Als Revolutions- und Empiremode werden drei Modestile zusammengefasst, die zeitlich auf das Rokoko folgen. Der dritte Stil, zeitlich zwischen der Französischen Revolution und dem napoleonischen Empire gelegen, ist das Directoire. Diese Kleidungsstile sind nicht ganz klar voneinander abgrenzbar, auch weil sie ungewöhnlich schnellebig waren und fließend ineinander übergingen. Die Revolutionsmode wird meist auf von 1789 bis 1795 datiert, das Directoire auf 1796 bis 1804 und die Empiremode bis etwa 1820. Diese Daten beziehen sich allerdings nur auf politische Ereignisse, nicht auf stilistische Unterschiede.

Die Revolutionsmode

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Modekupfer, Oktober 1791

Der Begriff der Revolutionsmode ist eigentlich irreführend, da die herrschende Kleidermode zwischen 1789 und 1794 den Stil der 1780er Jahre fortführte. Ausschließlich in Frankreich macht sich die Französische Revolution in der Kleidung durch eine eher politisch als modisch motivierte Ablehnung alles dessen bemerkbar, was an das Königtum, das Ancien Régime, erinnerte. Dies ging 1793 so weit, dass Männer wie Frauen mit gepuderter Perücke riskieren mussten, als Royalisten angeklagt und enthauptet zu werden. Eine Revolutionsmode im engeren Sinne gab es naturgemäß nur in Frankreich, vor allem in Form von Kleidung und Accessoires in den neuen Nationalfarben Blau, Weiß und Rot oder Dekoren mit französischen Lilien.[1] Die Tracht der Sansculottes mit langen Hosen, einer Carmagnole genannten kurzen Jacke und phrygischer Mütze fand keine allgemeine Verbreitung, sondern war vielmehr ein Erkennungszeichen extremer Revolutionäre.[2]

Die Damenmode

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Die Damenmode folgte hauptsächlich den Linien der englischen Mode, die sich ab den 1770er Jahren in ganz Europa verbreitet hatte. Die Kleider wurden nach wie vor eng anliegend über Schnürbrüsten getragen, meist vorn mittig mit Haken und Ösen geschlossen, mit schmalen Ärmeln, die bis zum Handgelenk reichten. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Oberteile, die nur über der Brust geschlossen zu sein und nach unten hin über einem Stecker oder einer Weste aufzuklaffen schienen. Die Röcke wurden nicht mehr mit einem Reifrock, sondern nur mit Hüftwülsten oder Po-Kissen ausgestellt. Die Frisuren waren lockig gebauscht und wurden entweder mit großen, luftig aufgebauschten Hauben oder mit entweder breitkrempigen oder hohen, zylinderartigen Hüten bekrönt. Die Brust wird mit großen Schultertüchern bedeckt, den Trompeusen, die eine große Oberweite vortäuschen, die Taille wird durch Schärpen oder breite Gürtel betont. Auch die Orientmode mit Kleiderformen à la Turque, à la sultane oder à la circassienne bestand weiter,[3] ebenso die Mode der Chemisenkleider.[4]

Neben den Hüten und langen Ärmeln wurden weitere Anleihen an der Männermode genommen[5], vor allem in Form von Westen (die allerdings, anders als bei den Männern, keine eigenständigen Kleidungsstücke waren, sondern in das Oberteil integrierte Schein-Westen[6]) sowie breite Revers und Pelerinen am riding coat, der sich im Lauf der 1780er Jahre von einem tatsächlichen Mantel hin zu einem Alltagskleid entwickelt hatte, das durchaus auch aus Seide gefertigt sein konnte und in dieser Form auch in England französisiert rédingote genannt wurde.[7]

Die Herrenmode

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Modekupfer, August 1790

"In der männlichen Tracht hat sich bis jetzt noch nichts geändert", schreibt der Korrespondent des Journals des Luxus und der Moden im Juli 1790 aus Paris. Wie schon in den 1780er Jahren waren die Westen taillenkurz, oft zweireihig, mit oder ohne Revers und zumeist in hellen Farben gehalten. Die Fracks und Kniehosen wurden vorzugsweise aus dunklem Tuch oder aus dunkelgrundigen, gestreiften Seidenstoffen gefertigt. [8] Die Knöpfe an den Röcken waren groß, die Ärmel ebenso wie die Rockschöße schmal und lang.

