Rheinweiler Gemeinde Bad Bellingen
| |
---|---|
Koordinaten: | 47° 43′ N, 7° 32′ O |
Fläche: | 2,63 km²[1] |
Einwohner: | 1144 (17. Dez. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 435 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Eingemeindet nach: | Bad Bellingen |
Postleitzahl: | 79415 |
Vorwahl: | 07635 |
Schloss Rheinweiler
|
Rheinweiler ist seit 1. Januar 1975 ein Ortsteil der Gemeinde Bad Bellingen im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg.
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenVor der Rheinbegradigung erstreckte sich die Gemarkung von Rheinweiler auf beiden Seiten des Rheins und umfasste eine Anzahl von Rheininseln. Der bebaute Dorfkern liegt heute hauptsächlich auf der Niederterrasse über dem Rheinufer mit wachsenden Neubaugebieten am Hang oberhalb der Rheintalbahn während die Rheinaue zwischen Altrhein und Niederterrasse weitgehend von der Autobahn A5 eingenommen wird.
Nachbargemeinden
BearbeitenNiffer | Petit-Landau (F) | Bad Bellingen–Bamlach |
Niffer (F) | Tannenkirch; Welmlingen | |
Niffer | Kleinkems; Blansingen | Südost |
Geschichte
BearbeitenDie erste bekannte urkundliche Erwähnung von Rheinweiler erfolgte 1097 bei einer Schenkung an das Basler Kloster St. Alban („in villa que vocatur Riiwilere“).[3] Die Bezeichnung Weiler deutet auf eine Ansiedlung in der Karolingerzeit hin. Gräberfunde (aus der Urnenfelderkultur und Steinplattengräber der Alamannen) belegen eine deutlich frühere Anwesenheit des Menschen in diesem Raum.[4]
Die Gemeinde gehörte zur Herrschaft Bamlach und Rheinweiler, die seit 1434 den Herren von Rotberg gehörte. Außer den Rotberg hatten vor allem die Klöster St. Alban und St. Blasien bedeutenden Grundbesitz im Ort. Seit Jahrhunderten gab es bei Rheinweiler eine der wenigen Fährverbindung über den Rhein zwischen Basel und Breisach.[5]
Während des Ersten Koalitionskrieges versuchten am 17. September 1793 französischen Revolutionstruppen einen Rheinübergang bei Rheinweiler, was durch die kaiserlich-habsburgischen Armee im Gefecht bei Rheinweiler verhindert wurde. Durch die Heirat des ehemaligen napoleonischen Generals Jean Rapp mit Albertine Charlotte Freiin von Rotberg kam das Schloss Rheinweiler 1817 dann doch noch in französische Hände.
1971 ereignete sich der Eisenbahnunfall von Rheinweiler bei dem 25 Todesopfer zu beklagen waren.
Von 1810 bis 1819 gehörte Rheinweiler zum Bezirksamt Kandern und danach zum Bezirksamt Müllheim bis dieser 1973 aufgelöst wurde. Bis 1972 gehörte Rheinweiler dann zum Bezirksamt Müllheim bzw. Landkreis Müllheim, nach dessen Auflösung wechselte die Gemeinde in den Landkreis Lörrach. Die heutige Bad Bellingen wurde am 1. Januar 1975 durch die Vereinigung der Gemeinden Bad Bellingen, Bamlach, Hertingen und Rheinweiler neu gebildet.[6]
Input
BearbeitenHerrschaft Bamlach und Rheinweiler Gefechte bei Rheinweiler und Hüningen (1793)
Kapelle St. Nikolaus in Rheinweiler
Eisenbahnunfall von Rheinweiler
Der Rhein bildete bei Rheinweiler auch vor der Rheinbegradigung keine Inseln oder Altwasser, wodurch der Platz für eine Fährverbindung zum elsässischen Ufer geeignet war.[7] Die Rheinweiler Rheinfähre ......
Politik
BearbeitenIn der Gemeinde Bad Bellingen gibt es keine Ortsvorsteher und keine Ortschaftsräte. Die Wahl des Gemeinderates erfolgt als unechte Teilortswahl, wobei dem Ortsteil Rheinweiler vier der insgesamt 15 Gemeinderatssitze zustehen.[8]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In gespaltenem Schild vorn in Gold auf grünem Schildfuß an schwarzenm Stecken ein grüner Rebstock mit beidseits einer blauen Traube und rechts einem, links zwei Blättern, hinten in Silber ein gestürzter schwarzer Anker.“[9] Die Gemeinde hatte bereits im 19. Jahrhundert Rebstock und Anker im Gemeindesiegel geführt, auf den Weinbau und die Fischerei als ehemals wesentliche wirtschaftliche Grundlagen des Ortes hinweisen. 1904 schlug das Generallandesarchiv Karlsruhe das Wappen in der heutigen Form vor.
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1852 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1925 | 1933 | 1939 | 1950 | 1956 | 1961 | 1970 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 443 | 380 | 372 | 339 | 297 | 291 | 382 | 414 | 425 | 422 | 486 | 557 | 610 | 1144 | 1152 | 1121 |
Quelle: 1852–1970 Tabelle auf Landeskunde entdecken online - leobw[10]; 2019 Informationsbroschüre der Gemeinde[11]; 2020–2021 Amtsblatt Bad Bellingen. Daten der Gemeinde Bad Bellingen[12]
Religion
BearbeitenDie Zugehörigkeit zu den Religionsgemeinschaften verteilte sich in der Vergangenheit wie folgt:[13][14]
Religionszugehörigkeit in Rheinweiler | |||
---|---|---|---|
Jahr | Religion | ||
evangelisch | katholisch | sonstige | |
1858 | 3,2 % | 96,8 % | 0,0 % |
1925 | 6,0 % | 94,0 % | 0,0 % |
1950 | 19,4 % | 79,6 % | 0,9 % |
1961 | 17,4 % | 82,4 % | 0,2 % |
1970 | 19,8 % | 79,5 % | 0,7 % |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenOrtsbild und Bauwerke
BearbeitenBauwerke
BearbeitenDie heutige beim Schloss stehende Kapelle St. Nikolaus wurde am 15. Oktober 1950 geweiht. Sie besteht aus dem Langhaus, das nach dem Zweiten Krieg wieder aufgebaut wurde und dem Chor der den Bombenangriff vom Dezember 1944 überstanden hatte.
