BrewDog

Brauerei in Ellon, Aberdeenshire, Schottland

BrewDog ist eine Brauereigruppe und ein Betrieb der Systemgastronomie; der Sitz der Konzernzentrale befindet sich in Ellon, Aberdeenshire, Schottland. Mit 800.180 Hektoliter Ausstoß im Jahr 2020[2] beschreibt sich BrewDog als „#1 Craft Brewer in Europe“[1].

BrewDog
Rechtsform plc
Gründung 2007
Sitz Ellon, Vereinigtes Königreich
Mitarbeiterzahl 1.600 (2020)[1]
Branche Bier
Website www.brewdog.co.uk
India Pale Ale von Brewdog

Geschichte

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Brewdog wurde 2007 durch die beiden Freunde James Watt und Martin Dickie in Fraserburgh gegründet. Das erste Bier wurde im April 2007 produziert. Brewdog behauptet, die größte unabhängige Brauerei Schottlands zu sein. Sie produziert 400.000 Flaschen pro Monat[3] für den Export in die ganze Welt. Der Gesamtausstoß betrug im Geschäftsjahr 2016 214.000 hl.[4] Weitere Brauereien befinden sich in Columbus, Vereinigte Staaten[5], Berlin[6] sowie Brisbane, Australien.

Brewdog finanziert sein Wachstum nicht mit herkömmlichen Bankkrediten, sondern mit dem Beteiligungsmodell „Equity for Punks“, eine Art Crowdfunding. In den ersten fünf Runden wurden fast 67 Millionen Pfund von 95.000 Personen eingesammelt. Die in San Francisco beheimatete TSG Consumer Partners haben einen Anteil von 22 % am BrewDog-Kapital.[7]

Gaststätten

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Im Oktober 2010 eröffnete Brewdog ihre erste eigene Bier-Bar in Aberdeen mit der Bezeichnung BrewDog Aberdeen.[8] Seitdem werden weltweit Brewdog-Bars eröffnet und betrieben. 2021 sind es mehr als 60 im Vereinigten Königreich, 6 in den USA und weitere 21 weltweit. So unter anderem auch in Barcelona, Helsinki, Florenz, São Paulo, seit Herbst 2016 in Berlin-Mitte und seit Sommer 2019 in Hamburg.[9]

BrewDog GmbH

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Die Gaststätten in Deutschland werden von der BrewDog GmbH betrieben. Die Gesellschaft wurde 2014 in Traitsching gegründet und hat ihren Sitz seit 2016 in Berlin. Sie ist Mitgliedsbrauerei im Brauring, einer Kooperationsgesellschaft privater Brauereien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.[10]

Am 1. Mai 2019 übernahm BrewDog die Großgaststätte mit Brauerei Stone Brewing Berlin auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Mariendorf, heute Marienpark Berlin.[11] Die Eröffnung als DogTap Berlin erfolgte im August 2019 an diesem Standort. Seitdem wird die Brauerei in Berlin zum Hauptstandort für die Produktion für den EU-Markt entwickelt, mit Augenmerk auf bessere logistische Anbindung zu Kontinentaleuropa und das Minimieren von Risiken durch den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs.[2][12]

 
Grauhörnchen mit The End of History in der BrewDog-Bar Camden, London

Brewdog produziert unterschiedliche Biersorten wie Ale, Stout, IPA und Lager. Abgefüllt werden diese in Flaschen und Dosen. Einzelne Abfüllungen werden auch in Keg-Fässern abgefüllt. Die Flaschenbiere werden in Supermärkten in ganz Großbritannien angeboten und außerdem weltweit exportiert. Seit Dezember 2010 ist BrewDog auch in Deutschland offiziell erhältlich. Seit Mai 2017 ist der Alleinimporteur für Deutschland die One Pint GmbH aus Handewitt.[13]

Ende November 2009 führte Brewdog ein Bier namens Tactical Nuclear Penguin mit 32 % Alkoholgehalt ein, welches das stärkste jemals erzeugte Bier sein sollte.[14]

Kurz darauf wurde auch das Sink the Bismarck vorgestellt, das sogar 41 % Alkohol hat.[15]

Mit The End of History wurde die limitierte Edition eines 55%igen Biers geschaffen. Tierschützer protestierten gegen die Abfüllung in ausgestopften Grauhörnchen und Hermelinen.[16]

Im Februar 2016 „open-sourcete“ die Brewdog-Brauerei alle ihre Bierrezepte für die Öffentlichkeit und machte diese damit zu einer Art Free Beer.[17][18]

Aufgrund der Marketingpraktiken und des Umgangs mit Mitarbeitern kommt es seit Jahren wiederholt zu Kritik an Brewdog und dessen Gründern.

