Benutzer Diskussion:Peter Dege/Arnold Rabbow

Letzter Kommentar: vor 5 Jahren von Peter Dege

Da ich sowie so Ihnen nicht gerecht werde, hier ein von uns veröffentlichter Artikel im Kleeblattheft Nr. 2/2018. Bei der Ordenverleihung war ich mit dabei, die Bilder stammen von mir. Der Artikel ist auch als PDF erhätlich. Bilder lade ich gleich hoch.--HPD (Diskussion) 16:30, 3. Aug. 2019 (CEST)Beantworten

Nachruf gefertigt von dem Heraldiker Dieter Müller-Bruns In memoriam - Dr. Arnold Rabbow 1936-2018

Dr. Arnold Rabbow - * 2. Juli 1936 † 26. Februar 2018 - Mitglied des Heraldischen Vereins seit 1964

Der bekannte Heraldiker, Vexillologe und Symbolforscher Dr. Arnold Franz Rabbow (Mitglied des Heraldischen Vereins „Zum Kleeblatt“ seit 1964) wurde am 2. Juli 1936 in Berlin geboren. Schon früh interessierte er sich für Flaggen und Wappen. So kam es bereits im Alter von sieben Jahren durch eine Wand-tafel „Welt der Flaggen“ in einem Kaufhaus zu einer ersten Berührung mit der Flaggenkunde. Da auf vielen Flaggen auch Wappen abgebildet waren, ergab sich sein großes Interesse an der Heraldik dann fast von selbst.

1945, im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs verschlug es den neunjährigen Arnold Rabbow mit der Mutter und seinen zwei Geschwistern nach Ausbom-bung, Evakuierung und Flucht in das thüringische Dorf Waldau. Dort besaßen die Eltern eines Schulkameraden das Zigarettenbilderalbum „Historische Fah-nen (Die Welt in Bildern, Album 8)”, das sie ihm nach langen Verhandlungen – als Flüchtlingskind konnte er ja keine Gegenleistung anbieten – für eine Wo-che überließen, in der er es abmalen durfte, so gut es ging. Erst später wurde ihm bewusst, dass das Fahnenwerk von Dr. Ottfried Neubecker verfasst war. Einige Jahre danach, mit 15 Jahren, las Rabbow dann einen Zeitungsartikel über den Heraldiker Neubecker und riskierte eine briefliche Anfrage an ihn in Berlin. Er wollte wissen, ob es einen Beruf gebe, in dem man mit Wappen und Flaggen zu tun hätte. Neubecker soll freundlich und ausführlich geantwortet haben, dass man das nur in Staatsarchiven und Museen oder in der Denk-malpflege verwerten könne, und fügte eine Liste von dortigen Experten bei. Sein beruflicher Weg führte Arnold Rabbow dann zwar in eine andere Richtung, in die Publizistik, aber das große Interes-se an Wappen und Flaggen blieb Zeit seines Le-bens bestehen und sollte ihm als einen großen Fachkundigen in diesem Bereich hohe Anerken-nung bescheren.

Nach dem Abitur im Jahr 1957 absolvierte Arnold Rabbow zunächst ein Volontariat, woran sich ab 1959 ein Studium der Ge-schichte, der Historischen Hilfswissenschaften und der Publizistik in Münster und Berlin anschloss. Im Sommersemester 1962 hörte er an der Freien Uni-versität Berlin bei Neubecker, dem er dort zum ersten Mal, wie in den folgen-den drei Jahrzehnten noch viele weitere Male, persönlich begegnete und schätzen lernte, eine erste Vorlesung mit Seminar über Heraldik. Hier kam er verstärkt in Kontakt mit den visuellen historischen Hilfswissenschaften, insbe-sondere der Heraldik, der Sphragistik, der Genealogie, der Phaleristik und der Flaggenkunde, die damals noch nicht Vexillologie hieß. 1966 promovierte Arnold Rabbow zum „Dr. phil.“ mit dem Thema „Visuelle Symbole als Erschei-nung der nicht-verbalen Publizistik“. Es folgte ein ausgefülltes berufliches Wir-ken als Journalist. Er gehörte 30 Jahre der Redaktion der „Braunschweiger Zeitung“ an, davon 27 Jahre als Mitglied der Chefredaktion. Arnold Rabbow war von 1983 bis 1997 Chefredakteur der Zeitung, bis er, wenige Jahre nach dem viel zu frühen Tod seiner Frau Elisabeth, in den Ruhestand ging.

