Betzigerode

Ortsteil der Gemeinde Bad Zwesten

Betzigerode ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Zwesten im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis in Deutschland.

Betzigerode
Gemeinde Bad Zwesten
Koordinaten: 51° 4′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 51° 4′ 17″ N, 9° 11′ 20″ O
Höhe: 230 m ü. NHN
Fläche: 3,89 km²[1]
Einwohner: 184 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 47 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34596
Vorwahl: 05626

Geographische Lage

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Der Ort liegt etwa zwei Kilometer nordöstlich des Kernorts von Bad Zwesten westlich der Bundesstraße 3 im Tal des Bachs Scherengraben, der von Nordwesten aus Wenzigerode herabkommt und 200 Meter nördlich der Bundesstraße 3 in den Lohrbach mündet, der wiederum 500 m südlich der B 3 zwischen Bad Zwesten und Kerstenhausen in die Schwalm fließt. Der Ort hat etwa 200 Einwohner. Durch den Ort führt die von der B 3 kommende Kreisstraße K 74 nach Wenzigerode und weiter nach Bad Wildungen.

Geschichte

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Ehemaliges Herrenhaus in Betzigerode (2015)
 
Ehemalige Kirche (und Försterwohnung im Obergeschoss) in Betzigerode

Die älteste bekannte Erwähnung von Betzigerode erfolgte 1296 unter dem Namen Betzichenrode, als der Besitz der Herren von Löwenstein-Westerburg erwähnt wurde. Heinrich von Löwenstein-Romrod, dessen Burg sich in der Nähe Zwestens befand, erhielt den Ort 1523 und legte dort einen Gutshof an. Die zu dessen Bearbeitung notwendigen Arbeitskräfte wurden entlang des Scherengrabens angesiedelt.

1661 waren Gut und Dorf Betzigerode im Besitz der Adelsfamilie Hund, kamen dann 1686 durch Erbschaft jeweils zur Hälfte an die von Dalwigk und an den Major Johann Christian Eckhard gen. Schmidt,[3] der eine Erbtochter Hund geheiratet hatte. 1713 kaufte Landgraf Karl das Gut Betzigerode von den Herren von Sobiewolsky und überließ es seinem Sohn Maximilian. 1723 kam das Gut durch Kauf an die Witwe des ehemaligen landgräflichen Kanzlers Nikolaus Wilhelm Goddaeus (1646–1719), Amalie Elisabeth geb. d’Orville (1676–1752). Sie ließ das Herrenhaus Betzigerode umbauen und dabei einen für Gottesdienste bestimmten Raum erweitern und einen kleinen Glockenturm errichten. Nach dessen Fertigstellung stiftete sie 1733 eine Kirchenglocke und wertvolle Abendmahlsgeräte. Alle 14 Tage fand eine Predigt statt. Durch Heirat und Erbschaft kam das Gut 1786 an Ernst Ludwig von Heßberg (1737–1796), pensionierter hessen-kasselischer Hauptmann, der 1773, anlässlich seiner Hochzeit mit der Erbtochter Marie Wilhelmine Goddaeus (1749–1788), am Ostrand des Gutshofs eine kleine Fachwerkkapelle mit Glockentürmchen erbauen ließ, in deren Obergeschoss die Försterwohnung eingerichtet wurde.

1960 verkaufte Eitel Reinhard von Heßberg die Ländereien des Gutes an die Siedlungsgesellschaft „Hessische Heimat“, die darauf Aussiedlerhöfe einrichtete.

Das einstige Herrenhaus auf dem ehemaligen Gutsgelände oberhalb des Dorfs, ein zweigeschossiger, verputzter Fachwerkbau, ist in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich. Westlich und südlich des Herrenhauses erstreckt sich eine englische Parkanlage mit altem Baumbestand.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Betzigerode zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis nach Zwesten eingemeindet.[4][5] Für Betzigerode wurde, wie für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Ortsteile, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[6]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Betzigerode 132 Einwohner. Darunter waren 9 (6,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 33 Einwohner unter 18 Jahren, 75 zwischen 18 und 49, 42 zwischen 50 und 64 und 39 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 93 Haushalten. Davon waren 33 Singlehaushalte, 27 Paare ohne Kinder und 24 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 15 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 60 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• um 1570: 13 Hausgesesse
• 1575/85: 14 Hausgesesse
• 1747: 18 Hausgesesse
Betzigerode: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2021
Jahr  Einwohner
1834
  
175
1840
  
169
1846
  
177
1852
  
175
1858
  
175
1864
  
170
1871
  
151
1875
  
142
1885
  
129
1895
  
134
1905
  
130
1910
  
125
1925
  
126
1939
  
107
1946
  
185
1950
  
201
1956
  
166
1961
  
158
1967
  
129
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
132
2021
  
184
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Bad Zwesten[2], Zensus 2011[7]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 182 evangelisch-reformierte, 7 evangelisch-lutherische Einwohner
• 1885: 114 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961: 141 evangelische (= 89,24 %), 16 katholische (= 10,13 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961 Erwerbspersonen: 35 Land- und Forstwirtschaft, 29 Produzierendes Gewerbe, 7 Handel und Verkehr, 9 Dienstleistungen und Sonstiges[1]

Für Betzigerode besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Betzigerode) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[6] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Betzigerode 57,14 %. Alle Kandidaten gehörten der „Neuen Liste Betzigerode“ an.[8] Der Ortsbeirat wählte Bernd Meier zum Ortsvorsteher.[9]

 
Evangelische Dorfkirche

Da die Kapelle auf dem Gutshof sehr baufällig geworden war, wurde am 9. Februar 1964 eine in damals modernem Stil, ohne rechtwinklige Ecken erbaute Gemeindekirche an der Ziergartenstraße eingeweiht. Die Kirchenglocke und die Abendmahlsgeräte aus der alten Kapelle wurden einige Jahre später in die neue Kirche überführt. Seit 2006 enthält die Kirche einen neuen Altar und Taufstein und seit 2009 auch ein neues Kanzelpult.[10]

Literatur

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  • Werner Ide: Von Adorf bis Zwesten. Bernecker, Melsungen, 1972, S. 36–37
  • Gerd Fenner: Das Erbbegräbnis der Familie von Hessberg in Betzigerode. In: Hessische Heimat, Marburg, Band 52 (1/2002), S. 29–31
  • Literatur über Betzigerode nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
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Einzelnachweise

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  1. a b c d e Betzigerode, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen, Daten, Fakten. Abgerufen am 13. Februar 2023.
  3. Ide, S. 36
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 55. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 392 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. a b Hauptsatzung. (pdf; 61 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Bad Zwesten, abgerufen im Juni 2023.
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 42 und 98, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  8. Ortsbeiratswahl Betzigerode. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im April 2023.
  9. Politik. In: Webauftritt. Gemeinde Bad Zwesten, abgerufen im Juni 2023.
  10. Die Kirche in Betzigerode