Die Brückenbrüder (franz. Frères pontifes, lateinisch Fratres pontifices) sollen eine mittelalterliche religiöse Bruderschaft gewesen sein, die hauptsächlich in Südfrankreich beheimatet war.

Nach der angeblichen Überlieferung sei der Orden im 12. Jahrhundert entstanden. Seine Gründung wird dem legendären Heiligen Bénézet zugeschrieben, der heute noch als Brückenheiliger und Stadtpatron in Avignon verehrt wird, wo er den Bau der berühmten Rhone-Brücke begonnen habe. Der Orden habe sich insbesondere mit dem Bau und dem Unterhalt von Brücken, Fähren, Straßen und Hospizen für Reisende und Wallfahrer beschäftigt. Unter anderem habe er Brücken in Bonpas, Lourmarin, Mallemort und Mirabeau geschaffen. 1189 soll eine Bestätigung des Ordens durch Papst Clemens III. erfolgt sein. Er sei gegliedert gewesen in Ritter, Mönche und Arbeiter, die ohne Klausur und Gelübde unter Führung von Großmeistern lebten. Die Brüder hätten sich weiß gekleidet. Ihr Kennzeichen sei ein Spitzhammer auf der Brust gewesen. Der Orden sei zu großem Reichtum und Wohlstand gelangt. Im 15. Jahrhundert sei er schließlich von Papst Pius II. aufgehoben worden.

 
Die Pont Saint-Bénézet vom Palais des Papes aus gesehen

Die Pont St. Bénézet in Avignon, erbaut von 1177 bis 1185, gilt als eine der ersten Brücken des Ordens. Mit rund 900 Meter Länge war sie die größte europäische Brücke ihrer Zeit.

Literatur zur Sage

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  • Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1, Leipzig 1911, S. 275
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3, Leipzig 1905, S. 485
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Geschichte

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Historiker sind heute der Auffassung, dass ein Orden in der überlieferten Art nie existiert habe. Es gibt keine historische Quellen für die Existenz des Ordens und auch keine Anhaltspunkte für irgendeine der zahlreichen Brücken, die der Orden gebaut haben soll.

Es ist nicht glaubhaft, dass ein 12-jähriger Junge mit irgendwelchen Gefolgsleuten ohne Vorkenntnisse eine rund 900 m lange steinerne Brücke gebaut haben soll, in einer Zeit, in der es für solch große und schwierige Bauvorhaben keinerlei Tradition mehr gab und jede Art handwerklicher Tätigkeit streng reglementiert war.

Die für solche Bauvorhaben erforderlichen finanziellen Mittel konnten damals, als es weder Geldscheine noch Banken und schon gar kein Buchgeld gab, praktisch nur durch Spenden und Almosen, später auch durch Ablassbriefe aufgebracht werden. Dazu bedurfte es der Initiative interessierter Personen, also oft der maßgebenden Handelsherren der Stadt, die sich zu einer „confrèrie“ zusammentaten (was sich modern wohl mit Interessengemeinschaft oder einem gemeinnützigen Verein übersetzen ließe), um über die lange Bauzeit hinweg das erforderliche Geld einzusammeln. Mit einem religiösen Orden oder einer klösterlichen Gemeinschaft hatte das nichts zu tun. Wohl wurden immer wieder Klöster beauftragt, die Mittelverwendung zu kontrollieren, als eine der wenigen Institutionen, die dazu überhaupt in der Lage waren. Die eigentlichen Bauarbeiten wurden von Fachleuten ausgeführt, die keinem Orden angehörten.

Der Titel „Pontifex Avenione / Pontife d'Avigon“ tauchte erstmals 1665 auf. Lebendig ausgestaltet wurde der Mythos von François-René de Chateaubriand (1768–1848). Eugène Viollet-le-Duc (1814–1879) hat wohl dazu beigetragen, in der Zeit der Romantik haben andere den Orden in ganz Europa bis nach Schweden und Großbritannien tätig werden lassen (obwohl es keinerlei Berichte von dieser umfangreichen Tätigkeit gegeben hat).

Die „Frères Pontifes“ sind ein Mythos.[1][2]

Das erstaunlichste an ihm ist die Tatsache, dass er seinen Weg bis in den Brockhaus und in Meyers Konversations-Lexikon gefunden hat.

Einzelnachweise

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  1. Jean Mesqui: Le Pont en France avant le temps des ingénieurs. Picard, Paris 1986, ISBN 2-7084-0322-2, S. 30–35
  2. Alain Girard: Ouverture du Pont Saint-Esprit. (Digitalisat auf Archives de France)