Die Westen hatten entweder kleine Stehkrägen und der Rock einen umso höheren, oder die Weste hatte selbst einen hohen Stehkragen und der darüber getragene Rock stattdessen einen breiten, fast pelerinenartigen Umlegekragen. Die Hosen waren eng geschnitten und reichten weiter über die Knie hinab als früher. Die Strümpfe waren oft auffällig gemustert; am beliebtesten scheinen blau-weiße senkrechte Streifen gewesen zu sein.

Ähnlich wie bei den Damen waren wuschelige, lockige Frisuren beliebt, daneben aber auch noch Zopffrisuren mit nur einer Haarrolle auf jeder Seite. Frühe Arten des Zylinders waren die vorherrschende Hutform. Ein häufiges Accessoire war die Uhrkette, die der kurzen Weste wegen besonders augenfällig auf die Hose hinabbaumelte.


Das Directoire

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Nachdem die stürmischen Jahre der Revolution vorbei waren und damit auch die „Zeit des Großen Terrors“ (1793), stand an der Spitze der neuen Republik Frankreich das Direktorium, nach dem die Epoche des Directoire benannt ist.

Auf der Suche nach neuen Traditionen und Vorbildern für die demokratische Kultur ging man bis zur Zeit der Antike zurück. Diese galt nach damaliger Ansicht als besonders rein, frei und gerecht. Kunst, Architektur und Mode wurden nun durch griechisch-römische Einflüsse geprägt. Eine modische Eskapade dieser Zeit waren Incroyables et merveilleuses.

Die Damenmode

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Madame de Verniac, 1799

Die Mode der Frau änderte sich grundlegend, da sie die vorigen Muster ignorierte und sich nun auf die sanften Kleider der Antike stützte. Man versuchte, sich diese Zeit als die ideale und reinste Seinsform vorzustellen, mit jungen Mädchen, die in leichten Gewändern an plätschernden Flüsschen saßen und mit Fauna und Flora in Einklang lebten. Gemäß dieser Vorstellung wurde die Damenmode zunächst von allen Zwängen befreit: kein Korsett, kein Reifrock, keine Perücke oder Haube. Stattdessen trug man gemäß der Mode à la grecque einfache, ärmellose und teils durchsichtige Chemisenkleider aus weißem Musselin, dazu mit Bändern um die Waden geschnürte Schuhe und locker hochgestecktes Haar.

Die Herrenmode

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Auch die Männer trugen jetzt vermehrt die Taille hoch, indem der Hosenbund weit über den Bauch reichte und noch zusätzlich betont wurde, indem man die Jacke vorn weg schnitt – eine frühe Form des heutigen Fracks. Bemerkenswert war dabei der hoch stehende Kragen, der seit den 1770ern stetig gewachsen war und inzwischen bis zu den Ohren reichte. Die Schuhe waren eher unbequem, da man fast ausschließlich (wadenhohe) Stiefel trug, in die man dann die enge Hose hineinsteckte. Die wirkliche Neuheit aber bildete ein außergewöhnlich breites wie langes Halstuch in Schwarz, das zuerst sogar ein Zeichen des Wohlstandes darstellte, die Krawatte. Endgültig aus der männlichen Modewelt verbannt wurde die Perücke und die Herren zeigten von nun an ausschließlich ihr ungepudertes Naturhaar.

Die Empiremode

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Das Directoire konnte seine Schlichtheit noch bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein bewahren, doch als sich Napoléon Bonaparte 1804 selbst die Krone aufsetzte und somit Frankreich zum Kaiserreich, zum Empire wurde, endete gleichsam mit der Republik auch die Mode dieser Zeit.

