Boisney ist eine französische Gemeinde mit 282 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021) im Département Eure in der Region Normandie.

Boisney
Boisney (Frankreich)
Boisney (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Bernay
Kanton Brionne
Gemeindeverband Intercom Bernay Terres de Normandie
Koordinaten 49° 9′ N, 0° 39′ OKoordinaten: 49° 9′ N, 0° 39′ O
Höhe 149–170 m
Fläche 5,76 km²
Einwohner 282 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 49 Einw./km²
Postleitzahl 27800
INSEE-Code

Denkmal für die Familie Dudou von 1904

Geographie

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Boisney liegt im Lieuvin, 8 Kilometer nordöstlich von Bernay und 6,6 Kilometer südwestlich vom Kantonshauptort Brionne an der Route nationale 13, die den Ortsteil Le Petit-Boisney vom Rest der Gemeinde trennt.[1]

Boisney ist eine der Gemeinden im Département Eure, in denen die Gefahr sich plötzlich bildender metertiefer, brunnenartiger Löcher besteht. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben die notdürftig mit Schutt gefüllt worden sind. Sie können sich nach starkem Regen öffnen, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Diese Löcher haben meist einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Metern. In der Vergangenheit hat sich ein Marnière in der Nähe der Kirche geöffnet.[2]

Boisney ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (b). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.

Geschichte

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Boisney lag an der Römerstraße von Breviodurum (Brionne) nach Noviomagus Lexoviorum (Lisieux).[3] Die Straße verlief am Nordrand des heutigen Gemeindegebiets durch den Weiler Chemin-Chaussé.[4][5]

Der Name Boisney stammt aus gallo-römischer Zeit: Botiniacum bedeutet ‚Ort des Boto‘ (beziehungsweise Botinus), wobei Boto ein germanischer Name war und Botinus die lateinische Version desselben. -acum ist ein keltisches Suffix. Der Name Boincourt eines Weilers der Nachbargemeinde Nassandres sur Risle (vormals: Carsix) ist dem gleichen Vornamen zugeordnet, was, wegen der Endung des Ortsnamens auf -court, eine Datierung der Bezeichnung der Dörfer auf das 6. Jahrhundert nahelegt.[6]

In einer Urkunde von 1142 wird die Gemeinde Boeneium genannt, in einer Urkunde von 1196 von Robert II. de Meulan Boenei.[7] 1223 vererbte ein Mann namens Jean Boesnay ein Drittel seines Besitzes der Abtei Le Bec.[8]

 
Kirche und Kriegerdenkmal
 
Abklatsch der Grabplatte Jeanne de Tillys von 1861

Boisney war das Lehen der Seigneurs de Thibouville. Die letzte Erbin der Familie de Thibouville war Jeanne de Thibouville (* um 1400). Sie heiratete Jean de Tilly, Baron de Treillières,[9] und brachte damit Boisney in die Familie Tilly ein. Ihre Tochter brachte es in die Familie Ferrières ein. Um 1507 fiel das Lehen durch Heirat an Antoine d’Arces († 1517). 1604 fiel es wieder durch Heirat an Eustache de Conflans, dessen Enkel, der letzte der Conflans, 1690 verstarb. Die Kastellanei, zu der Boisney gehörte, wurde an Henri Lambert verkauft, der 1673 zum Marquis ernannt wurde.[10]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Boisney im August 1944 von der 2nd Canadian Division befreit.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Die romanische Kirche Saint-Aubin, die dem hl. Aubin von Angers (468/469–550) geweiht ist, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist seit 1862 als Monument historique klassifiziert[12] und wurde im 19. Jahrhundert restauriert. In der Kirche befinden sich zwei gleichfalls als Monument historique eingestufte Grabplatten aus dem 15. Jahrhundert. Die Grabplatte von Robert de Flocques, Vogt von Évreux, der 1441 Évreux von den Engländern unter Heinrich VI. befreite und 1461 starb, und von Jeanne de Tilly,[13] der Witwe von Jean de Ferrières, die 1495 starb. Sie war die Tochter von Jeanne de Thibouville. Beide Grabplatten stammen aus der Abtei Le Bec.[14] Vor der Kirche stehen zwei riesige uralte Eiben. Die Eiben, die Kirche und die Mauer um den Friedhof sind außerdem als Site classé (‚Natur- und Kulturdenkmal‘) eingestuft.[15]

