Wikipedia 19 ist ein Privatprojekt von mir, bei dem ich 19 Artikel zur republikanischen Erneuerung Deutschlands 1919 und zur weiteren Geschichte der Republik geschrieben oder erweitert habe. Anlass war der hundertste Jahrestag der Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann.

Wie auch für die Revolutionszeit 1848 und die Bundesgründung 1867 möchte ich festhalten, was mir in der Wikipedia dazu aufgefallen ist und wie ich die Epoche für mich einordne.

Eine unverstehbare Republik

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Die Weimarer Republik hat es schwer in deutschen Schulbüchern und in der öffentlichen Debatte. Die Fachwelt ist sich einig, dass sie als eine Epoche von eigenem Wert betrachtet werden soll, nicht als bloße Vorgeschichte des Nationalsozialismus und nicht als Anhängsel des Deutschen Kaiserreichs. Die Republik soll nicht von ihrem Ende, ihrem Untergang her betrachtet werden.

Und dennoch kommt man um solche Gedanken kaum umhin: Wer argumentieren will, dass es auch anders hätte kommen können, muss sich zunächst intensiv damit auseinandersetzen, wie es wirklich gekommen ist. Und überhaupt erhält die Weimarer Republik gerade deswegen so viel Aufmerksamkeit, auch international, weil man sie als ein Lehrstück über das Scheitern einer Demokratie ansieht, ein Scheitern, das künftig unbedingt verhindert werden soll. Schließlich ist die Weimarer Republik die Epoche, in der die Nationalsozialisten gegründet wurden und spektakuläre Wahlerfolge gefeiert haben.

 
Männer und Frauen wählten die Weimarer Nationalversammlung und die nachfolgenden Reichstage. Mit der Einführung des Frauenwahlrechtes lag Deutschland im Trend der Zeit und war sogar ein Stück weit Vorreiter.

Dabei war die NSDAP noch 1928 eine Kleinpartei mit 2,6 Prozent der Stimmen geblieben. Die Gründe für ihren Aufstieg wird man akut in den fünf Jahren danach suchen müssen, nicht davor. Unbestritten profitierten die Nationalsozialisten von der Weltwirtschaftskrise. Es bleibt aber offen, warum die Wähler gerade diese obskure Außenseiterpartei unterstützt haben, und welche Faktoren die Republik so entscheidend geschwächt haben, dass sie schließlich beseitigt wurde. Zahlreiche Thesen sind erdacht und diskutiert worden, ohne heute als die allgemein anerkannte Wahrheit gelten zu können. Der Gemeinplatz, dass es sich um ein Faktorenbündel gehandelt habe, ist mehr eine Verlegenheitslösung, eine Kapitulation vor der Komplexität der historischen Realität.

Die Geschichte ist kein Versuchslabor, in dem man allerlei Varianten von Input und Output nachträglich ausprobieren kann. Behelfsmäßig schaut man auf frühere oder spätere Krisen und wie die Politik mit ihnen umgegangen ist, oder auf das Beispiel anderer Länder. So mag man darauf hinweisen, dass Deutschland sich nicht auf die Ressourcen eines Kolonialreiches stützen konnte oder dass die Weimarer Republik von den neuen Demokratien nach 1918 noch mit am längsten ausgehalten hat, abgesehen den Tschechoslowaken und Finnen. Die Machtergreifung ist in manchen Ländern nicht weniger brutal als in Deutschland gewesen. Allerdings sind die Ereignisse in einer europäischen Großmacht wie Deutschland für den Rest des Kontinents und der Welt wesentlich folgenreicher als, zum Beispiel, die lettische oder bulgarische Diktatur.

Die Deutsche Republik in der Wikipedia

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Ein Plakat aus der Weimarer Republik mit den Reichsfarben und dem Aufruf, Sozialdemokraten, Liberale oder Zentrum zu wählen. Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung ist das Plakat unter dem Stichwort „Weimarer Koalition“ registriert worden. Wie so viele Begriffe aus der Zeit führt auch dieser etwas in die Irre: Die typische Regierungskoalition der Weimarer Republik war ein konservativ-liberales Minderheitskabinett unter Tolerierung der Sozialdemokraten. Gleichwohl sind Wikipedianer an solche Begriffe gewissermaßen gebunden.