Die Form von Kleidern und Anzügen blieb aber noch weitgehend unverändert: hohe Taillen bei Frauen und Männern. Doch Qualität, Musterungen und Stoffe ließen neue Ausprägungen deutlich werden. So wurden die hellen Pastelltöne der Gewänder von schweren und steifen Kostümen in leuchtenden, dunklen Farben abgelöst. Das zarte Musselin wich entweder teurem Samt oder wurde mit aufwändigen Stickereien verziert. Alles verschob sich von demokratisch-schlicht zu imperial-prunkhaft.

Die Empiremode griff bereits um 1810 die ersten Stilrichtungen des Biedermeier auf und ging schließlich 1820 fließend in diesen über.

Die Damenmode

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Merry-Joseph Blondel: Familienportrait (1813).
Typische Haartracht des Empire

Die Damenröcke wurden über die Jahre etwas kürzer, bis sie schließlich um 1820 eine kegelförmige „A“-Silhouette ausbildeten. Die Kleidung der Frau wurde nun allgemein biederer und man versuchte immer stärker, den weiblichen Körper zu verstecken. So wanderte der einstige weite Ausschnitt stetig nach oben, bis er schließlich ganz verschwunden war und sogar kleine Spitzenkrägen ausbildete, die den Hals verdecken sollten. Ebenso gewannen die Ärmel wieder an Länge, von der Schulter bis zum Handgelenk.

Die Herrenmode

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Die Empiremode entwickelte sich in den einzelnen Ländern recht verschieden. Die einzige Gemeinsamkeit in Europa war der Zylinder, der zwar schon 1790 aus Amerika importiert worden war, aber erst jetzt populär wurde. Die herausragendste Entwicklung der Herrenbekleidung fand in England statt, wo nicht nur ein neuer Kleidungsstil aufkam, sondern auch eine neue Lebenseinstellung: die des Dandy. „Dandy“ nannten sich Gentlemen, die ihren Stolz darin setzten, besonders makellos gekleidet zu sein. So trugen diese Herren nur die feinsten Stoffe, wie dunkle Tuche oder Tweed, die von den besten Schneidern zu perfektem Sitz verarbeitet wurden. Darunter sah man meist blütenweiße Hemden, eine Krawatte oder ein Halstuch und andere elegante, dezente Accessoires. Währenddessen brachte es in Deutschland der Stehkragen zu seiner höchsten und steifsten Form, weswegen er auch im VolksmundVatermörder“ hieß.

Einzelnachweise

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  1. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.): Journal des Luxus und der Moden, August 1789, S. 403f
  2. Delpierre, Madeleine: Dress in France in the Eighteenth Century. Yale University Press, 1997, S. 121
  3. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.): Journal des Luxus und der Moden, Januar 1791, S. 26-39
  4. Waugh, Norah: The Cut of Women's Clothes 1600-1930. Theatre Arts Books, 1968, Abb. 39 und S. 127
  5. Waugh, Norah: The Cut of Women's Clothes 1600-1930. Theatre Arts Books, 1968, S. 127
  6. Waugh, Norah: The Cut of Women's Clothes 1600-1930. Theatre Arts Books, 1968, Diagramme XXIV und XXVI
  7. Waugh, Norah: The Cut of Women's Clothes 1600-1930. Theatre Arts Books, 1968, S. 73
  8. Bertuch, Friedrich Justin (Hrsg.): Journal des Luxus und der Moden, Juli 1790, S. 419

Literatur

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  • Katell Le Bourhis (Hrsg.): The Age of Napoleon. Costume from Revolution to Empire, 1789–1815. Metropolitan Museum of Art / Harry N. Abrams, New York City 1989, ISBN 0810919001 (Volltext).
  • Martin Miersch: Mode, Kleidung, in: Lexikon der Revolutionsikonographie in der europäischen Bildpublizistik (1789–1889), (Hrsg. von Rolf Reichardt) Münster 2017, S. 1476–1491.

Siehe auch

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