Benutzerin:Weltenspringerin/Kammgarnspinnerei Schachenmayr

Die Kammgarnspinnerei Schachenmayr wurde 1817 in Salach gegründet. Daraus wurde eine Baumwollspinnerei und später zur Wollwäscherei, Kämmerei, Spinnerei und Färberei. Schließlich konzentrierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Handstrickgarnen.

Lage und Gebäude

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Die Firmenadresse war Eduardstraße 44 oder 59/1, 73084 Salach. Auf dem großen Gelände stehen mehrere Firmengebäude unter Denkmalschutz. Seit dem Ende der Firma Schachenmayr stehen diese teilweise leer.[1]

Wollsortiergebäude

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Das Gebäude in der Eduardstr. 41 wurde vermutlich zum Lagern der Rohwolle als eingeschossiges Gebäude zwischen 1845 und 1914 errichtet. Auf der West- und Nordseite kann man noch Rudimente diese Vorläuferbaus erkennen. Außenwandteile sind im Erdgeschoss zum Teil erhalten.[2] Teile des Vorläuferbauwerkes sind durch Mauerwerksdekore in horizontalen Bändern, Rundstichbögen an Fensteröffnungen und Pfeilervorlagen ablesbar. Die Rohware wurde vermutlich auf Wagen geladen und durch die stirnseitigen Tore ins Gebäude eingefahren.

1920 wurde das Wollsortiergebäude von Architekt Richard Döcker erweitert. Das neu entstandene Gebäude hatte am Ende eine doppelt so große Grundfläche und war dreigeschossig. Damit hatte sich die Nutzfläche versechsfacht. Das Gebäude wurde nach Verarbeitungsstufen aufgeteilt: im Erdgeschoss lagerte die eingehende Rohwolle, im 2. Stock wurde die Wolle sortiert, im 1. Stock befand sich ein Zwischenlager für zwölf verschiedene Qualitätsstufen. Dort wurde auch das Mischen von Sorten durchgeführt.

Nachfolgend fanden kleinere Umbauten statt. 1934 wurde nach einem Brand ein Steg errichtet. 1942 wurde Galvanik im Wollsortiergebäude eingebaut. 1974 wurden Laden und Lagerraum im Erdgeschoss fertig.

Erdgeschoss

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Die Anlieferung der Wolle erfolgte von einem Seitengleis an der Bahnlinie Göppingen-Geislingen, das vor dem Wollsortiergebäude endete. Noch vorhanden sind die Eichenschwellen, die eisernen Schienen wurden inzwischen abgebaut. Es wurde eine Laderampe auf Güterwagenbodenhöhe erbaut und ein weit ausladendes Vordach errichtet. Von dieser Rampe wurde ein neuer Transportweg in das Gebäude auf der Mitte der Längsseite des Gebäudes geschaffen, quer zum bisherigen Weg. Der Niveauunterschied von der Decke des Erdgeschosses zum Niveau der Güterwaggonböden wurde durch eine im Gebäude angelegte Rampe überwunden. Der Transport vom Erdgeschoss in das 2. Obergeschoss und zurück ins 1. Obergeschoss erfolgte über einen Schacht, ein Aufzug war anfänglich wohl nicht vorhanden, wie spätere Änderungsbaugesuche nahelegen. Datum des Herstellungsjahres des jetzigen Lastenaufzuges ist das Jahr 1957.[2]

2. Obergeschoss

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Die Wollsortierung erfolgte im 2. Obergeschoss. Über die gesamte Geschossfläche waren Dachoberlichter angeordnet, die eine gleichmäßige Tageslichtbeleuchtung herstellten. Die Dach-Originalkonstruktion wurde vermutlich in den 60er Jahren durch ein Welleternitdach ersetzt. Das 2020 errichtete Gebäude in Salach damit ist das erste Gebäude Döckers mit einem Flachdach.

1. Obergeschoss

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Die Zwischenlagerung der feinsortierten Wolle nach 12 Qualitätsstufen erforderte keine besonderen Lichtbedingungen. Vorstellbar ist, dass das auftragsbezogene Mischen der Wollen entlang der Fensterzonen auch hier erfolgte.

