Bezirk Schöneberg

ehemaliger Bezirk in Berlin, jetzt Tempelhof-Schöneberg

Der Bezirk Schöneberg war von 1920 bis 2000 ein Verwaltungsbezirk von Berlin. Er umfasste die Ortsteile Schöneberg und Friedenau im heutigen Bezirk Tempelhof-Schöneberg.

Wappen des ehemaligen Bezirks Schöneberg
Wappen des ehemaligen Bezirks Schöneberg
Wappen von Berlin
Wappen von Berlin
Bezirk Schöneberg
1920–2000 Bezirk von Berlin
Lage des ehemaligen Bezirks Schöneberg in Berlin
Lage des ehemaligen Bezirks Schöneberg in Berlin
Koordinaten 52° 29′ 13″ N, 13° 21′ 24″ OKoordinaten: 52° 29′ 13″ N, 13° 21′ 24″ O.
Fläche 12,29 km²
Einwohner 148.195 (31. Dez. 2000)
Bevölkerungsdichte 12.058 Einwohner/km²
Ordnungsnummer 11

Der Bezirk Schöneberg grenzte im Norden an den Bezirk Tiergarten, im Osten an die Bezirke Kreuzberg und Tempelhof, im Süden an den Bezirk Steglitz, im Westen an den Bezirk Wilmersdorf und im Nordwesten an den Bezirk Charlottenburg. Heute liegt das Gebiet des ehemaligen Bezirks im Nordwesten des Bezirks Tempelhof-Schöneberg.

Geschichte

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1920–1933

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Nach der Reichsgründung im Jahr 1871 hatte sich das Dorf Schöneberg zu einer dicht bebauten Großstadt entwickelt, die baulich eng mit Berlin verwachsen war. 1899 schied die Stadt aus dem Landkreis Teltow aus und wurde kreisfrei. Südwestlich von Schöneberg war seit den 1860er Jahren die ebenfalls dicht bebaute Gemeinde Friedenau entstanden. Nach der Gründung des Zweckverbandes Groß-Berlin im Jahr 1912 lauteten die amtlichen Namen der beiden Gemeinden Berlin-Schöneberg bzw. Berlin-Friedenau.[1][2]

Mit der Bildung von Groß-Berlin am 1. Oktober 1920 wurden die Stadt Schöneberg und die Gemeinde Friedenau Teil von Berlin und bildeten den 11. Berliner Verwaltungsbezirk Schöneberg. Schöneberg hatte zu dieser Zeit etwa 175.000 und Friedenau etwa 44.000 Einwohner. Der neue Bezirk umfasste eine Fläche von 10,8 km². Verwaltungssitz wurde das Rathaus Schöneberg, das vor dem Ersten Weltkrieg von der Stadt Schöneberg errichtet worden war.

In den 1920er Jahren wurde durch den Schöneberger Stadtbaurat Martin Wagner der Bau der genossenschaftlichen Siedlung Lindenhof im äußersten Südosten des Bezirks vorangetrieben.[3] Zwischen 1922 und 1926 entstand mit den Ceciliengärten eine weitere Siedlung. Das Schöneberger Südgelände blieb entgegen älteren Planungen weitgehend unbebaut, so dass sich dort ein großes Kleingartengelände entwickeln konnte.[4] An der Winterfeldtstraße wurde 1929 das Fernamt Berlin fertiggestellt und 1930 wurde an der Hauptstraße nach Plänen des Stadtbaurates Heinrich Lassen das Stadtbad Schöneberg errichtet. In dieser Zeit entstand auch in Form eines Stahlbetonskelettbaus das Kathreiner-Haus an der Potsdamer Straße.

1933–1945

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Bei einer Änderung der Bezirksgrenzen im Jahr 1938 kam das gesamte Gebiet südlich der Kurfürstenstraße vom Bezirk Tiergarten zum Bezirk Schöneberg. Gleichzeitig wurde auch das bis dahin zu Charlottenburg gehörende Gebiet zwischen dem Nollendorfplatz und der Nürnberger Straße in den Bezirk eingegliedert. Zu kleineren Korrekturen kam es an der Bezirksgrenze zu Kreuzberg und Tempelhof. Die Einwohnerzahl des Bezirks stieg durch die Grenzänderungen um mehr als 57.000 und die Fläche des Bezirks wuchs um 126 Hektar.[5] Am westlichen Rand des Südgeländes entstand Ende der 1930er Jahre im Stil der nationalsozialistischen Wohnungsbauarchitektur die Siedlung am Grazer Damm.

