Die Berna Biotech AG mit Sitz in Bern war ein Schweizer Biotechnologieunternehmen, das sich auf die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen spezialisiert hatte. Es gehört seit 2011 zur Johnson & Johnson Unternehmensgruppe.

Berna Biotech AG Logo

Berna Biotech geht zurück auf das Schweizerische Serum- und Impfinstitut Bern in Thörishaus, das 1898 aus einer Fusion der 1883 in Lancy gegründeten Firma Institut Vaccinal Suisse und der 1895 in Bern gegründeten Firma Häfliger, Vogt & Cie. entstand und zunächst Impfstoffe gegen Pocken, dann auch gegen Diphtherie, Cholera, Polio, Typhus, Hirnhautentzündung, Hepatitis B und Influenza produzierte. Das Präparat Cytoxisches Serum Berna SAC nach Prof. Bogomoletz, gewonnen aus menschlichen RES-Zellen aus Knochenmark und Milz, wurde zur Therapie des reticulo-endothelialen Systems eingesetzt und auch in Deutschland vertrieben (über das Würzburger Unternehmen Glutan-Chemie GmbH[1]).

Das bis dahin an der Schweizer Börse Swiss Exchange kotierte Unternehmen besass vor seiner Übernahme durch Crucell mehrere Tochtergesellschaften in der ganzen Welt und war 2001 in Berna Biotech AG umbenannt worden.

Das Schweizerische Serum- und Impfinstitut forschte intensiv auch in neuen Technologien (Gentechnologie usw.) und entwickelte ihre Produkte weiter und belieferte weltweite Märkte über Tochtergesellschaften in Europa, Argentinien und Korea sowie über internationale Organisationen (Unicef, WHO). Das Unternehmen war an der Schweizer Börse Swiss Exchange kotiert.[2] Es beschäftigte weltweit 850 Mitarbeiter, wovon 400 in der Schweiz.

Der Bundesrat suchte 2005 eine Lieferantin für 100’000 Impfstoffdosen gegen die Vogelgrippe H5N1. Für diesen Auftrag bewarb sich auch die Berna Biotech AG, die auch einen Impfstoff gegen die virale Lungenkrankheit Sars hergestellt hatte. Die wirtschaftlich angeschlagene Berna hatte für eine Produktionsanlage um eine Investitionshilfe von 12 Millionen Franken ersucht. Dem Bundesrat war das zu teuer und zu unsicher und er vergab den Auftrag ins Ausland.[3][4][5]

2006 wurde die Berna vom niederländischen Biotechnologieunternehmen Crucell übernommen.[6] Die Crucell Switzerland AG wurde 2011 von Johnson & Johnson aufgekauft.[7] Das Werk in Bern-Bümpliz firmiert seitdem unter dem Namen Janssen Vaccines AG.[8]

Das Werk in Thörishaus wurde abgestossen und von der kalifornischen Firma PaxVax als PaxVax Berna übernommen. PaxVax wurde später vom US-Unternehmen Emergent BioSolutions übernommen. 2023 verkaufte dieses das Werk an den dänischen Impfstoffhersteller Bavarian Nordic weiter.[9]

Literatur

Bearbeiten
  • Schweizerisches Serum- und Impfinstitut Bern, Bern 1959
  • 75 Jahre Schweizerisches Serum- und Impfinstitut Bern 1898–1973, Bern 1973
  • Berna, 1998
Bearbeiten
Commons: Berna Biotech AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. CI (Anzeige von Glutan-Chemie).
  2. Six-Group: Berna Biotech AG
  3. Workzeitung 12/2020: Berna Biotech AG war renommiert, doch dem Bundesrat nichts wert
  4. SRF vom 28. März 2020: Mangel an Impfstoffen: Berna Biotech – das Ende der Schweizer Impfstoffproduktion
  5. Eric Breitinger: Hausgemachtes Impfstoffproblem. In: saldo.ch. Saldo vom 28. April 2020:, abgerufen am 8. April 2024 (deutsch).
  6. Pressemitteilung der Crucell vom 2. Oktober 2006 zur Übernahme von Berna Biotech AG (Memento vom 20. November 2008 im Internet Archive)
  7. Bernerzeitung vom 7. Oktober 2010: Frühere Berna Biotech wird amerikanisch
  8. Bernerzeitung vom 25. April 2020: Kampf gegen Corona-Virus – Fabrik in Bümpliz bereitet Impfstoff vor
  9. Adrian Hopf-Sulc: Von den USA nach Dänemark – Berner Impfstofffabrik wechselt schon wieder den Besitzer. Der Bund, 17. Mai 2023, abgerufen am 18. Mai 2023.