Beziehungen zwischen Grönland und den Vereinigten Staaten

Die bilateralen Beziehungen zwischen Grönland und den Vereinigten Staaten sind ein Teil der dänisch-US-amerikanischen Beziehungen.

Beziehungen zwischen Grönland und den Vereinigten Staaten
Lage von Vereinigte Staaten und Grönland
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Gronland
Vereinigte Staaten Grönland

Geschichte

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Erforschung Nordgrönlands durch die USA

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Obwohl Grönland und die Vereinigten Staaten beide Teil des nordamerikanischen Kontinents sind, hatten die beiden Territorien ursprünglich nur wenige Berührungsflächen. Die Vereinigten Staaten hatten 1776 die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erlangt, während Grönland seit 1721 eine abgeschottete dänische Kolonie war.

Die ersten Kontakte zwischen den USA und Grönland entstanden auf wissenschaftlicher Basis. Von 1853 bis 1855 führte Elisha Kent Kane die 2. Grinnell-Expedition durch, bei der er das von den Inughuit bewohnte Nordgrönland erforschte, das damals noch Niemandsland war. Von 1860 bis 1861 führte Isaac Israel Hayes, der bereits Kane begleitet hatte, eine weitere Expedition (The American Arctic Expedition) in das Gebiet durch. Charles Francis Hall unternahm von 1871 bis 1873 die dritte US-amerikanische Expedition (The United States North Polar Expedition), als er versuchte den Nordpol zu erreichen. Zum vierten Mal wurde Nordgrönland von den USA im Rahmen der Lady Franklin Bay Expedition unter Adolphus Greely in den Jahren 1881 bis 1884 untersucht. Robert Edwin Peary führte von zwischen 1891 und 1895 die fünfte amerikanische Expedition (The North Greenland Expedition) durch und von 1898 bis 1902 als sechstes die Peary Arctic Club Expedition. In den Jahren 1908/09 lieferten sich die beiden US-amerikanischen Polarforscher Peary (Peary North Polar Expedition) und Frederick Albert Cook (North Pole Expedition) einen Wettkampf um das erstmalige Erreichen des Nordpols über die grönländische Nordküste. Als im selben Jahr die Missions- und Handelsstation Thule in Uummannaq (Dundas) gegründet wurde, die zumindest indirekt unter dänischer Verwaltung stand, endete die US-amerikanische Erforschung Nordgrönlands.[1]

Anerkennung der dänischen Souveränität über ganz Grönland

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Dänemark hatte ab 1721 nur die grönländische Westküste kolonisiert und Nord- und Ostgrönland waren Niemandsland gewesen. Bereits vor der Gründung von Thule um 1909 war 1894 die Kolonie Angmagssalik in Tasiilaq an der Ostküste gegründet worden. Nachdem man Anfang des 20. Jahrhunderts herausgefunden hatte, dass Grönland eine Insel war, wollte Dänemark sich die Souveränität über ganz Grönland international anerkennen lassen. Dänemark verkaufte 1916/17 seine Kolonie Dänisch-Westindien an die Vereinigten Staaten, die daraufhin die dänische Oberhoheit über Grönland anerkannten.[2] Da Norwegen dies jedoch nicht anerkannte, zog sich die vollständige internationale Anerkennung noch bis 1933 hin.

Grönland im Zweiten Weltkrieg

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Im Zweiten Weltkrieg wurde Dänemark am 9. April 1940 im Rahmen der Operation Weserübung von der Wehrmacht besetzt und blieb bis zum Kriegsende unter deutscher Besatzung. Grönland war von diesem Zeitpunkt an allerdings durch die britische Seevormacht von Dänemark abgeschnitten. Die beiden Landsfogeder Aksel Svane und Eske Brun für Nordgrönland und Südgrönland übernahmen die Staatsgewalt und gemeinsam mit den beiden Landesräten stimmten sie einer Versorgung durch die Vereinigten Staaten zu. Einen Tag nach der deutschen Besetzung erklärte der dänische Gesandte in den Vereinigten Staaten Henrik Kauffmann, dass er keine Weisungen aus dem deutsch besetzten Kopenhagen mehr entgegennehmen werde, und erklärte sich zum alleinigen Vertreter der dänischen Interessen für Grönland. Am 9. April 1941 ging er mit den USA einen Vertrag ein, der die Errichtung von US-amerikanischen Basen in Grönland genehmigte. Daraufhin diente Grönland vor allem als Basis für atlantiküberwachende Flugzeuge auf der Suche nach deutschen U-Booten und wurde als Basis und Auftankstation für eigene Seemissionen benutzt. 1941 wurde die spätere Sirius-Schlittenpatrouille gegründet, um deutsche Versuche, Wetterstationen der Wehrmacht in der Arktis zu errichten, zu verhindern.

