Bríet Bjarnhéðinsdóttir (geboren 27. September 1856 in Böðvarshólar in Vesturhóp, Island;[1] gestorben 16. März 1940) war eine frühe und einflussreiche isländische Frauenrechtlerin. Sie war die Herausgeberin eines der wichtigsten isländischen Frauenzeitungen, Kvennablaðið, und gründete die Frauenrechtsorganisation Kvenréttindafélag Íslands (Isländischer Verband für Frauenrechte), die sich für das Frauenwahlrecht einsetzte. Auf ihre Initiative hin trat der Verband bei der Kommunalwahl in Reykjavík mit einer Frauenliste an und wurde mit drei anderen Frauen in den Stadtrat gewählt, dem sie zehn Jahre lang angehörte.
Jugend
BearbeitenBríet Bjarnhéðinsdóttir stammte von einem kleinen Bauernhof, konnte aber im Winter 1880/81 eine der vier weiterführenden Mädchenschulen besuchen. Im Anschluss arbeitete sie bis 1887 als außerschulische Lehrerin in Reykjavík, während sie selbst Unterricht in Dänisch und Englisch nahm.[2]
1887 veröffentlichte Bríet unter einem Pseudonym in einer Reykjavíker Zeitschrift einen Artikel zur Frauenbildung. Im Jahr darauf trat sie erstmalig öffentlich auf als sie in Reykjavík einen Vortrag zum gleichen Thema hielt, der ein großer Erfolg war und im Anschluss von einem der größten Verlage Reykjavíks veröffentlicht wurde.[2]
1888 heiratete Bríet den Herausgeber der Zeitschrift, .... Es wurde eine glückliche Ehe, aus der zwei Kinder hervorgingen. Ihr Ehemann unterstützte sie darin, ihre unabhängige Arbeit fortzusetzen und sie wurde die Herausgeberin einer Kinderzeitschrift und einer Frauenzeitung, Kvennablaðið, die von ihrem Ehemann finanziert und gedruckt wurde.[2]
Obwohl Mitglied in der größten Frauenorganisation Reykjavíks war, Hid tslenska kvenfélag (Isländischer Frauenverein), war Bríet in diesen Jahren für diesen Verein kaum aktiv und die Forderung nach dem Frauenwahlrecht wurde in ihrer Zeitung nicht thematisiert.[2]
1902 starb ihr Ehemann plötzlich und Bríet war nun für den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Kinder verantwortlich. Sie übernahm die Leitung der Druckerei ihres Mannes und gab nun neben ihrer eigenen Zeitschrift auch seine Zeitung heraus. Als Witwe wurde sie nun aufgrund der damaligen rechtlichen Bestimmungen wahlberechtigt bei Kommunalwahlen. 1903 sprach sie sich mit fünf anderen Frauen ab, für wen sie bei der Stadtsratswahl stimmen würden.[2]
1904 machte sie eine Reise nach Dänemark, Norwegen und Schweden und kam dabei in Kontakt mit Frauenwahlrechtsaktivistinnen in diesen Ländern. Daraufhin nahm Carrie Chapman Catt, die Präsidentin der in diesem Jahr in Berlin gegründeten International Woman Suffrage Alliance (IWSA), mit ihr Kontakt auf. Sie war bestrebt, dass in möglichst vielen Ländern nationale Frauenwahlrechtsorganisationen gegründet wurden. Als finanziell unabhängige Frau und Witwe, die Dänisch und Englisch sprach und Inhaberin einer Zeitung war, war Bríet prädistiniert als Initiatorin einer isländischen Frauenwahlrechtsbewegung. Catt lud Bríet zur nächsten internationalen Frauenstimmrechtskonferenz der IWSA ein, die 1906 in Kopenhagen stattfand, um dort einen Vortrag zu Island zu halten. Bríet nahm der Konferenz teil, wurde dabei von Mitgliedern der dänischen Frauenwahlrechtsorganisation beherbergt und lernte Frauenrechtlerinnen aus 16 Ländern kennen, darunter Vida Goldstein, die 1903 bei den australischen federal elections kandidiert hatte.[2]
Begeistert kehrte Bríet nach Island zurück, was sich umgehend in ihrer Zeitung niederschlug, die sich zum flammenden Sprachrohr für Frauenrechte entwickelte. Briet wandte sich auch an die Präsidentin des isländischen Frauenvereins. Der Verein sollte sich für das Frauenwahlrecht einsetzen, doch die Präsidentin lehnte ab, da das Frauenwahlrecht in Island unpopulär wäre. Daraufhin initiierte Bríet die Gründung eines neuen Frauenverbands, Kvenréttindafélag Íslands (Isländischer Verband für Frauenrechte). Die offizielle Gründung erfolgte am 27.Januar 1907. Die Satzung des neuen Verbands wurden vom schwedischen Schwesterverband übernommen und besagten, dass der Verband sich ausschließlich für die vollen politischen Rechte für Frauen einsetzen würde. Soziale Aufgaben würden anderen Frauenorganisationen überlassen.[2]
Literatur
Bearbeiten- Auður Styrkársdóttir: From feminism to class politics. The rise and decline of women's politics in Reykjavík 1908-1922 (= Research Report. Band 1998 : 6). Department of Political Science, Umeå University, Umeå 1998 (urn:nbn:se:umu:diva-65810 [abgerufen am 16. Februar 2019]).
- Sverrir Jakobsson, Guðmundur Hálfdanarson: Historical dictionary of Iceland. 3. Auflage. Rowman & Littlefield, Lanham 2016, ISBN 978-1-4422-6290-4.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Laufey Valdimarsdóttir: An Icelandic pioneer. In: Jus Suffragii. Juni 1929, S. 144–146 (kvennasogusafn.is [abgerufen am 17. Februar 2019] Laufey Valdimarsdóttir war Bríet Bjarnhéðinsdóttirs Tochter).
- ↑ a b c d e f g Styrkársdóttir 1998, S. 63-64.
- ↑ Dagný Kristjánsdóttir: Obstacles. In: The History of Nordic Women's Literature. 6. Oktober 2011 (nordicwomensliterature.net [abgerufen am 24. Februar 2019]).