Bericht über eine Einzelveranstaltung

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Ich fand einige Talks sehr spannend, nachhaltig beeindruckt haben mich der Bericht von der Fahrradfahrt von Toni Ristovski zur Wikimania, der Bericht über die Arbeit der Wayback Machine (wow, kann ich da nur sagen, wow, was für eine geile Initiative und wie krass nützlich!) und des Internet Archives sowie des IABots.

Unglaublich gut durchdacht, systematisch interessant, tiefgreifend und nachhaltig fand ich jedoch den Bericht der Arbeitsgruppe The Women Genera Project. Die Idee, die diese Gruppe verfolgt hat, hat mich wirklich umgehauen. Es handelt sich um eine internationale Arbeitsgruppe, an der auch eine deutsche Wissenschaftlerin (aus Berlin) beteiligt ist. Ohne die Wikimania hätte man davon womöglich nie erfahren. Beteiligt waren Datenanalytikerinnen, Wikidatanutzerinnen und Botanikerinnen. Sie haben sich ein Projekt aus dem Bereich der Botanik ausgewählt: Pflanzengattungen, die nach Frauen benannt wurden. Bei dieser sehr eingeschränkten Gruppe mit wenigen 100 Treffern haben sie versucht, methodologische Datenvollständigkeit zu erreichen. Sie sind in Bibliotheken gegangen und haben fehlende Informationen recherchiert. Wikidata-Datensätze angelegt und durch zahlreiche in die Tiefe führende Angaben vervollständigt. Sofern die recherchierten Informationen bei der Biodiversity Heritage Library (BHL), dem International Plant Names Index (IPNI) und bei Tropicos fehlten, haben sie auch diese Institutionen angeschrieben und ihnen die entsprechenden Informationen zukommen lassen, um so in allen relevanten Datenbanken Vollständigkeit zu erreichen. Darüber hinaus haben sie Namen von bekannten Botanikerinnen, nach denen Pflanzengattungen benannt wurden, identifiziert, die noch keine Wikipedia-Einträge haben.

Das ist nur ein winzig kleiner Ausschnitt aus einem Teilbereich der Botanik, aber mit dem Projekt hat die Projektgruppe sehr nachhaltig bewiesen, wie durch Daten und die vollständige Erfassung von Namen und Verdiensten mehr Sichtbarkeit für die Leistungen von Frauen hergestellt werden kann. Das ist ein sehr wichtiger Beitrag zur rückwirkenden Anerkennung von Personen, die zum Teil in der Geschichtsschreibung nicht vorkommen. Die Gruppe hat auch ein wissenschaftliches Paper zum Projekt veröffentlicht, das hier zu finden ist.

Was hat mir persönlich die Teilnahme an der Wikimania gebracht und konnte ich anderen etwas weitergeben?

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Katowice ist eine tolle kleine Stadt und der eine Sightseeing-Tag vor Start der eigentlichen Wikimania hat großen Spaß gemacht. Dazu gehört vor allem auch die humorvolle Stadtführung durch Piotr Fuglewicz, bei der wir einiges an Einsichten über die Zerrissenheit der oberschlesischen Region in Bezug auf die nationale Zugehörigkeit lernen konnten. Mir war nur teilweise klar, wie tiefgreifend die ständige Besetzung polnischer Gebiete auch heute noch in die nationale Identität nachwirkt.

Ansonsten war meine erste WikiMania eine ziemlich berauschende Erfahrung im Hinblick auf den Austausch mit altbekannten, aber auch neu kennengelernten Wikipedianer*innen aus aller Welt: insbesondere die Gespräche zwischen den Sessions und Talks empfand ich als bereichernde Erfahrung. Ich muss gestehen, dass ich dem Programm bei der angebotenen Fülle überwiegend eher wenig abgewinnen konnte. Im Vergleich hat die WikiCon für mich inhaltlich doch meist mehr zu bieten. Ziemlich enttäuschend fand ich das geringe Angebot an Talks aus den Communities weltweit und daher auch den mangelnden Einblick in die Arbeit anderer Wikipedien. Gefühlt gab es mehr Angebote für Wikimedia-Funktionäre, die mich allesamt nicht so sehr interessierten. Gerne hätte ich mehr Beteiligung aus der Community gesehen. Allein die kurzen schlaglichtartigen Lightning-Talks haben einen Mini-Eindruck von den tollen Projekten gegeben, die weltweit so angeleiert werden. Viele Sessions haben sich leider auch als wenig gehaltvoll und enttäuschend herausgestellt, bis auf ein paar sehr wenige Highlights, die mich schwer begeistert haben.

Bei der Frage, was mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht hat und was ich an andere weitergeben konnte, müsste ich an allererster Stelle sagen: Corona. 🙄 Gut, damit hatte ich im Vorfeld gerechnet. Nervte trotzdem.

Abgesehen davon: Großartig fand ich eine Mini-Kooperation, die sich im Nachgang der Wikimania zwischen der englischsprachigen Benutzerin Lajmmoore, Leserättin und mir ergab. Wir haben gemeinsam den Artikel zu Ira Rischowski veröffentlicht. Lajmmoore spricht etwas deutsch und hat einen Entwurf zu diesem Artikel angelegt und uns angeschrieben, ob wir nochmal draufschauen könnten. Wir haben ergänzt und sprachlich verbessert und den Text schließlich für Schon gewusst? vorgeschlagen.

Und last but not least: gemeinsam mit anderen Benutzerinnen habe ich auf Anregung von Leserättin im September interessante Projekte aus dem Diversitätsspektrum im Rahmen von WP:60 vorgestellt.