Die Versorgung durch die USA brach mit dem protektionistischen Ansatz Dänemarks, was dazu führte, dass sich die grönländische Bevölkerung plötzlich freier sah. Dies führte nach dem Ende des Kriegs zu einer Aufbruchsstimmung, wo man von grönländischer Seite aus begann Reformen für eine Modernisierung Grönlands zu fordern. Dies führte zur Gründung der Grønlandskommission im Jahr 1948, die 1950 ihre Arbeit abschloss und die Modernisierung Grönlands ingangsetzte. Auf Druck der Vereinten Nationen wurde auch Grönlands Status als Kolonie hinterfragt und 1953 wurde Grönland offiziell dekolonisiert und ein gleichwertiger Teil innerhalb des Königreichs Dänemark.[3][4]

Grönland im Kalten Krieg

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Die USA hatten im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Militärflugplätze in Grönland errichtet. Die USA wünschten in Grönland zu verbleiben, da das Land aufgrund seiner Lage eine große militärstrategische Bedeutung im Zuge des Kalten Kriegs hatte. 1946 schlugen die USA deswegen erstmals den Kauf Grönlands vor, den Dänemark ablehnte. Es gelang jedoch 1951, ein Abkommen auszuhandeln, das den USA gewährte, Grönland weiter in militärisch zu nutzen, wenn sie dafür die Verteidigung Grönlands übernahmen. 1951 wurde deswegen die Thule Air Base als wichtigster militärischer Stützpunkt in Grönland errichtet. Die USA waren auch an mehreren anderen Stellen in Grönland mit militärischen Einrichtungen präsent. Bis 1958 nutzten die USA beispielsweise den Flughafen Narsarsuaq noch als Militärbasis und bis 1992 den Flughafen Kangerlussuaq, bevor beide vollständig an Dänemark übergeben wurden und Teil der zivilen Luftfahrt wurden.

Die militärische Anwesenheit der USA in Grönland führte zu mehreren schweren diplomatischen Krisen und anderen Problemen. Zu den bedeutendsten gehören die Zwangsumsiedlung der Bewohner in Uummannaq (Dundas) direkt neben der Thule Air Base nach Qaanaaq im Jahr 1953 und der Absturz einer B-52 nahe der Thule Air Base 1968, mit dem Dänemark anerkennen musste, dass die USA heimlich Atomwaffen in Grönland lagerte. Daneben gab es auch geheime militärische Anlagen wie das Camp Century in Grönland, über die Dänemark seinerzeit kaum Auskünfte hatte.[5]

Nach Ende des Kalten Kriegs verminderten die USA ihre militärischen Aktivitäten in Grönland und zogen sich mit einem Vertrag von 1991 aus Kangerlussuaq und Kulusuk zurück. Jedes Mal, wenn die USA einen Militärstützpunkt in Grönland aufgaben, hinterließen sie das Gebiet mit Schrott verunreinigt und häufig mit umweltschädlichen Stoffen verseucht, weigerte sich aber dafür zu haften, woraufhin Dänemark sich dazu bereiterklärte, die Verantwortung für das Aufräumen zu übernehmen. Die USA verfügten nun nur noch über die Thule Air Base, die sie hingegen auszubauen wünschten. Die seit 1979 im Zuge der Hjemmestyre bestehende Regierung Grönlands weigerte sich 2002, dem zuzustimmen und forderten ein neues Militärabkommen mit den USA. Dieser als Igaliku-Abkommen bekannte Vertrag wurde 2004 von den jeweiligen Außenministern Colin Powell (USA), Per Stig Møller (Dänemark) und Josef Motzfeldt (Grönland) im Heimatort des letzteren, Igaliku, unterschrieben. Die USA verpflichteten sich somit immerhin zur Zusammenarbeit für den Umweltschutz und Grönland erhielt mehrere entwicklungsmäßige und finanzielle Vorteile von den USA.[6]

Zunahme des US-amerikanischen Interesses für Grönland ab den 2010er Jahren

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Da Grönland kein selbstständiger Staat ist, verfügt das Land über keine Botschaften im Ausland und ist selbst nicht Sitz ausländischer Botschaften. Allerdings verfügt Grönland über Repräsentationen im Ausland, um grönländische Interessen zu verhandeln. 2014 wurde die dritte Repräsentation in Washington, D. C. eröffnet, nachdem bereits eine in Dänemark und eine bei der Europäischen Union mit Sitz in Brüssel bestand.[7] Im Gegenzug eröffneten die USA 2020 ein Konsulat in Nuuk, wo bereits wegen des Zweiten Weltkriegs bis 1953 ein US-amerikanisches Konsulat existiert hatte.[8]

