Berg-Hellerkraut
Das Berg-Hellerkraut[1] (Noccaea montana, Syn.: Thlaspi montanum L.)[2], meist Berg-Täschelkraut genannt,[3] ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Täschelkräuter (Noccaea) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).[4]
Berg-Hellerkraut | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Berg-Täschelkraut (Noccaea montana) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Noccaea montana | ||||||||||||
(L.) F.K.Mey. |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDas Berg-Hellerkraut wächst als wintergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 25 Zentimetern. Sie besitzt eine dünne, meist unterirdisch kriechende, verzweigte Grundachse. An deren Triebspitzen bilden sich blühende und sterile Rosetten. Die sterilen Rosetten blühen im zweiten Jahr. Je Rosette wachsen ein oder mehrere, unverzweigte, runde, kahle meist aufrechte Blütenstängel.
Die Laubblätter sind in einer Rosette und am Stängel verteilt angeordnet. Die mit einer Länge von 2 bis 5 Zentimetern ei- bis spatelförmige Blattspreite ist in einen mehr oder weniger langen Stiel verschmälert. Der Blattrand ist ganzrandig oder leicht gezähnelt.[5] Die drei bis acht sitzenden Stängelblätter sind mit einer Länge von 0,5 bis 2 Zentimetern herzförmig.
Generative Merkmale
BearbeitenDas Berg-Hellerkraut blüht vorwiegend von April bis Mai. Der Blütenstand ist zu Anfang doldentraubig ausgebildet, später streckt sie sich die Blütenstandsachse auf eine Länge von bis zu 15 Zentimetern zum traubigen Blütenstand.
Die zwittrige Blüte ist vierzählig. Die Kelchblätter sind mit einer Länge von 2 bis 3 Millimetern elliptisch, grün mit weißem Hautrand und mehr oder weniger spreizend. Die mit einer Länge von 5 bis 8 Millimetern spatelförmigen Kronblätter sind mehr als doppelt so lang wie die Kelchblätter. Die Platte der Kronblätter ist etwa 3 Millimeter breit und endet in einem schmalen Nagel.[5]
Die auf etwa 5 bis 10 Millimeter langen, waagerecht abstehenden Stielen stehenden Schötchen sind mit einer Länge von 5 bis 8 Millimetern sowie einer Breite von 4 bis 7 Millimetern rundlich-verkehrt herzförmig und sind an der Spitze etwa 1,5 Millimeter breit geflügelt. In jedem Samenfach befinden sich etwa ein bis fünf Samen. Die Samen sind gelbbraun und glatt.[5]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[6][1]
Vorkommen und Gefährdung
BearbeitenDas Berg-Hellerkraut ist ein praealpines Florenelement. Noccaea montana wächst in einem stark dijunktem Areal, das von Tschechien, Deutschland, Belgien, Frankreich, der Schweiz bis nach Spanien reicht.[4] Es kommt in Mitteleuropa selten vor.
In Österreich kommt es nur selten vor und ist potentiell gefährdet. In der Schweiz findet man die Art im Gebiet vom Kanton Waadt bis Schaffhausen.
Das Berg-Hellerkraut ist in Deutschland selten. Der Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland ist die Schwäbische Alb, wo man es zerstreut findet, sowie Thüringen und das nördliche Bayern. In der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten in Deutschland wird es in Kategorie 3 = „gefährdet“ eingestuft.[3]
Standortansprüche
BearbeitenDas Berg-Hellerkraut wächst in Trocken- und Kiefernsteppenwald-Gesellschaften besonders der Verbände Erico-Pinion oder Quercion pubescentis, es kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Ordnung Brometalia oder des Verbands Berberidion vor.[6] Es gedeiht in Mitteleuropa meist auf frischen bis wechselfrischen, nährstoffarmen, lockeren, flachgründigen Kalksteinböden.[6] Es steigt auf dem Hochberg bei Wehingen bis in eine Höhenlage von bis zu 1008 Metern auf.[7]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[1]
Taxonomie
BearbeitenDie Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Thlaspi montanum durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 647.[4] Die Neukombination zu Noccaea montana (L.) F.K.Mey. wurde 1973 durch Friedrich Karl Meyer (1926–2012) als in Feddes Repertorium, Band 84, S. 461 veröffentlicht.[4] Weitere Synonyme für Noccaea montana (L.) F.K.Mey. sind: Crucifera montana (L.) E.H.L.Krause, Thlaspi lotharingum Jord..[4]
Quellen
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, Schwabe & Co. AG, Basel, 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora, Ulmer Verlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- Christian August Friedrich Garcke: Illustrierte Flora, 1972, Verlag Paul Parey, ISBN 3-489-68034-0.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Thlaspi montanum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 7. April 2021.
- ↑ Eckehart J.Jäger (Hrsg.): Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Grundband. 20. Aufl. - Spektrum, Heidelberg, 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3, S. 549.
- ↑ a b Noccaea montana (L.) F. K. Mey., Berg-Täschelkraut. auf FloraWeb.de
- ↑ a b c d e Karol Marhold, 2011+: Brassicaceae. Datenblatt In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ a b c Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. S. 374–375. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Verlag Carl Hanser, München 1958.
- ↑ a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 449.
- ↑ Oskar Sebald: Brassicaceae. In: Oskar Sebald et al.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. Auflage Band 2, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3323-7, S. 294.
Weblinks
Bearbeiten- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Berg-Hellerkraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).