Die im 1.OG befindliche Brücke zum Nachbargebäude Eduardstraße 42 zeigt den weiteren Weg der Wolle in nächste Bearbeitungsschritte auf: das Waschen, das Krempeln oder das Kämmen. Dieses Gebäude wurde in gleicher Bauweise erstellt wie Nr. 41 und ist vermutlich zeitgleich von Döcker und Finckh geplant und gebaut worden.

Vorgefundener Zustand

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Im ehemaligen Wollsortiergebäude wird zur Zeit nur das Erdgeschoss als Lagerraum verwendet. Im Untergeschoss hat sich ein Motorrad-Club eingemietet. Die beiden Obergeschosse stehen seit vielen Jahren leer. Das Dach ist an vielen Stellen undicht.

Fabrikationsgebäude

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Auf die Stelle eines 1934 niedergebrannten Fabrikationsgebäudes wurde 1935 ein neues Gebäude errichtet. Das Gebäude ist ein längsrechteckiger Bau mit drei Vollgeschossen und teilweiser Unterkellerung. Das Treppenhaus an der Nordostecke und der Zwickel zum Gebäude Nr. 45 sind nicht unterkellert. Es hat die Adresse Eduardstraße 43. Zwischen 1940 und 1945 wurde mit Hilfe der Bezuschussung des „Führer-Sofortprogramms“ in einem Teil des Untergeschosses ein Luftschutzbunker eingerichtet. 1993 wurden Fenster ausgetauscht und Fensteröffnungen teilweise zugemauert. 1998 wurde als Teil der Lüftungsanlage an der Westseite ein Lüftungsschacht eingebaut. Im Norden verläuft parallel zum Gebäude die Eisenbahnlinie Stuttgart-Ulm. Die Eduardstraße im Süden dient der Erschließung des Fabrikgeländes.[3]

Schachenmayer-Siedlung

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Die Arbeitersiedlung an der Bach- und Haydnstraße wurde vom Fabrikanten der Kammgarnspinnerei Schachenmayr, Mann & Cie. und Vorstand des Bau- und Sparvereins Salach Conrad Bareiß initiiert. Als Architekt wurde Hugo Schlösser beauftragt. Die Siedlung wurde 1935/36 erbaut aus trauf- und giebelständigen eingeschossigen Häusern.[4]

Veröffentlichungen

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Zeitschriften

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  • Schachenmayr-Briefe. Zeitschrift, erschienen von 1951 bis 1955. Schachenmayr, Mann & Cie., Salach.
  • Die Schachenmayrin. Zeitschrift, erschienen 1981 bis 1987. Schachenmayr, Mann & Cie., Salach.
  • Schachenmayr Nomotta. Zeitschrift von 1986 bis 1995. Schachenmayr Mann und Cie., Salach.
  • Irene Scharwächter (Zeichnungen): Das neue Strick- und Häkelbuch. Hrsg.: Schachenmayr, Mann und Cie. 18. Auflage. Maier, Ravensburg 1981, ISBN 978-3-473-42606-5 (Erstausgabe: 1968).
  • Jana Vejvoda, Claudia Ritzmann, Hanni Nirk: Das grosse Strick- und Häkelbuch. Hrsg.: Schachenmayr, Mann und Cie. 4. Auflage. Maier, Ravensburg 1985, ISBN 978-3-473-42360-6 (Erstausgabe: 1982).
  • Katharina Buss: Das grosse Ravensburger Strickbuch. Hrsg.: Schachenmayr, Mann und Cie. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1996, ISBN 978-3-473-42447-4.
  • Katharina Buss: Socken selbst gestrickt. 2. Auflage. Urania-Ravensburger, Berlin 1998, ISBN 978-3-332-00646-9.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Ehem. Kammgarnspinnerei Schachenmayr. In: https://www.tourismus-bw.de. 3. März 2023, abgerufen am 5. Februar 2024.
  2. a b Wollsortiergebäude Schachenmayr "Objektansicht". Datenbank Bauforschung/ Restaurierung, 25. November 2009, abgerufen am 5. Februar 2024.
  3. Industriebrache „Schachenmayr-Gelände“. Datenbank Bauforschung/ Restaurierung, 7. Februar 2022, abgerufen am 31. Mai 2024.
  4. Schachenmayr-Siedlung. Tourismus Baden-Württemberg, abgerufen am 31. Mai 2024.