Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals (Bernkastel-Kues)
Die Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues ist eine der wertvollsten privaten Handschriftensammlungen. Die Bibliothek, die bei den Führungen durch die Anlage für Besucher zugänglich ist, ist in einem spätgotischen Bibliotheksraum oberhalb der Kapelle untergebracht. Ihr Träger ist die Cusanus-Stiftung. Die Bibliothek gehört der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB) an.
Stifter
BearbeitenKardinal Nikolaus von Kues (1401–1464) bestimmte testamentarisch, dass seine Bibliothek stets bei dem von ihm 1458 gegründeten Spital verbleiben solle. Die überwiegende Zahl der Handschriften stammt aus seinem eigenen Besitz (ca. 270); weitere Bände wurden später in den Bestand aufgenommen.
Handschriften
BearbeitenDie meisten der 314 von Jakob Marx katalogisierten Handschriften sind lateinisch. Nur sieben Handschriften enthalten deutsche Texte. Sie wurden 1909 von Conrad Borchling für das „Handschriftenarchiv“ erfasst.[1][2] Alle Handschriften wurden in den 1960er Jahren verfilmt.
Altbestand
BearbeitenDie Bibliothek besitzt einen historischen Bestand von 1841 Titeln, der nicht vermehrt wird. Davon sind 132 Inkunabeln (verzeichnet im Handschriftenkatalog von Marx). Auf das 16. Jahrhundert entfallen 153 Titel, auf das 17. Jahrhundert 323 Titel, auf das 18. Jahrhundert 550 Titel und auf das 19. Jahrhundert 683 Titel.[3]
Nach dem Handbuch der historischen Buchbestände gliedert sich der Altbestand wie folgt:[4]
- Pastoraltheologie, Homiletische und katechetische Literatur (308 Titel)
- Aszetische und mystische Literatur (226 Titel)
- Bibelwissenschaft und Exegese (128 Titel, davon zum Neuen Testament 33 Titel)
- Weltliches und kirchliches Recht (118 Titel)
- Liturgiewissenschaft mit Messe und Brevier (68 Titel)
- Dogmatik (64 Titel)
- Patristik (31 Titel, davon 20 Textausgaben der Kirchenväter)
- Nachpatristische Theologie (12 Titel)
- Konzilien und Synoden, vor allem zum Tridentinum (21 Titel)
- Biographie, Hagiographie, Wallfahrt (13 Titel)
- Geschichte (244 Titel)
- Literaturwissenschaft (91 Titel, darunter antike Klassiker in 41 Ausgaben des 16.–17. Jahrhunderts, der Rest gehört zu Belletristik, Literaturwissenschaft und Grammatik)
- Kunstwissenschaft (34 Titel)
- Philosophie mit Pädagogik und Psychologie (30 Titel)
- Naturwissenschaften und Geographie (57 Titel mit Schwerpunkt Kosmologie)
- Nachschlagewerke und Sprachwörterbücher (55 Titel)
Literatur
Bearbeiten- Marc-Aeilko Aris: Der Leser im Buch. Nikolaus von Kues als Handschriftensammler. In: Alessandra Beccarisi, Ruedi Imbach, Pasquale Porro (Hrsg.): Per perscrutationem philosophicam. Neue Perspektiven der mittelalterlichen Forschung. Meiner, Hamburg 2008, S. 375 ff.
- Franz Xaver Kraus: Die Handschriftensammlung des Cardinals Nicolaus von Cusa, in: Serapeum Jg. 25 und 26 (mehrere Folgen) online bei DigiZeitschriften.
- Jakob Marx: Verzeichnis der Handschriften-Sammlung des Hospitals zu Cues bei Bernkastel a. Mosel. Trier 1905 PDF auf Wikimedia Commons; unveränderter Nachdruck Minerva GmbH, Frankfurt a. M. 1966.
- Wilhelm Stockhausen: Die Cusanus-Bibliothek, in: Sankt Wiborada 5 (1938), S. 1–9.
- Peter Volkelt: Der Bildschmuck der Cusanus-Bibliothek, in: Mitteilungen und Forschungsberichte der Cusanus-Gesellschaft [MFCG] 4 (1964), S. 230–253.
- Konrad Beyerle: Astronomische Handschriften vom böhmischen Königshofe, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 39 (1922/23), S. 116–122.
- Franz Ronig: Illuminierte Buchseiten aus den Handschriften der Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals. Zur Kunstgeschichte der abgebildeten Buchseiten, in: Zugänge zu Nikolaus von Kues. Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Cusanus-Gesellschaft. Bernkastel-Kues 1986, S. 157–182.
- Wolfgang-M. Hamm: Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals (Cusanus-Stift), in: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Band 6, Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a., 1993, S. 132–134, ISBN 3-487-09580-7, Online.
- G. Mantese: Ein notarielles Inventar von Büchern und Wertgegenständen aus dem Nachlaß des Nikolaus von Kues, in: MFCG 2 (1962), S. 85–116.
- Gabriele Neusius: Die Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues, in: Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken: Mitteilungsblatt 43 (1996), S. 203–208.
Weblinks
BearbeitenDigitalisate und Teildigitalisate von Handschriften
Bilder aus Handschriften
Handschriftenbeschreibungen online
Nachweise zur Literatur zu den Handschriften
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals (Bernkastel-Kues). Übersicht. In: bbaw.de. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals (Bernkastel-Kues). Übersicht. In: handschriftencensus.de. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Wolfgang-M. Hamm: Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals (Cusanus-Stift), in: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Band 6, Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a., 1993, S. 132, ISBN 3-487-09580-7
- ↑ Übernommen von „Nikolaus von Kues“ von Peter Zahn ( vom 11. Juni 2011 im Internet Archive)