Johann Baptist Schey (* 31. März 1803 in Riedöschingen; † 18. November 1861 in Freiburg im Breisgau) war ein badischer Jurist und Verwaltungsbeamter.[1]
Leben
BearbeitenSchey studierte Rechtswissenschaften and er Universität Freiburg und legte 1827 die erste juristische Staatsprüfung ab. 1836 wurde er Amtsassessor bei Bezirksamt Säckingen, wo er 1840 zum Amtmann befördert wurde. 1843 wurde er Amtsvorstand beim Bezirksamt Bonndorf im Schwarzwald und zwei Jahre später Oberamtmann in Bonndorf. 1847 erfolgte die Versetzung als Amtsvorstand nach Säckingen, wo er im April 1848 aufgrund von Drohungen der Freischaren den verhafteten Revolutionär Gustav Struve wieder freiließ, statt ihn den württembergischen Bundestruppen auszuliefern. Er wurde aus diesem Grund 1848 kurzzeitig vom Dienst suspendiert. Im Folgejahr wurde er gleichwohl Amtsvorstand in Engen, bevor er 1852 bei der Regierung des badischen Seekreises in Konstanz bis zu seiner Pensionierung 1861 tätig wurde.
Gefangennahme und Freilassung des Gustav Struve
BearbeitenIn der Nacht nach dem Gefecht auf der Scheideck (20. April 1848) wollte Gustav Struve mit zwei Begleitern über die Holzbrücke in Säckingen ins aargauische Stein um dort in Sicherheit zu übernachten. Struve hatte zunächst beabsichtigt mit einem Nachen über den Rhein zu setzen, hatte sich aber von seinem Umfeld überzeugen lassen, dass die Überquerung der Säckinger Rheinbrücke gefahrlos möglich sei. Er und seine Begleiter Dr. Knöpfle aus Überlingen und Ökonom Tiedemann aus Salem wurden jedoch auf der Brücke von badischen Gendarmen und Zollwächtern gegen 1 Uhr nachts angehalten und verhaftet.[2] Theodor Mögling — ein führender Teilnehmer des Heckerzugs — erhielt am 21. April gegen 10 Uhr in Rheinfelden die unbestimmte Nachricht von Struves Verhaftung und begab sich nach Mumpf um die Lage zu klären. Von hier aus sandte er einen Schweizer mit einer Nachricht an den Säckinger Bürgermeister Ritter von der Mögling selbst zwei Versionen überlieferte:
Version Tagebuch: „Herr Bürgermeister! Eine Truppe des republikanischen Heeres steht bei Wallbach und in deren Namen fragen wir bei Ihnen an, ob Sie Struve und Andere in Haft haben oder nicht. Ist Ersteres der Fall, so verlangen wir deren sofortige Freilassung oder werden heute Abend noch in Seckingen einfallen, um die Befreiung der Gefangenen mit Gewalt zu bewirken, wobei weder Eigenthum noch Leben geschont werden wird. Walbach den 21. April 1848 Theodor Mögling, Offizier J. Scheibel, Offizier.“[3]
Version späterer Bericht: „Herr Bürgermeister! So eben kommen wir mit einem Corps der republikanischen Armee in Wallbach an, und erfahren, dass Struve und Andere in Säckingen verhaftet seien: Wir fragen nun an, ob es wahr ist oder nicht? Ist es wahr, so verlangen wir deren alsbaldige Auslieferung, wo nicht, so werden wir heute Nacht noch vor Säckingen kommen um unsere Freunde mit Gewalt zu befreien, wobei wir natürlich weder für Sicherheit der Personen, noch des Eigenthums garantiren können. Wallbach, den 21. April 1848, Theodor Mögling, Offizier der republikanischen Armee. G. Scheibel, Offizier.“[4]
