SPIELWIESE


Die Taifa von Badajoz war eines der größeren Kleinkönigreiche des mittelalterlichen Andalusien. Als unabhängiges Emirat erstreckte es sich im 11. Jahrhundert von Badajoz in der heutigen spanischen Region Extremadura bis über den Großteil des heutigen Portugal. Es war der erste unabhängige Staat auf dem Gebiet Portugals seit dem Untergang des antiken Suebenreiches im 6. Jahrhundert.

9. und 10. Jahrhundert

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Taifa von Badajoz (gelb) während der Reichskrise Ende des 9. Jahrhunderts

11. Jahrhundert

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Saqāliba

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Nach dem Zusammenbruch des Kalifats infolge der Absetzung des Kalifen Hischam II. und der Ermordung des Großwesirs Abd ar-Rahman Sanchuelo, riß ab 1009 der Saqāliba Sabur als Gouverneur alle Macht an sich, bis 1012 formal jedoch weiter der sich auflösenden Zentralregierung in Cordoba unterstehend. Sein Machtbereich ersteckte sich zunächst von Badajoz bis an den Douro im Norden über Lissabon im Westen, die Algarve im Süden und Mérida im Osten. Damit umfaßte die Taifa von Badajoz ziemlich genau alle Gebiete der antiken Provinz Lusitanien. Im Zuge weiterer bürgerkriegsähnlicher Machtkämpfe zwischen Arabern, Berbern und Saqaliba verlor Sabur jedoch bald die Kontrolle über Gebiete im Süden: an der Algarve machten sich 1012 Saltés (Huelva), 1013 Beja und 1018 (Santa Maria) Faro unabhängig (um allesamt spätestens 1052 von Sevilla unterworfen zu werden). Tavira und Tejada (Escacena del Campo) konnten jedoch behauptet werden. Nach Saburs Tod (1022) teilten seine Söhne das Emirat, Abdal al-Aziz versuchte, seine Herrschaft in Badajoz zu errichten, Abd al-Malik wollte eine Nebenlinie in Lissabon etablieren.

Beide Söhne Saburs wurden jedoch noch 1022 von arabisierten Berbern unter Abdallah ibn Muhammad ibn Maslama ibn al-Aftas (bis 1045) verdrängt, der die Dynastie der Aftasiden begründete.

Aftasiden

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Unter Abdallah al-Aftas gingen im Süden 1027 auch Silves und 1033 Mertola verloren, während im Norden christliche Kastilier, Leonesen und Galicier ab 1037 unter der Herrschaft König Ferdinands I. vereint angriffen. In diese Kämpfe wurden auch die Abbadiden von Sevilla hineingezogen.

 
Kleinkönigreiche um 1037 (Badajoz reicht bis an den Douro)
 
Kleinkönigreiche um 1080 (Badajoz reicht bis an den Mondego)

Abdallahs Nachfolger Abu Bakr Muhammad ibn Abdallah al-Muzzaffar (bis 1067) verlor zunächst 1050 Porto an Ferdinand und ab 1055 das gesamte Gebiet zwischen Douro und Mondego: Lamego (1057), Viseu (1058) und nach sechsmonatiger Belagerung schließlich Coimbra (1064).

Seit 1058 mußten sowohl Abu Bakr als auch die Abbadiden in Sevilla Ferdinand als Oberherren anerkennen und Tribut zahlen. Bei seinem Tode teilte Ferdinand sein Reich und vermachte den Tribut von Badajoz und Sevilla an seinen jüngsten Sohn Garcia I. von Galicien. Garcia wurde Galicien durch seine Sancho II. von Kastilien und Alfons VI. von León entrissen, doch Badajoz konnte von diesem Bürgerkrieg nicht profitieren, da auch Abu Bakrs Nachfolger Umar al-Mutawakkil (in Evora) und Yahya (in Badajoz) das Reich nach seinem Tod wieder unter sich aufgeteilt hatten. Eine erster Angriff Alfons' auf Badajoz war 1068 noch durch die Intervention des (Badajoz ebenfalls feindlichen) Dhun-Nuniden-Emirs al-Ma'mun von Toledo gescheitert, nach einem zweiten Angriff 1069 wurde Badajoz nun Leon tribupflichtig. Die Machtkämpfe innerhalb der Taifa von Toledo ausnutzend, gelang es Umar 1079 aber zunächst, sich auch in Toledo zum Emir ausrufen zu lassen. Nachdem aber Alfons 1072 Leon, Kastilien und Galicien wiedervereinigt hatte, verloren die Aftasiden 1079 auch Coria, und Alfons setzte 1080 in Toledo al-Ma'muns Sohn al-Qadir wieder als Emir ein.

Nachdem allerdings Alfons 1085 den Aftasiden auch Salamanca abgenommen und die Dhun-Nuniden endgültig aus Toledo vertrieben hatte, riefen Umar, der Abbadiden-Emir al-Mutamid von Sevilla sowie der Hudiden-Emir von Zaragoza und der Ziriden-Emir von Granada 1085 ihre berberischen Glaubensbrüder aus Marokko zu Hilfe. Die Almoraviden unter Sultan Yusuf ibn Taschfin schlugen Alfons 1086 in der Schlacht bei Zallaqa (Sagrajas nahe Badajoz). Als sich jedoch die Taifa-Emire erneut untereinander bekämpften, intervenierten die Almoraviden 1088 und 1090 erneut. Ebenso wie al-Mutamid suchte nun auch Umar wieder Schutz in einem Bündnis mit Alfons und lieferte dafür 1093 Lissabon, Santarem und Sintra an Alfons aus - und ebenso wie al-Mutamid wurde auch Umar dafür 1094 von Yusuf abgesetzt und mitsamt Familie nach Marokko deportiert.

Allein Umars jüngster Sohn Al-Mansur III. konnte sich mit Alfons' Hilfe noch bis 1095 in Montánchez behaupten, während die Almoraviden Badajoz annektierten und auch Lissabon sowie Santarem zurückeroberten.

12. und 13. Jahrhundert

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Als die Almoraviden in Marokko die Macht an die Almohaden verloren, brach auch ihre Herrschaft in al-Andalus zusammen. Aufstände andalusischer Muriden brachten an der Algarve 1144 Ibn Qasi an die Macht, in Beja und Evora Abu Muhammad Sidrai Ibn Wasir und in Badajoz Mohammed al-Hayyan (Abenhachem). Gemeinsam hatten sie die Almohaden nach Andalusien gerufen, dann aber hatte sich Ibn Qasi doch mit Kastilien-Leon gegen die sie verbündet, woraufhin Ibn Wasir 1145 auch Mertola besetzte und Ibn Qasi vertrieb. Vom 1146 ebenfalls besetzten Badajoz aus beherrschte Ibn Wazir fast das gesamte Gebiet zwischen Tejo und Algarve, ehe er 1147 Lissabon sowie Santarem an Portugal verlor. Schließlich stellte er 1150 Badajoz unter den Schutz der Almohaden.

Das zum Herrschaftsbereich der Almohaden gehörende Reich von Badajoz war seit der almohadischen Niederlage von Navas de Tolosa und darauffolgenden inner-almohadischen Machtkämpfen Objekt sowohl portugiesischer als auch kastilisch-leonesischer Eroberungswünsche. Um 1228 brach die almohadische Herrschaft in Badajoz zusammen, doch weder muslimischen Andalusiern noch Portugiesen oder Leonesen gelang es, das ehemalige Reich von Badajoz effektiv zu übernehmen, ehe es 1230 endgültig an Kastilien fiel.

Literatur

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