Charlotte Maxeke (1891)
Der African Jubilee Choir (1891)
Charlotte Maxeke in den 1890er Jahren

Charlotte Magkomo Maxeke, geborene Manye oder Mannya, (* 1871 oder 1872[1]; † 16. Oktober 1939 in Johannesburg) war eine südafrikanische soziale und politische Aktivistin sowie religiöse Führerin. Sie war 1903 die erste schwarze Frau aus Südafrika, die einen Universitätsabschluss erlangte.

Biographie

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Charlotte Manye (auch Mannya) war eine Tochter von John Kgope Mannya, dem Sohn des Häuptlings Modidima Mannya vom Volk der Batlokoa unter Häuptling Mamafa Ramokgopa, und von Anna Manci, einer Xhosa aus Fort Beaufort in der Provinz Ostkap.[2] Mannyas Vater war Straßenvorarbeiter und presbyterianischer Laienprediger, ihre Mutter war Lehrerin. Mannyas Großvater war ein Berater des Königs der Basothos.

Mynae wuchs in Fort Beaufort auf. Ab dem Alter von acht Jahren besuchte sie eine Missionsschule in Uitenhage. Sie zeichnete sich in Niederländisch, Englisch, Mathematik und Musik aus. Anschließend besuchte sie die Edward Memorial School in Port Elizabeth, die sie in Rekordzeit mit glänzenden Noten abschloss. 1885 zog sie mit ihrer Familie nach Kimberley, einer Stadt, die nach Diamantenfunden stark angewachsen war.[3]

1891 trat Charlotte Manye gemeinsam mit ihrer Schwester Katie, die beide regelmäßige Kirchgängerinnen waren, dem christlichen African Jubilee Choir bei. Zwei Jahre lang tourte der Chor durch Großbritannien, bot englische und afrikanische Lieder dar und trat anlässlich des 60. Thronjubiläums von Queen Victoria vor dieser in der Royal Albert Hall auf.[4] Die beiden Schwestern lernten, fließend Englisch mit britischem Akzent zu sprechen. Während dieser Zeit besuchte Charlotte Manye offenbar Suffragetten-Veranstaltungen mit Frauen wie Emmeline Pankhurst.[3] Anschließend reiste der Chor zu weiteren Auftritten nach Nordamerika. Nach Abschluss der Tournee durch die USA verließ der europäische Organisator den Chor mit sämtlichen Geldern und Reisetickets und war unauffindbar, und die Chormitglieder blieben mittellos zurück. Ihre Geschichte wurde publik, und viele US-Amerikaner spendeten für den Chor. Auf Vermittlung von Bischof Derrick erhielt sie von Daniel Payne ein Kirchenstipendium für die Wilberforce University in Xenia, Ohio an, der Universität der African Methodist Episcopal Church (AMEC), das sie annahm. Einer ihrer Lehrer war der Bürgerrechtler W. E. B. Du Bois.[4] Während ihres Studiums lernte Charlotte Manye Marshall Maxeke (1874−1928), einen Xhosa aus Middledrift, kennen. 1903 heirateten die beiden, nachdem Charlotte Maxake mit exzellenten Noten ihren Bachelor absolviert hatte.[4][5] Nach einer Fehlgeburt blieb das Paar kinderlos.[6]

In Südafrike war Charlotte Maxeke Mitglied des Missionsausschusses der AMEC, hielt Vorträge über Missionsarbeit und wurde zur Präsidentin der Women's Missionary Society gewählt. Die Eheleute arbeiteten gemeinsam als Missionare für die AMEC, zunächst in Pietersburg und dann in Idutywa im Ostkap. 1908 gründeten die Maxekes das Wilberforce Institute for AMEC in Evaton in Transvaal. Charlotte Maxeke war ebenfalls Gründungsmitglied und Präsidentin der Bantu Women's League. Über die Liga setzte sie sich für die Lockerung der Passgesetze im damaligen Freistaat Transvaal ein, die dazu dienten, die Bewegungsfreiheit der Schwarzen zu beschränken,.[3] Im Juni 1913 führte sie die erste Anti-Pass-Kampagne gegen die Unionsregierung an, bei der sie und 700 Frauen zum Stadtrat von Bloemfontein marschierten und ihre Pässe verbrannten.[5]

