Bibliothek Münstergasse

Teilbibliothek der Universitätsbibliothek der Universität Bern, Schweiz

Die Bibliothek Münstergasse an der Münstergasse 61 in Bern ist eine öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek, Kantonsbibliothek und die älteste Teilbibliothek der Universitätsbibliothek Bern. Bis 2016 hiess sie Zentralbibliothek Bern.

Westflügel, Seite zum Casinoplatz (2011)
Ostflügel von der Herrengasse, mit Innenhof (links) und Bibliotheksgässchen (rechts), 2012
Innenhof von der Herrengasse (2011)

Die Bibliothek Münstergasse befindet sich mit der Burgerbibliothek Bern im Gebäude Münstergasse 61–63 am Casinoplatz zwischen Münstergasse, Bibliotheksgässchen und Herrengasse.

Bestände

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Im Gegensatz zu den anderen Teilbibliotheken der Universitätsbibliothek ist die Bibliothek Münstergasse (die ehemalige Zentralbibliothek) keine Fach- oder Fachbereichsbibliothek. Seit dem Umbau 2014 bis 2016 ist sie als Lern- und Begegnungsort konzipiert und ist einer der Abhol- und Rückgabeorte für die gedruckten Bestände der Universitätsbibliothek. Sie erfüllt für die Universitätsbibliothek den Sammelauftrag als Kantonsbibliothek und sammelt die Werke von Berner Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie die Literatur zum Kanton Bern, zu Berner Ortschaften und Persönlichkeiten (Bernensia). Im Rahmen des Bernensia-Sammelauftrages führt die Bibliothek Münstergasse auch das Online-Lexikon Literapedia Bern,[1] das sowohl als Lexikon wie auch Bibliografie der Berner Belletristik dient.

Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden die historischen Bestände, etwa die gedruckten Werke aus der Bibliothek des französischen Gelehrten und Diplomaten Jacques Bongars (1554–1612) oder die bedeutende Kartensammlung des Berner Staatsmannes und Geographen Johann Friedrich von Ryhiner (1732–1803).

Baugeschichte

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  • ca. 1535: Nach der Reformation wird zuerst im Chorherrenstift St. Vinzenz (am Münsterplatz), später im ehemaligen Barfüsserkloster (beim heutigen Casino) die Hohe Schule für die Ausbildung der reformierten Pfarrer eingerichtet. Im Westflügel des Barfüsserklosters werden zwischen 1533 und 1535 die Buchbestände der Lateinschule, des Chorherrenstifts und der aufgehobenen Berner Klöster (v. a. Thorberg) zur Liberey der Hohen Schule zusammengeführt.
  • 1755 bis 1760: Bau der Ankenwaag (heutiger Mitteltrakt des Bibliotheksgebäudes) als Kornhaus, obrigkeitlicher Weinkeller und Markthalle für Milchprodukte durch Ludwig Emanuel Zehender.
  • 1773 bis 1775: Bau der Bibliotheksgalerie beim heutigen Westflügel (Casinoplatz) durch Niklaus Sprüngli.
  • 1787 bis 1794: Umbau des Ankenwaag-Kornhauses zur Bibliothek durch Niklaus Sprüngli und Lorenz Schmid. Bern hat damit die erste profane Bibliothek der Schweiz mit einem eigenen Gebäude. Der heutige Schultheissensaal wird als Prunk- und Ausstellungssaal eingerichtet, der heutige Hallersaal als Annex.
  • 1829 bis 1833: Die Marktlauben und Säumerställe im Erdgeschoss werden aufgehoben, die Öffnungen zur Laube hin werden zugemauert.
  • 1860 bis 1863: Östlicher Anbau (Münstergasse 61) durch Gottlieb Hebler.
  • 1904 bis 1905: Westlicher Anbau (Münstergasse 63) durch Eduard von Rodt.
  • 1906 bis 1907: Erweiterung des Ostflügels gegen die Herrengasse durch Eduard von Rodt.
  • 1909: Abbruch der Bibliotheksgalerie von Niklaus Sprüngli. Die Fassade der Galerie steht seit 1911 als Brunnen auf dem Thunplatz.
  • 1925: Der Westflügel wird unterkellert.
  • 1952 bis 1955: Ausbau des ehemaligen Weinkellers. Die erste Rollgestellanlage der Schweiz wird installiert.
  • 1968 bis 1974: Grosser Um- und Ausbau des Gebäudes ‒ bei ununterbrochenem Bibliotheksbetrieb. Architekten: Peter Grützner und Walter Bürgi, Bauherrschaft: Burgergemeinde Bern. Der Westflügel wurde ausgekernt; neue Räumlichkeiten für die Burgerbibliothek, der Lesesaal West und der Vortragssaal entstanden. Der Hof wurde unterkellert; der Lesesaal UG und Magazinräume entstanden, das 4. und 5. Untergeschoss wurde als «Drei-atü-Schutzzelle» gebaut: im vierten UG entstand ein Sammelschutzraum für 550 Personen mit Küche, Vorratsraum, WC-Anlagen und Kommandoposten. Vom 5. Untergeschoss, das dem Kulturgüterschutz dient, wurde ein Fluchtstollen unter der Herrengasse und dem Casino durch zum Frickweg angelegt.
  • 2014 bis 2016: grosser Umbau. Bauherrschaft: Burgergemeinde Bern, Investitionen: 37,3 Millionen Franken, Architektur: alb architektengemeinschaft ag, Bern.