Die Beschäftigung sowie wissenschaftliche und praktische Betätigung mit Wappen, Fahnen, Flaggen, aber auch mit visuellen politischen Symbolen – al-lesamt Mittel nicht-verbaler öffentlicher Kommunikation – zog sich bis zu sei-nem Tod durch sein gesamtes fachliches Wirken. Selbst bezeichnete Dr. Arnold Rabbow besonders die Heraldik als eine erste grenzüberschreiten-de und überall ohne Worte verstandene europäische Sprache. Er hat mehrere Abhandlungen und Bücher zur Heraldik und Vexillologie veröffentlicht. Es wur-den vom ihm Abhandlungen zur Kommunalheraldik im Allgemeinen und insbe-sondere über braunschweigische Wappen veröffentlicht. Von ihm wurden ca. 160 Entwürfe für Städte-, Gemeinde- und Ortswappen sowie 20 Kommunal-flaggen in Niedersachen und Nordrhein-Westfalen erstellt. Auf dem Gebiet der Insignologie ist besonders auf sein „Lexikon politischer Symbole“ (dtv Nr. 3084, München 1970) hinzuweisen. Von seinen Monographien auf heraldi-schem Gebiet seien genannt: „Braunschweiger Wappenbuch“ (1977) und „Symbole der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Niedersachsens“ (1980). Seine Fachbibliothek umfasste nach eigenen Angaben ca. 3.000 Bän-de. Ich erinnere mich noch gut, wie Arnold Rabbow nach dem Umzug zurück in seine Geburtsstadt Berlin meine Frau und mich durch die hohen, noch nicht einsortierten Bücher- und Aktenberge in seiner neuen Friedenauer Wohnung führte.

Als ein Heraldiker und Vexillologe von nationalem und internationalem Rang haben die jahrelangen Verbindungen von Dr. Arnold Rabbow zu heraldischen Institutionen und Fachleuten im Ausland besonders auch das Band zwischen den Fachleuten in Niedersachsen und dem Ausland gefestigt. So verband ihn mit England und dem dortigen College of Arms seine gute Bekanntschaft mit dem damaligen Garter King of Arms, Sir Anthony Richard Wagner. Die Viel-zahl seiner Mitgliedschaften und Kontakte speziell nach Nordamerika und Kanada, Skandinavien, Österreich und die Schweiz, Italien, Frankreich und den Niederlanden zeigt die breite Anerkennung des fachlichen Wirkens von Arnold Rabbow.

Obwohl viele anerkannte Wappenrollen nur die Eintragung von Vollwappen vorsehen, führte Dr. Arnold Rabbow trotz eines vorhandenen Familienwap-pens mit Oberwappen selber nur den Wappenschild. Dieser war für ihn als solcher ein ausreichend gültiges Wappen. Hierin führte er in Schwarz einen 16strahligen goldenen Stern. Das Wappen ist registriert bei der Internationalen Akademie der Heraldik und veröffentlicht in: Armorial des membres de l'Académie Internationale d'Héraldique 1949-1999, Brüssel 1999, S.16, und in: Mémorial du Jubilé de l'AIH 1949-1999. Brüssel 1999, S. 212. Begeistert schil-derte er mir einmal, dass er in jüngeren Jahren auf seinen Radwanderungen durch Europa stets einen entsprechenden Wimpel mit dem 16strahligen Stern an seinem Fahrrad geführt habe.

In „seinem“ Heraldischen Verein „Zum Kleeblatt“ war Arnold Rabbow bereits 1964 Mitglied geworden und hier tat er sich durch schriftliche Beiträge, Vorträ-ge sowie die Durchführung von heraldisch-historischen Exkursionen beson-ders aktiv hervor. Der Verein wurde für ihn über die Jahre eine beständige fachliche Heimat. So erlebten die Mitglieder vielfach mit, wenn Dr. Arnold Rabbow heraldische Fehler an Bauten oder in Zeitungen öffentlich anpranger-te. Bei dem Heraldikunterricht an den Volkshochschulen Braunschweig und Hannover gelang es ihm, auch junge Menschen für die spezielle Fachmaterie und den Verein zu begeistern. Im Vorstand des Vereins wirkte er erst spät mit, seit 2002 zunächst als Beisitzer, dann ab 2009 als Redaktionsleiter der Ver-einszeitschrift „Kleeblatt“. Seit 2002 nahm er auch das Amt eines heraldischen Gutachters im Wappenausschuss der Niedersächsischen Wappenrolle (NWR) gewissenhaft war. Für ihn stellte die NWR in ihrer Gesamtheit und allen Ein-ragungen ein unveränderbares historisches Dokument dar. Daher setzte er 2013 zusammen mit dem damaligen Führer der Wappenrolle, Horst Gunter Ratzke, eine Neuveröffentlichung der NWR-Gesamtausgabe Bd. 1910-2012 ohne Anmerkungen zu einzelnen, heute eher kritisch zu sehenden Eintragun-gen durch. Mit heraldisch kundigen Juristen und rechtskundigen Heraldikern, die bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit auch bei der Wappenprüfung und -registrierung nach Systematiken suchten und auf die Schaffung von Regeln und deren strenge Einhaltung pochten, tat er sich gelegentlich schwer. Be-fürchtete er doch so bei interessierten Zeitgenossen eine sinkende Akzeptanz und nachlassende Begeisterung gegenüber der Heraldik. Arnold Rabbow trat engagiert für die Anerkennung einer Wappenführungsberechtigung von Frauen sowie für die heute wohl rechtlich und gesellschaftlich allein akzeptable Festlegung der Führungsberechtigungen im Namensstamm ein. Für sein Wirken stets zum Wohle des Vereins wurde Dr. Arnold Rabbow 1995 mit der Ehrennadel in Silber und 2006 für seine Facharbeit gar mit der selten vergebenen heraldischen Ehrenna-del in Gold ausgezeichnet. 2008 ernannte ihn der Verein zu seinem Ehrenmitglied. Eine besondere Ehre wurde Arnold Rab-bow 2014 zuteil, anlässlich seiner 50jährigen Mitgliedschaft erhielt er den Ehrenkristall des Vereins.