„Gaslighting“-Praktiken des Firmengründers

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2021 veröffentlichten mehr als 300 ehemalige Mitarbeitende Brewdogs einen offenen Brief, in dem sie den Gründern James Watt und Martin Dickie „Lügen, Heuchelei und Betrug“ vorwarfen, von denen einige psychische Verletzungen davongetragen hätten.[19] Das Unternehmen verlor daraufhin den Status als B Corporation.[20] Laut BBC-Recherchen aus dem Jahr 2022[21] habe Watt bei Filialbesuchen zum Teil affektiv Angestellte entlassen und Kellnerinnen eingeschüchtert. Diese hätten sich verschiedenenorts gegenseitig geraten, keine ‚aufreizende‘ Kleidung bei seinen Besuchen zu tragen. In mehreren Fällen habe Watts nach Ladenschluss und bei Anwesenheit von Mitarbeitern Geschlechtsverkehr mit alkoholisierten Sexualpartnerinnen gehabt.[19]

Im Mai 2024 gab Watt seinen Rücktritt als CEO bekannt.[22] Er behält seine Unternehmensanteile in Höhe von 21 Prozent und fungiert künftig als strategischer Berater und Mitglied des Board of Directors.[23]

Umgang mit Mitarbeitern und Bewerbern

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Marketingstunts von Brewdog trugen Kritik von Tierschützern und Mitarbeitern ein.[19][24][25] Im Jahr 2019 erhoben verschiedene Designer weltweit den Vorwurf, Brewdog habe ihre Bewerbungsgespräche genutzt, um unbezahlte Werbekonzepte abzuschöpfen. So hätten die Bewerber entsprechende Produktdesigns und Kommunikationsstrategien wie beispielsweise für das alkoholfreie Punk AF eingereicht, um darauffolgend eine Absage zu erhalten. Name und sonstige Entwürfe seien entgegen vorheriger Beschwichtigungen anschließend trotzdem verwendet worden.[26]

2024 entließ das Unternehmen eine Angestellte seiner „Flagship-Filiale“ in London-Waterloo, nachdem sich diese gegen die Ausrichtung eines Treffens der English Defence League (EDL) im Lokal ausgesprochen hatte.[27]

Social- und Greenwashing

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Zur Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar startete Brewdog die Plakatkampagne #KeinSponsor, mit der die Berichte über massive Menschenrechtsverletzungen im Austragungsland aufgegriffen wurden. Dass die Spiele dennoch in den Filialen gezeigt wurden und sonst keine Konsequenzen durch das Unternehmen gezogen, fand öffentliche Kritik.[28]

Im Frühjahr 2024 verkündete das Unternehmen, klimapostiv zu wirtschaften, also mehr CO2e-Emissionen zu binden als auszulösen. Dies sei durch Beiträge zu Aufforstungsprojekten (Klimakompensation) und die Nutzung erneuerbarer Energien erfolgt.[29] Nach Beschwerden des Greenwashings rügte die Advertising Standards Authority (ASA) Brewdog daraufhin zum wiederholten Male wegen irreführender Werbebotschaften, da das Unternehmen in dieser Form auch für die Biersorte Lost Lager warb.[25][30] Brewdog gestand in Folge ein, dass gut die Hälfte der 250.000 mit zum Teil öffentlicher Förderung gepflanzten Bäume im schottischen Kinrara eingegangen seien.[31]

