Botschaft der Republik Indien (Bonn)
Die Botschaft der Republik Indien in der Bundesrepublik Deutschland hatte von 1951 bis 1999 ihren Sitz in Bonn, mit einer Außenstelle bis 2002. Die ehemaligen Kanzleigebäude der Botschaft, zwei denkmalgeschützte Villen[1] aus den Jahren 1911 und 1912, befinden sich im Ortsteil Gronau an der Willy-Brandt-Allee (Bundesstraße 9; Hausnummern 16/18[2]).
Geschichte
BearbeitenIndien gehörte zu den elf Staaten, die bereits seit dem 15. Dezember 1949 mit einer diplomatischen Mission für die Bundesrepublik Deutschland bei der Alliierten Hohen Kommission am Regierungssitz Bonn akkreditiert waren.[3] Die Vertretung unterstand zunächst der ursprünglich beim Alliierten Kontrollrat akkreditierten indischen Militärmission in Berlin und wurde von dem Leiter dieser Mission, dem General Khub Chand, geführt.[4] Spätestens nachdem Indien am 1. Januar 1951 als erstes Land den Kriegszustand mit Deutschland beendet und Indien diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik aufgenommen hatte, wurde die Mission nach Bonn verlegt. Die Kanzlei der Mission ließ sich in der Villa Koblenzer Straße 262 (heute Willy-Brandt-Allee 16) am Rande des neuen Parlaments- und Regierungsviertels nieder.[5][6] Im November 1951[7] erhielt die Mission den Status einer Botschaft.[8] Als Residenz der Botschaft, Wohnsitz des Botschafters, diente von Beginn an die Villa Rondorfer Straße 9 im Kölner Stadtteil Marienburg.[9] Bis Anfang der 1960er-Jahre (spätestens 1961[10]) wurde die Kanzlei auf die Nachbarvilla Koblenzer Straße 264 (heute Willy-Brandt-Allee 18), erbaut nach einem Entwurf des Bad Godesberger Architekten Willy Maß, ausgeweitet. Die Büros des indischen Militär- und Marineattachés sowie des Kulturattachés waren zeitweise (Stand: 1958–1960[11][12]) in der unweit gelegenen Doppelvilla Heussallee 18/20 beheimatet, die Kulturabteilung (Stand: 1966[13]) im Ortsteil Südstadt (Reuterstraße 187). 1969 wurde die Residenz der Botschaft von Köln-Marienburg in den Bad Godesberger Ortsteil Schweinheim (Belderbuschstraße 1) verlegt[14], 1974/75 innerhalb desselben Ortsteils in die Villa Marienforst[15]. Im März 1982 erwarb Indien das Kanzleigebäude Adenauerallee 262 (heute Willy-Brandt-Allee 16).[16][17] Sämtliche Abteilungen der Botschaft außer der Kanzlei waren in den 1990er-Jahren außerhalb des Kanzleigebäudes im Ortsteil Gronau (Baunscheidtstraße 7) ansässig.[18][19]
Im Zuge der Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin (1999) zog die indische Botschaft im Oktober 1999 dorthin um (→ Indische Botschaft in Berlin). In Bonn wurde zunächst im Gebäude Willy-Brandt-Allee 16 (Ecke Rheinweg) eine Außenstelle der Botschaft einschließlich der Konsularabteilung – einer von drei konsularischen Stellen Indiens in Deutschland neben der Botschaft in Berlin[20] – belassen, deren Konsularbezirk die Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen umfasste[21][22]. Die Außenstelle gab zuletzt jährlich etwa 33.000 Visa – 50 % der Visa für deutsche Indien-Touristen – und über 800 Pässe aus, wobei sie als eine von seinerzeit nur 21 indischen Vertretungen weltweit einen Profit erwirtschaftete. Im Mai 2002 wurde die Konsularabteilung der Außenstelle geschlossen und stattdessen der Konsularbezirk des indischen Generalkonsulats in Frankfurt am Main um Nordrhein-Westfalen erweitert und Bayern dem Konsularbezirk des neu eröffneten Generalkonsulats in München hinzugefügt wurde.[23][16][24][25][26] Im April 2005 schrieb die indische Regierung das ehemalige Botschaftsgebäude in Bonn zum Verkauf aus. Die Schließung der Außenstelle und der Verkauf des Gebäudes stießen in der indischen Gemeinschaft aufgrund der hohen Anzahl indischer Staatsbürger in Nordrhein-Westfalen auf Widerstand, der auch in einer Unterschriftenaktion mündete.[17][27][28] Auf die frühere Nutzung des Gebäudes durch die Botschaft weisen noch Stuckarbeiten mit indischen Motiven und Ornamenten an seiner rheinwärts gelegenen Außenfassade hin.
