Brummi-Mörder

Deutscher Serienmörder
Dies ist die gesichtete Version, die am 10. Oktober 2024 markiert wurde. Es existieren 2 ausstehende Änderungen, die noch gesichtet werden müssen.

Der Brummi-Mörder war ein Kriminalfall an Fernstraßen in Hessen und Nordrhein-Westfalen, bei dem ein Täter in der Zeit von 2003 bis 2006[1] vier Frauen vergewaltigte und drei davon tötete. Als dieser wurde Marco M. (* 1978 in Haiger[2]) ermittelt.

  • 15. November 2003 – Nicole U., genannt „Sammy“ (32 Jahre), Köln.[3] Die Prostituierte aus Oberhausen wurde mit halb bekleidetem Oberkörper in einem Gebüsch auf dem Gelände eines Baumarktes in Dormagen erwürgt aufgefunden.[4] Das Opfer wies zahlreiche Schnittverletzungen auf. Die Prostituierte arbeitete 33 Kilometer entfernt auf dem Straßenstrich am Kölner Militärring, wo sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch von ihrem Mörder angesprochen wurde.[5] Beim späteren Verhör kam heraus, dass Marco M. unmittelbar nach dem Mord Vater eines Sohnes wurde und diesen Tag als „einen der schönsten in seinem Leben“ beschrieb.
  • 19. Oktober 2004 – Asta J. (25 Jahre), Moers. Die litauische Prostituierte berichtete, sie sei von einem Mann gewürgt und beinahe mit dem Messer aufgeschlitzt worden. Die Tat ereignete sich an der Autobahn A 57 bei Moers. Sie überlebte den Angriff und machte der Polizei gegenüber die Aussage, dass der Angreifer auffällige Narben am Körper trug.[3]
  • 1. November 2005 – Aneta B. (31 Jahre), Dillenburg. Die entkleidete Leiche der Polin wurde an der Autobahn A 45 bei Siegen-Eisern aufgefunden.[3] Zuvor galt die Frau, die in einer Telefonzelle überwältigt wurde, über mehrere Tage als vermisst. Aneta B. wurde vermutlich in einem leer stehenden Haus in Haiger vom Täter mehrere Stunden lang missbraucht.
  • 8. Juli 2006 – Anna S. (18 Jahre), Kassel. Die Schülerin wurde auf ihrem Nachhauseweg überfallen und vom Täter erwürgt.[3] Es kam zu sexuellen Handlungen an der Leiche, die dann an einem Rastplatz an der Autobahn A 49 zwischen Kassel und Fritzlar abgelegt wurde. DNA-Spuren von Anna S. führten schließlich zur Ergreifung von Marco M. Nach kurzer Zeit legte er noch während des Polizeiverhöres ein umfassendes Geständnis ab.[6]

Marco M. wuchs mit zwei Schwestern im hessischen Haiger auf. Der Junge wird als typisches „Muttersöhnchen“ beschrieben, der mit dem Vater oft in Streit geriet. Er ging auf die Hauptschule und machte anschließend eine Lehre. Nach einer Anstellung bei der Bahn wurde er Fernfahrer bei einer Spedition. 2003 heiratete M. und wurde Vater eines Kindes.[1][7] Später wurde bekannt, dass das Paar Beziehungsprobleme hatte und Marco M. häufig Prostituierte aufsuchte. Außerdem soll es verstärkt zu finanziellen Problemen und Alkoholmissbrauch gekommen sein. Die beiden trennten sich. Am 30. August 2006 wurde Marco M. in Haiger von der Soko „Eisern“ im Haus seiner Eltern festgenommen.[8][9] Beim anschließenden Verhör legte der Täter ein vollständiges Geständnis ab. Außerdem wurde er vom überlebenden Opfer Asta J. identifiziert.[3]

Während der Gerichtsverhandlung vor dem Landgericht Limburg[1] wurde versucht, das Motiv zu eruieren. Bekannt war lediglich die Tatsache, dass es im gestörten Sexualleben[10] des Mörders zu suchen war. Den Ermittlern stellten sich außerdem die Fragen, warum die Morde in einem zeitlichen Abstand von etwa einem Jahr passiert waren, warum er teilweise vor dem Tod der Frauen und teilweise danach Geschlechtsverkehr mit den Frauen hatte und er die Opfer nach „Benutzen“ wegwarf wie einen Gegenstand. Nach der Zeugenaussage eines seiner Opfer, der Prostituierten Asta J., die am 19. Oktober 2004 von ihm auf dem Kölner Straßenstrich überfallen wurde, habe er sich ihr gegenüber verhalten „wie ein Tier“.[1] Marco M. soll kurz nach dem Einsteigen versucht haben, sie mit einem Strick zu erdrosseln.[1] Sie konnte entfliehen, wurde aber von dem körperlich überlegenen Mann wieder eingefangen und gefesselt in die Schlafkoje des LKWs gelegt. An einer Haltestelle bei Neukirchen kam es zur Vergewaltigung. Der Täter verletzte sie mit einem Messer, doch es gelang Asta J., sich in einem nah gelegenen Maisfeld zu verstecken. Als Marco M. dazu befragt wurde, antwortete er, „er wisse auch nicht, was über ihn gekommen sei“.[11] Gegenüber seinen Opfern zeigte er keinerlei Reue. Für ihn spielte es nach Meinung der Staatsanwaltschaft nur eine Rolle, einen Körper zur Verfügung zu haben, über den er verfügen konnte.[12]

