Bundesbeirat für Integration
Der Bundesbeirat für Integration war ein Gremium zur Unterstützung und Beratung des bzw. der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration bei der Erfüllung seiner bzw. ihrer Aufgaben. Vorsitzende war Staatsministerin Maria Böhmer, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung.
Einrichtung
BearbeitenVor dem dritten Integrationsgipfel der Bundesregierung im November 2008 kritisierten 17 Migrantenverbände die bisherige Umsetzung des Nationalen Integrationsplans und forderten die Einrichtung eines Bundesbeirats für Integration.[1][2] Der Verein Türkische Gemeinde in Deutschland hatte den Bundesbeirat gefordert und darauf verwiesen, dass ein solcher Beirat bereits beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) existierte und bei der letzten Reform des Zuwanderungsgesetzes aufgelöst worden war.[3] Die Forderung, einen Bundesbeirat für Integration einzurichten, wies Böhmer im Oktober 2008 noch zurück.[4] Im schwarz-gelben Koalitionsvertrag von 2009 wurde die Einrichtung eines „Bundesbeirates für Integration“ vereinbart. Wie dieser Bundesbeirat besetzt wird, blieb im Vertrag allerdings unklar.[5]
Der schließlich im Januar 2011 errichtete Beirat erhielt eine eigene Geschäftsstelle unter dem Dach des Bundeskanzleramtes im Arbeitsstab der Integrationsbeauftragten mit einem Etat von 260.000 Euro.[6]
Mitglieder und Beschlussfassung
BearbeitenDer Beirat bestand aus 32 berufenen Mitgliedern, darunter 10 aus Migrantenselbstorganisationen[7]:
- Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände, BAGIV e.V.
- Türkische Gemeinde in Deutschland e.V.
- Intercomites (italienische Migranten und Migrantinnen)
- Verband Griechischer Gemeinden in der BRD e.V.
- Bund der spanischen Elternvereine in Deutschland e.V.
- Kroatischer Weltkongress in Deutschland e.V.
- Zentralrat der Serben in Deutschland e.V.
- Club Dialog e.V. (russischsprachige Migranten und Migrantinnen)
- Bundesverband Deutsch-arabischer Vereine
- Landesnetzwerk der Migrantenselbstorganisationen Sachsen-Anhalt
Dem Beirat gehörten auch Vertreter bzw. Vertreterinnen der kommunalen Spitzenverbände, von Stiftungen, der Bundesagentur für Arbeit, der Arbeitgeber und Gewerkschaften, des Sports, der Freien Wohlfahrtspflege sowie der Kirchen und Religionsgemeinschaften an. Außerdem sollten Wissenschaft und Forschung vertreten sein, während auch einzelne Persönlichkeiten berufen werden konnten. Einen ständigen Gaststatus hatten der oder die Vorsitzende des Innenausschusses des Deutschen Bundestages, der oder die Vorsitzende der Integrationsministerkonferenz sowie ein Vertreter beziehungsweise eine Vertreterin des Bundesinnenministeriums.
Der Beirat fasste seine Beschlüsse mit Zweidrittelmehrheit der anwesenden Mitglieder. Offizielle Verlautbarungen des Beirats erfolgten durch die Vorsitzende.
Kritik
BearbeitenWährend vom Deutschen Kulturrat das Fehlen von Kulturverbänden im Bundesbeirat bedauert wurde[8], bemängelten Kenan Kolat, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, der Grünen-Politiker Memet Kilic und die linke Politikerin Sevim Dagdelen, dass der Beirat lediglich die Arbeit der Integrationsbeauftragten unterstützen solle, die ja selbst keinerlei Entscheidungskompetenzen besitze[9]. Der Landesintegrationsrat Nordrhein-Westfalens kritisierte, dass sich unter den zehn Migrantenvertretern kein Mitglied aus den gewählten Integrations- und Ausländerbeiräten oder deren Bundes- und Landesverbänden wiederfand.[10]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ferda Ataman: „Ernüchternde Bilanz: Migranten kritisieren Umsetzung des Integrationsplans“, Spiegel Online, 29. Oktober 2008.
- ↑ Erklärung zum Nationalen Integrationsplan – Zwischenbilanz (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Website der Türkischen Gemeinde in Deutschland 28. Oktober 2008
- ↑ Integration nach Plan? – Das erste Jahr ( vom 8. November 2011 im Internet Archive) (PDF; 135 kB) Eren Ünsal, Bundesgeschäftsführerin der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Migration & Bevölkerung, Juni 2008.
- ↑ Böhmer weist Kritik von Migrantenverbänden an Umsetzung des Nationalen Integrationsplanes zurück ( vom 22. Oktober 2013 im Internet Archive) Pressemitteilung der Bundesregierung, 27. Oktober 2008
- ↑ Türkische Gemeinde lobt und tadelt Schwarz-Gelb – TGD entwirft „Willkommensbrief“ für Migranten ( des vom 30. Oktober 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Alexander Wragge, euractiv.de vom 27. Oktober 2009
- ↑ Maria Böhmer will Integration „Schubkraft verleihen“ WELT ONLINE, 13. Januar 2011
- ↑ Böhmer: „Unser Dialogprinzip hat sich bewährt“ ( vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) Pressemitteilung der Bundesregierung, 13. Januar 2011
- ↑ Zimmermann: Kulturloser Bundesbeirat für Integration ist tief bedauerlich PM des KIZ 14. Januar 2011
- ↑ Böhmer schafft “Bundesbeirat für Integration” ohne Befugnisse MIGAZIN, 14. Januar 2011
- ↑ Staatsministerin Böhmer richtet „Bundesbeirat für Integration‘‘ ein – ohne die demokratisch legitimierten Vertreter/innen der Migranten ( vom 13. März 2011 im Internet Archive) (PDF; 26 kB) Pressemitteilung Landesintegrationsrat NRW vom 13. Januar 2011