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Als Blaugräber bezeichnete man ursprünglich die mittelalterliche Zunft der Bergleute von Wallerfangen, St. Barbara und Oberlimberg.[1]

Frühe Blaugräber-Gruppe vor dem Stollen Nahtenkeller (St. Barbara/ Gemeinde Wallerfangen), 1930
Felsgravur, einen Blaugräber in Bergmannsuniform darstellend, Blauwald bei Wallerfangen

Blaugräber gruben in verschiedenen Stollen- und Schachtsystemen nach Blauerz, dem Kupfermineral Azurit. Im weiteren Sinne sind aber auch alle Forschende gemeint, die bis heute aus verschiedensten Gründen die historischen Bergwerke erkunden.

Die mittelalterliche Bruderschaft der Blaugräber

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Im mittelalterlichen Wallerfangen, dass zu dieser Zeit noch Walderfingen (od. Var.) hieß, blühte das Zunftwesen. Die Blaugräber waren in der nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufstrebenden Stadt eine recht angesehene Bruderschaft, die auch gewisse Privilegien besaß. Neben dem eigentlichen Bergrecht, also der Baukonzession, besaßen sie z. B. auch ein Vorkaufsrecht am Markttag, das Abhalten von extra Hochämtern und Messen für Verstorbene, sowie kollektiven Besitz von Viehweiden. Patronatstag der Zunft war Mariä Opferung, der 21. November. Verehrt wurde auch die Hl. Barbara, die Patronin aller Bergleute.[2] Zahlreiche Felsgravuren in den Sandsteinfelsen von Wallerfangen wurden bislang nicht immer korrekt interpretiert. Inzwischen ist aber sicher, dass es sich eindeutig um die Darstellung früher Bergmannsuniformen handelt, was einen klaren Beleg für den organisierten Bergbau in der Region ist. Stilistisch kann man die Uniformen ca. 1720–1780 einordnen.[3]

Das „Blaue Gold“ von Wallerfangen - Azurit

Das Blauerz - Azurit

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Bei dem „blauen Gold“ von Wallerfangen handelt es sich um das basische Kupfercarbonat Cu3(CO3)2(OH)2, welches zusammen mit dem grünen Malachit sowohl im oberen Buntsandstein, genauer gesagt in der Werksteinzone des Voltziensandsteins, als auch in den tönernen Zwischenschichten, den sog. Letten, vorkommt.[4] Die Erscheinungsform reicht von kleinen, millimetergroßen Einsprenkelungen und flächigen Imprägnationen bis hin zu mehreren zentimetergroßen Konglomeraten, den sog. Knotten. Grundsätzlich ist Azurit der Ausgangsstoff erstens zur Verhüttung zu Kupfer und somit auch die Basis zur Herstellung von Bronze oder zweitens zur Erzeugung des Farbpigments Wallerfanger Blau (auch bekannt als Ägyptisch Blau, Bergblau oder Kupferlasur). Beide Varianten verlangen auch nach der bergbaulichen Gewinnung des Kupferminerals einen recht aufwendigen Herstellungsprozess. Kommt es bei der Verhüttung hauptsächlich auf hohe Temperaturen in den Schmelzöfen an, verlangt die Herstellung des Pigments eher mechanische und chemische Prozesse, besonders das Mahlen und das Läutern bzw. Laugen mit starker Salzsäure.[5]

Sowohl zur Römerzeit als auch in den meisten späteren Abbau-Perioden ging es aber überwiegend um die Erzeugung des begehrten Farbpigments, nicht um die Verhüttung zu Kupfer. Dabei wurde das Blau aber nicht nur zur Malerei benutzt, sondern auch in nicht unerheblichen Maß als Schminke.

Erst in der letzten Periode des Unternehmens Paulshoffnung von 1855 bis 1857 versuchte man wieder metallenes Kupfer aus dem Azurit zu gewinnen, musste aber letztendlich die mangelnde Rentabilität feststellen.

