Eckard Bannek
Ulrich Nitschke – Änderungen vom 17. Juni und Ihre Anmerkungen dazu
BearbeitenHallo Herr Bannek,
bevor Sie mit irgendeinem anderen Wikipedianer zusammenstoßen, mache lieber ich die – sicher nicht besonders freundlich klingende – Anmerkung, dass Formulierungen wie „mein Artikel“ und „mit den Änderungen eines anderen Benutzers bin ich einverstanden“ in gewisser Weise dem Wesen der Wikipedia widersprechen und „pädagogisch“ motivierte Eingriffe anderer (insbesondere fachlich-inhaltlich fernstehender) Benutzer provozieren, die auf Sie möglicherweise wie Mobbing wirken würden.
Artikel, die als isolierte, selbständige, in sich abgeschlossene Informationseinheiten mit vom Autor individuell gewählter inhaltlicher Begrenzung (wie z. B. ein Zeitschriftenaufsatz) konzipiert sind, sind im Sinne einer Enzyklopädie problematisch. Einzelheiten darüber, was später (gar Jahrzehnte nach Nitschkes Tod) mit dem Breslauer Warenhaus passiert ist, gehören eigentlich in einen (noch) nicht existierenden Artikel über das Gebäude. Wenn Sie die aufwändige Restaurierung als Beleg für die künstlerische Qualität von Nitschkes Arbeit ansehen, kann darauf sicher kurz hingewiesen werden. Was im Rahmen dieses Personen-Artikels Relevanz besitzt, ist eigentlich nur die Tatsache, dass es offensichtlich – trotz der im Artikel berichteten Zerstörung des Ateliers 1943! – einen zumindest fragmentarischen künstlerischen bzw. persönlichen Nachlass gibt, der solches Material und damit fallweise solche Restaurierungs-Möglichkeiten bietet.
Der Beleg "Architecture Civil Engineering Environment" 2008, No.3, Seiten 11-20 war in der von mir bearbeiteten Artikel-Fassung nicht enthalten, ich habe ihn also auch nicht entfernt. Wenn es den Gebäude-Artikel bereits gäbe, wäre auch dieser Beleg dort sinnvoller untergebracht.
Eine Enzyklopädie soll eigentlich (nur) anerkanntes, d. h. bereits anderswo veröffentlichtes Wissen wiedergeben, also kein original research. (vgl. auch Wikipedia:Keine Theoriefindung) Alle Erkenntnisse, die allein aus dem bei Ihnen vorhandenen Nachlass hervorgehen, sind für einen Wikipedia-Artikel formal problematisch. Das gilt auch für das Haus Dehmel und die Beziehung zwischen Nitschke und Baedeker. Wobei es für einen Personenartikel erstrebenswert wäre, die Beziehung zwischen beiden näher zu erklären. (Dass sich die beiden seit Stuttgart kannten, steht bis jetzt noch nicht im Artikel. Und lediglich durch die Erwähnung des Mädchennamens von Nitschkes Ehefrau deutet sich für aufmerksame(!) Leser an, dass die beiden vermutlich verschwägert waren.) Dem allgemeinen Kenntnisstand entspricht, dass Baedeker der Entwurfsurheber des Hauses Dehmel ist. Das Weglassen bis zur Veröffentlichung der Dissertation ist eine angemessene Lösung.
Inhaltlich sehr problematisch sehe ich alles, was Nitschke als Architekten ausweist. Architekt ist eine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung, für diesen Schutz haben die Architekten in Deutschland rund ein Jahrhundert lang gekämpft. (Die im Artikel berichteten Vorgänge liegen zwar vor der „Unterschutzstellung“, aber ein Enzyklopädieartikel sollte solche heutigen Gegebenheiten nicht einfach zugunsten einer wortgetreuen, zitathaften Schilderung der Vergangenheit ignorieren.) Dass z. B. Architekten, die in ihrer Freizeit auch gemalt haben, als „Architekt und Maler“ bezeichnet werden, stellt inhaltlich eine Herabwürdigung aller akademisch ausgebildeten Maler dar, ist aber mangels gesetzlicher Definition des Begiffs nicht auszumerzen. Dass Bildhauer und Maler, die Kunst am Bau schaffen, dabei manchmal auch in der Entwurfsphase auf die Konzeption des Architekten Einfluss nehmen, ist unbestritten und meist auch angestrebt. Die Arbeit eines Architekten konnte aber auch damals eigentlich nur machen, wer irgendeine praktische Ausbildung oder ein Studium auf diesem Gebiet absolviert hatte. In diesem Artikel deutet sich dergleichen aber nicht einmal an, zwischen den genannten Stichworten (Präparandenanstalt, Zeichenklasse, Kunstakademie, Malen nach der Natur, Anatomievorlesungen, Freundschaft mit diversen Malern, Interesse für architekturbezogene Kunst etc.) bleibt schon rein zeitlich wenig Platz dafür. Eine einigermaßen glaubhafte Befähigung zur Überwachung einer Bauausführung (also quasi Bauleitung) wäre vielleicht noch einem ausgebldeten Steinmetz zuzutrauen – was aber auch nicht recht in die im Artikel geschilderte Biografie passt. Was Sie beschreiben, klingt eher so, als hätten Dehmel und Nitschke eine Art künstlerischen Vorentwurf erstellt, den Baedeker dann vermutlich zu einer Genehmigungsplanung bzw. Ausführungsplanung (Werkplanung) ausgearbeitet hat. Zwar ist auch ein Vorentwurf eigentlich durch die Leistungsphasen nach HOAI als Architektentätigkeit definiert, aber man könnte das aus heutiger Sicht auch als einen vom Bauherrn eingebrachten Anteil an der Leistungsphase 1 auffassen. Dass bei dem Haus Dehmel die eigentliche künstlerische Urheberschaft Nitschke zuzuschreiben ist, wäre vorstellbar. (Unter Schwagern musste das wohl auch nicht mit notariell beglaubigter Vereinbarung dokumentiert werden.) Trotzdem macht das Entwerfen eines dreidimensionalen Objektes aus einem Bildhauer und Maler keinen Architekten.
