Brachiosauridae

Familie der Ordnung Echsenbeckensaurier (Saurischia)

Die Brachiosauridae waren eine Gruppe von sauropoden Dinosauriern. Sie lebten vom Oberjura bis zur Unterkreide[2]. Ihre Fossilien wurden vor allem in Nordamerika, Afrika und Europa gefunden.

Brachiosauridae

Giraffatitan brancai (Syn. Brachiosaurus brancai) im Berliner Naturkundemuseum.

Zeitliches Auftreten
Oberjura bis Unterkreide (Kimmeridgium bis mittleres Albium)[1]
157,3 bis 107,5 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Ornithodira
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropodomorpha
Sauropoden (Sauropoda)
Brachiosauridae
Wissenschaftlicher Name
Brachiosauridae
Riggs, 1904

Im Unterschied zu anderen Sauropoden zeichnet sich diese Gruppe durch ungewöhnlich lange Vorderbeine aus, die gleich lang oder sogar länger als die Hinterbeine waren. Dieser Bauplan führte zu einem giraffenartigen Erscheinungsbild. Das Taxon Brachiosauridae wurde bereits 1904 von Elmer Riggs aufgestellt – damit gehört diese Gruppe zu den ersten beschriebenen Sauropodengruppen.[3] Die Brachiosauridae gilt als eine ursprüngliche Gruppe der Macronaria; andere Vertreter der Macronaria waren beispielsweise Camarasaurus, Euhelopus und die Titanosauria. Heute zählen die Brachiosauriden zu den am besten wissenschaftlich untersuchten Sauropoden.[3]

Merkmale

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Allgemeines

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Die Brachiosauridae zeigt einen Körperbau, wie er für ursprüngliche Vertreter der Macronaria typisch ist: So sind die Gliedmaßen relativ schlank und im Verhältnis zum Rumpf lang, was zu einer erhöhten Schrittweite führte. Die Vorderbeine waren im Verhältnis zu den Hinterbeinen länger als bei anderen Sauropoden – obwohl dieses Merkmal bei den Brachiosauriden am stärksten ausgeprägt ist, zeigt es sich auch bei Euhelopus. Während die Vorderbeine lang waren, war der Beckengürtel verkleinert: Dies weist darauf hin, dass der Antrieb zur Fortbewegung hauptsächlich von den Vorderbeinen ausging, und nicht von den Hinterbeinen, wie bei anderen Sauropoden. Die Hinterbeine standen nicht genau senkrecht unter dem Körper, sondern waren leicht nach außen gespreizt – dieses Merkmal war bei den fortgeschritteneren Titanosauria jedoch wesentlich deutlicher ausgeprägt.[4]

Die größten relativ vollständigen Skelette sind die Typusexemplare von Brachiosaurus altithorax und Giraffatitan brancai (früher Brachiosaurus brancai); beide Skelette zeigen nur geringfügige Unterschiede in der Größe. Taylor (2009) schätzt das Gewicht des Brachiosaurus-Exemplars auf 28,7 Tonnen und das des Giraffatitan-Exemplars auf 23,3 Tonnen, während Paul (1988) 35 Tonnen für das Brachiosaurus-Exemplar und 31,5 Tonnen für das Giraffatitan-Exemplar angibt. Diese Unterschiede des Gewichts zwischen beiden Skeletten lassen sich auf unterschiedliche Körperproportionen zurückführen: So wies Brachiosaurus einen längeren Rumpf sowie einen längeren und dickeren Schwanz als Giraffatitan auf.[5]

Andere Funde weisen darauf hin, dass Brachiosauriden deutlich größer werden konnten. So ist ein zu Giraffatitan gehörendes Wadenbein (Fibula) 13 % größer als der entsprechende Knochen beim Typusexemplar.[5] Das Typusexemplar von Brachiosaurus gehörte derweil vermutlich zu einem noch nicht erwachsenen Individuum, was darauf hinweist, dass auch diese Gattung deutlich größer werden konnte.[5] Der größte Brachiosauride könnte Sauroposeidon gewesen sein, welcher lediglich durch eine Serie aus vier sehr langen Halswirbeln bekannt ist. Geht man davon aus, dass diese Gattung denselben Körperbau wie Brachiosaurus zeigte, hätte Sauroposeidon eine Länge von 28 Metern und ein Gewicht von bis zu 50 Tonnen gehabt. Die Schulterhöhe dieser Gattung hätte 6 bis 7 Meter betragen; der 11 bis 12 Meter lange Hals hätte in Höhen von bis zu 18 Metern reichen können.[6]

