Ich hab 2024 erstmals an einer Wikimania teilgenommen. Weil ich Fernreisen für einen kurzen Ausflug um die halbe Welt nicht für so sinnvoll angesehen habe, hatte ich in der Vergangenheit keine große Lust an Wikimanias teilzunehmen. Ich habe auch an den ersten Wikicons nicht teilgenommen, weil ich dachte, dass das irgendwas für mich nicht greifbares sondern nur was für Cracks und Nerds tief innerhalb der Wikipedia ist. Naja, nachdem ich vor langer Zeit erkannt hatte, dass Wikicons für jeden, der bei uns mitmacht, sinnvoll sind, und der Konferenzort Katowice quasi vor meiner Haustür lag, reifte dieses Jahr in mir die Überlegung, mich meinen Vorurteilen zu stellen. Die entscheidendenden Impulse kamen durch zwei Nutzerinnen - Ailura, die mir sagte, dass die Nutzerin Shreya.Bhopal aus Indien auf der Suche nach einem Tandempartner für die Wikimania sei. Ailura und Shreya sind im Board der Commons Photographers User Group, die sich für die Interessen der Commonsfotografen einsetzt und der ich auch angehöre. Shreya kannte ich bereits über das Organisieren einiger Fotowettbewerbe auf Commons wie Wiki Loves Folklore und Wiki Loves Monuments. Ein paar Tage nach Ailuras Hinweis hatten Shreya und ich Kontakt aufgenommen, uns über unsere Arbeit in Wikipedia und Commons ausgetauscht und uns entschieden, dass wir uns für ein Tandemstipendium bewerben. Die Zeit für die Einreichung war fast abgelaufen, als wir unseren Antrag einreichten.

Da ich im Reallife noch etwas arbeiten musste, konnte ich erst am Donnerstag anreisen. Ich hoffe, dass ich im Folgenden wenig Buzzwörter nutze.

Was hat mir persönlich die Teilnahme an der Wikimania gebracht und konnte ich anderen etwas weitergeben?

Bearbeiten

Die Frage kann ich kurz und knapp mit Freude, Spaß und Vernetzung beantworten.

Einige Vorträge, die ich besucht habe, waren aus meiner Sicht nicht so spannend und sinnvoll. Ich weiß aber nicht, ob die Schuld beim Sender oder beim Empfänger liegt. So war meine Erwartung an einen KI-Vortrag eine andere als, dass alle Teilnehmer in Gruppenarbeit Lösungsvorschläge erarbeiten sollen. Diesen Vortrag hab ich zum Beispiel wie zahlreiche andere Teilnehmer vorzeitig verlassen. Spannender und sinnvoller waren wie auch oft bei dienstlichen Besprechungen im Reallife die Pausengespräche. Vor allem bei den drei Meetups der Wiki-Loves-Wettbewerbe konnte ich mich mit Leuten aus "meinen" Themengebieten austauschen. Dazu später mehr.

Durch die Meetups sowie durch Shreyas Vermittlung hatte ich Kontakt zu Nutzern aus Indien unter anderem Tiven2240, der zur internationalen Orga von Wiki Loves Folklore gehört und mit dem ich auch schon onwiki häufig Kontakt hatte. Über die typischen Fragen, wie macht ihr das, wie löst ihr folgendes Problem, kamen wir auch auf das Thema Jurytools. Ich konnte verbal unser Vorjurytool und das Jurytool von Wiegels erläutern. Zeigen konnte ich es leider nicht, da die Tools zum Zeitpunkt der Wikimania nicht aktiv waren, da alle Wettbewerbe abgeschlossen beziehungsweise in Vorbereitung waren. Die Tools stießen auf große Begeisterung, da das Tool Montage auf Commons nicht den Bedürfnissen von WLF entspricht. Darüber hinaus hab ich versucht, dem Nutzer Gnoeee, den Kontakt zu MisterSynergy dem Entwickler des Wikiläums-Tools zu vermitteln.