Boisney gehört zur römisch-katholischen Gemeinschaft Communauté de PlasnesSaint Léger de Rôtes, die Teil der Pfarrei Notre Dame de Charentonne des Bistums Évreux ist.[16]

Einwohnerentwicklung

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Die meisten Einwohner (Boisneyens) hatte Boisney 1821. Dann sank die Zahl der Einwohner kontinuierlich bis 1931. Obwohl die Zahl der Einwohner sich bis 1999 etwas erholte, wurde auch dann nicht mehr als ein Drittel der Einwohnerzahlen von 1821 erreicht.

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2016
Einwohner 210 241 249 242 276 301 280 285
Quellen: Cassini und INSEE

Wirtschaft

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Wichtige Erwerbszweige der Boisneyens sind Obstbau, die Zucht von Hausrindern und Hausschafen[17] und Gastgewerbe. Auf dem Gemeindegebiet gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für Calvados und Pommeau (Pommeau de Normandie) sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).[17]

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Commons: Boisney – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Le village de Boisney. In: Info-Mairie.com. Abgerufen am 17. März 2024 (französisch).
  2. Préfecture von Eure: Communes et structures intercommunales. Liste der Gemeinde von Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. April 2013; abgerufen am 10. September 2022 (französisch).
  3. VR17 (französisch)
  4. Dominique Cliquet: L’Eure. 27. In: Michel Provost, Academie des inscriptions et belles-lettres, Ministere de la culture (Hrsg.): Carte Archéologique de la Gaule. Fondation Maison des Sciences de l’Homme, Paris 1993, ISBN 2-87754-018-9, Kap. 152, S. 99 (französisch).
  5. Léon Coutil (1856–1943): Archéologique gauloise. Canton de Brionne. In: Société libre d’agriculture, sciences, arts et belles-lettres de l’Eure (Hrsg.): Recueil de la Société d’agriculture, sciences, arts et belles-lettres du département de l’Eure (= 7. Band 3). Paul Hérissey, Évreux 1915, S. 242 (französisch, online).
  6. Canton de Brionne (französisch)
  7. Ernest Poret Blosseville (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. Dictionnaire topographique du département de l’Eure : comprenant les noms de lieu anciens et modernes. Impr. Nationale, Paris 1877, S. 24 (französisch, auf Gallica).
  8. Auguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Société d’agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. Hrsg.: Léopold Delisle, Louis Paulin Passy. Hérissey, Évreux 1862, S. 354 (französisch, in Google Books).
  9. Léon Le Métayer-Masselin: Collection de dalles tumulaires de la Normandie. reproduites par la photographie, d’après les estampages exécutés. Rollin, Paris 1861, S. 24–30 (französisch, online).
  10. Anatole Caresme Charpillon: Dictionnaire historique de toutes les communes du département de l’Eure: histoire, géographie, statistique. Delcroix, Les Andelys 1868, S. 394 f. (französisch, in Google Books).
  11. Raymond Ruffin: Le Prix de la Liberté. Juin – août 44. Presses de la Cité, 1995, ISBN 2-258-03893-6, S. 266.
  12. Eintrag Nr. 27074 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  13. Les Communes de l’Eure et leurs églises (französisch)
  14. Eintrag Nr. 27074 in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  15. Préfecture Eure: Liste des communes du département de l'Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Dezember 2011; abgerufen am 10. September 2022 (französisch).
  16. Diocèse d’Évreux: Notre Dame de Charentonne. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Januar 2018; abgerufen am 10. September 2022 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/evreux.catholique.fr
  17. a b Boisney auf aoc-igp.fr in Französisch, abgerufen am 16. März 2015.