Nachdem die Eheleute nach Johannesburg gezogen waren, engagierte sich Charlottes Maxeke im sozialen Bereich und gründete ein Arbeitsvermittlungsbüro. Sie wurde zur Bewährungshelferin für jugendliche Straftäter ernannt und war damit die erste schwarze Frau, die ein solches Amt innehatte. Durch ihre Arbeit an den Gerichten erfuhr sie von den Auswirkungen des Zusammenbruchs des Familienlebens und den Problemen, die durch das System der Wanderarbeit verursacht wurden. Sie engagierte sich auch in multirassischen Bewegungen. Sie wandte sich an den Women's Reform Club in Pretoria, eine Organisation, die sich für das Wahlrecht der Frauen einsetzte, und trat dem Joint Council of Europeans and Bantus bei.[3]

Gemeinsam mit ihrem Mann nahm Charlotte Maxeke 1912 an der Gründung des South African Native National Congress (SANNC), des Vorläufers des African National Congress (ANC), in Bloemfontein teil. Sie half bei der Organisation der Anti-Pass-Bewegung in Bloemfontein im Jahr 1913 und gründete 1918 die Bantu-Frauenliga des SANNC, den Vorläufer der ANC-Frauenliga, und schrieb in Xhosa über die soziale und politische Situation von Frauen.[5] Sie engagierte sich in rassenübergreifenden Bewegungen und wandte sich an eine Organisation für das Wahlrecht von Frauen. Sie beteiligte sich auch an Protesten gegen niedrige Löhne. Sie gründete eine Arbeitsvermittlung für Afrikaner in Johannesburg.. Als Leiterin dieser Organisation führte sie eine Delegation zu Premierminister Louis Botha, um die Frage der Passierscheine für Frauen zu diskutieren. Sie beteiligte sich an Protesten gegen niedrige Löhne am Witwatersrand und war 1920 an der Gründung der Industrial and Commercial Worker's Union (ICU) beteiligt.[3]

1928 starb Marshal Maxeke. Im selben Jahr wurde Charlotte Maxeke als Delegierte zur AMEC-Konferenz in die USA entsandt. Bis in die 1930er Jahre nahm sie weiterhin an Versammlungen teil, wie etwa 1935 an der All African Convention in Bloemfontein, wo sie eine führende Rolle bei der Gründung des National Council of African Women spielte.

Am 16. Oktober 1939 starb Charlotte Maxeke in Johannesburg im Alter von 68 Jahren. Sie wird als „Mutter der schwarzen Freiheit in Südafrika“ bezeichnet. Viele Organisationen und Orte in Südafrika sind nach ihr benannt, wie etwa ein U-Boot, „Charlotte Maxeke Johannesburg Academic Hospital“ sowie eine Straße in Durban.[7] Auch die Hauptstraße von Bloemfontein trägt ihren Namen.[3] In Pretorias „Garden of Remembrance“ steht eine Skulptur von ihr.[4]

Literatur

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  • Zubeida Jaffer: Beauty of the Heart: The Life and Times of Charlotte Mannya Maxeke. 2021, ISBN 978-0-620-92235-7 (englisch).
  • Margaret McCord: The Calling of Katie Makanya: A Memoir of South Africa. Wiley-Vch, 1997, ISBN ‎ 978-0471178903(?!) – (englisch).
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Commons: Nicola/Charlotte Maxeke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Das Geburtsdatum ist geschätzt und der Geburtsort ebenfalls ungewiss.
  2. Inaugural Memory Lecture - the Life and Legacy of Charlotte Mannya Maxeke - Parliament of South Africa. In: parliament.gov.za. 30. September 2015, abgerufen am 20. Dezember 2024 (englisch).
  3. a b c d e f Charlotte Maxeke (1872-1939): ‘Mother of Black Freedom in South Africa’. In: nationalmuseumpublications.co.za. 4. August 2020, abgerufen am 8. Dezember 2024 (englisch).
  4. a b c d Daluxolo Moloantoa: The remarkable life of Charlotte Maxeke. In: The Heritage Portal. 6. August 2016, abgerufen am 20. Dezember 2024.
  5. a b c Charlotte Maxeke - History of Wilberforce University - LibGuides at Payne Theological Seminary. In: wilberforcepayne.libguides.com. Abgerufen am 20. Dezember 2024 (englisch).
  6. Inge Strydom: Charlotte Maxeke still inspires today. In: news24.com. 17. August 2016, abgerufen am 20. Dezember 2024 (englisch).
  7. Staff Reporter: Heralded heroine: Why is Charlotte Maxeke’s life such a blurry memory for SA? – The Mail & Guardian. In: mg.co.za. 8. September 2016, abgerufen am 20. Dezember 2024 (englisch).

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