Die jüdische Bevölkerung des Bezirks war seit 1933 zunehmender Verfolgung ausgesetzt. An die Entrechtung, Vertreibung, Deportation und Ermordung von Berliner Juden in den Jahren 1933 bis 1945 erinnert seit Anfang der 1990er Jahre im Bayerischen Viertel das Flächendenkmal Orte des Erinnerns. 1943 hielt Joseph Goebbels im Sportpalast an der Potsdamer Straße seine berüchtigte Sportpalastrede und einige der Schauprozesse des Volksgerichtshofs fanden im Gebäude des Kammergerichts am Kleistpark statt.

In den letzten Apriltagen 1945 wurde der Bezirk Schöneberg von sowjetischen Streitkräften von Süden her eingenommen.

1945–2000

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Rathaus Schöneberg

Im Zweiten Weltkrieg wurden insbesondere der Norden und der Westen des Bezirks stark zerstört. Etwa ein Drittel des gesamten Wohnungsbestands ging verloren. Die Trümmermengen – insgesamt etwa sechs Millionen Kubikmeter – wurden am südlichen Rand des Bezirks zu einem Trümmerberg aufgeschüttet, der den Namen Insulaner erhielt. Friedenau bildete vom 5. Mai bis zum 28. Juli 1945 einen eigenständigen Berliner Bezirk mit Willy Pölchen (KPD) als Bezirksbürgermeister. Danach gehörte Friedenau wieder zum Bezirk Schöneberg, der sich bis Ende 1945 noch Schöneberg-Friedenau nannte.

Der Bezirk Schöneberg gehörte seit Juli 1945 zum Amerikanischen Sektor von Berlin. Im Rathaus Schöneberg hatten während der Teilung Berlins das Berliner Abgeordnetenhaus und der Senat von West-Berlin ihren Sitz. Das Rathaus und der Rudolph-Wilde-Platz waren der Ort vieler Kundgebungen und des Staatsbesuches des US-Präsidenten John F. Kennedy, der dort am 26. Juni 1963 seine Rede mit dem berühmten Zitat „Ich bin ein Berliner“ hielt. Zu seinen Ehren wurde der Rudolph-Wilde-Platz nach seiner Ermordung im selben Jahr in John-F.-Kennedy-Platz umbenannt; der Stadtpark erhielt daraufhin den Namen Rudolph-Wilde-Park. Der Alliierte Kontrollrat hatte seinen Sitz im Gebäude des Kammergerichts. Später war dort die „Alliierte Luftsicherheitszentrale“ untergebracht. Seit 1946 wurden aus Schöneberg die Rundfunkprogramme des RIAS gesendet.

In der Nachkriegszeit wurde ein großer Teil der Anlagen des im Südosten des Bezirks liegenden Rangierbahnhofs Tempelhof stillgelegt und allmählich von der Natur zurückerobert. Auf diesen Flächen befindet sich heute der Natur-Park Südgelände. Bis 1966 wurden mehr als 22.000 Wohnungen neu errichtet. Seit den 1970er Jahren wurde der Bezirk von der Berliner Stadtautobahn durchquert, ebenso von der in dieser Zeit fertiggestellten U-Bahn-Linie U7. Eine markante Änderung des Stadtbildes war 1974 der Abriss des Sportpalastes und der anschließende Bau des Pallasseums – im Volksmund „Sozialpalast“ genannt. 1975 wurde mit der Flächensanierung des Altbaugebiets beiderseits der Bülowstraße begonnen, wobei zahlreiche Wohnhäuser abgerissen und durch Neubauten ersetzt wurden.

Anfang der 1980er Jahre war die Gegend im Norden des Bezirks um den Winterfeldtplatz und die Potsdamer Straße einer der Hauptschauplätze der Auseinandersetzungen zwischen Hausbesetzern und der Berliner Polizei.[6] In dieser Zeit entwickelte sich der Bezirk neben dem Nachbarbezirk Kreuzberg zu einer Hochburg der Alternativen Liste, die bereits 1979 erstmals in die Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung einziehen konnte.

