Bohrschlammgrube
Eine Bohrschlammgrube (auch Schlammgrube oder Ölschlammgrube) ist eine Grube, die Bohrschlamm vornehmlich aus Bohrungen der Öl- und Gasindustrie beinhaltet.[1] Der Betrieb und die Überwachung laufen unter Bergrecht. Durch die Abgrenzung zum Abfall- und Bodenschutzrecht entspricht die Bohrschlammgrube unter Bergrecht nicht einer Deponie.[2] Unterschieden werden Bohrschlammgruben und Ölschlammgruben. In Bohrschlammgruben wurden in der Regel Bohrspülungen entsorgt, die überwiegend aus Wasser (60 bis zu 95 %) und Bohrklein (5 bis 15 %) bestehen. In Ölschlammgruben wurden feste und flüssige ölhaltige Spülungen und Rückstände eingelagert.[3]
Rechtliche Grundlagen in Deutschland
BearbeitenBohrschlammgruben unterliegen im engeren Sinne während des Betriebes dem Bergrecht. Für den Betrieb von Bohrschlammgruben sind Betriebspläne zu erstellen[2], für die Einstellung eines Betriebes ist ein Abschlussbetriebsplan aufzustellen.[4] Nach Wiedernutzbarmachung der Bohrschlammgrube kann die Bergaufsicht beendet werden. Nach Entlassung aus der Bergaufsicht findet das Bodenschutzrecht Anwendung.[2][4]
Umweltrelevanz
BearbeitenDie Umweltproblematik wurde bis in die 1950er/1960er-Jahre nur untergeordnet betrachtet. Aufgrund von Gasbohrungen in (teilweise auch erst später ausgewiesenen) Wasserschutzgebieten gibt es auch Bohrschlammgruben in Wasserschutzgebieten.[5]
Im Grundwasserabstrom sind hauptsächlich Chlorid und Natrium in erhöhten Konzentrationen zu finden: „Bei den Bohrschlammdeponien ist deutlich die Dominanz der Parameter Natrium (KF = 30,7) und Chlorid (KF = 22,4) zu erkennen, die aus der eingelagerten Ton-Salz-Spülung stammen.“[6] Untergeordnet finden sich Sulfat und Schwermetalle.
Durch die Einlagerung von Bohrgut aus Öl- und Gasbohrungen sind auch Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nachgewiesen worden. Die Bohr- und Ölschlammgruben bekamen durch einen Beitrag des NDR im ARD-Magazin Plusminus im Dezember 2014 mediale Aufmerksamkeit.[7] Auf einer Internetplattform konnten im Anschluss durch jedermann Verdachtsflächen gemeldet werden.[8] Bohrschlammproben sollen bis zu 44 mg/kg PAK und 55 mg/kg MKW enthalten.[7] Als Reaktion wurden auch alle 40 unter Bergaufsicht stehenden niedersächsischen Bohrschlammgruben untersucht und bewertet.[9][10] In Niedersachsen wurden 2012 98.000 Tonnen Bohrschlamm entsorgt – der bisherige Höchstwert; 2013 belief sich die Menge auf 68.000 Tonnen.[11] Sanierte Bohrschlammgruben können Biotope für Tiere wie beispielsweise Amphibien sein.[12]
Anzahl der Schlammgruben
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Bohr- und Ölschlammgruben. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, 5. Dezember 2014, abgerufen am 22. Januar 2015.
- ↑ a b c Johannes Müller, Ulf Larres: Bergbau und Bodenschutz. (PDF, 3,97 MB) In: 14. Niedersächsisches Bodenschutzforum. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), 28. November 2013, abgerufen am 22. Januar 2015.
- ↑ a b c Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie: Bohr- und Ölschlammgruben. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, 2017, abgerufen am 5. Februar 2023.
- ↑ a b Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO) und Länderausschuss Bergbau (LAB): Abgrenzung zwischen Bundes-Bodenschutzgesetz und Bundesberggesetz. Hrsg.: Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz und Landerausschuss Bergbau. 2000 (labo-deutschland.de [PDF]).
- ↑ Gasindustrie in Wasserschutzgebieten (in Nds.), Google-Karte.
- ↑ Grundwasseruntersuchungen im Rahmen der Deponieüberwachung in Niedersachsen (PDF), Niedersächsisches Landesamt für Ökologie 2004
- ↑ a b c d e f Alexa Höber: Zeitbombe Bohrschlamm. In: Plusminus. ARD, 4. Dezember 2014, archiviert vom am 14. Januar 2015; abgerufen am 22. Januar 2015.
- ↑ Verdachtsflächen, Google-Karte
- ↑ LBEG überprüft alle unter Bergaufsicht stehenden Bohr- und Ölschlammgruben. In: lbeg.niedersachsen.de. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, 5. Dezember 2014, abgerufen am 22. Januar 2015.
- ↑ Erste Rechercheergebnisse zu Bohr- und Ölschlammgruben: LBEG veröffentlicht Standorte im Internet | Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Abgerufen am 7. April 2023.
- ↑ Fakten 2013. (PDF, 848 kB) Niedersächsische Gesellschaft zur Endablagerung von Sonderabfällen mbH (NGS), 11. Juni 2014, abgerufen am 22. Januar 2015.
- ↑ Beatrix Koberstein: 280 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen. Rückbau von Bohrschlammgruben und Sondenplätzen. In: az-online.de. 31. März 2010, abgerufen am 22. Januar 2015.