Besetzung der rumänischen Botschaft in Bern
Die Besetzung der rumänischen Botschaft in Bern von 1955 war eine politisch motivierte Geiselnahme.
Ablauf
BearbeitenEine Gruppe von vier Exilrumänen besetzte am 14. Februar 1955 die Gesandtschaft der Volksrepublik Rumänien in der Schweiz und nahm mehrere Mitarbeiter als Geiseln. Ein Mitarbeiter wurde erschossen.[1] Die aus Westdeutschland angereiste Gruppe forderte gemäss Presseberichten die Freilassung von fünf ihnen nahestehenden, in Rumänien gefangenen führenden Persönlichkeiten der Bauernpartei und der Liberalen.[2] Weiter planten sie die Entwendung von Geheimakten. Die Exil-Rumänen wollten sich der Archive der Gesandtschaft bemächtigen, um zu beweisen, dass diese die Zentrale eines weitverzweigten Spionagenetzes sei.[3] Am 16. Februar ergaben sich die Männer der Berner Polizei.[2]
Sie wurden vom Schweizer Bundesstrafgericht zu Zuchthausstrafen von 16 Monaten bis zu vier Jahren abzüglich Untersuchungshaft und zur Landesverweisung für fünf Jahre verurteilt.[3] In der antikommunistisch orientierten Schweizer Presse wurden diese Urteile als milde eingestuft.[1]
Der Anführer Oliviu Beldeanu wurde nach seiner Entlassung aus Schweizer Haft von West- nach Ost-Berlin verschleppt, dort festgenommen, von der DDR nach Rumänien überstellt und dort zum Tode verurteilt.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur und Quellen
Bearbeiten- Stejărel Olaru, Adrian Cioroianu: Cei cinci care au speriat Estul: Atacul asupra Legației RPR de la Berna (februarie 1955). Polirom, Iași 2003.
- Marc Tribelhorn: «Bis zum letzten Blutstropfen» – wie ein Überfall in Bern weltweit für Schlagzeilen sorgt. Neue Zürcher Zeitung, 3. Februar 2020.
- 1. Extrasitzung des Bundesrates in der Angelegenheit «Überfall auf die rumänische Gesandtschaft» 15.2.1955, 07:30 Uhr. in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
- Magda Neuweiler: Zwischen Galgen und Kreuz. Das Leben des rumänischen Freiheitskämpfers Oliviu Beldeanu, Verlag Schweizerisches Ostinstitut, Bern 1979[2]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Die vier Rumänen fanden milde Richter. In: Die Tat | Schweizerische unabhängige Tageszeitung. e-newspaperarchives.ch, 23. Juni 1956, abgerufen am 7. Oktober 2023.
- ↑ a b c Ein rumänisches Schicksal. In: Neue Zürcher Zeitung. e-newspaperarchives.ch, 11. September 1981, abgerufen am 7. Oktober 2023.
- ↑ a b Ähnliche Besetzungen schon 1955 und 1958 | Die Überfälle auf die rumänische und die ungarische Botschaft forderten damals zwei Tote. In: Der Bund. e-newspaperarchives.ch, 7. September 1982, abgerufen am 7. Oktober 2023.
Koordinaten: 46° 56′ 48,6″ N, 7° 25′ 56,8″ O; CH1903: 599529 / 199526