Anton Domenico Gabbiani: Prinz Ferdinando de' Medici (Ferdinando III., Zweiter von rechts) und seine Musiker

Im Unterschied zu anderen Bildern mit Musikern vom selben Maler Anton Domenico Gabbiani handelt es sich hier um einen religiösen Raum mit zwei Säulen und Wandgemälde eines Engels– dieser links an der Wand fast ganz verdeckt. Die beiden italienischen Geistlichen, die an ihren weißen Hals-Dekors, sogenannten „Beffchen“ zu erkennen sind, zählen auf dem Gemälde zu den Musikern, nach den Noten zu deuten, die sie in Händen halten. Zwischen ihnen (rechte Bildhälfte) ist das Bildnis eines Verstorbenen eingereiht, erkennbar an der unwirklich erscheinenden Farbe. Wer ist das? Francesco Maria de’ Medici? Damit wäre ein Kardinal und weiterer Musikförderer der Familie Medici, Bruder des Ferdinando III., gemeint. Tomaso Albinoni widmete ihm sein op. 4, 12 Kantaten (Venedig 1702). Dessen Sterbejahr 1711 wäre eine zeitliche Eingrenzung des Gemäldes nicht vor 1711.

 
Titelblatt des Erstdruckes verlegt durch Estienne Roger, Amsterdam

Auf dem Bild sehen wir nur Bassinstrumente: eine große Theorbe in der Mitte wird von einem Jüngling gespielt, dessen ausdrucksvoller, konzentrierter Blick auffällt. Er ist der einzige, der spielt, die anderen Musiker verharren, dazu gehören zwei genial künstlerisch schauende Kollegen an seiner rechten Seite, wobei bei demjenigen gnz am linken Bildrand auch Noten zu erkennen sind. Vor beiden lehnt eine Gambe, deren breiter Steg mit seinen Griffeinteilungen in eine auffällig große ovale Verzierung mündet, einem Wappen ähnelnd. Rechts daneben hält der Älteste der Gruppe, wohl Cosimo III. de' Medici mit seiner Griffhand den Hals eines halbverdeckten Cellos, dessen Bogen er fachmännisch hält. Die Größe dieses Bogens weist eventuell auf einen Kontrabass.

 
Vivaldi-Karikatur von P. L. Ghezzi (1723)

Auch die beide Geistlichen sind durch Noten als Musiker involviert: der mittlere hält eine Notenrolle, wie sie auf alten Gemälden nicht selten als Dirgierhilfe zu sehn ist. Ein einzelnes Notenblatt ganz rechts wird von dem anderen Geistlichen mit Fingerzeig auf eine der enthaltenen Notenzeilen gehalten, es handelt sich in beiden Fällen um Handschriften. Offenbar geht es allen um die gemeinsame Erörterung eines musikalisch-spieltechnischen Momentes aus der Generalbasstechnik, die speziell mit akkordischer (harmonischer) Ausführung der Basslinien zu tun hat. Das erklärt, warum allein der Lautenist spielt: Sein Instrumrnt ist für die harmonische Ausführung nach Generalbassziffern der Basslinien in Arpeggio- und Mehrfachgrifftechnik gebaut. Die beiden Musiker oben links ohne Instrumente sind wohl hohe Streicher, die an diesem fachlichen Disput teilhaben. Auf Ferdinando III. in Florenz, den Gönner der Musiker wird in der Bilderklärung hingewiesen. Auf das Cello bzw. den Basso weisend, ist er an seinem auffällig noblen, grünen Anzug als Mittelpunkt zu erkennen und schaut freundlich zu jenem Priester rechts, der das einzelne Notenblatt hält. Dieser fällt insbesondere durch sein Profil auf: wir sehen die Andeutung einer Hakennsase, und das weist auf Antonio Vivaldi, der Ferdinando dem III. im Jahr 1711 sein opus III L’Estro Armonico, die Harmonische Eingebung, widmete.

Anmerkungen

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Johannes Baptist de La Salle (1651–1719) Accademia di Belle Arti Florenz