Bisherige Funde stammen aus dem Oberjura und der Unterkreide (Kimmeridgium bis mittleres Albium[1]). In Mexiko entdeckte Schwanzwirbel weisen jedoch darauf hin, dass diese Gruppe noch während der Oberkreide im späten Campanium existierte.[7]

Systematik

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Die Brachiosauridae waren ursprüngliche Macronaria. Von den meisten Autoren, wie etwa Upurch und Kollegen (2004), wird die Barchisauridae als Schwestertaxon der Titanosauria dargestellt. Diese werden zur Titanosauriformes zusammengefasst. Zusammen mit der Camarasauridae bilden sie die Macronaria.[8] Wilson (2002) fasst die Gattung Euhelopus und die Titanosauria zur Somphospondyli zusammen und hält dieses Taxon als Schwestertaxon der Brachiosauridae.[9]

Das folgende Kladogramm veranschaulicht die Theorie von Upurch und Kollegen (2004):[8]

  Macronaria 

 Camarasauridae


  Titanosauriformes 

 Brachiosauridae


   

 Titanosauria




Literatur

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  • Elmer S. Riggs: Structure and relationships of opisthocoelian dinosaurs, part II: The Brachiosauridae. In: Field Columbian Museum. Publication. Geological Series. Bd. 2, Nr. 6, 1904, ISSN 0097-3637, S. 229–247.
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Commons: Brachiosauridae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Gregory S. Paul: The Princeton Field Guide To Dinosaurs (Memento vom 13. Juli 2015 im Internet Archive), 2010, ISBN 978-0-691-13720-9, S. 124.
  2. taxonsearch.org: Taxon Brachiosauridae (Memento vom 27. Januar 2008 im Internet Archive)
  3. a b Hai-Lu You, Da-Qing Li: The first well-preserved Early Cretaceous brachiosaurid dinosaur in Asia. In: Proceedings of the Royal Society. Series B: Biological Sciences. Bd. 276, Nr. 1675, 2009, ISSN 0080-4649, S. 4077–4082, doi:10.1098/rspb.2009.1278.
  4. Matthew T. Carrano: The Evolution of Sauropod Locomotion: morphological diversity of a secondarily quadrupedal radiation. In: Kristina Curry A. Rogers, Jeffrey A. Wilson: The Sauropods. Evolution and Paleobiology. University of California Press, Berkeley, Cal. u. a. 2005, ISBN 0-520-24623-3, S. 229–251.
  5. a b c Michael P. Taylor: A Re-Evaluation of Brachiosaurus altithorax Riggs 1903 (Dinosauria, Sauropoda) and Its Generic Separation from Giraffatitan brancai (Janensch 1914). In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 29, Nr. 3, 2009, ISSN 0272-4634, S. 787–806, doi:10.1671/039.029.0309.
  6. Mathew J. Wedel, Richard L. Cifelli: Sauroposeidon: Oklahoma's Native Giant. In: Oklahoma Geology Notes. Bd. 65, Nr. 2, 2005, ISSN 0030-1736, S. 40–57, Digitalisat (PDF; 2,15 MB).
  7. James I. Kirkland, Martha C. Aguillon Martinez, Rivera Hernandez Rivera, Virginia A. Tidwell: A late Campanian brachiosaurid proximal caudal vertebra from Coahuila, Mexico: evidence against a Cretaceous North American sauropod hiatus. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 20, Supplement to Nr. 3 = Abstracts of Papers, Sixtieth Annual Meeting Society of Vertebrate Paleontology, Fiesta Americana Reforma Hotel, Mexico City, Mexico, October 25–28, 2000, 2000, S. 51A–52A.
  8. a b Paul Upchurch, Paul M. Barrett, Peter Dodson: Sauropoda. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2nd edition. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 259–324.
  9. Jeffrey A. Wilson: Sauropod dinosaur phylogeny: critique and cladistic analysis. In: Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 136, Nr. 2, 2002, ISSN 0024-4082, S. 215–275, doi:10.1046/j.1096-3642.2002.00029.x.