Die weite Verbreitung des Wallerfanger Blaus u. a. in Fresken und Gemälden konnte inzwischen mehrfach nachgewiesen werden, beispielsweise in Trier, Köln, Borg und Xanten.[6] Sogar Albrecht Dürer soll das hochwertige Pigment aus Wallerfangen verwendet haben.[7]

Ursprung

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Höchstwahrscheinlich wurde schon zur Bronzezeit in Wallerfangen Azurit abgebaut. Bergbauspuren aus dieser Zeit sind aber bisher nicht stichfest belegbar; dies mag wohl hauptsächlich daran liegen, dass anfangs noch die reichhaltigeren und leichter zugänglichen Vorkommen im einfachen Tagebau förderbar waren. Auch ein einfaches Auflesen beispielsweise in den ausgewaschenen Bachläufen, den sog. Tobeln wäre durchaus denkbar.

Ein vorstellbares Terrain für ein solches Tagebau-Szenario befindet sich am sog. Hurenfels bei St. Barbara (Gde. Wallerfangen). Hier, in der Nähe des römischen Emilianus-Stollens, befinden sich neben einem gesicherten Prospektions-Stollen aus römischer Zeit einige offensichtliche Hinweise auf tagebauartige Strukturen. Leider wurden die dortigen Bergbauhinterlassenschaften aber bisher nicht in größerem Maße archäologisch erforscht.[8] Die bronzezeitlichen Bergleute hätten somit keine erkennbare Infrastruktur hinterlassen. Außerdem könnten die wenigen Spuren der frühen Bergbauunternehmungen in späteren Perioden (römisch ca. 2.–3. Jhd. n. Chr., mittelalterlich ab 1492, Periode Saur um 1747–52, Periode Paulshoffnung um 1855–66) auch einfach überprägt worden sein, was nachweislich in vielen Wallerfanger Azuritbergwerken immer wieder geschehen ist.

Eine noch recht einfache Art der Gewinnung war auch der Pingenbau; die trichterförmigen Überreste davon sind in der Umgebung hundertfach belegbar.

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die ersten Blauerze noch zur Bronze-Verhüttung genutzt wurden, dafür sprechen vor allem die Gussformen für Lappenbeile, die Bestandteil des umfangreichen Eichenborn-Depotfundes von 1854 waren.

Außerdem gibt es ein paar vage Funde von kupfernen Gussluppen am Fuße des Limbergs.[9]

Wohl hat Wallerfangen die höchste Dichte an bronzezeitlichen Hortfunden in Deutschland[10], dennoch ist in oder sogar vor der Bronzezeit eine Verwendung als Farbstoff durchaus denkbar; ist doch von einigen keltischen Stämmen, wie z. B. den Pikten und Brittaniern aber auch von den Galliern bekannt, dass sie als Kriegsbemalung gerne blaue Farbe auftrugen. Bei dieser Art der Körperfarbe gab es eigentlich keine Alternative zum Azurit, pflanzliche Farbstoffe wie Indigo-Blau waren zu dieser Zeit in Südwestdeutschland noch unbekannt. Spätesten die Römer hinterließen nun aber eindeutige Spuren des Bergbaus, sowohl in der Bearbeitung der Stollen selber, als auch in der Umgebung der Bergwerke, gibt es zahlreiche Belege dazu. Einzigartig ist auch die sog. Emilianus-Inschrift an dem gleichnamigen Stollen aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. Diese ist die einzige noch erhaltene Okkupationsinschrift (Besitzanspruch) nach dem römischen Bergrecht: lex metallis dicta.

Neuzeitliche Blaugräber

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Bisher sind in Wallerfangen und Umgebung 28 Bergbau-Objekte aus den verschiedenen Epochen nachgewiesen. Diese übten über Generationen immer wieder eine gewisse Faszination auf die lokale Bevölkerung aus. So gab es immer wieder abenteuerlustige Jugendliche und interessierte Heimat- oder Höhlenforscher, die sich durch die Stollengänge des Buntsandsteins zwängten.

So ist beispielsweise die Arbeitsgruppe „Historischer Azuritbergbau“ seit Gründungsdatum des Vereins für Heimatforschung Wallerfangen e.V im Jahre 1976, eine traditionelle Abteilung und hat über Jahrzehnte durch ihre engagierten Mitglieder viel zur Erkundung der örtlichen Gruben beigetragen.

Seit den 1990er Jahren sind alle größeren Systeme auf Anweisung des saarländischen Bergamtes vergittert worden und nur noch in genehmigten Ausnahmefällen zugänglich. Dies dient sowohl dem Schutz der Besucher selber, aber auch dem Schutz der denkmalgeschützten Bergwerksstätten. Zudem sollen die unter Artenschutz stehenden Fledermäuse geschont werden, welche die historischen Stollen als Winterquartier benötigen.