Die heutige Kapelle hat zwei Vorgängerbauten. Bereits 1236 war das Basler Kloster Sankt Alban im Besitz einer Kirche in Rheinweiler. Sie wird letztmals 1370 als Kirche genannt und danach nur noch als Kapelle und Filial der Kirche von Bamlach. Heute existieren keine Reste dieser Kapelle mehr. Ihr Standort ist ungewiss wird aber im Gewann Kapellengrien vermutet, wo noch eine Kruzifix steht. 1756 genügte diese Kapelle dem Bedarf der Gemeinde nicht mehr, weshalb die Freiherren von Rotberg ihre beim Schloss gelegene Kapelle der katholischen Gemeinde unter Auflagen zur Nutzung überließen.[15]
Der Vorgängerbau
Vereine
BearbeitenWirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenPersönlichkeiten
Bearbeiten- Edmund Stächele (* 2. Oktober 1912 in Rheinweiler; † 29. Mai 2001 in Bad Bellingen) war ein deutscher Kommunalpolitiker.
- Willi Stächele (* 1951), Politiker (CDU), ehemaliger baden-württembergischer Finanzminister, MdL (Baden-Württemberg), ist in Rheinweiler geboren.
- Johann Graf von Rapp (1771–1821), Adjutant Napoleons und französischer General lebte 1816–1821 auf Schloss Rheinweiler
Literatur
Bearbeiten- Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band I. A. Allgemeiner Teil. B. Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen. C. Quellen und Literatur. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-1353-1, S. 585–590.
- Hans-Detlef Müller: 900 Jahre Rheinweiler. In: Das Markgräflerland, Band 1/1999, S. 5–29 Digitalisat der UB Freiburg
- Hubert Gilgin: Kriegsereignisse des 17. bis 19. Jahrhunderts um Bad Bellingen. In: Das Markgräflerland, Band 1/1999, S. 30–52 Digitalisat der UB Freiburg
- Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland und in den angrenzenden Gebieten des ehemals vorderösterreichischen Breisgaues sowie des hochstiftbaselischen Amtes Schliengen. Versuch einer bau– und kunstgeschichtlichen Bestandsaufnahme. Satz und Druck Aug. Schmidt, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 42–43.
- Franz Xaver Kraus (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Beschreibende Statistik, Band 5: Kreis Lörrach. Tübingen und Leipzig 1901, S. 139–140 Digitalisat der UB Heidelberg
- Albert Krieger: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. 2. Band, Heidelberg 1904, Spalte 599–600 Digitalisat der UB Heidelberg
- Carl Gustav Fecht: Der Großh. Badische Amtsbezirk Müllheim. Lörrach: Gutsch 1861, S. 201–205 Digitalisat der UB Köln
Weblinks
Bearbeiten- Rheinweiler - Altgemeinde~Teilort – Historisches Ortslexikon Baden-Württemberg. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
- Geschichte von Rheinweiler auf der Homepage der Gemeinde Bad Bellingen
- Geschichte von Rheinweiler auf rheinweiler.de
- Jutta Schütz: Für die Autobahn musste der Dorfkern weg. In: Badische Zeitung vom 5. September 2012; abgerufen am 22. Mai 2021
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band I. A. Allgemeiner Teil. B. Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen. C. Quellen und Literatur. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-1353-1, S. 538.
- ↑ Informationsbroschüre Bad Bellingen Markgräflerland wo Erholung zum Erlebnis wird. (Auflage 6 - 2020)
- ↑ Zu weiteren historischen Namensformen siehe Albert Krieger: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. 2. Band, Heidelberg 1904, Spalte 599–600 Digitalisat der UB Heidelberg
- ↑ Siehe Der Landkreis Lörrach, Band 1, S. 585 und Ernst Wagner: Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden. 1. Teil: Das badische Oberland. Kreise Konstanz, Villingen, Waldshut, Lörrach, Freiburg, Offenburg. Tübingen 1908, S. 171–172 Internet Archive mit Zeichnungen von Fundstücken.
- ↑ Siehe Der Landkreis Lörrach. Band 1, S. 586
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 521 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Siehe Fecht S. 205
- ↑ Hauptsatzung der Gemeinde Bad Bellingen vom 22. Februar 2021.
- ↑ Harald Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach. Südkurier, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-046-0, S. 39–40.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung:Bamlach. leograph-bw.de, abgerufen am 4. August 2022.
- ↑ Informationsbroschüre Bad Bellingen Markgräflerland wo Erholung zum Erlebnis wird. (Auflage 6 - 2020)
- ↑ auf der Homepage der Gemeinde Bad Bellingen
- ↑ Religionszugehörigkeit 1858 und 1925: Rheinweiler, zuletzt aufgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Religionszugehörigkeit: Rheinweiler, zuletzt aufgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Siehe Helm
Kategorie:Ort im Landkreis Lörrach Rheinweiler Kategorie:Ersterwähnung 1006 ???