Die Anklage lautet auf Mord (Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebs), Mordversuch, Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall[1]. Die Täterschaft wurde durch zahlreiche Indizien belegt.[13] An Messer und Handschuhen des Täters wurde die DNA der Opfer gefunden. Außerdem wären Schmuckstücke der ermordeten Frauen in seinem Besitz gewesen. Die Tatorte in der Nähe von Autobahnen brachten die Polizei relativ schnell darauf, dass es sich bei dem Täter höchstwahrscheinlich um einen Fernfahrer handeln musste. Die Sonderkommission Eisern durfte Informationen aus der Maut-Datenbank der Firma Toll Collect aus Datenschutzgründen nicht verwerten. Im Jahr 2007 ist Marco M. vom Landgericht Limburg zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden.[14] In der Urteilsbegründung wird der ausgeprägte Sexualtrieb des Täters und seine beispiellose Brutalität bei der Tatausübung angeführt. Taten, welche die Vorstellungskraft des Gerichtes sprengen würden. „Es ging ihm immer nur darum, den Körper der Frauen zu dominieren, tot oder lebendig. Ihr Aussehen war unerheblich, er war nicht nekrophil, er spürte auch beim Töten keine Befriedigung“,[15] hieß es in der Urteilsverkündung. Ein Gutachter bescheinigte ihm niedrige Intelligenz und mangelndes Einfühlungsvermögen, hielt ihn dennoch für voll schuldfähig, was großen Einfluss auf das Strafmaß hatte.[16] „Die Taten waren vorbereitet, er ging planmäßig vor und hat nichts dem Zufall überlassen“, stellte die Vorsitzende Richterin fest.[17]

Rezeption

Bearbeiten

Im Januar 2017 griff der WDR in der ersten Folge der Doku-Reihe WDR-Crime: Das Profil des Bösen den Fall auf und berichtete von den Ermittlungen.[18]

In der RTL-Sendung Anwälte der Toten wurde der Fall ebenfalls aufgegriffen.

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d e f Brummi-Mörder „Lass mich los, lass mich gehen“, Frankfurter Allgemeine, 16. April 2007
  2. Matthias Stolz: Serienmörder: Serienmörder. In: zeit.de. 31. August 2018, abgerufen am 27. Januar 2024.
  3. a b c d e Die „Brummi-Morde“ Vier Opfer in knapp drei Jahren, Frankfurter Allgemeine, 16. April 2007
  4. Chris Stoffels: Dormagen: Prostituierten-Mord aufgeklärt. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  5. Marc Pesch Aus Limburg: Dormagen: Die Motive bleiben im Dunkeln. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  6. Fernfahrer gesteht drei Morde. Kölner Stadtanzeiger, 15. April 2007
  7. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Brummi-Mörder-Prozess: „Ich habe mich bei ihm wohlgefühlt“ - SPIEGEL ONLINE - Panorama. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  8. Tobias Morchner und Tim Stinauer: Serienmörder in Hessen festgenommen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. (ksta.de [abgerufen am 27. Februar 2017]).
  9. Leberkäs bei Zimmermann, Herborner Tageblatt, 3. Mai 2013 (Memento des Originals vom 31. Januar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mittelhessen.de
  10. 23-jährige Prostituierte erzählt vom Sex mit dem "Brummi-Killer". Shortnews, 3. September 2006 (Memento vom 28. Februar 2017 im Internet Archive)
  11. Die perverse Lust des Serien-Killers Es sei irgendwie "über ihn gekommen", gesteht der Frauenmörder: Verhaftet: Lkw-Fahrer Marco M. (29) vergewaltigte und tötete drei Frauen. In: Berliner-Kurier.de. (berliner-kurier.de [abgerufen am 27. Februar 2017]).
  12. TOBIAS MORCHNER: Ein Mörder mit seltener Kaltblütigkeit. In: Kölner Stadt-Anzeiger. (ksta.de [abgerufen am 27. Februar 2017]).
  13. RP ONLINE: Offenbar aufgeklärt: Erdrückende Beweise gegen mutmaßlichen Serienmörder. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  14. WELT: Urteil: Lebenslange Haft für „Brummi-Mörder". 4. Juni 2007 (welt.de [abgerufen am 30. April 2019]).
  15. Für den Rest des Lebens ins Gefängnis, Westfalenpost, 4. Juni 2007
  16. Lebenslange Haft für „Brummi-Mörder“: Urteil - WELT. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  17. Drei Frauen getötet. Lebenslange Haft für "Brummi-Mörder". RP-Online, 4. Juni 2007
  18. WDR-Crime: Das Profil des Bösen. ARD, abgerufen am 27. Februar 2017.