Im Laufe der Jahre habe ich hier und da etwas zu den Wikipedia-Artikeln beigetragen, die einen Bezug zur deutschen Geschichte von 1918 bis 1933 haben. Ein Beispiel sind die längeren Artikel zum Wahlrecht oder zur Außenpolitik. Meine Schwerpunkte wurden schließlich frühere Epochen, wie die Revolutionszeit von 1848 und der monarchische Bundesstaat, wie er sich seit 1867 entwickelt hat. Diese Beschäftigung hat mir wohl eine gute Grundlage gegeben, um die daran anschließende republikanische Epoche anzugehen. Die Weimarer Politiker sind in der Zeit der Monarchie aufgewachsen und haben dort ihre politischen Erfahrungen gesammelt. Auch wenn sich das parlamentarische Regierungssystem erst 1917/18 durchgesetzt hat, so wäre es falsch zu meinen, als wenn die deutsche Demokratie im Jahr 1918 einen völligen Neuanfang erlebt hätte.

Die Wikipedia hatte bereits viele Artikel zur Epoche, so dass ich eher wenige neu angelegt habe. Bei Ausbau oder Überarbeitung fielen mir kleinere und größere Fehler auf, wie ich sie auch selbst gemacht habe, mangels eines genaueren Verständnisses der Vorgeschichte, der Verfassung und anderer Bereiche.

Man mag vermuten, dass die Geschichte umso umstrittener wird, je mehr man sich der Gegenwart nähert. Demnach müsste die Weimarer Zeit viel mehr in das parteipolitische Gehader des Heute verstrickt sein als frühere Epochen. Viele heutige Parteien und Strömungen haben ihre direkten Vorläufer in der Weimarer Republik, die SPD trägt sogar noch denselben Namen. Tatsächlich liest der parteiische und ideologische Blick auch bei Themen der napoleonischen Zeit oder Bismarckzeit mit. Wikipedianer, darunter auch ich, sind von Erfahrungen politischer Art nicht weniger geprägt als andere Menschen. Es ist daher nicht selbstverständlich, dass die Wikipedia-Arbeit recht produktiv vorangehen kann.

Artikel mit einem Überblickscharakter haben eine Tendenz zur Länge, teils, weil viele Wikipedianer sich beteiligen möchten, teils, weil der Überblick eben viele Einzelthemen umfasst. Leser geben mir in privaten Rückmeldungen mit, dass sie solche Artikel unübersichtlich und schwer verständlich finden. Das betrifft wohl eher die reine Länge, die den Leser erschlägt, als dass gründlich beispielsweise danach geschaut wird, wie gut die Gliederung ist.

Ein großflächiges „Auslagern“ wäre da die sinnvollste Lösung, mit einem thematischen Ökofeld von Einzelartikeln, einer hierarchisch durchdachten Hypertextstruktur. Das müsste aber wohl eine Gemeinschaftsanstrengung sein, die in der Wikipedia aus verschiedenen Gründen nicht immer gelingt. Unter anderem sind Einzelaspekte lemmatechnisch nicht immer selbstverständlich: Die Frankfurter Reichsverfassung wird umstandslos als ein enzyklopädisch abgrenzbares „Ding“ anerkannt als etwa die Rezeption der Frankfurter Reichsverfassung, der Norddeutsche Bund eher als die Gründung des Norddeutschen Bundes.

Wikipedianer finden es obendrein schwierig, sich auf einen gemeinsamen Stil zu verständigen: Manchen schwebt der Duktus eines fachwissenschaftlichen Handbuchs vor, manche bevorzugen eine politisch engagierte Sprache, manche möchten zeigen, wie viele Fachbegriffe sie kennen und anzuwenden wissen. Das Bild der Leserschaft bleibt undeutlich oder ist gerade einseitig auf eine bestimmte Lesergruppe ausgerichtet. Es gibt also noch viel zu tun in Sachen Aushandlungen, Bewusstmachung und Gemeinschaftsbildung.

19 Artikel

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  1. Außenpolitik der Weimarer Republik
  2. Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt
  3. Gesetz zur Änderung des Artikels 180 der Reichsverfassung
  4. Hüter der Verfassung
  5. Konservative Volkspartei
  6. Preußisches Revolutionskabinett
  7. Rat der Volksbeauftragten
  8. Reichskanzler (Weimarer Republik)
  9. Reichspräsident
  10. Reichsregierung
  11. Reichsregierung (Weimarer Republik)
  12. Republikschutz-Verordnung
  13. Republikschutzgesetz
  14. Staatenausschuss
  15. Wahlrecht der Weimarer Republik
  16. Weimarer Koalition
  17. Oktoberreformen
  18. Reichswahlgesetz 1920
  19. Verfassungsdurchbrechung