Der Emilianus-Stollen bei St. Barbara

Einziger z. Zt. öffentlich zugänglicher Stollen ist das Besucherbergwerk „Emilianus-Stollen“ in St. Barbara; hier werden sowohl durch den Landkreis Saarlouis, als auch durch den Verein für Heimatforschung Wallerfangen e.V., regelmäßig Führungen angeboten.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit im Historischen Museum Wallerfangen einige Stollenabschnitte in digitaler Form entweder auf einem großformatigen Touchscreen-Monitor oder dreidimensional, mittels VR-Brillen zu betrachten.

Aber auch überregional beschäftigte man sich immer wieder mit dem Wallerfanger Alleinstellungsmerkmal: einziger belegter römischer Bergwerksbetrieb nördlich der Alpen.

Von 1966 bis 2019 erforschten vor allem die Montanarchäologinnen und Montanarchäologen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum in sechs Grabungskampagnen die Wallerfanger Stollen und Schächte, besonders den Stollen Bruss (Grabungsleitung Gerd Weisgerber und Gabriele Körlin).[11]

Die 2016 zuletzt formierte Gruppe von „Blaugräbern“ sieht ihre Aufgabe darin, die Wallerfanger Unterwelten mit modernsten Messmitteln und digitalen Medien zu erforschen und dokumentieren.

Seit 2023 nutzt das Helmholtz-Institut in Saarbrücken (HIPS) unter der Leitung von Daniel Krug das jahrhundertelang ungestörte Bakterienvorkommen in den alten Stollen, um Alternativen zu inzwischen unwirksamen Antibiotika zu entwickeln. Speziell von Interesse sind hier Kulturen, die sich im Laufe der Zeit um die eigentlich toxischen Kupferderivate gebildet haben.[12]

Fotogalerie

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Einzelnachweise

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  1. Theodor Lieberitz: Wallerfangen und seine Geschichte. Wallerfangen 1952.
  2. Georg Baltzer: Historische Notizen über die Stadt Saarlouis und ihre Umgebung. Saarlouis 1910.
  3. Stefan Michelbacher: Felsbilder, Inschriften und historische Graffiti im Blauloch von Wallerfangen. Hrsg.: Eigenverlag. Wallerfangen 2021.
  4. Norbert Engel: Vorstoß in die Blausteingruben von gestern. Wallerfangen 1996.
  5. Gerd Müller/ Christiane Schönberger: Die Kupferhütte von Wallerfangen. Bergbau PSL, Inventar 6606.5. Düppenweiler 2004.
  6. Gerhard Müller: Römischer Bergbau auf Azurit und die Produktion von ägyptisch Blau. Saarbrücken 2010.
  7. Hans Herkes: Wallerfanger Bergblau. Weimar 1912.
  8. Stefan Michelbacher: ... auf einem Hügel zwischen zwei Sümpfen - das spätbronzezeitliche Tintinnabulum vom Eichenborn in Wallerfangen. In: Rudolf Echt (Hrsg.): Von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Nachforschungen zur Wallerfanger Geschichte. Wallerfangen 2019, S. 91 ff.
  9. Rudolf Braun/ Horst Schimmelpfennig: Fundbericht vom 13.09.1981. Hrsg.: Archiv des VfH Wallerfangen e.V. Wallerfangen 1981.
  10. Rudolf Echt: Der Grabschmuck der Keltenfürstin von Wallerfangen. Aus dem Weiher in die Schatzkammer. In: Verein für Heimatforschung (Hrsg.): Begleitheft zur Ausstellung vom 27. April bis 8. Juli 2001 im Heimatmuseum Wallerfangen. Wallerfangen 2001.
  11. Gabriele Körlin: Das Imperium macht Blau – Zur Geschichte des Azurit-Bergbaus in Wallerfangen/Saar. Hrsg.: DBM Bochum. Bochum 2023.
  12. Alexander Becker (Daniel Krug, Ronald Garcia): Mikrobielle Naturstoffproduzenten in Kupferbergwerken. In: Jugend forscht 2024. Helmhotz-Institut (HIPS) Saarbrücken. Saarbrücken 2024.