In Friedenau wurde in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1986 ein Bombenanschlag auf die Diskothek La Belle verübt, bei dem drei Personen starben.

Zum 1. Januar 2001 wurde der Bezirk Schöneberg mit dem Bezirk Tempelhof zum neuen Bezirk Tempelhof-Schöneberg zusammengeschlossen.

Einwohnerentwicklung

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Wappen des Bezirks Schöneberg (1920–2000)
Jahr Einwohner
1925 231.664
1933 221.111
1937 219.689
1938 0281.249 1
1946 173.409
1950 190.245
1955 194.137
1961 193.790
Jahr Einwohner[7]
1965 188.146
1970 169.047
1975 0146.231 2
1980 0142.128 2
1985 0134.610 2
1987 146.231
1990 156.293
2000 148.195
1 
Bevölkerungszuwachs bei der Bezirksreform von 1938[8]
2 
Das Statistische Landesamt geht für diesen Zeitraum von einer signifikanten Untererfassung aus, die erst mit der Volkszählung 1987 bereinigt wurde.[9]

Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung

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Stimmenanteile der Parteien in Prozent:

1921–1933
Jahr KPD USPD SPD DDP¹ Zen DVP DNVP NSDAP
1921 04,1 09,2 17,4 11,1 03,1 21,1 26,4
1925 09,2 24,8 13,5 03,6 09,1 30,3
1929 12,1 22,9 09,2 04,2 09,7 26,8 08,6
1933 10,1 19,3 03,9 05,1 01,0 17,4 42,6

¹ 1933 DStP

1946–1999
Jahr SPD CDU FDP¹ Grüne²
1946 49,6 28,2 12,4
1948 60,1 21,3 18,7
1950 38,4 25,9 27,5
1954 39,3 32,3 14,3
1958 48,8 39,5 04,4
1963 60,0 30,0 08,8
1967 54,3 34,6 07,5
1971 48,0 39,5 09,0
1975 40,9 43,5 07,5
1979 40,3 42,6 08,1 07,1
1981 35,1 44,1 05,1 14,3
1985 29,5 43,5 04,2 19,4
1989 34,0 31,6 03,2 23,0
1992 30,6 29,5 05,4 23,0
1995 27,2 34,8 02,3 28,2
1999 24,6 36,4 02,3 28,9

¹ bis 1948 LDP
² bis 1989 AL

Bezirksbürgermeister (1921–2000)

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Zeitraum Name Partei
1921–1933 Emil Berndt DNVP
1933–1937 Oswald Schulz NSDAP
1938–1944 Joachim Raatz NSDAP
1944–1945 Köhne NSDAP
1945 Ferdinand Grändorf KPD
1945–1950 Erich Wendland SPD
1951–1955 Ella Barowsky FDP
1955–1958 Joachim Wolff CDU
1958–1961 Konrad Dickhardt SPD
1961–1964 Werner Chomse SPD
1964–1969 Josef Grunner SPD
1969–1971 Hans Kettner SPD
1971–1975 Alfred Gleitze SPD
1975–1983 Wilhelm Kabus CDU
1983–1989 Rüdiger Jakesch CDU
1989–1992 Michael Barthel SPD
1992–1995 Uwe Saager SPD
1996–2000 Elisabeth Ziemer Grüne

Partnerschaften des Bezirks Schöneberg

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International

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Frankreich  Levallois-Perret, Frankreich

Polen  Koszalin, Polen

Russland  Moskau (Zentraler Verwaltungsbezirk), Russland

National

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Commons: Berlin-Schöneberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945. 2004, abgerufen am 15. Juni 2008.
  2. 1. April (Jahr 1912) in Tagesfakten des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim DHM).
  3. Marina Naujoks: Der Lindenhof, ein Refugium. Stadtteilzeitung Schöneberg, September 2005.
  4. Marina Naujoks: Wenn es für die Südsee nicht reicht: Das Südgelände. Stadtteilzeitung Schöneberg, Juni 2006.
  5. Berlin in Zahlen, 1949
  6. Chronologie der Berliner Häuserkämpfe
  7. Statistisches Jahrbuch von Berlin (jeweilige Jahre)
  8. Berlin in Zahlen 1946, S. 27: Veränderungen der Wohnbevölkerung 1938
  9. Statistisches Jahrbuch von Berlin 1981, S. 38 Fußnote 2)