Bortshausen
Bortshausen ist ein Stadtteil der mittelhessischen Universitätsstadt Marburg. Mit einer Einwohnerzahl von weniger als 300 ist Bortshausen einer der kleinsten Stadtteile Marburgs.
Bortshausen Stadt Marburg
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Koordinaten: | 50° 45′ N, 8° 47′ O |
Höhe: | 200 (200–220) m ü. NHN |
Fläche: | 2,12 km²[1] |
Einwohner: | 234 (31. Dez. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 110 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Cappel |
Postleitzahl: | 35043 |
Vorwahl: | 06421 |
Lage von Bortshausen in Marburg
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Bortshausen von Süden
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Geografische Lage
BearbeitenBortshausen liegt in der Bortshäuser Mulde, einer Senke, die die Niederlahnberge im Süden von den hohen Lahnbergen im Norden trennt den nordwestlichen Nachbarort Ronhausen am Rande des Lahntals mit dem südöstlich gelegenen Ebsdorf im Südwestteil des Amöneburger Beckens (Ebsdorfer Grund) verbindet. Das Dorf liegt am Fuße des Frauenbergs (379 m) im Norden, dessen bewaldete Hänge bis vor das Dorf nebst Südostabdachung Balderscheid allerdings auf der Gemarkung Cappels liegen; auf Ronhäuser Gemarkung liegt der Ulrichsberg (290,5 m) südsüdöstlich des Dorfes.[3] Die lößhaltigen Äcker liegen vor allem südwestlich des Dorfes sowie der Straße Ronhausen–Ebsdorf und westlich des Ulrichsbergs.[3]
In Richtung Ronhausen zur Lahn fließt der Hilgerbach (Bortshäuser Bach), die Wasserscheide zur Zwester Ohm im Ebsdorfer Grund liegt an der früheren Bahntrasse Cappel–Dreihausen, heute Radweg, auf nur 241 m über NHN und bildet den mit Abstand niedrigsten Pass über die Lahnberge.
Nordöstlicher Nachbarort ist Beltershausen nebst Frauenberg, allerdings durch die Cappeler Gemarkung der Waldhänge getrennt. Südwestlicher Nachbarort ist Wolfshausen, zu dem, ähnlich wie zu Beltershausen, nur steile Waldwege und keine direkte Straße führen.
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDie älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Bortshausen erfolgte unter dem Namen Bureshusum um das Jahr 1130.[4] Die Evangelische Chorturmkirche aus dem 13./14. Jahrhundert ist spätromanisch. Der Turm wurde 1432 um ein Fachwerkgeschoss erhöht, das erhalten ist. 1894 ließ Wilhelm Spahr das Schiff westlich erweitern, neugotische Fenster einbauen und das Turmobergeschoss mit Fachwerkimitation aus Brettern verkleiden. Das Obergeschoss wurde 1998 verschiefert.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Am 31. Dezember 1971 wurde der bis dahin selbständige Gemeinde im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Gemeinde Cappel eingemeindet.[5] Cappel kam am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz zu Marburg, wo Bortshausen einen eigenen Stadtteil bildet.[6][7] Für den Stadtteil Bortshausen wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[8]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Bortshausen angehört(e):[4][9]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Marburg
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg[10]
- ab 1592: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Kirchhain
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kirchhain
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kirchhain
- 1807–1813: Königreich Westphalen,[Anm. 2] Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Ebsdorf
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen,[Anm. 3] Amt Kirchhain[11]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[12][Anm. 4]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Königreich Preußen,[Anm. 5] Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Kreis Marburg
- ab 1945: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 6] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1946: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg, Gemeinde Cappel
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Marburg
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Marburg
Gerichte seit 1821
BearbeitenMit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Bortshausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[13] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[14][15] Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerstruktur 2011
BearbeitenNach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bortshausen 228 Einwohner. Darunter waren 6 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 33 Einwohner unter 18 Jahren, 99 zwischen 18 und 49, 42 zwischen 50 und 64 und 54 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 99 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 24 Paare ohne Kinder und 33 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 63 Haushaltungen leben keine Senioren.[16]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenQuelle: Historisches Ortslexikon[4] | |
