Buchdruckerei und Verlagsanstalt E. A. H. Meister

ehemalige Buchdruckerei und Verlag in Hannover

Die Buchdruckerei und Verlagsanstalt E. A. H. Meister & Co. in Hannover war eine Anfang des 20. Jahrhunderts im Eigentum der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) befindliche Buchdruckerei mit angeschlossenem Verlag.[1] Inhaber des Unternehmens, in dem unter anderem die Zeitung Volkswille produziert wurde, waren zeitweilig die SPD-Politiker August Brey, Robert Leinert und Christian Schrader. Standort des für die Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie sowie zum Verständnis der Machtergreifung und gewaltsamen Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten bedeutenden Medien-Unternehmens war die seinerzeitige Nikolaistraße 7.[2] Im ehemaligen Gewerkschaftshaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), dem später Tiedthof genannten Gebäudekomplexes unter der geänderten Adresse Goseriede 4[3] fanden sich Druckerei und Verlag im Erd- und 1. Obergeschoss des Mittelgebäudes, in den Kellerräumen zudem große Papierlager und – Badeeinrichtungen.[1]

Gedenkveranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes vor dem Tiedthof am 1. April 2014 „zum 81. Jahrestag der Besetzung des hannoverschen Gewerkschaftshauses“ – und der Zerschlagung der Buchdruckerei und Verlagsanstalt E. A. H. Meister & Co. und ihrer Medien

Geschichte

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Flugblatt zur Arbeitslosen-Versammlung am 28. Januar 1914 im Ballhof und im Nordstädter Gesellschaftshaus vom Sozialdemokratischen Wahlverein, 8. hannoverscher Wahlkreis, und dem Gewerkschaftskartell Hannover-Linden;
(Seite 4); Verlag von Adolf Harms, Druck von E. A. H. Meister & Co.
 
Blick auf eines der Quergebäude in den Innenhöfen des später so benannten Tiedthofes
 
Aufstellung zur Wiedererrichtung des Gedenksteines vor dem ehemaligen Gewerkschaftshauses im August 2014, von links: Tom Seibert (Regionssekretär), Reiner Eifler (Regionsgeschäftsführer) sowie Steffen Holz (Regionssekretär)

Das Unternehmen war in dem 1909 bis 1910 von dem Architekten Rudolf Schröder errichteten Gebäudekomplex errichtet worden.[3] Der „Große Setzersaal“ war 13 Meter breit und hatte eine Länge von 20 Metern. Durch die vier Meter hohen Wände erleuchtete das Tageslicht von zwei Seiten durch zehn große Sprossenfenster die Arbeitsstätte. In dem ansonsten weiß gefliesten Raum dienten mehr als 100 Setzregale mit mehr als 1000 Schriftkästen der Herstellung der Zeitung Volkswille und deren fünf Beilagen, aber auch Schriften wie Der Proletarier. Organ des Verbandes der Fabrikarbeiter Deutschlands und anderen Zeitungen und Zeitschriften.[1]

Nachdem sich bereits in den 1920er Jahren eine NSDAP-Ortsgruppe Hannover gebildet hatte und deren Vorstand Felix Kopprasch Anfang 1928 mit seinem Flugblatt „Saison-Ausverkauf“ gegen die angeblichen jüdischen „[…] Warenhauspolypen und Konsumvereinsschmarotzerhetzte,[4][5] widersetzte sich etwa der Hannoversche Konsumverein der Verleumdung um 1930 mit einer umfangreichen Gegendarstellung – auf einem etwa DIN-A3 großen Plakat, gedruckt bei E. A. H. Meister & Co.[6]

Doch rund drei Jahre später und nur wenige Wochen nach der Machtergreifung wurde der gesamte Bau-Komplex am 1. April 1933 als erstes Gewerkschaftshaus in Deutschland von den Nationalsozialisten gewaltsam besetzt[3] – das Ende der Buchdruckerei und Verlagsanstalt E. A. H. Meister & Co.[1]

Werke (Auswahl)

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  • Deine Zeitung. Kurz-Dokumentarfilm. Buchdruckerei und Verlagsanstalt E.A.H. Meister & Co., Verlag des Volkswillen, Hannover 1930.[7]

Schriften (Auswahl)

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  • Heinrich Schneider: Berufsorganisationen oder Industrie-Verbände? Herausgegeben vom Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands. Buchdruckerei und Verlagsanstalt E.A.H. Meister & Ko., Hannover 1912.
  • Festschrift zur Erinnerung an die Gründung und den 40-jährigen Kampf des Verbandes der Fabrikarbeiter Deutschlands. 1930.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Klaus Mertsching: Die organisierte hannoversche Arbeiterschaft bekommt eine Heimstätte, in ders.: Die Besetzung des Gewerkschaftshauses in Hannover. 1. April 1933, mit zahlreichen Abdrucken historischer Dokumente und Fotografien aus der Sammlung Projekt Arbeiterbewegung in Hannover, von dem Fotografen Walter Ballhause sowie dem Archiv DGB Bezirk NBS, Hrsg. von der DGB-Region Niedersachsen-Mitte, mit einem Grußwort von Sebastian Wertmüller und einer Einleitung von Michael Buckmiller, überarbeiteter Nachdruck der Ausgabe von 1983, Hannover: Offizin-Verlag, 2008, ISBN 978-3-930345-63-2, S. 21–25; hier vor allem S. 23; herunterladbar als PDF-Dokument
  2. Anke Dietzler: Hannover 1933. Eine Großstadt wird nationalsozialistisch, Beiträge zur gleichnamigen Sonder-Ausstellung 1982 im Historischen Museum am Hohen Ufer, hrsg. vom Historischen Museum am Hohen Ufer, Hannover: Historisches Museum am Hohen Ufer, 1981, S. 158; Vorschau über Google-Bücher
  3. a b c Helmut Knocke: Gewerkschaftshaus des ADGB. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 221.
  4. Hans-Michael Krüger (Verantw.), N.N. (Text): Gebrüder Eduard und Albert Wolff (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive) auf der Seite lebensraum-linden.de in der Version vom 6. März 2016
  5. NSDAP-Flugblätter „Saison-Ausverkauf“ und Beschluss, Druck und Verlag Felix Kopprasch, Hannover, Januar 1928, Vorlage: Niedersächsisches Landesarchiv (Standort Hannover), Signatur Hann. 171 Hannover Nr. 28, Digitalisat auf der Seite lebensraum-linden.de in der Version vom 6. März 2016
  6. Kampf gegen die Konsumvereine!, Druckschrift im Archiv der sozialen Demokratie, verkleinertes Digitalisat und Abschrift über HOPE – Heritage of the People’s Europe auf europeana.eu
  7. Vergleiche die Angaben auf der Seite filmportal.de.

Koordinaten: 52° 22′ 38,6″ N, 9° 43′ 59,8″ O