Ritter begab sich mit dieser Drohung zum Oberamtmann des badischen Bezirksamtes Säckingen, Johann Baptist Schey. Beide ließen sich von den blumigen Schilderungen des schweizerischen Boten, der von einer 6000 Mann starken republikanischen Armee fabulierte, noch weiter einschüchtern. Ein 50 Mann starker Reitertrupp des württembergischen Detachements von Generalmajor von Baumbach[5], der die Gefangenen zum württembergischen Hauptquartier bringen sollte, ließ sich von den beiden zum Rückzug bewegen[6] und Schey entschied am Abend des 21. April die Freilassung von Struve und seinen Gefährten.[7][8]
Schey wurde wegen der Freilassung vom Dienst suspendiert, wobei die Suspendierung bereits am 3. September wieder aufgehoben wurde. Außerdem verschaffte ihm seine Entscheidung eine gewisse Bekanntheit durch die Nennung seines Namens in der 7. Strophe des bekannten Spottlieds „Guckkasten-Lied vom großen Hecker“.[9]
„Und als Gagern war gefallen,
Fing man leider auf dem Rhein,
Zur Bekümmerniß uns Allen,
Unsern edeln Struwel ein;
Man that ihn in Eisen legen,
Aber von des Heckers wegen
Ließ der Oberamtmann Schey
Den Gefang'nen wieder frei.“
Literatur
Bearbeiten- Wolfgang Kramer: Schey, Johann Baptist Dr. In: Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9. S. 494 Angerbauer
- Peter Ch. Müller: An der Schweizer Grenze 1848/49 : Flüchtlinge und Grenzübergänge zwischen dem Amtsbezirk Säckingen und dem Kanton Aargau. In: Vom Jura zum Schwarzwald, 72. Jahrgang (1998), S. 23–33 e-periodica
- Theodor Griesinger: Geschichte des Ulanenregiments "König Karl": (1. württembergischen) Nr. 19 ... Google-Digitalisat
- Albert Pfister: Das Infanterieregiment Kaiser Wilhelm König von Preussen 2. württ. No. 120; eine Soldatengeschichte aus drei Jahrhunderten, 1881, S. 207– Internet Archive
Stockmayer
BearbeitenAb dem 2. April 1848 wurden württembergische Truppen unter dem Oberkommando von Generalleutnant Moriz von Miller in den Schwarzwald verlegt. Letztlich bestand das Kontingent aus zwei Brigaden unter den Generalen von Valois und von Baumbach. Die Brigade von Valois umfasste je zwei Bataillone aus dem 5. und 6. Infanterieregiment. Die Brigade von Baumbach aus zwei Bataillonen des 1. Infanterieregiments, sowie je einem Bataillon des 2. und 3. Infanterieregiments. Zudem gehörten zur Brigade das 1. und 3. Reiterregiment unter General von Gaisberg. Die Artillerie bestand aus einer reitenden und einer Fußbatterie.[10] Im 1. Reiterregiment diente auch der Rittmeister von Stockmayer genannt von Wechmar.[11][12]
Vom 5. bis 15. April wurde die württembergisch-badische Grenze von Rottweil bis Tuttlingen besetzt, am 15. April wurde die Grenze überschritten.[13]
Am 20. April besetzten Teile der Brigade von Baumbach Waldshut und ein Reitertrupp stieß bis Säckingen vor um den dort verhaftetet Gustav Struve in das Hauptquartier zu überführen.