Bibliotheksgeschichte

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  • 1528–1535: Gründung der Libery der Hohen Schule Bern
  • 1632: Schenkung der Privatbibliothek des Diplomaten und Humanisten Jacques Bongars
  • 1794: Einzug in die neuen Bibliotheksräume des umgebauten Kornhauses an der Ankenwaage (heutiger Standort der Zentralbibliothek)
  • 1803: Bibliothek und Akademie (Hochschule) werden getrennt. Die Stadt Bern übernimmt die Bibliothek, der Kanton die Akademie.
  • 1887: Aufteilung der Bibliothek in eine Stadt- und eine Hochschulbibliothek
  • 1905: Erneute Zusammenführung der Stadt- und der Hochschulbibliothek
  • 1951: Gründung der Stiftung Stadt- und Universitätsbibliothek Bern (StUB) durch den Kanton Bern, die Burgergemeinde Bern und die Einwohnergemeinde der Stadt Bern. Gründung der Burgerbibliothek Bern, die die Handschriften- und Graphikabteilungen der alten Stadtbibliothek übernimmt.
  • 1988: Bibliotheksautomatisierung (Anschluss an den Bibliotheksverbund der Universität Basel und gemeinsamer Katalog im Informationsverbund Deutschschweiz Basel-Bern "IDS Basel-Bern")
  • 1997: Übernahme der Schweizerischen Osteuropabibliothek (SOB)
  • 2007–2009: Zusammenschluss der Stadt- und Universitätsbibliothek (StUB) und der universitären Bibliotheken zur Universitätsbibliothek (UB)
  • 2014–2016: Grosser Umbau nach den Plänen der alb architektengemeinschaft. Aus der Zentralbibliothek wird die Bibliothek Münstergasse.

Benutzung und Katalog

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Die Bibliothek Münstergasse war als Teilbibliothek der Universitätsbibliothek Bern bis Ende März 2021 dem Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) angegliedert. Gemeinsam mit der Universitätsbibliothek Basel betrieb die Universitätsbibliothek Bern die Suchoberfläche swissbib Basel Bern, mit der in den Beständen der beiden Universitätsbibliotheken, der Bibliotheken der Fachhochschulen Bern und Nordwestschweiz mit Standort Bern oder Basel sowie der Schweizerischen Nationalbibliothek und der Bibliothek der Schweizerischen Nationalbank in Bern recherchiert werden konnte.

Literatur

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  • Burgerbibliothek Bern (Hg.): Durchblick: Umbau Archiv- und Bibliotheksgebäude Münstergasse, Passepartout, Schriftenreihe der Burgerbibliothek Bern, 2016. ISBN 978-3-7272-7890-7
  • Hans A. Michel: Das wissenschaftliche Bibliothekswesen Berns vom Mittelalter bis zur Gegenwart: zum Jubiläum 450 Jahre Stadt- und Universitätsbibliothek Bern 1535–1985, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 47/1985, Heft 3, S. 167–234 (PDF des Aufsatzes auf E-Periodica)
  • Schatzkammern. 200 Jahre Bücher, Handschriften und Sammlungen im Gebäude der Münstergasse 61-63, Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 56/1994, Heft 2. (doi:10.5169/seals-246731)

Siehe auch

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Commons: Bibliothek Münstergasse – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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Koordinaten: 46° 56′ 50″ N, 7° 26′ 56″ O; CH1903: 600781 / 199571