Ich möchte hier nach und nach einige Texte zur Diskussion stellen, deren ersatzlose Streichung ich für ungerechtfertigt halte. Da sie länger sind, und ich keinen edit-war vom Zaun brechen möchte, werde ich hier darüber sprechen lassen, bis einigermaßen Konsens erzielt wurde, und sie dann wieder in die Artikel einpflegen. Auf der Diskussionsseite des Benutzers Luha finden sich meine ersten Einwände gegen die Streichung. Die genaue Stellung der Absätze entnehmt bitte der Versionsgeschichte des Artikels "Dialektik". Karl.Bartsch 01:06, 22. Aug 2006 (CEST)


Ich zitiere:

"Für die "Dialektik bei Marx" muss hinterfragt werden, was es heißt, Karl Marx "übernimmt die Dialektik Hegels". Die Fragwürdigkeit der Vorstellung, Marx habe die Dialektik einfach übernommen und mehr oder weniger modifiziert auf einen anderen Gegenstand angewandt, zeigt sich in Folgendem: Das Verhältnis von Marx zur Hegelschen Logik ist fern von einem bloßen Anwendungsschematismus mit der Beantwortung der Frage zu klären, warum und auf welche Weise konnte die "Hegelsche Logik", wie Marx es selbst formulierte, ihm "große Dienste" erweisen? Die Hegelsche Logik erfüllt eine heuristische Funktion aufgrund einer Ähnlichkeit zwischen Bewegungsstrukturen des "absoluten Geistes" als prozessierender Einheit von "Natur" und "Geist" und dem Kapital als prozessierender Einheit der aus Gebrauchswert und Wert bestehenden gegensätzlichen Seiten der gesellschaftlichen Arbeit. Mit der heuristischen Funktion ist nun gemeint, dass das Vertrautsein mit den Bewegungsstrukturen der Hegelschen Logik hilfreich ist beim Auffinden der nicht unmittelbar in der bürgerlichen Gesellschaft sichtbaren Bewegungsstrukturen. Der andere Aspekt, unter dem die "Hegelsche Logik große Dienste erweisen" konnte, hängt mit dem ersten eng zusammen und besteht darin, dass die Ähnlichkeit der Bewegungsstrukturen und das Vertrautsein mit der Art und Weise, in der Hegel sie in der "Großen Logik" (die das zusammenfassende Resultat des "absoluten Geistes" als prozessierender Einheit des Gegensatzes von "Natur" und "Geist" ist) entwickelt hat, hilfreich ist für die Erklärung der die bürgerliche Gesellschaft auszeichnenden Bewegungsstrukturen. Diese sind von der Ware angefangen bis zum Kapital und all seinen Formen, die es in der Verschlingung seiner Kreisläufe annimmt, durch das ständige Setzen, Lösen und Erhalten des dialektischen Widerspruchs zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert der Waren bestimmt. Aufgrund der Andersartigkeit bei aller Ähnlichkeit der Bewegungsstrukturen gilt, dass die im Kapital dargestellten Bewegungsstrukturen vollkommen, d.h. ohne auch nur ein Wort aus der Hegelschen Logik zu kennen zu verstehen sind.

Alle Versuche die Hegelsche Logik ins Kapital hineinzuinterpretieren, um das dort Ausgeführte besser zu verstehen, sind auf eine Weise gescheitert, die Marx' wissenschaftlich rational-stringenter Darstellung den Vorwurf eingehandelt hat, mystisch irrational und damit unwissenschaftlich zu sein. (Es sei hier nur an die Anwendung der Hegelschen "Wesenslogik" auf die "einfache Wertform" im Kapital erinnert, die Marx schon als "Hegelsche Begriffsanknüpfungsmethode" denunziert hat, der zufolge man den "Wert" sich in sich selbst und in sein aus seinem Gegenteil bestehenden Gebrauchswert "verdoppeln" lässt und so das begiffsakrobatische Kunststück fertig bringt, nicht nur Gebrauchwert und Wert miteinander zu vermischen, sondern auch noch den Gebrauchswert aus dem Wert hervorgehen zu lassen.)

Die Frage, ob und wie Marx Hegels "Dialektik" übernommen hat, reduziert sich auf die inhaltlich verbindlich zu beantwortende Frage, woraus besteht jeweils der von Marx im Kapital dargestellte dialektische Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert der Waren, und woraus jeweils die entsprechenden Lösungsbewegungen,worin er zugleich erhalten bleibt? Wenn diese Frage unabhängig von Hegels Logik beantwortet ist, kann umgekehrt erklärt werden, warum es in dieser und im Kapital um ähnliche Bewegungsstrukruren geht, und warum der bei Hegel für die Bewegungsstrukturen verantwortliche dialektische Widerspruch zwischen unterschiedlichen Ausprägungen der Natur und des Geistes durch und durch mystisch irrational ist.

