

und dann Oberst Gerloff und als letzter Oberstleutnant Praetorius. Der Älteste des Lagers war Oberst Verdier.

Die Geheimdienstaufsicht wurde ausgeübt von: Cpt. von Bülow und Capt. Christian. Ein deutscher Arzt, Dr. Rücher, leitete die Krankenstation des Lagers.

Der Personalstatus des Lagers war variabel und in bestimmten Jahren wie folgt:

1. Juni 1942 - 2.396 Offiziere und 408 Gefreite

1. Oktober 1942 - 2507 Offiziere und 335 Gefreite

1. Januar 1943 - 2459 Offiziere und 302 Gefreite

1. Oktober 1943 - 2.561 Offiziere und 292 Gefreite

1. Januar 1944 - 2.526 Offiziere und 285 Gefreite

1. Oktober 1944 - 2.578 Offiziere und 292 Gefreite

1. Januar 1945 - 2.549 Offiziere und 291 Gefreite

Wie die Polen verfügten auch die Franzosen über eine Bibliothek, Bücher wurden von der Vichy-Regierung geliefert. Im Gegensatz zu Polen, die ihren Aufenthalt in Gefangenschaft zur Erlangung von Zusatzqualifikationen nutzten, widmeten sich die Franzosen der Wissensvertiefung und dem Einzelstudium. Die Untergrundbewegung unter französischen Kriegsgefangenen entwickelte sich erst spät. 1943 wurde das "Groupement Liberté" gegründet, das die "Freien Franzosen" repräsentierte. Diese Bewegung entwickelte sich sehr vorsichtig. Personen wurden nur nach sehr gründlicher Prüfung und Untersuchung aufgenommen. Dank dieser Form wurden jegliche Pannen vermieden und die Bewegung wurde nie erkannt. An dieser Aktivität nahmen sowohl Berufsoffiziere als auch Reservisten teil.

Mit Frankreich wurde ein so enger Kontakt wie möglich gehalten. Genutzt wurden u.a. Informationen von Kriegsgefangenen, die in Polizei- und anderen Einrichtungen tätig waren. Am 24. Mai 1942 bot die Lagerleitung den Offizieren an, im Reich zu arbeiten. Bis zum 12. Juli 1944 nutzten 495 Offiziere, also jeder fünfte Gefangene, dieses Angebot. Es handelte sich um eine sechsmonatige Vertragsarbeit auf der Grundlage einer Freistellung aus der Gefangenschaft. Verträge könnten verlängert werden. Quellen sagen auch, dass wahrscheinlich 19 Häftlinge aus dem Lager geflohen sind.

Zu den Pflichten eines französischen Kriegsgefangenen gehörte das Marschieren. Sogar Wettbewerbe wurden organisiert (2. Leutnant Leduc ging 120 km in 3 Tagen). Nach den Anweisungen der Lagerältesten musste jeder Häftling innerhalb von 2 Wochen 10 und dann 15 km „laufen“. Dies halt bei der Evakuierung des Lagers. Die französischen Kriegsgefangenen blieben bis zum 29. Januar 1945 im Oflag Arnswalde II B. Der Marschbefehl erfolgte in der Nacht vom 28. auf den 29. Januar. Es entstand eine Kolonne, die in drei Gruppen von 900 Personen aufgeteilt wurde. Sie brachen in Richtung Oder auf, die sie am 2. Februar 1945 bei Radziszewo und Kołbaskowo überquerten. Auf dem Abschnitt Arnswalde-Oder flüchteten 154 Offiziere, einige von ihnen wurden gefasst. Dieser Marsch dauerte bis zum 25. Februar und endete in Waren. Hier blieben einige, bis die Russen eintrafen. Die übrigen Offiziere hingegen wurden am nächsten Tag zu einer Kolonne zusammengefaßt, deren Marsch erst am 19. März beim Oflag IV A Soest endete. Vor Beginn der Räumung des Lagers wurden 45 kranke Kriegsgefangene in Choszczno zurückgelassen und waren gehunfähig. Sie überlebten die Qualen der Belagerung der Stadt. Am 17. Februar 1945 wurden sie bei der Einnahme von Arnswalde von der Roten Armee befreit.