Im Übrigen möchte ich Sie auf die Möglichkeit aufmerksam machen, dass unbelegte Informationen und andere Dinge, die nicht Wikipedia-regelkonform oder uneindeutig sind, eventuell „bis auf Weiteres“ auf der Diskussionsseite eines Artikels abgelegt werden können, ohne rigide Eingriffe anderer Wikipedianer auszulösen...
Zuletzt noch eine prinzipielle und nachdrückliche Anregung: Wenn Sie über mehr oder weniger viel unveröffentlichtes Quellenmaterial verfügen, sollten Sie statt eines Wikipedia-Artikels eine eigenständige Internetpräsentation (www.ulrichnitschke.de oder ähnlich) in Erwägung ziehen. Insbesondere meine ich, dass Sie die Rechte an Fotos aus dem Nachlass nicht durch ein Hochladen auf wikimedia commons aufgeben sollten. (Der wegen Verdachts auf Urheberrechtsverletzung vorgeschlagenen Löschung der Bilddateien sollten Sie also auch keinesfalls widersprechen.) Für eine eigene Internetseite könnten Sie die redaktionelle Verantwortung übernehmen – ohne in wichtigen Punkten a) im Allgemeinen mit dem Wesen einer Enzyklopädie und b) im Besonderen mit den formalen Wikipedia-Regeln in Konflikt zu kommen. Meiner persönlichen Erfahrung mit Wikipedia nach werden Sie sich damit auch eine Menge Verdruss ersparen. Ein Wikipedia-Artikel kann kein Ersatz sein für eine gedruckte oder elektronische Veröffentlichung – d. h. für eine „selbständige, in sich abgeschlossene Informationseinheit“ (s.o.). Ganz abgesehen davon, dass Kunstwissenschaftler, Museumsleute oder Restauratoren eher den Herausgeber einer Internetseite zum fachlichen Austausch ansprechen würden als den im Grunde doch anonymen „Mitautor“ eines Wikipedia-Artikels. (Ich kenne viele Fachleute, die als prinzipelle Wikipedia-Skeptiker gar nichts von Diskussionsseiten oder Versionsgeschichten wissen und schon deshalb nicht auf Sie aufmerksam würden.)
Ihre auf meiner Diskussionsseite hinterlassene Mitteilung habe ich wegen der wichtigen inhaltlichen Bezüge zum Artkel auf die Diskussionsseite des Artikels verschoben. Da meine Replik eher persönlicher Natur ist, setze ich sie aber lieber auf Ihre Diskussionsseite. (Einen inhaltlichen Auszug werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch auf der Artikel-Diskussionsseite einfügen.)
Ich hoffe, Sie können meine Äußerungen als konstruktiv gemeinte Kritik wahrnehmen.
--80.145.223.98 23:06, 19. Jun. 2014 (CEST)
Ulrich Nitschke - Änderungen vom 17.Juni und Ihre Anmerkungen dazu: 80.145.223.98
BearbeitenHallo Herr Wikipedianer,
verbindlichen Dank für Ihre differenzierten Bemerkungen zu meinem Dikussionsbeitrag, die für mich sehr aufschlußreich waren; Dank auch für die nicht textbezogenen freundlichen Hinweise. Selbstverständlich bin ich davon ausgegangen, dass Wikipedia ein kollektives Werk ist und kompetente Wikipedianer notwendige Korrekturen an meinem Beitrag vornehmen werden, zumal ich als 77-jähriger Anfänger mit begrenzter Lesekapazität das umfangreiche Regelwerk von Wikipedia nicht kennen kann, weshalb ich bei meinem ersten Kontakt mit dem Wikipedia Internum die Grenzüberschreitung in ein anderes Arbeitsfeld nicht gebührend reflektiert habe. Ihre konstruktive Kritik hat für mich jedenfalls eine produktive Funktion.
Die Dokumentation der Denkmalpflegerin von Wroclaw über die Restaurierung des Dernburg-Gebäudes mit den von ihr geschätzten Skulpturen Nitschkes ist eine Fortschreibung des Artikels in der Deutschen Bauzeitung vom 2.Juli 1930, Seite 409-415; deshalb scheint es mir sachdienlich, beide Artikel im Einzelnachweis Nr.7 zu zitieren. Mein Petitum war insofern missverständlich, weil ich die neue Zitierweise vom "acee-journal" übernommen hatte: "Architecture Civil Engineering Environment" 2008, No.3, Seiten 11-20.
Mit besten Empfehlungen Eckard Bannek