Die durch die Bedeutung des dialektischen Widerspruchs legitimierte Zuspitzung der Frage, ob Marx die Hegelsche Dialektik übernommen hat, auf die Frage nach dem Verhältnis des dialektischen Widerspruchs bei Marx und Hegel, wird von beiden Denkern ausdrücklich bestätigt. Für Hegel ist der dialektische Widerspruch zwischen den Ausprägungen der Natur und des Geistes, der in den Bewegungstrukturen, worin er eine Lösung findet, zugleich erhalten bleibt, "die Wurzel aller Bewegung und Lebendigkeit" ( Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Wissenschaft der Logik II, Bd. 6, Theorie Werkausgabe, Frankfurt/Main 1969, S. 75), das »Prinzip aller Selbstbewegung« (Ebd., S. 76.)In diesem Sinne ist der dialektische Widerspruch für Hegel die »Springquelle« der Dialektik des ewig sich in die Natur und den endlichen Geist entäußernden und ewig zu sich zurückkehrenden absoluten Geistes. Karl Marx wiederum hält den »Hegelschen Widerspruch« für die »Springquelle aller Dialektik« (Karl Marx, Das Kapital, 1. Bd., in: MEW Bd. 23, Berlin 1968,S. 623, Fn. 41). Marx bringt weiterhin die Wertschätzung der Hegelschen Philosophie zum Ausdruck, indem für ihn analog zur Rede von Hegels dialektischem Widerspruch als der »Springquelle aller Dialektik", der dialektische Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert wie der »Doppelcharakter der Arbeit« der »Springpunkt der Kritik der Politischen Ökonomie« ist. (Karl Marx, Das Kapital, 1. Bd., in: MEW) Bd. 23, Berlin 1968, S. 56)"


Zweitens:

"Wenn Karl Popper vom irrationalen mystischen Charakter der dialektischen Methode von Karl Marx spricht, dann muss dieser Vorwurf so konkretisiert werden, dass man ihn inhaltlich verbindlich überprüfen kann. Georg Wilhelm Friedrich Hegel hält den dialektischen Widerspruch für »die Wurzel aller Bewegung und Lebendigkeit« (G. W.Hegel, Wissenschaft der Logik II, in: Bd. 6, Theorie Werkausgabe, Frankfurt, 1969, S. 75) und als das »Prinzip aller Selbstbewegung« (Ebd., S. 76.)ind damit für die »Springquelle« der Dialektik des ewig sich in die Natur und den endlichen Geist entäußernden und ewig zu sich zurückkehrenden absoluten Geistes. Karl Marx wiederum hält den »Hegelschen Widerspruch« für die »Springquelle aller Dialektik« (Karl Marx, Das Kapital, 1. Bd., in: MEW Bd. 23, Berlin 1968,S. 623, Fn. 41). Karl Popper, für den zurecht der irrationale mystische Charakter der Hegelschen Dialektik feststeht, vertritt die Auffassung, Marx habe die Hegelsche Dialektik und damit dessen Widerspruchskonzeption bei seiner Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft bloß angewandt. Wenn das zutrifft, ist Marx’ Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft im Kapital genauso mystisch irrationalistisch wie es Hegels durch den dialektischen Widerspruch geprägte Philosophie ist. Marx bringt weiterhin die Wertschätzung der Hegelschen Philosophie zum Ausdruck, indem er analog zur Rede von Hegels dialektischem Widerspruch als der »Springquelle aller Dialektik den »Doppelcharakter der Arbeit« für den »Springpunkt der Kritik der Politischen Ökonomie« (Karl Marx, Das Kapital, 1. Bd., in: MEW) Bd. 23, Berlin 1968, S. 56) hält. Da Gebrauchswert und Wert auf je verschiedene Weise Daseins- bzw. Erscheinungsformen der konkretnützlichen Arbeit und abstrakten Arbeit (abstrakte Arbeit) sind, ist der dialektische Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert als der "Triebkraft" der Entwicklung der gesellschaftlichen Formen der Arbeit genauso wie der Doppelcharakter der Arbeit der “Springpunkt der Kritik der politischen Ökonomie.“ Karl Poppers Vorwurf Marx’ Darstellungsmethode sei als dialektische mystisch irrational, ist jetzt in dem Sinne konkretisiert als inhaltlich verbindlich nachgewiesen werden muss, dass der dialektische Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem Wert der Waren gar nicht das ist, was er als dialektischer verspricht, sondern, dass er lediglich ein irrationaler mystischer logischer Widerspruch ist, eine contradictio in adjecto im Sinne unmittelbar widersprüchlicher Formulierungen von einem Sachverhalt zugleich sein Gegenteil auszusagen."

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