• 1502: | 4 Hausgesesse |
• 1577: | 10 Hausgesesse |
• 1630: | 8 Hausgesesse (1 dreispännige, 3 zweispännige Ackerleute, 4 Einläuftige) |
• 1681: | 12 hausgesessene Mannschaften |
• 1838: | Familien: 13 nutzungsberechtigte, 6 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 2 Beisassen |
Bortshausen: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1747 | 91 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 109 | |||
1840 | 126 | |||
1846 | 133 | |||
1852 | 134 | |||
1858 | 135 | |||
1864 | 139 | |||
1871 | 130 | |||
1875 | 129 | |||
1885 | 126 | |||
1895 | 131 | |||
1905 | 148 | |||
1910 | 158 | |||
1925 | 149 | |||
1939 | 167 | |||
1946 | 228 | |||
1950 | 248 | |||
1956 | 189 | |||
1961 | 174 | |||
1967 | 228 | |||
1977 | ? | |||
1987 | 231 | |||
1991 | 232 | |||
1995 | 223 | |||
2000 | 263 | |||
2005 | 282 | |||
2010 | 277 | |||
2011 | 228 | |||
2015 | 243 | |||
2019 | 234 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[4]; Stadt Marburg:1987–1998[17], 1999–2003[18], 2005–2010[19],2011–2015[20], 2019:[2]; Zensus 2011[16] |
Historische Religionszugehörigkeit
BearbeitenQuelle: Historisches Ortslexikon[4] | |
• 1861: | 137 evangelisch-lutherische, ein evangelisch-reformierter Einwohner |
• 1885: | 126 evangelische (= 100 %) |
• 1961: | 159 evangelische (= 91,38 %), 15 katholische (= 8,62 %) Einwohner |
• 1987: | 195 evangelische (= 84,4 %), 10 katholische (= 4,3 %) Einwohner[17] |
Historische Erwerbstätigkeit
BearbeitenQuelle: Historisches Ortslexikon[4] | |
• 1747: | Erwerbspersonen: 3 Leineweber, 1 Zimmermann, 1 Schmied, 1 Wagner, 1 Schneider, 1 Branntweinbrenner, 1 Tagelöhner. |
• 1838: | Familien: 13 Ackerbau, 6 Gewerbe, 2 Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 51 Land- und Forstwirtschaft, 36 Produzierendes Gewerbe, 12 Handel und Verkehr, 8 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Politik
BearbeitenOrtsbeirat
BearbeitenFür den Stadtteil Bortshausen besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Bortshausen.[8] Für die Sitzverteilung siehe die nebenstehende Grafik.[21] Der Ortsbeirat wählte Bernhard Zieske zum Ortsvorsteher.[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
BearbeitenVereine
Bearbeiten- FSV Borts-/Ronhausen – Der Fußballverein spielt in der Kreisliga B-II
- Freiwillige Feuerwehr
- Jugendclub Linus
Film
Bearbeiten- In dem Film Keinohrhasen wird Bortshausen als der Ort genannt, an dem die Hauptfiguren Ludo Decker (Til Schweiger) und Anna Gotzlowski (Nora Tschirner) aufgewachsen sind.
Literatur
Bearbeiten- Hans Menche / Bernd Zieske (Zusammenstellung): Bortshausen. Ein Dorf am Fuße des Frauenberges, Rathaus-Verlag. Marburg 2021, ISBN 978-3-942487-16-0.
- Literatur über Bortshausen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Bortshausen. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
Bearbeiten- Stadtteil Bortshausen. In: Webauftritt. Stadt Marburg
- Bortshausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Napoleonische Kriege.
- ↑ Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
- ↑ Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung
- ↑ Infolge des Deutschen Krieges.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
Einzelnachweise
- ↑ Marburger Zahlen von 2009-2010 In: Website der Stadt Marburg (pdf; S. 4)
- ↑ a b Haushalt 2021. (PDF; 6,6 MB) Einwohnerzahlen von 2019. Stadt Marburg, S. 7, abgerufen im Juli 2021.
- ↑ a b Geologieviewer des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (Hinweise)
- ↑ a b c d e f Bortshausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. Februar 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 2, S. 47, Punkt 50 Abs. 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 387 und 403 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b Hauptsatzung. (PDF; 161 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im Juli 2021.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag des Waisenhauses, Kassel 1818, S. 115 f. (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- ↑ Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. Verlag des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts, Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- ↑ Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020; abgerufen im Juli 2021.
- ↑ a b Einwohnerzahlen von 1995 bis 1998. (PDF; 3,7 MB) Stadt Marburg, S. 9 ff, abgerufen im Januar 2019.
- ↑ Einwohnerzahlen von 1999 bis 2003. (PDF; 7,75 MB) Stadt Marburg, S. 8 ff, abgerufen im Januar 2019.
- ↑ Einwohnerzahlen von 2005 bis 2010. (PDF; 1,13 MB) Stadt Marburg, S. 10 ff, abgerufen im Januar 2019.
- ↑ Einwohnerzahlen von 2011 bis 2016. (PDF; 46 kB) Stadt Marburg, S. 4 ff, abgerufen im Januar 2019.
- ↑ Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2021 in Bortshausen In: votemanager-gi.ekom21cdn.de
- ↑ Ortsbeirat Bortshausen. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im September 2023.