Bionade-Biedermeier

scherzhafte Bezeichnung für den Lebensstil einer großstädtischen, gutverdienenden und gebildeten Klientel

Bionade-Biedermeier ist eine von der Limonadenmarke Bionade und der Epoche des Biedermeier abgeleitete scherzhafte Bezeichnung für den Lebensstil und das Konsumverhalten einer großstädtischen, gutverdienenden und gebildeten Klientel.

Herkunft

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Tisch mit Bionade-Flasche

Der Begriff wurde 2007 von einer Reportage Henning Sußebachs über den Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg im Zeitmagazin Leben geprägt. 2017 gab Sußebach an, die Überschrift Bionade-Biedermeier stamme von seinem Kollegen Tillmann Prüfer.[1] Sußebach prägte in seinem Artikel außerdem den Typus des „Ökoschwaben“.[2]

Das Getränk Bionade wurde zum Symbol von Ernährungs- und Konsumgewohnheiten stilisiert. Kennzeichnend für den Biedermeier in diesem Zusammenhang ist vor allem der Rückzug in die private Gemütlichkeit und eine Abkehr von einem breiteren politischen oder gesellschaftlichen Engagement. Das politische Schlagwort Bionade-Biedermeier soll demnach ausdrücken, dass Formen des (tatsächlich oder nur vermeintlich) nachhaltigen Konsums „echtes“ gesellschaftliches oder politisches Engagement ersetzen und in erster Instanz das Wohlbefinden der handelnden Personen steigern.[3][4][5][6]

Der Grünenpolitiker Jürgen Trittin schrieb 2014 in einem Buch: „Bionade-Biedermeier als Lebensstil, als vorgelebtes richtiges Leben: Das wird nicht reichen. Wenn Grüne zu ‚Ökospießern‘ werden, verlieren sie Teile jener Subkultur, in der sie auch wurzeln.“[7]

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Einzelnachweise

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  1. Henning Sußebach: Irrglaube. Ein Beitrag in der Anekdotensammlung „Das war erst der Anfang“. In: Zeit Magazin. Nr. 43. Hamburg 19. Oktober 2017, S. 36.
  2. Best of Feuilleton 2007. In: Der Umblätterer. Abgerufen am 17. Mai 2021 (deutsch).
  3. Nationalklischees – So sehen die Briten die neuen Deutschen. 19. September 2012, abgerufen am 28. September 2015.
  4. Philip Oltermann, Garry Blight, Ulli Lust: Germany: the new stereotypes, from Angry Citizens to Bossy Ossi. In: The Guardian. ISSN 0261-3077 (online [abgerufen am 28. September 2015]).
  5. Jörg Albrecht (Leipzig): Vom „Kohlrabiapostel“ zum „Bionade-Biedermeier“. In: Martina Löw (Hrsg.): Vielfalt und Zusammenhalt: Verhandlungen des 36. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bochum und Dortmund 2012, Teil 1 Campus Verlag, 2014. Campus Verlag, 2014, ISBN 978-3-593-50082-9.
  6. Jill E. Twark, Axel Hildebrandt: Social Consciousness in the Bionade-Biedermeier: An Interview with Filmmakers Marc Bauder and Dörte Franke. Envisioning Social Justice in Contemporary German Culture. Boydell & Brewer, 2015, ISBN 978-1-57113-569-8.
  7. Jürgen Trittin: Stillstand made in Germany: Ein anderes Land ist möglich! Gütersloher Verlagshaus, 2014, ISBN 978-3-641-14745-7.