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Denkmalliste der Stadt Bonn (Stand: 15. Januar 2021), Nummern A 319 und A 250
- ↑ bis 1967 Koblenzer Straße 262/264, 1967–1999 Adenauerallee 262/264
- ↑ Helmut Vogt: Ausländische Missionen in Bonn. In: Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-70139-8, S. 156–160.
- ↑ Johannes H. Voigt: Die Indienpolitik der DDR: von den Anfängen bis zur Anerkennung (1952–1972). In: Stuttgarter historische Forschungen, Band 5, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2008, ISBN 978-3-412-18106-2, S. 6.
- ↑ Der Leitfaden Für Presse und Werbung, Band 4, W. Stamm, 1951, S. 427.
- ↑ Diplomatische und sonstige amtliche ausländische Missionen sowie Vertretungen internationaler Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: 1. März 1954). In: Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, 1954, S. 382 ff.
- ↑ Joachim Heidrich: DDR–Indien: Partner auf Zeit : Erfahrungen und Einsichten. In: Die DDR und die Dritte Welt, Band 4, Lit, 1998, ISBN 978-3-8258-3219-3, S. 25, 73.
- ↑ Tobias C. Bringmann: Handbuch der Diplomatie 1815–1963: auswärtige Missionschefs in Deutschland und deutsche Missionschefs im Ausland von Metternich bis Adenauer, Saur, München 2001, ISBN 978-3-598-11431-1, S. 226.
- ↑ Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, 1952, S. 1078.
- ↑ Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung, Stamm-Verlag, 1961, S. x.
- ↑ Annual directory through press and advertising (Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung), Band 11, Stamm-Verlag, 1958, S. 685
- ↑ Jahrbuch für auswärtige Politik, A. Gross, 1960, S. 164
- ↑ Liste der diplomatischen Missionen und Handelsvertretungen ausländischer Staaten in der Bundesrepublik Deutschland] (Stand: 1. Februar 1966). In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1966 Nr. 27, S. 872, Anlage 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
- ↑ Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste des diplomatischen Korps in Bonn (Stand: Juni 1969, Dezember 1969)
- ↑ Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen und anderen Vertretungen in Bonn (Stand: September 1974, Juni 1975)
- ↑ a b Property Management by Ministry of External Affairs ( vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive), Comptroller and Auditor General of India, Report No. 17 of 2015, S. 15
- ↑ a b NRIs fume over embassy building sale in Bonn, The Times of India, 10. Juni 2005
- ↑ Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen in der Bundesrepublik Deutschland, Stand: März 1992
- ↑ Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung, Stamm Verlag GMBH, 1998, S. 251.
- ↑ India Handbook, Trade & Travel Publications, 2002, S. 37.
- ↑ Consular Services ( vom 20. August 2000 im Internet Archive), Embassy of India – Berlin, Germany
- ↑ Consular Services ( vom 6. Februar 2002 im Internet Archive), Embassy of India – Berlin, Germany
- ↑ Indische IT-Experten suchen nicht nur gut bezahlte Jobs, Der Tagesspiegel, 1. September 2000
- ↑ Diplomatische Missionen und konsularische Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland, Stand: September 2002 (Bundesanzeiger Verlag, ISSN 1616-9468)
- ↑ Bek. d. Ministerpräsidenten v. 16.4.2002 – III.3-02.01-1/02: Generalkonsulat der Republik Indien, Frankfurt/Main, Ministerialblatt (MBl. NRW.) – Ausgabe 2002 Nr. 31 vom 14. Juni 2002, S. 556
- ↑ Consulate General of India – Munich, Germany abgefragt am 3. November 2015
- ↑ Protest against shifting of Indian Embassy ( des vom 22. April 2014 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , The Hindu, 24. Dezember 2000
- ↑ Inder protestieren gegen Verlegung der Konsularabteilung, General-Anzeiger, 18. Dezember 2000
Koordinaten: 50° 43′ 0,8″ N, 7° 7′ 10,4″ O