Wenn man die Antwort von mir auf diesen Abschnitt liest, könnte man annehmen, dass ich nüscht kann, aber weiß, dass ich bei in de.Wikipedia weiß, wer was kann. Vielleicht ist dem so...

Bericht über eine Einzelveranstaltung

Bearbeiten

Ok, es ist keine wirkliche Einzelveranstaltung sondern es sind drei thematisch zusammenhängende Veranstaltungen, die für mich am wichtigsten bei der Wikimania waren. Ich habe die Meetups für die Organisatoren von Wiki Loves Folklore, Wiki Loves Earth und Wiki Loves Monuments besucht. Aus deutschsprachiger Sicht waren auch noch GPSLeo und Ailura dabei, da wir eng bei der Organisation der Wettbewerbe zusammenarbeiten.

Beim WLE-Meetup haben wir die von GPSLeo entwickelte Upload-Map vorgestellt, die bei allen Teilnehmer große Begeisterung und großes Interesse auslöste. Die Upload-Map ermöglicht auf Basis von Wikidata-Objekten den Upload von Fotos direkt in die jeweilige Commonscat. Darüberhinaus zeigt die Map die unterschiedlichen Schutzgebiete mit der Unterscheidung Foto vorhanden oder nicht. Leo konnte zeigen, dass die Upload-Map auch im europaweiten Kontext zum Upload von Schutzgebieten genutzt werden kann. Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die Schutzgebiets-Shapes vorhanden sind. Dies hat mir wiedereinmal gezeigt wie glücklich wir in Deutschland mit der Situation der öffentlichen Daten in manchen Bereichen sein können.

Die Diskussion über Leos Upload-Map mit den italienischen Kollegen (Ferdi2005 und YiYi) führte inhaltlich zum WLM-Meetup in dem sie am nächsten Tag ihre WLM-App vorstellten. Sie planen diese Version im nächsten Jahr für andere Länder auszurollen. Ihre Map ist ebenfalls Wikidata basiert. Sie benötigt pro Objekt die Koordinate, eine einheitliche Denkmal-ID und die Angabe, um was für ein Objekt es sich bei dem Kulturdenkmal handelt (Kirche, Haus, Schloss usw). Aktuell gibt es eine Upload-Karte von Leo für Bau- und Kulturdenkmäler in Deutschland, diese stellt auf die unterschiedlichen Schutzstatus-Werte ab, was es aufgrund der föderalen Struktur der Denkmale in Deutschland kompliziert macht. Die italienischen Kollegen haben zusätzlich zur offiziellen Denkmal-ID einfach eine eigene WLM-ID kreiert auf die ihre Karte abstellt. Coole Lösung.

Bei Wiki Loves Folklore ging es naturgemäß nicht um Karten sondern um unsere Erfahrungen mit dem Wettbewerb. Deutschland hat dieses Jahr erstmalig an WLF teilgenommen. Wir hatten dargestellt, dass der Name "Folklore" aus unser Sicht das größte Problem sei, um die Akzeptanz für diesen Wettbewerb in Deutschland zu verbessern. Die Kollegen aus Polen und der Slowakei, die am Meetup teilnahmen und überlegen 2025 am Wettbewerb teilzunehmen, stimmten uns da einhellig zu. Spanned war, dass aus Sicht der Organisatoren, die aus Ghana und Indien kamen, das Wort "Folklore" in keinster Weise als Problem angesehen wurde. Sie sagten, dass sie den Begriff so zwar nicht nutzen würden, sie aber wüssten, was darunter zu zählen sei. Aus ihrer Sicht sei der Wettbewerb auch für eine Dekolonialisierung wichtig (ich hoffe, dass ich das so richtig wiedergebe). Sie wünschen sich aber eine Teilnahme von europäischen Ländern und gern unter dem internationalen Wettbewerbsnamen "Folklore". Wir haben für die Wikicon einen Programmpunkt zu WLF angemeldet. Ich bin gespannt in welche Richtung der Wettbewerb auch mit den Erfahrungen der Wikimania gehen wird.