E 270 a Bü 589 Archivalieneinheit Kriegsausrüstungen und Entsendung mobiler Kolonnen nach Baden Enthält: Konferenz in Karlsruhe mit Bayern, Baden und Hessen über die Organisation des Bundeskontingents und die Verteilung der Chargen;
Mobilmachung des württembergischen Armeekorps mit Eingaben zahlreicher Bürger von Säckingen um Begnadigung des wegen unterlassener Verhaftung des Obergerichtsadvokaten Struve zur Rechenschaft gezogenen Rittmeisters v. Stockinger, 12. Mai 1848;
Berichte des Kommandanten des VIII. Bundesarmeekorps, Generalleutnant Prinz Friedrich von Württemberg, aus dem Großherzogtum Baden mit Dislokations-Rayons der mobilen Truppen des VII. und VIII. Armeekorps am 1. Mai 1848,: kolorierte Handzeichnung, 37 x 51 cm, ca. 1:400 000, in Nr. 81; Uebersicht der Dislokation der an das Kommando des VIII. Armeekorps gewiesenen mobilen Truppen in Baden am 26. Mai 1848, kolorierte Handzeichnung, 37 x 51 cm, ca. 1:400 000, Nr. 113; Projekt zur Befestigung des Kniebispasses mit 3 kolorierten Plänen, 20 x 32 cm, 1:10 000, 20 x 32 cm, 1:100, 20 x 32 cm, 1:100, Nr. 116; Aufstellung der Truppen des Beobachtungskorps von Freiburg und Offenburg vom 10. Juni an, mit einer Uebersicht der Dislokation der übrigen in Baden verwendeten Truppen, kolorierte Handzeichnung, 37 x 51 cm, ca. 1:400 00, Nr. 125; Uebersicht der in Baden verwendeten Truppender VII. und VIII. Armeekorps am 18. Juni 1848, kolorierte Handzeichung, 37 x 51 cm, 1:400 000, Nr. 128, bzw. am 25. Juni 1848, 37 x 51 cm, 1:400 000, Nr. 133; Uebersicht der Dislokation der königlich Bayerischen Truppen in der Reinpfalz am 20. Juni1848; Dislokation der mobilen Truppen des VIII. Armeekorps in Baden am 25. Juni1848, koloriete Handzeichnung, 37 x 51 cm, ca. 1: 400 000, in Nr. 129; Bericht des Generalleutnants v. Miller aus Südbaden und Befehle an ihn mit Berichten über die Unternehmungen gegen Hecker, Struve, Herwegh und ihren Freischaren sowie über den Tod des Generals v. Gagern und den Gefechten auf der Scheideck und bei Dossenbach; Dislokation der württembergischen Truppen am 8. April 1848, kolorierte Handzeichnung, 40,5 x 46 cm, ca 1:87 000; Verzeichnis der bei und nach dem Gefecht von Dossenbach eingebrachten Gefangenen von der Legion der deutschen Arbeiter; Flugblatt an die Waffenmänner aus Bayern und Württemberg zum Einmarsch nach Baden; Berichte des Generalmajors v. Baumbach aus Südbaden und Befehle an ihn mit Zeitung 'Der Volksfreund' Nr. 9 vom 25. Juni und Nr. 10 vom 29. Juni 1848, redigiert von Dr. Hecker und anderen anerkannten Volksmännern; Dislokationskarte vom 1. Mai 1848 des Offenburger und Freiburger Beobachtungskorps und der in Baden stehenden Bayern,3o,5 x 41 cm, ca. 1:100 000; Flugblatt 'Republik, ein Wort ans Volk'; Aufstellung einer mobilen Kolonne unter Generalmajor v. Lützow bei Vaihingen
1841-1842 [1] Enthält Enthält: Erhebung des Oberleutnants Carl Paul Friedrich Stockmayer, Adoptivsohn des Schlosshauptmanns von Wechmar, in den Adelsstand unter Verleihung des Namens "von Stockmayer-Wechmar"
Stockmayer, von [2]
Aufnahme der Familie von Stockmayer in die Adelsmatrikel
Laufzeit 1818, 1837
Stockmayer, von, genannt zu Wechmar [3]
Erhebung des Oberleutnants Carl Paul Friedrich Stockmayer, Adoptivsohn des Schlosshauptmanns von Wechmar, in den erblichen Adelsstand und Verleihung des Namens "von Stockmayer zu Wechmar"
Laufzeit 1840-1842
