Bruno Karl August Jung

deutscher Politiker, Oberbürgermeister in Göttingen

Bruno Karl August Jung (* 2. April 1886 in Essen; † 13. Dezember 1966 in Göttingen) war ein deutscher Politiker (DVP, NSDAP).

Der Sohn eines Lehrers besuchte das Burggymnasium in Essen und machte 1904 das Abitur. Gerade 18 Jahre alt geworden, begann er zunächst an der Universität in Leipzig und von 1906 bis 1908 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Rechtswissenschaften zu studieren.

Mit Beginn des Studiums trat Jung der Landsmannschaft Grimensia Leipzig bei.[1] Seine Referendarzeit absolvierte er in Essen, Steele und Hamm. 1909 promovierte er dann in Erlangen.

1913 wurde Jung Stadtassessor und 1918 Landesrat der Provinzialverwaltung von Westfalen. Am 26. Oktober 1932 ernannte ihn die Universität Göttingen zum Honorarprofessor. Ab dem 1. Mai 1926 war er Oberbürgermeister von Göttingen und blieb es bis zum Ablauf seiner regulären Amtszeit am 30. April 1938. Anschließend wurde er Dezernent für Fürsorgewesen in Hannover. Von November 1929 bis 1932 gehörte er für die DVP dem Provinziallandtag der Provinz Hannover an.

Am 20. Dezember 1937 beantragte Jung die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai 1937 aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.898.716).[2] Zwischen 1940 und 1941 hatte er eine Stelle als Justitiar bei dem seit Ende der 1920er Jahre rechtsnationalistisch akzentuierten Stalling-Verlag in Oldenburg inne. Zur Zeit des Nationalsozialismus gab dieser Verlag Werke von Autoren aus dem NS-Führungskreis heraus, wie zum Beispiel Joseph Goebbels und Reichsinnenminister Wilhelm Frick. Bruno Jung und Verleger Heinrich Stalling waren durch eine persönliche Freundschaft verbunden.

Auf diese Tätigkeit folgte ein Posten als Landrat in Esch-sur-Alzette von Oktober 1941 bis Juni 1944.[3] Dort zeichnete Jung als Vertreter der Zivilverwaltung auf Kreisebene verantwortlich für die völkerrechtswidrige Zwangsrekrutierung junger Luxemburger Männer in die Wehrmacht und Zwangsdienst für junge Luxemburgerinnen im Deutschen Reich. Die amtliche "Bekanntmachung über die Erfassung der Jahrgänge 1920–1924 zum Wehrdienst im Kreise Esch-Alzig", veröffentlicht im Escher Tageblatt vom 8. September 1942, schließt mit der Strafandrohung:

„Wer seiner Meldepflicht nicht, oder nicht pünktlich nachkommt, wird unnachsichtlich (sic) bestraft. Er hat schwerste Strafe zu gewärtigen.
Esch-Alzig, den 3. September 1942.
Der Landrat des Kreises Esch-Alzig
M.d.V.b.
gez. Dr. Jung“

Die Amtliche Bekanntmachung zur Erfassung der weiblichen Jugendlichen des Jahrgangs 1925, veröffentlicht am 17. Mai 1943 ebenfalls im Escher Tageblatt, schließt mit derselben Strafandrohung.

Gegen die Einführung der Zwangsrekrutierung in die Wehrmacht 1942 streikten landesweit Arbeiter großer Fabriken. Das Naziregime reagierte mit äußerster Brutalität. 20 Streikende wurden im Wald beim KZ Hinzert erschossen, der deutschstämmige Hans Adam, Mitglied der Widerstandsgruppe Alweraje, am 11. September 1942 in Köln durch das Fallbeil enthauptet. 125 Verhaftete wurden der Gestapo überstellt und in Konzentrationslager gebracht.[4] Das Ereignis erlangte auch im Ausland große Beachtung.
An die Opfer der auf den Streik folgenden Repression wird in Luxemburg am 31. August, dem „Streikgedenktag“, erinnert.[5]

Von Juni 1944 bis zum 28. Februar 1945 war Bruno Jung stellvertretender Landrat in Zell.

Bruno Jungs Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Göttingen.

Ehrungen

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Seit dem 2. April 1961 war Jung Ehrenbürger von Göttingen. Der Bruno-Jung-Weg in Göttingen wurde am 9. Oktober 1970 nach ihm benannt. 2016 wurde diese Straßenbenennung auf Grundlage eines Beschlusses des Göttinger Stadtrats[6] rückgängig gemacht und in Lou-Andreas-Salomé-Weg geändert.

 
Selbsthilfe oder Untergang 1931

Schriften

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  • Beiträge zur sozialen Fürsorge. Hrsg. im Auftrage des Westfälischen Provinzialverbandes von Bruno Jung und Heinrich Weber. 8 Bände. Aschendorff, Münster 1925–1927.
  • mit Jens Jessen: Selbsthilfe oder Untergang: Eine Schicksalsfrage für die deutsche Nation. Stalling, Oldenburg 1931.

Literatur

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  • Essener Köpfe – wer war was? Verlag Richard Bracht, Essen 1985, ISBN 3-87034-037-1.
  • Beatrix Herlemann, Helga Schatz: Biographisches Lexikon niedersächsischer Parlamentarier, 1919–1945. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2004, S. 176/177.
  • Ernst Böhme: Bruno Jung, Oberbürgermeister der Stadt Göttingen von 1926 bis 1938, ein un-williger Vollstrecker? In: Göttinger Jahrbuch. 54, 2006, S. 137–145.
  • Alfons Friderichs (Hrsg.): Jung, Prof. Dr. Bruno, enthalten in Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-084-3, S. 169.
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Einzelnachweise

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  1. Berthold Ohm und Alfred Philipp (Hrsg.): Anschriftenverzeichnis der Alten Herren der Deutschen Landsmannschaft. Teil 1. Hamburg 1932, S. 170.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/18621121
  3. Siehe hierzu: Massard, J.A., 2018. Esch: Als die Hakenkreuz-Fahne auf dem Rathaus wehte (III). Der Kreis, der Kreisleiter, die Landräte. Tageblatt, 10. Dezember 2018, Nr. 287, S. 4–5.
    Massard, J.A., 2018. Als die Hakenkreuz-Fahne auf dem Escher Rathaus wehte. Erweiterte Online-Version einer im Tageblatt publizierten dreiteiligen Artikel-Serie (November – Dezember 2018).
  4. Kapitel Der Streik 1942 und seine Folgen des Katalogs zur Ausstellung Gestapo-Terror in Luxemburg - Verwaltung, Überwachung, Unterdrückung (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive) Musée national de la Résistance, Esch-sur-Alzette, 17. Oktober 2015–8. Mai 2016, ISBN 978-2-87967-209-0.
  5. Facebook-Seite der Luxemburger Initiative für eine Hans-Adam-Straße, letzter Zugriff: 24. September 2016.
  6. Beschlussvorlage Umbenennung des Bruno-Jung-Wegs., auf ratsinfo.goettingen.de, 15. April 2016, abgerufen am 18. November 2023.