Stellvertretend für die wichtigen anderen Mitgliedschaften von Dr. Arnold Rab-bow sollen hier lediglich zwei deutsche Vereine genannt werden. So wurde, auch durch persönliche Kontakte, der 1869 gegründete Kleeblatt-Geschwisterverein „Herold“ in Berlin in den letzten Jahren für ihn zunehmend bedeutsam. Dieser ernannte den über die Ländergrenzen bekannten nieder-sächsischen Heraldiker 2007 zunächst zum korrespondierenden Mitglied und dann 2016 zu seinem Ehrenmitglied. Dr. Arnold Rabbow unterstützte aktiv das 2005 in Hannover begonnene Wiederaufeinanderzugehen der beiden, durch einen gemeinsamen Gründungsvater verbundenen, alten Vereine. In Berlin wirkte er, immer brückenbauend bewusst als Mitglied in beiden Vereinen, u. a. bei der Verabschiedung der „Berliner Erklärung über heraldische Gestaltungs-grundsätze“ im Jahr 2009 sowie bei den regelmäßig in Berlin stattfindenden „Herold“-Seminarwochen über Grundlagen der Heraldik mit. Als weiteres Bei-spiel für den weitreichenden Einsatz von Arnold Rabbow soll auf die 1995 ge-gründete „Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V.“ hingewiesen wer-den. Hier war Arnold Rabbow Initiator und Gründungsmitglied. Als fachkundi-ger Sammler hatte er auch eine vexillologische Bibliothek nebst Archiv in ca. 70 Ordnern angelegt.

Für sein über 50 Jahre währendes Engagement im Bereich der Heraldik, Vexil-lologie und Insignologie wurde Dr. Arnold Rabbow am 31. Mai 2016 in Berlin in Gegenwart der Kleeblattvorstände Peter Dege und Dr. Volkmar Tönnies die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus-gehändigt. Mit der vom Bundespräsidenten Joachim Gauck bereits im Dezem-ber 2015 verliehenen Auszeichnung wurde in besonderer Weise ein über die Grenzen Deutschlands hinaus verdienter Heraldiker und Vexillologe für seine Verdienste und für sein herausragendes Engagement gewürdigt.

In den letzten Jahren zwang eine schwere Erkrankung Dr. Arnold Rabbow zu Einschränkungen, weswegen ihm das Verlassen seiner großen Wohnung zu-nehmend schwerer fiel. Gleichwohl war er als Redaktionsleiter am Notebook und über Internet weiterhin unermüdlich für die Kleeblatt-Vereinszeitschrift tä-tig und wirkte auch weiter als Gutachter im Wappenausschuss der Nieder-sächsischen Wappenrolle mit. Noch im März 2017 referierten wir in Berlin nacheinander bei der 4. Seminarwoche des Vereins „Herold“ über Grundlagen der Heraldik und im September 2017 trug er bei der „Kleeblatt“-Veranstaltung HERALDIK PUR 2017 über das Thema „Wie komme ich zu Karl dem Gro-ßen?“ vor. Es war seine letzte Veranstaltung in Hannover. In der Nacht auf den 26. Februar 2018 verstarb Dr. Arnold Rabbow im 82. Lebensjahr in seiner Berliner Wohnung, mitten in den Vorbereitungen einer neuen Kleeblatt-Ausgabe. Ein erfülltes heraldisches Leben ist zu Ende gegangen.

Herr Dr. Rabbow hat sich um die Heraldik verdient gemacht. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Seiner Familie gehört unser Mitgefühl. Vorstand, Beisitzer und NWR-Wappenausschuss