E 271 c Bü 2412 1829-1870 [4] Enthält Enthält: Gesuche des entlassenen Leutnants Baron Friedrich von Zeppelin, der Witwe des verstorbenen Kanoniers des Schwäbischen Kreises Christoph Schneider aus Esslingen, des entlassenen Unterleutnants Christoph Ludwig von Erhard aus Ravensburg, des vormaligen Rittmeisters von Stockmayer gennant Wechmar sowie Bitte seiner Mutter um Bewilligung eines Sustentationsgeldes, des entlassenen und nach Dessau ausgewanderten Oberstleutnants von Minckwitz, des in Böhmen wohnhaften Oberleutnants a. D. Alexander von Romerio aus Gmünd, der Eltern des am 6. August 1870 bei Wörth gefallenen Obermanns Bernhard Leonhard Steinhilber aus Ofterdingen Enthält auch: Untersuchungssache gegen Rittmeister von Stockmayer wegen der missglückten Abholung des in Säckingen arretierten Rebellen Struve, 1848
E 289 a Bü 294 [5] Personalangelegenheiten, insbesondere Maßregelung von Offizieren (Rittmeister von Kober, von Stockmayer, von Malchus) der mobilen Kolonne von Miller während des Einsatzes Laufzeit April - Mai 1848
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Einzelnachweis
- ↑ Siehe Gustav Struve: Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden, Jenni, Bern 1849, S. 71 Internet Archive
- ↑ Peter P. Albert: Theodor Moeglings Tagebuch vom 10. bis 23. April 1848. Ein Beitrag zur Geschichte des republikanischen Aufstandes in Baden. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften 25, 1909, S. 142. Digitalisat der UB Freiburg
- ↑ Siehe Theodor Mögling: Erlebnisse während der ersten Schilderhebung der deutschen Republikaner im April 1848. In: Friedrich Hecker: Die Erhebung des Volkes in Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848. (Mit Beiträgen von Theodor Mögling, Franz Sigel und Karl Kaiser), Basel 1848. Internet Archive
- ↑ Generalmajor Karl von Baumbach (1817–1880)
- ↑ Der Befehlshaber des Trupps, Rittmeister von Stockinger, wurde von seinen Vorgesetzten zur Rechenschaft gezogen, worauf sich Säckinger Bürger für ihn einsetzten. Landesarchiv Baden-Württemberg - Hauptstaatsarchiv Stuttgart
- ↑ Siehe Georg Hertweck: Bad Säckingen. In: Arbeitsgemeinschaft hauptamtlicher Archivare im Städtetag Baden-Württemberg (Herausgeber): Revolution im Südwesten. Stätten der Demokratiebewegung 1848/49 in Baden-Württemberg, 2. Auflage, Karlsruhe 1998, S. 81–82
- ↑ Ein Hinweis in der Literatur, nach dem Friedrich Neff einen maßgeblichen Beitrag zur Befreiung Gustav Struves aus der Gefangenschaft in Säckingen am 21. April 1848 geleistet habe (Theodor Scholz: Revolutionäre… - Der Aufstand des Jahres 1849 und seine Folgen im Markgräflerland. Verlag der Markgräfler Druckerei und Verlagsgesellschaft m.b.H., Müllheim (Baden) 1926, S. 157), bestätigen weder Struve selbst (Gustav Struve: Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden. Verlag von Jenni, Sohn, Bern 1849; veränderter Nachdruck: Verlag Rombach, Freiburg i.Br. 1980, S. 71–72) noch der Hauptakteur bei der Befreiung Theodor Mögling (Dr. Friedrich Hecker: Erhebung des Volkes in Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848. Basel 1848, S. 93–94)
- ↑ Wikisource: Das Guckkasten-Lied vom großen Hecker – Quellen und Volltexte
- ↑ Siehe Albert Pfister: Das Infanterieregiment Kaiser Wilhelm König von Preussen 2. württ. No. 120; eine Soldatengeschichte aus drei Jahrhunderten, 1881, S. 207–208 Internet Archive
- ↑ KöniglichWürttembergisches Hof und Staats–Handbuch 1847, Stuttgart 1847, S. 71 Internet Archive; im Staatskalender von 1854 findet sich von Stockmayer nicht mehr.
- ↑ Zur Person siehe auch Landesarchiv Baden-Württemberg - Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 157/1 Bü 699
- ↑ Siehe Theodor Griesinger: Geschichte des Ulanenregiments "König Karl": (1. württembergischen) Nr. 19, S. 124 Google-Digitalisat
oder
SORTIERUNG:Schey, Johann Baptist Kategorie:Badener Kategorie:Geboren 1803 Kategorie:Gestorben 1861 Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Schey, Johann Baptist |
KURZBESCHREIBUNG | badischer Jurist und Verwaltungsbeamter |
GEBURTSDATUM | 31. März 1803 |
GEBURTSORT | Riedöschingen |
STERBEDATUM | 18. November 1861 |
STERBEORT | Freiburg im Breisgau |