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Einzelnachweise

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  1. a b BrewDog Annual Report & Accounts for the year ending 2020, S. 3, 14. Mai 2021, abgerufen am 3. April 2022 (englisch)
  2. a b BrewDog Annual Report & Accounts for the year ending 2020, S. 51–52, 14. Mai 2021, abgerufen am 3. April 2022 (englisch)
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.digitalnewsroom.co.uk
  4. BrewDog History, auf www.brewdog.co.uk (Memento des Originals vom 23. September 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.brewdog.com, abgerufen am 21. Juli 2017
  5. USA Brewery, auf www.brewdog.com (Memento des Originals vom 11. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.brewdog.com, abgerufen am 6. September 2016
  6. Dogtap Berlin
  7. Rob Davies: 'Punk' beer maker BrewDog sells 22% of firm to private equity house | Food & drink industry. In: theguardian.com. 9. April 2017, abgerufen am 5. Februar 2024 (englisch).
  8. BrewDog Aberdeen. www.brewdog.com, archiviert vom Original am 18. Februar 2016; abgerufen am 18. Februar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.brewdog.com
  9. BrewDog. Abgerufen am 25. April 2021.
  10. Mitgliedsbrauereien. Brauring, abgerufen am 20. Februar 2020.
  11. Sigrid Kneist: Stone Brewing verlässt Berlin: Zapfenstreich für das Craft Beer aus Mariendorf. In: tagesspiegel.de. 8. April 2019, abgerufen am 26. November 2020.
  12. BrewDog Annual Report & Accounts for the year ending 2019, S. 45, 28. August 2020, abgerufen am 3. April 2022 (englisch)
  13. BrewDog Bier wieder in Deutschland erhältlich (Memento vom 15. Juli 2014 im Internet Archive), abgerufen am 4. April 2015
  14. 'World's strongest' beer with 32 % strength launched, BBC News 26. November 2009.
  15. Sink the Bismarck!: Brewery Releases World's Strongest Beer At 41 % ABV auf www.huffingtonpost.com, abgerufen am 4. April 2015
  16. Bier mit 55 Prozent Alkoholgehalt in ausgestopften Eichhörnchen ausgeschenkt. In: nachrichten.at. 24. Juli 2010, abgerufen am 26. November 2020.
  17. BrewDog „open-sources“ its beer recipes (Memento des Originals vom 26. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sbnn.co.uk im Scottish Business News Network (Februar 25, 2016)
  18. BrewDog’s open-source revolution is at the vanguard of postcapitalism von Paul Mason im The Guardian (29. Februar 2016)
  19. a b c Simone Meier: BrewDog: So schamlos terrorisiert der Boss des Punk-Biers seine Leute. In: Watson.ch. 25. Januar 2022, abgerufen am 27. Juni 2024.
  20. As greenwashing soars, some people are questioning B Corp certification. Abgerufen am 27. Juni 2024 (britisches Englisch).
  21. Disclosure, Series 4, The Truth about BrewDog. In: BBC One. 23. Februar 2022, abgerufen am 27. Juni 2024 (britisches Englisch).
  22. Charlotte Holzhäuser: Brewdog: Brauerei-Chef legt Posten nieder. In: Lebensmittel Zeitung. 13. Mai 2024, abgerufen am 27. Juni 2024.
  23. I. T. V. News: BrewDog: A timeline of controversies as James Watt calls time as boss. In: STV News. 9. Mai 2024, abgerufen am 27. Juni 2024 (britisches Englisch).
  24. Peter Steinkirchner: Brewdog: Kultbrauer hat Ärger mit Ex-Mitarbeitern. In: Wirtschaftswoche. 10. Juni 2021, abgerufen am 27. Juni 2024.
  25. a b Severin Carrell, Severin Carrell Scotland editor: Lost Forest: why is BrewDog’s green scheme causing controversy? In: The Guardian. 5. März 2022, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 27. Juni 2024]).
  26. Ideenklau beim Bewerbungsgespräch: Keiner bekam den Job, doch die Konzepte wurden trotzdem umgesetzt. In: Stern. 16. Mai 2019, abgerufen am 27. Juni 2024.
  27. Taj Ali: Asian BrewDog Worker Sacked After Raising Concerns About EDL Presence. In: Tribune. 27. Juni 2024, abgerufen am 27. Juni 2024 (britisches Englisch).
  28. Marken gegen Fußball-WM: Warum Brewdog Deutschland gegen Katar demonstriert aber nicht die Spiele boykottiert. In: Horizont. 21. November 2022, abgerufen am 27. Juni 2024.
  29. Farhan Khan: Hopfen oder Heuchelei? ASA stellt Brewdogs CO2-negative Behauptung in Frage. In: SigmaEarth. 20. Februar 2024, abgerufen am 27. Juni 2024 (englisch, deutsch).
  30. Helena Horton, Helena Horton Environment reporter: Advertising watchdog censures BrewDog over beer climate claims. In: The Guardian. 21. Dezember 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 27. Juni 2024]).
  31. Jon Brady: BrewDog reveals HALF of saplings planted for its Lost Forest have died. In: Daily Mail. 16. April 2024, abgerufen am 27. Juni 2024.