Im August 2019 schlug US-Präsident Donald Trump während seiner ersten Amtszeit den Kauf Grönlands vor. Von dänischer Seite aus wurde der Vorschlag mit der Begründung abgewiesen, dass Grönland als Land nicht zum Verkauf stehe oder dass Dänemark gesetzlich aufgrund des Selvstyrelovens nicht die Entscheidungsgewalt über Grönland habe, die beim grönländischen Volk liege. Auch von grönländischer Seite aus wurde ein Verkauf abgewiesen, allerdings zeigte man sich offen gegenüber einer verstärkten wirtschaftlichen und militärischen Zusammenarbeit mit den USA und hieß das Interesse willkommen. Trumps Vorschlag sorgte in den anschließenden Jahren für eine Stärkung der grönländischen Verhandlungsbasis gegenüber Dänemark, da man aufzeigen konnte, dass Dänemark nicht das alleinige Interesse an Grönland hat. Vor allem separatistische Parteien wie die Naleraq sahen Möglichkeiten, die Unabhängigkeit von Dänemark zu erlangen, wenn man dafür eine Free Association mit den USA eingehen könne.[9]

Kurz vor Beginn seiner zweiten Amtszeit wiederholte Trump sein Interesse für die „Kontrolle über Grönland“ im Dezember 2024 und ließ seinen Sohn Donald Trump Jr. im Januar 2025 privat nach Nuuk reisen, um sein Interesse zu untermauern, schloss in einer Pressekonferenz aber auch nicht die Anwendung militärischer oder wirtschaftlicher Zwangsmittel gegenüber Dänemark und Panama aus, um sein Ziel mit der Kontrolle Grönlands und des Panamakanals durchzusetzen.[10] Grönlands Regierungschef Múte B. Egede erklärte dagegen: „Grönland gehört den Grönländern.“[11] Der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen sagte nach einem Treffen von Egede mit dem dänischen König Frederik X.: „Grönland könnte unabhängig werden, aber kein US-Staat“.[12]

Einzelnachweise

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  1. Bent Nielsen: oversigt over Grønlandsekspeditioner. Danmarks Nationalleksikon.
  2. Finn H. Eriksen: Grønlandssaken. Suverenitetsdiskurs. Dansk Grønlandspolitikk og norske reaksjoner 1909–1933. Universitetet i Oslo, Oslo 2010, S. 18–26 (Online [PDF]).
  3. Jens Heinrich: Krig og afkolonisering 1939–53. In: Hans Christian Gulløv (Hrsg.): Grønland. Den arktiske koloni (= Danmark og kolonierne). Gads Forlag, Kopenhagen 2017, ISBN 978-87-12-04955-5, S. 282–317.
  4. Finn Gad: Fra nordbotidens slutning til nutiden 1500–1950. In: Niels Nielsen, Peter Skautrup, Christian Vibe (Hrsg.): Grønland (= Trap Danmark. Femte Udgave. Band XIV). G. E. C. Gads Forlag, 1970, ISBN 87-12-88316-6, S. 368.
  5. Einar Lund Jensen: Nyordning og modernisering 1950–79. In: Hans Christian Gulløv (Hrsg.): Grønland. Den arktiske koloni (= Danmark og kolonierne). Gads Forlag, Kopenhagen 2017, ISBN 978-87-12-04955-5, S. 340–346.
  6. Einar Lund Jensen, Jens Heinrich: Fra hjemmestyre til selvstyre 1979–2009. In: Hans Christian Gulløv (Hrsg.): Grønland. Den arktiske koloni (= Danmark og kolonierne). Gads Forlag, Kopenhagen 2017, ISBN 978-87-12-04955-5, S. 396–398.
  7. De Grønlandske Repræsentationer. grl-rep.dk.
  8. U.S. Consulate Nuuk. U.S. Embassy & Consulate in the Kingdom of Denmark.
  9. Sara Olsvig, Rasmus Leander Nielsen: Da Trump ville købe Grønland. In: Udenrigs. Nr. 3, 2019, S. 74–83 (Online).
  10. Trump schließt Militäreinsatz gegen Grönland und Panama nicht aus. Spiegel Online (8. Januar 2025).
  11. Olaf Scholz weist Trumps Anspruch auf Grönland zurück. In: Der Spiegel. 8. Januar 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. Januar 2025]).
  12. Greenland may become independent, but not a U.S. state, Denmark says. In: reuters.com. 8. Januar 2025, abgerufen am 8. Januar 2025.